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Es gibt Leute, die nur aus dem Grund in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davorsitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eines hineinfällt.

– Friedrich Hebbel

Da gibt es einen Opa, der immer im ranzigen Unterhemd am Fenster sitzt, Zigarillos aus dem Penny im Mundwinkel, und tagein, tagaus nörgelt. Zwischendurch kaut er zahnlos auf seinem Zahnfleisch herum, schmatz schmatz, echt eklig. Mal ist es ihm zu heiß, mal zu kalt, mal zu nass, mal zu trocken. Mal hat er schlecht geschlafen, mal gut, aber viel zu lange, so ein Mist. Mal parkt jemand vor dem Fenster nicht so ein, wie sich der Opa das wünscht. Mal war Christine Neubauer gestern Abend im Fernsehen mies, mal seine Alte mies drauf und ständig am Nörgeln, dass einem echt die Lust am Leben vergehen muss, Hergottnochmal!

Er beschwert sich über alles und jeden. Es ist sein gutes Recht, sagt er. Schließlich wird keiner vom Schicksal so gequält wie er, sollen sich doch die anderen bloß nicht so haben.

Wie in der Geschichte vom Verurteilten und dem Henker, die im strömenden Regen gemeinsam zum Galgen gehen, ein Regen, als säßen die Wolken direkt in den Bäumen und würden einem auf den Kopf pinkeln. Unterwegs beschwert sich der dem Tode Geweihte mehrmals bei Gott, warum er denn so bestraft würde, noch dazu bei einem solchen Wetter. Der Henker sagte zu ihm: „Du Jammerlappen, Du brauchst doch bloß hinzugehen, ich aber muss bei diesem Regen auch noch wieder zurück!“.

Dieser Opa, dieser grummelige Kauz, wohnt in meiner Straße. Genauer: in meinem Haus. Noch genauer: in meinem Kopf.

Er beschwert sich. Er beschwert mich. Packt mir mit seinem Worten schwere Klumpen Müll auf den Rücken, sodass ich’s kaum noch schaffe, voranzukommen und die Dinge zu ändern, die geändert werden sollten und können. Mit jeder Beschwerde wird es schwerer, weil ich mich unter dieser Last mehr und mehr unfähig fühle, irgend voranzukommen.

Wohnt auch in Deinem Kopf so ein Opa?

Und möchtest Du ihm gern häufiger den Ton abdrehen?

Dann komm mit auf eine kleine Reise zu mehr innerer Ruhe und Kraft. Die Reise ist nur vier Schritte lang.

#1 Du bist NICHT Deine Gedanken

Du bist nicht Deine Gedanken, erst recht nicht die unliebsamen Gedanken voller Klagen und Beschwerden. Sie kommen und ziehen vorbei an Dir, und Du bist nur der, an dem sie vorbeiziehen.

Wenn Du sowas denkst wie: „Ich bin einfach ein Mensch, der sich immerzu beschwert“, dann irrst Du Dich. Mag sein, dass Dir häufig negative Gedanken durch den Kopf gehen und beschwerende Gedanken noch mehr beschwerende Gedanken nach sich ziehen und zur Gewohnheit werden, doch sie sind eben nicht Du.

Am Beispiel der Ernährung sehen wir diesen Unterschied: zwar beeinflusst der leichte Salat oder der fettige Hamburger unseren Körper und infolge auch unseren Geist, doch wir selbst werden noch längst nicht zum Salat oder zum Hamburger, nur weil wir ihn gegessen haben. Unser Körper gewöhnen sich immer mehr an das, was wir ihm geben, fettige Hamburger lassen uns bei der nächsten Mahlzeit eher wieder zum Fastfood als nach Salat greifen. Doch auch ein an Hamburger gewöhnter Körper nicht zum Hamburger.

Warum es wichtig ist, uns und die Gedanken zu unterscheiden?

Weil es sonst unmöglich ist, uns von den Gedanken zu lösen. Wir würden uns sagen: „Warum bin ich nur so ein negativer Mensch, ist doch zum Kotzen“ … und dann fühlen wir uns noch schlechter, sind noch beschwerter, ziehen noch mehr negative Gedanken an und haben noch weniger Kraft, den verbitterten Opa im Kopf zu beruhigen.

#2 Gedanken beobachten und akzeptieren

„Monkeymind“ nennt man den unruhigen Geist, der ständig mit neuen Gedanken ums Eck kommt und uns manchmal fast in den Wahnsinn treibt. Ein „monkey“, englisch: Affe, im Kopf – ein schwer zu bändigender, irrer Affe.

Zwei Dinge machen ihn so richtig wütend:

  • Wenn wir ihn ignorieren
  • Wenn wir ihn beschimpfen oder auf ihn einprügeln

Mit dem meckernden Opa ist es nicht anders. Statt zu beißen (er hat ja keine Zähne mehr, die hat er sich an sich selbst ausgebissen) holt er seinen Gehstock und schlägt damit auf uns ein, je mehr wir ihn reizen.

Doch genau das ist es, was wir meistens versuchen, wenn die Gedanken oder Gefühle oder was auch immer in den Griff bekommen wollen: wir missachten sie und machen damit das Wütende noch wütender, das Negative noch negativer.

Was, wenn wir den affigen Opa einfach von außen beobachten … „ah, da ist er wieder“ … zuschauen, wie sein Gemecker an unserem Kopf vorüberzieht wie Wolken, es akzeptieren, ohne uns herunter ziehen oder auf Diskussionen einzulassen … und wissen, dass diese Gedanken nicht wir selbst sind.

Dann wird Opa irgendwann erst mal fertig sein und wieder still verschwinden.

#3 Verantwortung übernehmen

Wir haben den Opa also beobachtet, wie er aus dem Fenster schaut und meckert, und er ist zunächst mal wieder weg.

Im nächsten Schritt übernehmen wir Verantwortung.

Wir fragen uns:

Woran liegt es, dass Opa meckert?

Vielleicht gibt es ja doch einen Grund, beschwert zu sein?

Hatten wir zu viel erwartet von uns oder anderen und wurden enttäuscht?

Haben wir unsere eigenen Regeln verletzt?

Wie hätte es laufen sollen, damit er nicht klagt – und ist das realistisch?

Oder ist es einfach sinnloses Beschweren aus bloßer Gewohnheit, haben alte negative Gedanken neue nach sich gezogen?

Welche Antwort wir auch finden – wir übernehmen die Verantwortung. Für die Situation. Für unsere Erwartungen. Für unser Verhalten. Für unsere Gedanken. Dafür, etwas zu ändern. Weil wir zwar nicht für alles auf der Welt verantwortlich sind, doch für unser Denken und Handeln auf jeden Fall.

„Wenn mir etwas nicht passt, liegt das an mir. Dann werde ich die Umstände oder meine Einstellung ändern. Wenn mir etwas fehlt, werde ich es mir besorgen. Wenn mir der Job nicht passt, suche ich mir einen neuen oder finde mich mit dem alten ab. Wenn meine Beziehung eine einzige Ruine ist, nehme ich die Steine und bau sie neu auf … oder wandere weiter und suche neue Weggefährten.“

Was sonst bedeutet es, sich zu beschweren, als keine Verantwortung übernehmen zu wollen?

Und wie sonst könnte der Ausweg sein, als diese Verantwortung doch anzunehmen?

#4 Neue Gewohnheiten schaffen

Der Opa ist hartnäckig. Einer Beschwerde folgt die nächste. Um manche können wir uns kümmern, bei anderen gibt es nichts zu tun als zu beobachten, bis sich der alte Mann wieder verzieht.

Daher hilft also nur eins: ihm wieder und wieder in oben genannter Weise beobachten, akzeptieren, sanftmütig den Ton abdrehen und uns wieder und wieder der eigenen Verantwortung bewusst werden und tun, was wir tun können.

Um uns dauerhaft weniger zu beschweren, brauchen wir neue Gewohnheiten, automatische Prozesse, über die wir nicht mehr nachdenken müssen. Nach etwa drei Wochen konsequentem Durchhalten setzen sie sich in uns fest, die Beschwerden nehmen ab, wir gewinnen an Leichtigkeit. Der Opa wird noch immer zum Fenster kommen, im ranzigen Unterhemd, und seine Zigarillos qualmen, doch seine Tiraden werden abnehmen.

Weniger negative Gedanken ziehen weniger neue negative Gedanken an.

Hier ein paar Tipps, um diese ersten Wochen zu überstehen:

  • Die Armband-Methode: Pastor Will Bowen, Autor von „A Complaint Free World“, wollte den Menschen aus seiner Gemeinde in Kansas City etwas Greifbares in die Hand geben, das ihnen dabei helfen sollte, sich weniger zu beschweren und positiver zu denken. So bekam jedes Kirchenmitglied ein violettes Armband und die Aufgabe, das Armband jedes Mal aufs andere Handgelenk zu stülpen, wenn man sich selbst dabei ertappte, wie man sich beschwerte, überkritisch oder gemein war. Nach 21 Tagen, so berichtet der Pastor, sprachen alle Armbandträger deutlich positiver und konstruktiver. Oft reicht es schon, sich der Gedanken bewusst zu werden. Und ein Armband kann dabei helfen.
  • Weniger Negatives zu sich nehmen – die Nachrichtendiät: 90% aller Nachrichten aus Film, Funk und Zeitungen sind negativ. Voll von neuem Stoff für den Opa – und schlecht für unseren Seelenfrieden. Siehe 15 Gründe, Dir keine Nachrichten mehr anzutun.
  • Meditieren:  … schult uns darin, unsere Gedanken zu beobachten, ohne uns von ihnen einlullen zu lassen. Beruhigt den Geist. Übungen dazu im kostenlosen E-Book Die myMONK-Meditationen.
  • Dankbarkeit: Sind wir dankbar dafür, das Geschenk des Lebens erhalten zu haben, Erfahrungen machen zu dürfen, Gefühle zu haben, lieben zu können freier zu sein als alle Generationen vor uns … dann treten die Beschwerden oft in den Hintergrund.
  • Etwas tun: Kann uns die Sorgen und den Jammer vergessen lassen, wenn wir richtig darin aufgehen … in unserem Hobby, oder körperlicher Arbeit oder Sport. Oder wir packen selbst etwas an, über das wir  uns schon oft beschwert haben in unserem Leben oder der Welt.

 

Mehr dazu unter: Wie man Gewohnheiten schafft, die einen zu Glück und Erfolg tragen und in 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern.

 

Photo: Francesca Dioni