Für ein Experiment von Professor Jens Krause von der Leeds University sollten Freiwillige in einer großen leeren Halle hin und her laufen, wie sie wollten, jedoch ohne mit einem Anderen zu sprechen.
Ein paar Auserwählte bekamen Anweisungen von den Forschern, welche Wege sie in dieser Halle gehen sollten; auch sie durften mit niemandem sprechen.
Nach einigen Minuten folgten sämtliche Teilnehmer blind den Wenigen, die so aussahen als wüssten sie, wohin sie gingen. Die fünf Prozent der „Informierten“, wie die Wissenschaftler sie nannten, beeinflussten die Richtung der restlichen 95% – ohne, dass diesen es bewusst war, dass sie geführt wurden und nur hinterherliefen.
Dabei wäre jeder andere Weg genauso gut gewesen, oder vielleicht hätte man den Anweisungen zum Trotz sogar einfach mal stehen bleiben können.
Das lässt sich auf alles übertragen.
Der Mensch ist ein Herdentier. Er tut, was die anderen tun. Er folgt der Masse. Egal, wie sinnlos ihre Wege und Regeln sind.
P.S.: Das klingt deprimierend, ist es auch irgendwie, aber hoffnungslos ist es nicht: Wir alle können innehalten und hinterfragen, ob wir gerade wirklich tun, was wir für richtig halten … wir können auf unser Herz hören und unseren eigenen Weg gehen.
P.P.S.: Siehe auch: Wie die Welt funktioniert (in 10 Sätzen).
Das Erschreckende – so funktioniert unsere Gesellschaft und auch die Demokratie.
Wir lassen uns führen, folgen dem falschen Weg in unsere Unzufriedenheit.
Einer von tausend vielleicht der seinen Weg noch geht.
Ein Zitat von Johan Wolfgang von Goethe
Sobald du dir vertraust so bald weist du zu leben
Sich selbst trauen den eigenen Weg zu wählen. Es ist ein anderes Leben, es ist ein erfülltes und meist zufriedenes Leben.
Hey Knut,
ganz so pessimistisch sehe ich das nicht, nach meinem Empfinden wächst die Zahl derer, die sich wieder mehr auf ihren eigenen Weg begehen, doch spürbar an.
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
ich bin optimistischer als es das Experiment zulässt und Du halt optimistischer als ich.
Abi Sport Abschlussprüfung 3000m vor über 30 Jahren – ich laufe eine Runde anders herum – ich vergesse nie die vielen lächelnden Gesichter derer, denen das laufen nicht so leicht viel, als sie mir entgegen kahmen (passt zu gut zum Experiment).
Liebe Grüße Knut
Auch Hitler wusste das zu nutzen.
grundsätzlich finde ich das nicht so schrecklich. herdentier sein bedeutet auch, dass man hohe soziale fähigkeiten hat. die natur hat sich dabei auch etwas gedacht. es vereinfacht auch vieles. herdentier sein bedeutet auch schutz und dass nicht jeder das rad neu erfinden muss. wenn einer/ein paar führen und ein paar folgen, hat nicht jeder massig arbeit, sich um „den weg“ zu kümmern. es macht auch „frei“ für andere aufgaben usw.
also man sollte – finde ich – da schon beide seiten sehen!
ob man sich von den heutigen normen der gesellschaft so mitreißen lassen sollte *hmm* muss jeder selbst entscheiden. und natürlich ist blind nachlaufen nicht immer wirklich gut. heute muss man sehr darauf schauen, WEM man nachläuft. nachlaufen grundsätzlich finde ich nicht tragisch.
innehalten und über den weg nachdenken, kann keinesfalls schaden!
Hey Lisi,
Danke für Deinen Kommentar, stimmt, das hat auch viel Gutes – und der Mensch ist trotz allem wohl das empathischste Tier, dass es gibt, Affen zum Beispiel scheren sich angeblich deutlich weniger darum, wie es dem Rest der Horde gibt (hab ich neulich in einer Doku gehört). Die Empathie, die komplexe Fähigkeit zusammenzuleben, hat den Menschen an die Spitze gebracht (an der er natürlich auch viel Mist baut).
Liebe Grüße Tim
„ohne, dass diesen es *bewusst* war“
…
Der Name Jens Krause taucht auch bei Experimenten mit Fischen auf. Da ging es darum ob es ein Roboter-Fisch schafft den Schwarm in eine andere Richtung zu bewegen. Bei einem hat das wohl noch nicht geklappt, aber bei 3 oder 4 dann schon.
Einfach mal nach Stichworten wie „Roboterfisch Schwarm Experiment“ im Netz suchen.
Das ist, denke ich, auch menschlichste Psychologie: Mit der Masse gehen. Herdentrieb. Da gibt es auch Experimente bei denen eine Gruppe Leute vor eine Aufgabe gesetzt wird, sagen wir 5 Menschen. Vier davon sind eingeweiht und geben mit Absicht eine falsche Lösung an und versuchen den einen dann davon zu überzeugen das er falsch liegt. Und, oh Wunder, er stimmt in den Gesang der anderen mit ein 🙂 Ein weiterer Grund ist dann eben noch, weil man ja nicht gegen die eigene Gruppe arbeiten will. Also läuft man halt mit.
Oder man nehme mal „Produktbewertungen“. In einer Schulung wurden Verkäufern mal folgendes erklärt: „Sie haben 2 Produkte. Eines läuft super und das andere so gut wie gar nicht. Welches Produkt platzieren sie so, dass möglichst viele Kunden im Laden es sehen?“. Die meisten sagten: „Das schlechte. Weil das gute läuft ja eh.“
Der Schulungsleiter meinte dann: „Falsch. Sie nehmen das Produkt das gut läuft! Und zwar gerade WEIL es so gut läuft. Sie werden davon mehr verkaufen.“
Unterschätze niemals die Trickkiste eines guten Manipulators 🙂
„Herdentrieb“ muss nicht unbedingt schlecht sein! Eine Gemeinschaft bietet ja auch eine gewisse Sicherheit.
Also man darf die „Macht der Masse“ echt nicht unterschätzen. Selbst wenn man sehr bewusst und achtsam durch das Leben läuft; Psyche wie Gedanken laufen teilweise sehr, sehr subtil ab.
Wie war das noch? Wer berührt wird tut einem eher ein Gefallen? Wenn du jemanden auf der Straße nach Kleingeld bittest, frage zuerst nach der Uhrzeit 🙂 Diese kurze „Kennenlern-Phase“ reicht, das Leute viel eher ihre Münzen rausrücken 😉
Deswegen sagen auch geistige Lehrer immer wieder, dass mit entsprechendem Bewusstsein auch sehr viel Macht daherkommt. Die kann ich „für“ oder „gegen“ etwas nutzen. In der Dualität hat halt immer alles seine zwei Seiten. Nehm ich das Messer jetzt zum Brötchen schmieren oder stech‘ ich damit einen unbequemen Mensch ab?
Und wie war das noch? Am besten lassen sich die Manipulieren die nicht wissen dass sie manipuliert werden. Also daher: Augen und Herz auf 🙂
Es ist schwer von „bösen Menschen“ zu sprechen, denn jede Gruppe hält sich ja selber für die Guten. „Böse“ sind die anderen. Zwei sehr gefährliche Begriffe.
Ah hier: „Das Konformitätsexperiment von Asch, 1951 von Solomon Asch veröffentlicht, ist eine Studienreihe, die zeigte, wie Gruppenzwang eine Person so zu beeinflussen vermag, dass sie eine offensichtlich falsche Aussage als richtig bewertet.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Konformit%C3%A4tsexperiment_von_Asch
Hi Firlefonz,
Dankeschön für Deinen sehr interessanten Kommentar. Wirklich cool, vor allem die Roboterfische, danke!
Liebe Grüße
Tim
Hey Tim,
das ist total interessant. Ich als kleiner Rebell habe ja jetzt eigene Experimente im Kopf, die ich bei Gelegenheit mal ausprobieren werde. 😀
Liebe Grüße,
Ronja
Wow, interessantes Experiment! Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es schon erschreckend, wie schnell sich der Mensch an die Umwelt bzw. an die Menschen um sich herum anzupassen versucht. Im Hinblick darauf, dass es sich bei Deinem Beispiel um ein Experiment handelt, spielt da auch die soziale Erwünschtheit eine große Rolle – man will ja alles richtig machen, vor allem wenn es sich um einen Beitrag zur Wissenschaft handelt. Und wenn sich da ein scheinbar passendes Bild ergibt, folgt man diesem. Denn wenn alle dasselbe machen – oder hier: denselben Weg gehen – kann es wohl nicht falsch sein. Ein typisches Beispiel von Verantwortungsabschiebung. Ich stimme Dir zu, dass es deprimierend klingen mag, denke aber, dass es doch auch viele Menschen gibt, die ihr eigenes Köpfchen einschalten und ihren eigenen Weg gehen 🙂
Liebe Grüße,
René Klampfer
Hey René,
ja, das stimmmt, dieses Richtig-machen-wollen für die wissenschaftlichen Zwecke kommt vielleicht noch als Sahnehäubchen dazu, grundsätzlich ist es aber so oder so der soziale Tod, den wir fürchten, und dessen Schmerz genau derselbe ist im Gehirn wie physischer Schmerz.
Liebe Grüße zurück
Tim