Teile diesen Beitrag "Du bist unausgeglichen? Hier ist der wahre Grund dafür"
Schnell aus der Ruhe zu bringen wie eine Wildschweinmutter, fahrig wie ein Junkie auf dem Trockenen, nervös wie ein Analphabet vorm großen öffentlichen Lesewettbewerb.
Unausgeglichen.
Der Grund:
Einfach nur zu viel Stress und zu wenig Erholung, zu viel Chef und zu wenig Bett?
Kann sein.
Es gibt aber noch eine andere Anwort.
Rumer Godden schreibt in seinem Buch „A House with Four Rooms“:
Einer alten Weisheit der Native American nach ist jeder Mensch ein Haus mit vier Räumen. Einem körperlichen, einem mentalen, einem emotionalen und einem spirituellen Raum. Die meisten von uns leben die meiste Zeit nur in einem dieser Räume. Doch solange wir nicht jeden Tag alle Räume besuchen – und sei es nur, um mal zu lüften – sind wir keine kompletten Menschen.
Leben wir nur in einem Raum, stehen wir, steht unser Leben auf nur einem Bein wie ein halbes Hähnchen. Nicht gerade ein fester, entspannter Stand … und was, wenn dieses Bein mal bricht?
Was, wenn es mal finster ist in unserem Lieblingsraum und der Rest des Hauses uns fremd ist und Angst macht, so leer wie er ist, mit all den Spinnweben und der modrigen Luft?
Was, wenn die Liebe auszieht, oder eine Krankheit einzieht, wenn die Karriere in den Keller geht oder der Glaube vom Dach springt?
Wir brauchen alle Räume und alle Räume brauchen uns. Immer. Und in Krisen ganz besonders. Nur als komplette Menschen halten wir Erdbeben aus, stürzt nicht alles ein. Irgendwie ist uns das klar. Ignorieren wir es jedoch zu lang, werden wir unruhig. Kleine und große Abweichungen von unseren Erwartungen werden bedrohlicher, wir geraten schneller ins Wanken.
Wenn Du unausgeglichen bist, sind daher gute Fragen:
In welchem der vier Räume bin ich meistens? Und wo sollte ich wenigstens mal wieder lüften?
Siehe auch Warum Du so erschöpft bist (der schmerzhafte wahre Grund), Warum Du so leidest und Warum Du so traurig bist.
Photo: Jay DeFehr
Hallo,
ich verstehe nicht ganz was der Unterschied zwischen dem mentalen und dem spirituellen Raum ist?
Kannst du es mir bitte erklären.
Hi Carolin,
„spirituell“ meint das Geistliche, die Praxis einer Religion oder Philosophie. Da geht es darum, uns mit etwas zu verbinden, das über uns selbst hinausgeht.
„Mental“ betrifft das Denken, zum Beispiel, dass unser Geist herausgefordert ist, wir dazulernen und unsere Kreativität einbringen können, aber auch die Arbeit an unseren Gedanken.
Liebe Grüße, Tim
Danke für die Erklärung,
für mich gehört beides irgendwie zusammen.
Wow! Dieser Beitrag regt wirklich zum Denken an! Wie gut kennen wir uns selbst eigentlich? Ich finde Deine Darstellung, dass wir auf einem Fuß stehen, wenn wir nur in einem einzigen Raum leben, super! Damit wir mit Leib uns Seele im Leben stehen und das Leben leben, bedarf es natürlich der Pflege aller Räume – daran sollten wir uns jeden Tag halten, ohne Ausnahme!
Tolle und inspirierende Worte!
Liebe Grüße,
René Klampfer
Hey Tim,
die Frage von Carolin stellte sich mir auch, danke für deine Erklärung.
Mein erster Gedanke war: Wenn ich irgendwas bin, dann ausgeglichen. Heißt das, dass ich in allen diesen Räumen herum spuke? Ich denke ich bin sehr, sehr viel im mentalen Raum unterwegs, dachte aber im ersten Moment, dass ich nie im spirituellen Raum bin. Jetzt denke ich, dass der nicht von den Emotionen zu trennen ist. Ich glaube an keine Religion, aber ich habe einen sehr starken Hang zur Gerechtigkeit. Ich finde es extrem wichtig denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können. Deshalb habe ich ja so lange im Tierheim gearbeitet und würde auch niemals Zuchttiere aufnehmen. Die Natur ist das eine, das größer ist, als die Menschen und was uns geschaffen hat.
Ich weiß nicht, ob das jetzt Spiritualität ist, oder nicht. Für mich ist es mehr ein ganz klares, logisches Wissen und eine Moral, die ich als normal empfinde und bei der es mich sehr erschreckt, dass sie andere offenbar nicht so setzen, wie ich.
Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Sinn macht die Aussage, auch wenn es nicht so klar zu trennen ist.
Das Problem ist nur, dass man dieses Problem, sollte es bestehen, kaum von dieser Seite aus angehen kann. Aber vielleicht hilft die Erkenntnis schon.
Liebe Grüße,
Ronja
Liebe Ronja, um spirituell zu sein musst Du nicht religiös sein. Lieben Gruß, Ellie
Immer wieder gut, daran erinnert zu werden, danke Tim. Du bist unermüdlich. Natürlich ist das Bild der Räume eine Metapher. Wer da von Raum zu Raum geht, ist unsere Bewusstheit, die wir in verschiedener Weise richten, also wir höchst selbst. Der Raum ist das, was wir beobachten. Und was wir beobachten, hält uns momentan nicht gefangen.
Gerade die Gedanken halten uns gefangen. Oft kennen wir gar nicht die Tür zum Spirituellen. Denn im spirituellen Raum sind keine Gedanken. Und Gedankenlosigkeit haben wir verlernt. Genauso wie den Gebrauch der Zirbeldrüse, die oft ziemlich geschrumpft ist, wie ein nicht verwendeter Muskel. So sagt Eckhardt Tolle, dass gerade dies DIE Krankheit unserer Zeit sei.
Doch auch den mentalen Raum beachten wir oft wenig, überlassen die Räume sich selbst. So trennen wir oft nicht die Emotion von dem Gedanken, den sie ruft, bzw. den Gedanken, der der Emotion weiter Energie gibt, damit sie weiter lebt.
Die Metapher mit den verschiedenen Räumen gefällt mir sehr gut. Ich denke es ist ein sehr brauchbares System, um sich in seinem Innenleben zu orientieren.
Hey Tim,
das Bild mit den vier Räumen ist klasse!
Lieber Gruß,
Philipp
Danke auch von mir. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich mir dieses Haus mit meinen vier fast leeren Räumen aufzeichnen und an den Kühlschrank hängen, um immer rechtzeitig an alle vier Räume erinnert zu werden. Lieben Gruß, Ellie
Ich finde das auch eine schöne Metapher. Für mich ist das intellektuelle Denken und die spirituelle Welt eines Menschen ziemlich unterschiedliche Dinge. Darum sollte jedes für sich gepflegt werden. Nur ist mir nicht klar, was es mit dem emotionalen Raum auf sich hat. Denn Emotionen hat man ja immer, man gibt sie ja nicht an der Garderobe ab. Auch Gefühllosigkeit oder Apathie sind Emotionen.
Eine schöne Metapher, die Sache mit den Räumen. Wer alle diese 4 Räume pflegt und gemütlich einrichtet, ist zu Hause angekommen.
LG
Das erinnert mich zuerst an die vier Ohren im Konzept von Schulz von Thun.
Fällt mir schwer zu glauben, daß das Konzept mit den vier Räumen indianischer Herkunft sein soll. Diese Einteilung ist, finde ich, typisch rational / zivilisiert.
Viel naturnäher finde ich dagegen das Konzept der Heiligen Schriften, das ZWEI „Ebenen“ beschreibt. Die werden konsequent durch Männer und Frauen dargestellt. Die Männer stehen für das auf die materielle Welt gerichtete Bewußtsein und die Frauen für das auf die innere / geistige / spirituelle Welt gerichtete Bewußtsein. Das sind die beiden wesentlichen Bewußtseins-Aspekte des Menschen. Siehe z.B. Adam und Lilith, Adam und Eva, Lot und sein Weib, usw.
Daß diese beiden Bewußtseins-Aspekte zunächst noch nicht gleichberechtigt zusammenwirken, aber dann irgendwann zusammenkommen, sich vereinigen, sollen, wird auch in den Heiligen Schriften dargestellt. Konkret in der Story „Die Hochzeit von Kanaan“. Bei dieser Hochzeit geschieht das „Wunder“, daß Wasser in Wein verwandelt wird. Das hat aber sehr wahrscheinlich real-materiell-historisch so nicht stattgefunden – denn dafür ist diese Geschichte zu sehr symbolisch.
Wasser ist Symbol für „irdisches Leben“, Wein hingegen ist Symbol für geistig-seelisches / spirituelles Leben. Und wenn nun das männliche sich mit dem weiblichen vereinigt, wird aus dem bis dahin irdisch-materiellen (grobstofflichen) Leben das primär feinstoffliche, geistig-seelische / spirituelle Leben.
Später kommt dann noch das Symbol „Blut“ hinzu – das symbolisiert EWIGES Leben.
Sehr passend und weiterführend finde ich hier die Weisheiten aus der Numerologie, in denen die 4 Räume auch angesprochen werden. Sie leiten aus dem Geburtsdatum einen Einfluss auf Konditionierung bzw. Unausgeglichenheit ab Geburt ab.
Ähnlich wie in der Astrologie. In manchen (Raum-)Aspekten fühlen wir uns aufgrund dieses Einflusses zu Hause (sie Sternzeichen). Zu anderen Aspekten wünschen wir uns mehr und so erschaffen wir uns mehr. Manche Aspekte sind gar nicht bewusst, obgleich wir vielleicht etwas vermissen.
Das Numerologische Pentagramm hat 10 Punkte, die jeweils Aspekten aus einem der 4 Räume zugeordnet sind, und auch Bereichen des Körpers zugeordnet sind. Letztere sind dann auch mehr oder weniger gut mit Energie versorgt, jenachdem wie gut der jeweilige Aspekt bereits mit der Geburt konditioniert ist.
Wie gesagt, ähnlich zu sehen wie Astrologie. Kann aber immer dazu anregen, sich zu beobachten. Und vielleicht auch manche Schwäche gelassener zu sehen.
Die Zahl vier finden wir auch bei Ken Wilber und seinen vier Linien der Entwicklung, die er neben einem Stufen-und Spiralmodell der Entwicklung betrachtet. In unserer Zeit leben wir hauptsächlich in drei Stufen, in denen wir die Dinge unterschiedlich sehen:
– das Leben nach Regeln und Gesetzen
– das Leben in der Rationalität
– das Leben in Empathie und Beziehungen
In den vier nachfolgenden Linien können wir demnach hauptsächlich in unterschiedlichen dieser Stufen angekommen sein:
– mentale Linie: was ist wahr?
– emotionale Linie: was ist schön?
– moralische Linie: was ist gut?
– spirituelle Linie: was ist sinnvoll?
Wie denke ich nun hauptsächlich in den verschiedenen Linien? Und sehe ich in manchen der vier Fragen überhaupt eine Bedeutung? Vielleicht können wir auch einmal zurückblicken, was uns früher von grösserer Bedeutung war und vielleicht können wir uns auch vorstellen, dass irgendwann wieder anderes grössere Bedeutung hat.