Teile diesen Beitrag "Bist Du süchtig nach Aktivität? Der 5-Minuten-Test"
Was machen, ich muss was machen, ich muss schauen, was passiert ist seit dem letzten Mal vor zwei Minuten, ich muss das machen und danach muss ich gleich was anderes machen, und nach der Arbeit mach ich am Feierabend noch mehr, beruflich oder privat, was macht das schon.
Wie Maschinen, wir Maschinen, der Schalter steht auf Tun, er klemmt, er geht nicht zurück, der Schalter klemmt und wir stecken fest im Tun, die Maschine darf nie zum Stillstand kommen, vielleicht bricht sie sonst zusammen, geht nie mehr an.
„Action Addiction“, die Sucht, immer etwas tun zu müssen, immer, immer.
Bis Du betroffen?
Hier ein Test, mit dem Du’s herausfinden kannst:
Setz Dich hin. Tue nichts. Für fünf Minuten. Steh nicht auf, spiel nicht an Deinem Handy rum und nicht an Dir. Benutze den Computer nicht, keinen Fernseher, Musik sollte auch nicht laufen.
Für Fortgeschrittene: Halte dabei Deine Hand auf der Maus oder Deine Finger auf dem Trackpad oder Smartphone-Bildschirm – ohne sie zu bewegen.
Hältst Du das fünf Minuten lang aus?
Wenn Du bestehst – Dich also nicht rührst, nichts tust: Glückwunsch, Du selten gewordenes Exemplar. Ich will ein Autogramm von Dir auf meiner Brust.
Wenn Du nicht bestehst – stürz Dich gleich wieder in die nächste Akivität … oder: geh der Sache auf den Grund.
Immer etwas tun zu müssen ist eine Sucht.
Und eine Flucht.
Wovor? Vor Dir selbst? Was beunruhigt Dich, was willst Du nicht aushalten?
Einsamkeit vielleicht, weil nur Du allein Du sein kannst, Dein Leben leben kannst und allein sterben wirst. Oder Wut, oder Verzweiflung. Oder die Angst, etwas würde in Dir lauern, etwas, das besser nicht aus dem Käfig sollte.
Was auch immer es ist, die Flucht wird ewig dauern, wenn Du nicht beginnst, Dich zu stellen.
Stellen, stehenbleiben, Du bleibst stehen und stellst Dich, stehst zu Dir, Du nimmst Dich wahr und sei’s nur fünf Minuten. Das ist der Weg in die Heilung, dann musst Du nicht mehr pausenlos rennen.
Siehe auch: Vom Zwang befreien, ständig aufs Handy zu schauen (in 5 Minuten) und Der einzige Unterschied zwischen reifen und unreifen Menschen.
Photo: Matthew G
ich kann das hervorragend (also nichtstun). aber obs mir deshalb besser geht? 😉
Hi lisi,
man könnte auch fragen: Ob’s Dir besser ginge, wenn Du etwas tun würdest?
Nichtstun kann eine ziemlich gute Basis dafür sein, dass es einem besser geht – weil man sich mit sich selbst auseinandersetzen kann, statt einfach nur zu rennen.
LG
Tim
ich habe nur in gesprächen und im beobachten mit/von anderen bemerkt, dass das wohl eine seltene „gabe“ ist… dieses nichtstun „aushzuhalten“ bzw zu können….
Hi Lisi,
nein, das ist keine Gabe – es lässt sich so wie alles andere im Leben üben. Ja, es ist zach, oft langweilig, aber es ist etwas, dass du lernen und üben kannst…
lg
Michael
Hey Tim,
sehe ich wie lisi: Ich kann ganz wunderbar stillhalten, nachdenken oder auch nicht.. ich bin einfach ein sehr ruhiger Mensch. Wobei ruhig ist vielleicht das falsche Wort, denn ich kann auch durchaus Action, es ist viel mehr Ausgeglichenheit.
Ich habe zB. auch ein echtes Problem Facebook aktuell zu halten. Mir ist das oft zu blöd wegen 3 Benachrichtigungen extra Facebook zu öffnen und dann so viel Käse zu sehen. 😀 („Ach das kann ich Morgen noch angucken..“) ^^
Das bringt mir vielleicht, dass ich nicht so getrieben bin und mehr Zeit habe um mich zu Entwickeln, aber einfach nur sinnlos nichts zu tun, bringt mich auch nicht weiter.
Liebe Grüße,
Ronja
Hi Ronja,
„einfach nur sinnlos nichts zu tun“ ist ja vielleicht gar nicht so sinnlos. Vielleicht ist das Sinnlose, dass alles immer einen (messbaren) Sinn haben muss.
Ich finde es gut, wenn man beides im Reportoire hat (hast Du ja) – vielen fehlt aber eines davon und bei den allermeisten ist es heute wahrscheinlich die Kunst des Nichtstuns.
LG Tim
Ein sehr schöner Artikel. Hinter Aktivität steckt wirklich oft einfach nur eine Flucht und wenn man sich genauer fragt, wovor man flieht erhält man auch eine Antwort – meist eine, die nicht einem nicht sehr gefällt.
Hi Oliver,
ja, es ist gewissermaßen unattraktiv, nichts zu tun, wenn man fürchtet, etwas Schlimmes würde dann passieren. Ist wie unters Bett zu schauen nach Monstern. Die Sache ist halt nur, dass das Monster irgendwann nachts kommt, wenn wir’s nicht sehen können und über uns herfällt, wenn wir es nur lange genug ignorieren.
LG
Tim
oke hab jetzt meine maus fünf miunten gehalten
ich glaube fast wir haben jetzt eine innerige beziehnung zu einander 😀
aber was mir danach aufgefallen ist, oder ich mich mehr gefragt habe
ist ob dieser test jetzt nicht mehr ein ansporn war dies zu wiederlegen
das ich nicht so bin, oder ob ich das worum es ging wirklich geschafft habe
denke im grunde könnte ich es schon, also begreiffe worum es ginge
aber ob leute die wirklich nach aktion süchtig sind es damit begreiffen wohl kaum
es ist aber sicher ein erster guter schritt, wenn man sieht das man es ned kann
Hallo Ueli,
alles klar, wann ziehstn bei mir ein?
Mit dem Ansporn, das ist ein guter Gedanke, der Test als weitere Möglichkeit zu performen. Ich glaub jetzt auch nicht, dass nach dem Text reihenweise Leute ihre Handys in den Müll und ihre Stressjobs gekündigt haben … aaaber: ich selbst erschrecke schon ein bisschen, wenn ich merke, dass ich gerade überhaupt nicht mehr anhalten kann, und aus dem Erschrecken kann man manchmal was machen, denke ich. Bzw. nichts machen.
LG
Tim
„We stopped checking for monsters under our bed when we realized they were inside us.“
Letztens irgendwo gelesen. Wie passend…
(Ich kann übrigens ’nichts‘ tun – und kenne mittlerweile meine Monster.)
Hi Knoxi,
oh, sehr schön. Das gefällt mir, Danke!
LG Tim
Hi Tim,
Wann darf ich denn vorbei kommen und auf deiner Brust unterschreiben?
Oder zählt es auch als nicht bestanden, wenn ich an etwas anderes denke?
Sehr guter Artikel übrigens, ist mir heute in der Ubahn aufgefallen wie gerne die Menschen am Smartphone nach oben wischen und sich Zeug reinziehen….
So, muss los, weiter laufen im Hamsterrad 😉
Hey Michael,
Danke! Also denken darf man, geht ja eh nicht anders.
Wegen Termin … schwierig, bin ja auch im Hamsterrad. 🙂
Liebe Grüße
Tim
Wenigstens an die richtigen Sachen denken wäre gut 😉
lg
Michael
lieber tim,
wie wärs denn mal mit einem zen einführungskurs. z.b. beim willigis jäger im benediktushof. kann ich nur empfehlen. hardcore sitzen – ist keine kuschelgruppe. und: mit weglaufen ist da nicht – da hocken nämlich noch ca 40 andere helden rum – die blöße gibt man sich dann doch nicht….. und: es kann schweinelangweilig werden.
sagt der eine mönch zum anderen: was, nur hier sitzen und nichts-tun – das ist alles? 🙂
ja, das ist ALLES.
*hihi* das klingt interessant! gibts dann noch einen teil 2 zur einführung oder beschränkt es sich wirklich „nur“ darauf (bestimmt eine herausforderung)? die zeitspanne fürs sitzen würde mich interessieren und worauf (boden, kissen, stuhl,…) – ich würde bei mir befürchten, dass ich schmerzen bekomme (ab 2 stunden sitzen wirds unangenehm)…
infos zu zen unter:
http://www.benediktushof-holzkirchen.de
Hallo Kalypso,
jaja, Zen oder auch Vipassana ist alles, nur kein Kuschelkurs… meine Erfahrung (die ich auf meiner Website auch kurz schildere) war zach, langweilig, körperlich und emotional schmerzvoll. Und trotzdem (oder gerade deswegen?) empfehle ich es einfach jedem. Warum? Weil es einfach genial gut ist!
Ist nicht unbedingt verständlich, wenn man es nie gemacht hat – aber jeder der es gemacht hat lächelt jetzt wahrscheinlich leise und nickt….
Hi Lisi,
im Vipassana (Details siehe meine Website) sitzt du effektiv über 10h am Tag, aber mit Pausen. Der längste Block ist 2h, aber du darfst dich natürlich jederzeit bewegen und deine Haltung anpassen. Du sitzt (zumindest bei Kursen in Österreich) auf einer relativ dicken Matte auf einem Kissen, wenn das gar nicht geht bekommst du auch etwas zum Anlehnen….
Wie oben gesagt -ich kann es empfehlen, denn nach den 10 Tagen Vipassana ist meditieren echt leiwand!
Alles liebe, Michael