Teile diesen Beitrag "Du fühlst Dich leer und unlebendig? Hier ist der wahre Grund"
Es gab eine Zeit, da spürte ich gar nichts mehr. Die Tage flach und fad, das Gefühl stumpf und taub; es war, als sei mein ganzes Leben von einer dicken Hornhaut überzogen.
Wenig Schmerz, aber auch wenig Freude.
Wenn Du Dich unlebendig fühlst, dann liegt es vielleicht daran, dass Du einen Schutzpanzer trägst. So wie ich damals. Ich wollte den Schmerz, die Einsamkeit, die Traurigkeit und Kränkung nicht zulassen, nicht länger. Also drückte ich diese „negativen“ Gefühle weg, wehrte sie ab … und mit ihnen all die positiven, meine gesamte Lebendigkeit.
Denn es ist so:
Du wirfst die ganze Medaille mit ihren zwei Seiten weg, musst ihre hässliche Seite nicht mehr sehen – aber auch ihre schöne landet damit im Müll.
Du verbietest Dir die Tränen, und das Weinen verstummt – aber auch das Lachen.
Du knipst das Licht aus, und der Schatten verschwindet – aber auch das Licht.
Der Schutzpanzer lässt nichts mehr durch, lässt nichts mehr zu, und um Dich wieder lebendiger zu fühlen, um wieder mehr Freude, Spannung, Begeisterung, Liebe, Abenteuer zu haben, wirst Du ihn ablegen müssen, wirst Du erleben müssen, was da kommt, denn das Eine gibt es nicht ohne das Andere.
Versuch‘s, im Kleinen, wenn das nächste Mal etwas in Dir aufsteigen will. Nimm es wahr, gib ihm etwas Raum, und sei es nur ein bisschen mehr als sonst. Und schau, was dann passiert.
Der Schmerz kann Dich nicht umbringen. Ihn zu unterdrücken bringt Dich aber um – und zwar ums Lebendigsein.
(Dass es das Eine nicht ohne das Andere gibt, heißt nicht, dass du für jedes gute Gefühl mit einem unangenehmen „bestraft“ wirst – die unangenehmen werden tendenziell schwächer wenn du sie zulässt, wann immer sie auftreten.)
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Photo: CIA DE FOTO
Moin Tim,
ich kenne das auch, was du beschreibst.
Allerdings in folgendem Zusammenhang:
Wenn einem zum Beispiel etwas schlimmes widerfährt, baut man diesen Panzer auf.
Ich hatte zum Beispiel diese Phase, wo ich auf keinen Fall mehr einen Hund haben wollte, nachdem mein erster gestorben war. Einfach, weil ich das nicht nochmal durchmachen wollte.
Nun haben wir aber wieder einen (Dank der Unnachgiebigkeit meiner Freundin) und ich bin sehr froh darüber, dass ich mich doch darauf eingelassen habe.
Die vielen guten Emotionen und Erlebnisse gleichen die wenigen negativen mehr als aus. (Ich hoffe, dass ich daran auch noch denke, wenn das Sterben wieder im Raum steht)
Auch in der Liebe ist das denke ich oft so. Dass Menschen zum Beispiel Nähe nicht mehr zulassen, weil sie einmal schwer verletzt wurden.
Liebe Grüße
Norman
Hi Norman,
das Beispiel mit den Haustieren finde ich sehr passend, das hab das an mir selbst auch so erfahren (das können vermutlich nur Leute verstehen, die selbst mal eins hatten, für andere wirkt das oft übertrieben).
Und das mit der Liebe sowieso. Dann suchen wir vielleicht immer wieder wechselnd Beziehungen, die uns die Verliebtheit am Anfang schenken, ohne dass wir uns zu sehr öffnen und verletzbar machen müssten. Dann verlassen wir den neuen Partner schnell, aus oft fadenscheinigen Gründen, und wundern uns, dass es mal wieder nicht geklappt hat.
LG
Tim
Hey Norman,
das mit den Haustieren kenne ich auch. Meine Eltern wollten auch keine Katze mehr, nachdem sie nach 17 Jahren gestorben war. Aber nach ein paar Monaten hatten sie doch wieder eine, weil einfach so eine gewisse Leere da war. Der Schmerz ist zwar verdammt kacke, aber dafür hat man doch in den 17 langen Jahren so unendlich viel gewonnen. Für so viel Freude nehme ich auch die (bei Tieren unvermeidbaren) paar Monate Schmerz in Kauf.
LG
Ich finde auch, dass man sich mit seinen Schatten beschäftigen sollte. Sie tragen über das Unterbewusstsein bei, wie man lebt und sich verhält.
Ich nehme immer gern die Symbolik von Yin und Yang zur Hand: Das Gute existiert in Koexistenz mit dem Schlechten. Beide können ohne das Andere nicht und tragen aber auch schon den Keim des jeweiligen Gegenteils in sich. Um allerdings Zugriff zur Einheit zu haben, ist die Auseinandersetzung mit beiden Seiten interessant.
Hey Sascha,
kennst Du eine gute Übung zur Schattenarbeit?
Und was rätst Du denen, die aktuell einfach eine zu große Angst haben, sich dem „Schlechten“ zu stellen?
LG
Tim
Ich denke den Wenigsten sind ihre tiefsitzenden Schatten wirklich im vollem Ausmaß bewusst. Dazu zähle ich mich auch ;-).
Außerdem kann die menschliche Psyche ernsthafte Traumata komplett in sich verstecken. Für solche Fälle ist dann sicher professionelle psychologische Arbeit wertvoll.
Für mich sind die eigenen Emotionen und Gefühle ausschlaggebende Hinweise. Sie helfen mir meine persönliche Stimmung einzuschätzen. Wenn man an diesem Punkt ernsthaft weitergräbt, kann man Schatten entdecken und an ihnen arbeiten. Jeder kann gleichzeitig so die Stärke und Geschwindigkeit zur Schattenaufdeckung sowie -lösung selber bestimmen.
Beispiel: Man regt sich ständig über die exzessive und unbeschwerte Art von jemanden auf. Die Gefühle kochen richtig hoch, wenn man diese Person nur sieht. Die Person tut aber im Grunde keiner Fliege was zu Leide. Also, worüber regt man sich auf? Kann es vielleicht sein, dass ich auf diese Lebensart neidisch bin? Will ich mich vielleicht auch mal so daneben benehmen, einfach aus mir rauskommen und so sorgenfrei leben wie diese Person? Warum kann ich das nicht? Was steckt dahinter?
Grüße, Sascha
Was heißt das denn nun, Sascha? Wieso soll das Gute nicht können ohne das Schlechte? Und was bedeutet „können“? Ich vermisse das Schlechte jedenfalls nicht. Wenn es Gutes gibt, dann gibt es auch Weniger Gutes auf der Skala der Wertung. Aber das ergibt sich aus der Definition des Wortes.
Hi Richard,
über Yin und Yang wollte ich schon etwas weiter in das Thema einsteigen. Mit „nicht ohne einander können“ meine ich „nicht existieren“. Trauer und Freude bedingen sich einander. Um das klarer darzustellen nehme ich mal das Polaritätsgesetz zur Hand: „Der Mensch ist nur in der Lage, die Welt innerhalb von Gegensätzen zu erfahren.“ Wenn Freude nicht den Gegensatz Trauer hätte, könnte man Freude überhaupt nicht identifizieren. Der Geist könnte es sich nicht vorstellen.
Polaritäten sind überall: Einatmen und Ausatmen, Schlaf und Wachzustand…Jetzt kommt das Paradoxe: Um den einen Zustand zu erfahren, musst du erst das andere Gegenteil erreicht haben. Es ist wie eine Schwingung zwischen zwei Extremen. Deswegen gehört Trauer genauso zum Leben wie Freude.
Die Kunst besteht meiner Meinung nach genau darin, diese Tatsache akzeptieren zu können und trotzdem zufrieden sowie glücklich zu sein. Es ist ein großes Ganzes was alles beinhaltet. Ich habe immer die Zuversicht, dass auf schlechte Zeiten auch wieder Gute folgen. Auch ärgere ich mich nicht lange über “negative“ Situationen. Sie gehören für mich dazu und bieten ebenfalls wie positive Situationen Entwicklungsmöglichkeiten.
Grüße, Sascha
Ja Sascha, darin liegt eben der Denkfehler. Natürlich kannst du Yin und Yang überall hinein definieren, dieses Modell irgendwie verwenden. Doch gibt es ja wohl schon einen Unterschied, ob ich von einem männlich / weiblich Prinzip spreche oder von einem Merkmal, das ich auf einer Skala als veränderlich betrachten kann. Das Geschlecht ist eben männlich oder weiblich. Wir sprechen z.B. nicht von „zunehmend weiblich“. Einer Situation, die ich als relativ gut oder schlecht werte, drücke ich eben kein Geschlecht auf. Natürlich hat eine Schwingung einen Maximalwert und einen Minimalwert. Doch der Durchschnittswert sollte trotzdem anhebbar sein. Ich kann in einem bestimmten Augenblick „Gutes“ und „Schlechtes“ in mir haben und dies dann auch bezogen auf den Augenblick als Pole sehen, zwischen denen ich mein Bewusstsein hin und her richte. Doch es kommt auch darauf an, den Durchschnittswert anzuheben.
Das Problem mit deiner Art von Gedankenspielen ist, dass, so wie du es allgemein darstellst, das Schlechte als unabänderlich und hinzunehmen erscheint. So eine Modellbetrachtung wirkt wie ein Glaubenssatz, obgleich du dich bemühen willst, am Schlechten zu arbeiten. Gleichsam wie das ewige Suchen in deine Vision, mit der du festklebst und nicht zum Finden kommst.
Oder bekommt durch dieses Modell jemand suggeriert, dass der Schatten auch zunehmend hell wird, wenn das Licht heller wird. Ich meine, so würde der Glaubenssatz schon deutlich zuträglicher wirken.
Hallo Richard,
mit Yin und Yang wollte ich nur etwas anschaulicher vermitteln. Sicher kann dieses Modell nicht alle Fragen erklären bzw. es sollten noch andere Dinge hinzugefügt werden. Das ist aber nicht mein Anspruch. Die Artikel hier handeln ja auch immer nur von einem Thema. Außerdem lasse ich mir gerne Spielraum und sehe die Situationen nicht verbissen. Ich kann zum Glück noch viel lernen. 🙂
Für mich muss ich keinen Durchschnittswert anheben. Ich versuche nur aus der jeweiligen Situation z.b. Chancen etc. zu sehen. Es kommt meiner Meinung nach eher auf die Betrachtung an. Auch weiß ich nicht wann denn nun genau das Extrem erreicht ist. Manchmal laufen Dinge so schlecht, dass sie vermeintlich nicht schlechter kommen können, doch dann setzt das Leben noch einen drauf. Der Umgang damit macht den Unterschied. Ich sehe die Dinge immer als Aufgabe zur Entwicklung.
Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und mir mangelt es an nichts. D.h. in meinem Bewusstsein lebe ich auf der „Sonnenseite“. Doch wenn ein anderer Mensch auf mein Leben schaut, würde er viel “Schlechtes“ entdeckten. Z.b. habe ich nicht wirklich ein sicheres geregeltes Einkommen. Worauf ich hinaus will: Es ist eine Definitionssache was schlecht ist.
Man kann seinen generellen Zustand schon mit Absichten, Umfeld-Änderungen und Visualisierungen in eine bestimmte Richtung hin verlagern. Trotzdem gibt es Wenden. Zum Beispiel verwirklicht ein Mensch seinen Unternehmertraum, reißt alle Hürden ein, rennt von einem Erfolg zum Anderen und wird vom “Glück“ verfolgt. Doch dann stirbt der Partner plötzlich an einem Tumor.
Und ich gebe dir Recht. Ich unterliege genau wie du verschiedenen Glaubenssätzen. Wie die Qualität dieser ist, entscheide ich über die Auswirkungen in meiner Umwelt. Wie machst du das Richard?
Ja siehst du, du möchtest veranschaulichen mit Yin und Yang und nimmst dieses 2 Werte Modell her für Merkmale, die wir auf einer Skala sehen. Damit schränkst du die Sicht des Lesers bereits ein und lässt keine Wahl von einem dazwischen. Ob du das in der Praxis anders erlebst und handhabst ist ja nicht die Frage. Das erinnert schon an NLP Methoden, mit denen ich einen potentiellen Käufer manipulieren kann. Fazit: das Modell ist einfach unpassend aus meiner Sicht und es geht dabei nicht um dich
Dumpf und taub und gelähmt! Ich meine, das ist schon ein etwas schwererer Fall, als ich es normalerweise mit einer harten Schicht um mich beschreiben würde.
Das Nabel-Chakra (Solar Plexus) ist hier wohl schwach und leitet kaum mehr Energie in dich hinein. Im Solar Plexus speichern wir auch unverarbeitete Schläge des Lebens ab, um diese Emotionen irgend wann nochmal anzuschauen und sie schließlich gehen zu lassen. Es wird besser mit Sonnenlicht oder gelben Farben um dich. Auch gelbe Früchte helfen.
Die alten Emotionen haben sich wohl gemeldet und hängen nun in der Turbine fest. Nichts geht mehr, solange sie nicht hindurch und wieder heraus dürfen.
Dieser Schicht / dieser Panzers, nach Außen ist vermutlich auch noch das kleinere Problem, vermutlich ist es die Abschirmung nach innen, die etwas in uns sterben lässt, oder sich zumindest so anfühlt.
Übrigens kommt jetzt gerade, als ich Deine Zeilen lese, hier die Sonne raus. Ein paar Bananen werde ich mir nachher auch kaufen, auch wenn meine Turbine inzwischen (im Vergleich zu früher) höchstens von ein paar Krümeln verstopft ist. 🙂
Hi Tim,
ich kann mich gut in diesen Zustand reinversetzen, da es mir auch schon mal so ging. Besonders dein letzter Satz: „Der Schmerz kann Dich nicht umbringen. Ihn zu unterdrücken bringt Dich aber um – und zwar ums Lebendigsein.“ finde ich sehr schön und wahr.
Was ich mittlerweile gelernt habe und mir hilft ist, „aus dem Gefühl auszusteigen“, das einen so gefangen hält. Ich versuche die Situation objektiv zu betrachten: Ich fühle Trauer und habe Angst. Wie, wenn ich von außen auf mich schaue. Das hilft mir, mich von dem Gefühl zu lösen und die Trauer nicht mehr so ohnmächtig zu spüren.
Hi Bettina,
Danke für Deinen Kommentar!
Heißt das, Du stellst Dir vor, dass Du Dich von außen siehst wie Du traurig bist – oder dass Du Dich von außen siehst und Mitgefühl für den spürst, den Du da siehst (Dich)?
LG
Tim
Hallo Tim,
dein Artikel kommt wieder (wie immer)zum richtigen Zeitpunkt.
Gefühle wollen gefühlt werden. Ich empfinde den Schutzpanzer wie die Narkose bei einer Operation. Wenn die Gefühle in der aktuellen Situation zu schmerzhaft sind, dann ziehen wir uns aus allen Bereichen zurück zum Wundenlecken. Diese Rückzugszeit ist dringend notwendig, denn verdrängte Trauer macht krank. Ich mußte in den vergangenen 30 Jahren 20 mir sehr nahestehende Menschen und Tiere begraben. Die daraus entstandenen Verlustängste und Lebensmüdigkeit werde ich auch mit Bananen und Sonne nicht los.Was ich weitergeben kann ist die Erfahrung, daß wir nicht tiefer fallen als in Gottes Hände.Denn erst in der tiefsten Finsternis bin ich dankbar für einen kleinen Lichtfunken.
Hi Corinna,
Dankeschön für Deine Zeilen.
Das ist ja eine für mich kaum vorstellbare Menge an Begegnungen mit dem Tod und der Trauer, die Du hinter Dir hast.
Hast Du den Glauben an Gott in dieser Zeit für Dich gefunden, oder hattest Du ihn schon zuvor?
Ich wünsche Dir jedenfalls von Herzen, dass Du in den nächsten Jahrzehnte sehr viel weniger mit solchen schlimmen Verlusten konfrontiert wirst.
Tim
Hi Tim,
ja genau hin und wieder braucht es eine Portion Traurigkeit. Ein Prosit auf die Melancholie sozusagen. Es genießen, in die Couch zu versinken und den negativen Gedanken freien Lauf zu lassen. Denn es kann doch nicht jeden Tag Sonntag sein. Irgendwann wird die Sonne schon wieder scheinen. Lg Karl
Hallo Karl,
da stoß ich mit drauf an!
LG Tim
Hallo 🙂
Ich habe bemerkt, dass ich nach einer Traurigkeit – wenn ich sie zugelassen, gefühlt und auch geschaut hab was mich grad traurig macht- oft ein richtiges Hoch habe- gefühlsmäßig… Für mich fühlt es sich so an, dass man manche Gefühle umwandeln kann. Sie zeigen mir ja nur, wo ich noch Heilungsbedarf habe und wenn ich das annehme und mich heile, geht es mir danach deutlich besser… So als wenn ich wieder eine kleine ( oder große) Stufe nach „oben“ gestiegen bin.
Ich hatte vor ein paar Monaten eine Situation, die all die Gefühle in mir hochgebracht hat…anfangs hatte ich eine Scheißangst, wenn die Traurigkeit und der Schmerz kamen… Mittlerweile in ich viel entspannter damit, auch wenn ich manchmal noch kurze Anwandlungen von Angst habe, aber in Anbetracht dessen was danach kommt, löst sie sich sehr schnell wieder auf…
Hey Stefanie,
ich glaube, da machst Du sehr sehr viel sehr sehr gut. Kaum etwas macht uns soviel Angst, wie unsere Gefühle zuzulassen – und Du stellst Dich dieser Angst immer wieder und wirst belohnt. Danke für Deinen mutmachenden Erfahrungsbericht!
LG
Tim
Hy! Man fällt in Muster, weil der Panzer einen umhüllt und man nicht mehr richtig zulassen kann/will. Wie schon von myMonk beschrieben: Dann suchen wir vielleicht immer wieder wechselnd Beziehungen, die uns die Verliebtheit am Anfang schenken, ohne dass wir uns zu sehr öffnen und verletzbar machen müssten. Dann verlassen wir den neuen Partner schnell, aus oft fadenscheinigen Gründen, und wundern uns, dass es mal wieder nicht geklappt hat. So fühlen wie früher, tu ich nicht mehr. Wahrscheinlich weil ich nicht mehr zulasse. Nähe-Distanz Problem? Panzer? Zugemacht? Ich frage mich wie ich das ändern kann. Denn immer wechselnde Beziehungen, die man nach ein paar Wochen aus fadenscheinigen Gründen beenden „muss“ sind auf die Dauer Mühsam, denn jedesmal danach, mach ich noch mehr zu und frage mich ernsthaft: „Was um alles in der Welt ist mit dir los ?“
Wenn du das schon erkannt hast, Laura! Alles hat Ursachen. Wie verletzlich wärst du, wenn du etwas mehr wagen würdest?
Soweit kommt es garnicht um das herauszufinden, da ich nach ein paar Wochen das Interesse an der Person verliere. Von heute auf morgen, ist es weg. Ich sag ja, irgendwo ist da ein Hacken.
Ein schön gebastelter Glaubenssatz. Damit bist du auf jeden Fall sicher vor Verletzungen. Wenn das Interesse weg ist, dann lässt sich das doch ganz leicht heraus finden. Du verlierst ja nix. Kannst ja immer noch zu machen.
Hey Lara,
vielleicht hilft Dir das hier ein bisschen:
https://mymonk.de/von-einschraenkenden-glaubenssaetzen-befreien-in-30-minuten/
und zwar mit dem Glaubenssatz: „Wenn ich schnell das Interesse verliere, schütze ich mich vor Verletzungen.“
LG
Tim
Es ist sowieso nicht möglich alles Negative in dieser Welt auszuschalten.
Wahrhaft lebendig zu sein heißt beides zu erleben: das Schöne ebenso wie das Schlechte. Das Negative zu kennen, hilft uns auch dabei das Positive wirklich zu schätzen. Das weiß jeder, der schon mal richtig krank und auf fremde Hilfe angewiesen war um die normalen Dinge des Alltags zu erledigen. Und jeder, der schon mal Schmerzen hatte, hat sich bestimmt wie ein Kleinkind über die ersten schmerzfreien Momente gefreut, die für so viele Menschen der Normalzustand sind.
Dazu fällt mir ein: Gestern hat bei Domian ein junger Mann angerufen, der einen Schlaganfall hatte und eine ganze Weile auch nicht mehr laufen konnte. Seit es wieder geht – seit er wieder geht – tut er das täglich, er läuft und joggt und macht Marathons – und freut sich über die Freiheit, sich bewegen zu können, mehr als über alles andere.
Das ist ein Thema, mit dem ich mich gerade ziemlich viel beschäftige. Oder beschäftigen muss. Ich sehe es als eine Art „Tür zur Seele“. Wenn man sie zu macht, geht nichts mehr rein. Aber auch nichts mehr raus, ins eigene Bewusstsein. Das ist natürlich nur ein Sinnbild, ein Erklärungsversuch.
Letztendlich frage ich mich, wie gut man das steuern kann. Leider hat man oft mit Menschen zu tun, die einem nicht gut tun, da muss man die Tür ein Stück weit zu machen. Aber dann will man sie ja auch wieder aufkriegen. Für sich selbst, für andere, die wichtig sind. Und in meinem Fall natürlich für die Musik, aber das ist nur eine Variante von „für sich selbst“.
Du kannst das steuern, Toc6, genauso wie du auf einem Höhenweg die Balance halten kannst. Du musst es eben in jedem Moment tun, abwägen zwischen Athentizität und Empathie.
Hey Toc,
ich weiß auch nicht, ob man das immer so steuern kann, vielleicht braucht manches einfach Zeit, anderes einen Therapeuten. Aber ist doch wunderbar, dass Dir die Musik dabei hilft.
LG
Tim
Nunja, die Musik funktioniert zumindest als sehr empfindliches Barometer dafür. Nicht unbedingt als Steuerung.
Lieber Tim,
ja, das kommt mir ziemlich bekannt vor, wobei das lange her ist (zum Glück). Ich bin ganz einfach so aufgewachsen: Bloß keine Gefühle zulassen, vor allem keine negativen. Und schwupps – irgendwann sind auch die positiven Gefühle weg.
Das war definitiv das schlimmste Gefühl, das ich je hatte. Man mag es kaum glauben, aber ich finde es schrecklicher, gar nichts fühlen zu können als etwas Negatives zu fühlen. Man hört auf, zu leben.
Liebe Grüße,
Marie
Hi liebe Marie,
Danke für Deine Offenheit. Ich kann das nur unterschreiben.
LG!
Tim
Lieber Tim,
ich kenne diesen Panzer auch aus meinem Leben.
Öffnet man sich, können natürlich beide Seiten der Medaille zum Tragen kommen.
Mir fällt hier das Sprichwort ein „Wert hoch fliegt, kann auch tief fallen!“
Doch es lohnt sich, dass Risiko auf sich zu nehmen und zu fliegen.
Alles Liebe
Robert
Lieber Robert,
man muss ja auch nicht gleich manisch-depressiv werden 🙂 – und dann sind die Abstürze zumindest auf lange Sicht auch nicht mehr so bodenlos.
LG
Tim
Hey Tim,
danke für den Artikel, sehr knackig und hilfreich!
Wie unterscheidest du zwischen „Gefühl nicht zulassen“ und „Ist nicht mein Business (von The work of Byron Katie)“ und deshalb nicht meine Baustelle?
Kann mir viel für meinen Blog mitnehmen, danke!
Best wishes,
Chris Gsellmann
Danke Chris!
Die eigenen Gefühle sind immer „mein Business“ – aber man kann neben dem Zulassen der Gefühle auch den Verstand hinzuschalten und die Gefühle einordnen (warum geht’s mir so? kann ich das auch anders sehen?)
LG
Tim
Hi Tim,
ich hatte auch so eine Phase, aber wie du eben schreibst habe ich erkannt, dass ohne das Schlechte auch nicht das Gute existiert. Deswegen sollte man sich auch über das Schlechte „freuen“, denn Schmerz ist nur temporär und vergeht. Danach kommt das Gute und man weiß es viel mehr zu schätzen.
Grüße
Dario
Hallo Dario,
gelingt es Dir, in den schlechten Phasen auch daran zu denken, dass es nur Phasen sind?
LG
Tim
Meistens bekomme ich das hin. Manchmal früher, manchmal später. Das kommt darauf an wie „aufgereget“ man noch ist. Es ist Übungssache man muss sich in jeder Phase egal, ob gut, schlecht oder neutral bewusst machen und sich am Anfang häufig daran erinnern, dass es nur ein Zustand von gewisser Dauer ist. Dabei sollte man aber auf keinen Fall vergessen die guten Zeiten zu genießen 😉
Grüße
Hey Tim,
schwierig ist es, wenn nicht ich mir den Schutzpanzer anziehe – sondern er mich … er kommt, gerade bei belastenden Themen/Erinnerungen einfach so – und dann merk ich das nicht-fühlen erst, wenn ich schon von diesem Panzer übermannt bin.
Wie Du schreibst oder es der Name sagt – es ist ein Schutzpanzer. Es ist ein Schutzmechanismus unserer Seele/Psyche – sie lässt nur das zu, was wir im Moment aushalten und ertragen können.
Und wenn man dann drinne ist – für mich ist es der Auto-Pilot-Modus oder auch Funktionsmodus – dann „muss“ (also, wenn man wieder etwas fühlen möchte) man sich auf den Weg machen, um zurück zum Gefühl zu kommen. Bei mir läuft das über eine „Rekonstruktion“ der vergangenen Stunden/Tage – je nachdem, seit wann dieser „Zustand“ besteht.
Doch damit verbunden es ist, zumindest für mich, so unglaublich schwer, dies im Kleinen zu probieren, wie Du es empfiehlst. – Du hast damit recht, das ist keine Frage. Doch kennst Du das Gefühl, von Trauer oder Wut überrollt zu werden? Bei mir ist es oft so ein entweder 0 oder 100- Ding – weißt, wie ich meine?
Wie gibt man einem Gefühl nur einen bestimmten/begrenzten Raum?
Ich freue mich über eine Antwort,
Nora 😉
Scheint ein etwas heftigerer Fall zu sein, Nora. In EFT gibt es hier die aus meiner Sicht besten Techniken der sanften Annäherung.
Wir gehen eben gerade nicht hinein in die Emotion. Du gibst dem Thema zunächst eine Überschrift und spürst nach, wie die Belastung wäre, wenn du an die Buchstaben von dem „100-Ding“ denken würdest, das jetzt weit weg ist. Gib der Belastung eine Zahl 0..10, mit 10 schlimmst möglich. Dann beklopfst du Energiepunkte mit den Fingern und hältst den Fokus auf diese Vorstellung: „Auch wenn ich diese Trauer spüre und diese Wut, wenn ich mir vorstelle ich würde die Buchstaben von dieser Überschrift im Geist sehen, bin ich doch trotzdem vollkommen OK und ich mag mich genauso wie ich bin …“. Nach einer Weile wieder Nachspüren und wieder eine Zahl geben. Und wieder klopfen wie beschrieben und wieder eine Zahl geben. Immer weiter bis die Zahl bei höchstens 2 ist. Dann ist der erste Schritt geschafft und wir nähern uns ein bischen weiter an …
LG Richard
Hallo Richard,
von EFT habe ich noch nie etwas gehört, aber eben eine interessante Seite dazu gefunden – ich werde mich mal reinlesen! Danke für Deine Antwort!
Die Sache mit dem „heftigerer Fall“ … ich hatte lange überlegt, ob ich meinen Kommentar (den ersten) dazu poste oder nicht. Vllt. spricht Tim eher „gesunde“ Menschen an – ich bin nicht gesund. Und trotzdem lese ich total gerne auf seiner Seite, finde Inspirationen für mich und mein Leben, auch wenn es nicht „einfach so“ anwendbar ist.
Im Nachhinein denke ich jetzt, es war trotzdem okay mit meinem Kommentar – ich freu mich über die Anregung mit dem EFT ;)! Und vllt. hilft mir das etwas, mit meinem Panzer umzugehen!
Beste Grüße, Nora
Hi Nora, probiers mal hier für den Anfang:
http://www.eft-benesch.de/index.php
Unter der Rubrik Info findest du die aus meiner Sicht besten Seiten in Englisch. Bei Gary Craig findest du auch kostenlose Videos zum Einstieg. Ich persönlich betreue auch schon länger Menschen per Internet. Frag ruhig weiter, wenn du Fragen hast.
Nun ja, wie du an der Geschichte von Tim selbst siehst, geht es auf dieser Seite durchaus auch um Krankheiten, wenn auch die angebotenen Methoden eher mentale Ansätze bieten, die aber auf jeden Fall wertvoll sind und teilweise super Abholer in Richtung Bewusstwerdung sind. Es gibt jedenfalls sehr viele Menschen, die sich von Tim angesprochen fühlen.
Alles Gute und wie Gary sagt: „try it on everything“.
LG Richard
Toller Artikel.
Auch wenn das Zulassen des Unangenehmen wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe heutzutage ist. Schließlich kannst du dir ja mittlerweile alles kaufen, gönnen und „weiterentwickeln“ um all dem Unangenehmen aus dem Weg zu gehen. Da einfach mal die Kehrtwende zu machen, kostet eine Menge Kraft. Ist aber die Mühe Wert.
lg, Arne
Danke Arne. Ein interessanter Gedanke, dass das Zulassen eines der ganz wenigen Dinge ist, die man sich nicht (vermeintlich) kaufen kann!
Hi Tim,
interessanter Gedanke, dass wenn man das traurige unterdrückt, auch die Freude gedämpft wird bzw. ausbleibt.
Allerdings habe ich für mich festgestellt, dass ich vor allem mit andern zusammen sehr glücklich sein kann, aber trotz einiger harten Monate keine Trauer da ist.
Du sagst, man soll den Gefühlen Raum geben, wenn sie aufkommen. Hast du einen Tipp, wie man die Gefühle herausfordert, um sie verarbeiten zu können?
Liebe Grüße, Monya
Das Zulassen und das Herausfordern des Unangenehmen. Haben wir uns einmal eingestanden, dass es sinnvoll ist, sich dem Unbewussten zuzuwenden, egal was da wartet, sehen wir dann oftmals eine Aufgabe vor uns, die zu erledigen sei. Unsere Muster und Gewohnheiten sprechen oft dagegen. Wir haben so einiges aufgeschoben und es könnte auch noch aufgeschoben bleiben. Doch die Bereitschaft ist wohl gewachsen. Doch das Wie? Was ist der Plan?
Ich meine, es reicht zu beginnen mit einer bewussten Absicht, etwas von dem anzunehmen an unangenehmen Gefühlen, die da kommen könnten. Sind sie einmal da, wäre es sinnvoll, darin zu verweilen und das Fließen im Körper auch auszuhalten und zu begrüßen. Es lösen sich dann gerade Blockaden, die wir rund um abgelegte Gefühle gebaut hatten, damals wohl mit gutem Grund. Die Falle ist tatsächlich die Frage nach dem Plan. Es gibt keinen Plan. Und wenn es einen Plan gibt, dann gibt es Erwartungen, die das Hervortreten der Gefühle behindern. Zuweilen beinhaltet der Plan ein analytisches Hineinbohren und Aufwühlen. Doch umso schneller möchten wir das dann doch wieder erledigt wissen. Es wird nie erledigt sein. Und wenn wir glauben, es sei erledigt, dann ist es wieder verdrängt. Aber es kann auf jeden Fall zunehmen verebben.
Doch ist es ja vollkommen in Ordnung, dass sich unangenehme Gefühle hinter Mauern verstecken. Zugegeben, sie lösen oftmals kindisch anmutende Emotionen und Denken aus. Sie sind gleichsam Programme aus der Kindheit, die nun wie Viren auf der Festplatte aktiv werden können. Die gute Nachricht ist, sie zeigen sich von alleine, wenn sie ermuntert werden und die Portion gerade passend ist. Sie sind dann aus Gewohnheit vielleicht etwas schüchtern. Doch mit Wachsamkeit und etwas Ermunterung wird das schon besser mit der Zeit. Umso weniger sie kommen wollen, umso heftiger sind sie vielleicht. Doch auch ohne dass sie da sind, wirken wir bereits auf sie heilend ein mit Bereitschaft und Absicht. Wir dürfen dann gerne weiter auf sie warten während wir bereit sind und sie einladen.
Wir sollten an dieser Stelle traumatische Hintergründe und schwerere Emotionen nicht verharmlosen. Obgleich ich auch hier diesen sanften Weg bevorzuge. Wem das zu langsam geht oder zu schwer erscheint, dem empfehle ich einen Therapeuten und wieder EFT.
LG Richard
Und was ist wenn man seine negativen Gefühle zu lässt und trotzdem keine positiven mehr empfindet?
Bin in letzter Zeit oft traurig und lasse es auch zu, aber ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte Mal wirklich herzlich gelacht habe oder wirklich Freude empfunden habe
Hallo Tim, ja das kenne ich sehr gut, für mich war das hilfreich, doch auch eine
einsame Angelegenheit.
Keine Gefühle mehr zu haben, keinen Schmerz, nur noch wie ein Roboter zu sein half mir
meine Arbeit zu tun und half mir zu überleben.
Gruss Emilia
Vollkommen richtig
Hallo Tim,
ja dieses abgestumpfte Gefühl kenn ich auch, aber weiß oft nicht wie ich da rauskomme.
Ich „liebe“ die Tage an denen ich weinen kann, auch wenn es wie S… schmerzt… oft fühl ich mich danach so frei dass ich tanze.
Umso schwerer tu ich mich mit den Tagen an denen ich diesen Zugang nicht bekomme. Da klappt auch keine Meditation, Yoga bringt nicht das gewünschte Ergebnis. Ich lebe dahin ohne richtig zu leben, das macht mich traurig, aber wohl nicht traurig genug um zu weinen.
Was tun um wieder zu mir zu kommen? Schreien kommt mir grad in Sinn oder auspowern vielleicht? Irgendwelche Ideen?
Alles Liebe
Einfach wunderbar 😀Danke dir von Herzen!!