Eine kurze Geschichte:
Der verrückte Weise Nasrudin kaufte einen Esel. Täglich brauche dieser einen kleinen Heuballen Futter, wie der Verkäufer Nasrudin mitteilte.
Nasrudin war das jedoch zuviel. Ein ganzer Heuballen, nö!
Er nahm sich daher vor, den Esel an immer weniger Essen zu gewöhnen. Täglich gab er dem Maultier weniger.
Irgendwann bekam der Esel fast gar kein Futter mehr. Er fiel um und war tot.
„Schade“ sagte Nasrudin, „ich hätte nur noch ein bisschen mehr Zeit gebraucht, um ihn daran zu gewöhnen, von gar nichts zu leben!“.
Geschichte aus: Die fabelhaften Heldentaten des weisen Narren Mulla Nasrudin v. Idries Shah, leicht umgeschrieben.
Es gab Zeiten, da ging ich mit meinen Gefühlen so um wie Nasrudin mit dem Esel. Ich verneinte sie, so gut es ging, verhungerte emotional immer mehr, ohne mir darüber klar zu sein. Und kam nah ans Verderben damit.
Erkennst auch Du Dich, oder eines Deiner Bedürfnisse, oder einen Deiner Lebensbereiche wieder in der Geschichte?
Photo: Mahmood Salam
Hey Tim,
ich glaube das geht vielen Menschen heute in der Arbeitswelt so.
Einerseits wird immer mehr verlangt und andererseits erwarten die Menschen immer mehr von sich selbst um Karriere zu machen etc. Die eigenen Bedürfnisse werden untergeordnet und zurückgestellt. Der Nährstoff für die emotionale Gesundheit wird immer knapper. Das führt dann zu Burnout und ähnlichen Geschichten.
Liebe Grüße
Norman
Burnout entsteht (auch) durch den Mangel an Anerkennung. Von außen kommt diese dann nicht, wenn Führungskräfte nicht über echte Führungsqualitäten verfügen. Dies scheint leider nicht selten vorzukommen. Umso wichtiger wäre es, sich selbst diese Wertschätzung zu geben.
Liebe Grüße, Sonia
Da hast du recht. Habe ich auch schon oft gehört, dass sich viele unzufriedene Angestellte eher mal ein „gut gemacht“ vom Chef wünschen als ein höheres Gehalt.
Wobei ich hier auch glaube, dass sich der Betroffene die Anerkennung für seine Arbeit irgendwann nur noch in Form von mehr Gehalt / Spesen / Firmenwagen etc. holen kann, wenn dieses „Gut gemacht“ niemals kommt.
Hast du Erfahrung mit Burnout oder Menschen, die ihn erlebt haben?
LG
Norman
Haha ich sehe darin meinen Exfreund und mich. Er hat mich sozusagen emotional verhungern lassen. Nicht das er mich nicht geliebt hatte aber Arbeit ist einfach die Nummer 1 in seinem Leben. Aufgrund der Arbeit konnte es schon mal sein das man erst nach 2 Wochen mal telefonieren konnte (in der Zeit wo wir eine Fernbez hatten) und sich dazwischen im Grunde nicht hörte. Zugunsten der Arbeit … irgendwann packte ich meine Sachen und ging.
hallo minaliriel, hast du wahrscheinlich richtig und früh genug gemacht. Ich merkte erst nach 10 Jahren Ehe, dass mein Mann ein „Nasrudin“ ist. 10 weitere Jahre hätte er mich langsam an „nichts“ gewöhnt. Doch bevor ich wie der Esel, verhungerte, bin ich dann schlussendlich nach 20 Jahren Ehe gegangen. Jetzt muss ich mich erst mal erholen …
Ich ließ mich bzw meinen Esel (meine Emotionen) auch lange verhungern … aus der irrigen Annahme heraus, dass ich nicht liebenswert bin. Meine damalige Wahrnehmung bezog sich auf die Reaktionen meiner Mitmenschen, von denen ich mich nicht verstanden und geliebt fühlte. Wie ein Roboter funktionierte ich nur noch. Es ist zweifellos schön geliebt bzw mit Zuneigung, Verständnis usw gefüttert zu werden, meine Lebensversicherung ist allerdings die achtsamkeit, die ich mir selber zukommen lasse.
Hallo Ivonne,
danke für Deine Offenheit. Wie’s klingt hast Du nun einen Weg für Dich gefunden, Dir selbst mehr von dem zu geben, das Du Dir früher oft von außen gewünscht und oft nicht bekommen hast.
Woran machst Du denn Deine Achtsamkeit fest – was genau hilft Dir, gut zu Dir zu sein?
LG
Tim
Ja, wenn die äußere Welt und die innere Welt nicht übereinstimmen gibt es einen Crash. Der achtsame Weg zur Selbstliebe, gibt es bei Amazon.
… Gefühle zu unterdrücken funktioniert nur eine zeitlang … bei mir musste erst der totale Zusammenbruch her, damit ich mich den zwar nicht sichtbaren aber doch sehr wichtigen Dingen stellte …
Vielen Dank für die Geschichte und Grüße aus Berlin,
Anja
Hi Anja,
danke für Deinen Kommentar. Darf ich da nachfragen? Gibt es eine Situation, eine bestimmte, die Dich hat zusammenbrechen lassen – einen Tropfen auf den heißen Stein, sozusagen?
LG
Tim
… oder der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, der auf dem heißen Stein hat ja keine Wirkung. Bei den Fässern gibt es auch die, die ohne Boden sind.
… es waren ziemlich viele Tropfen, die mich haben zusammenbrechen lassen … ein „Zuviel“ im Beruf, ein „zuviel“ im Ehrenamt, ein „Zuviel“ anderweitige Engagements, Zuhause nur zum Schlafen …
… der allerletzte Tropfen war dann eine berufliche Extremsituation …
Viele Grüße,
Anja
Ich hatte alles in allem eine gute und glückliche Kindheit & Jugend. Leider war in dieser Welt kein Platz für Emotionen und Gefühle. Diese lernte ich erst später (mit 21) durch einen besonderen Menschen kennen und schätzen, welchen ich bis heute als beste Freundin an meiner Seite weiß. Ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie mich wachgerüttelt hat 🙂
Allerdings muss ich immer noch lernen mit dem Thema umzugehen und habe – auch 10 Jahre später – vieles aufzuholen, was damals unterdrückt wurde und sich aufgestaut hat.
Hi Christian,
schön, dass Du diesen Menschen gefunden hast. Solche Zeiten und gemeinsamen Erfahrungen schweißen oft zusammen – bestimmt geht ihr noch lange Zeit zusammen, das wünsch ich euch jedenfalls!
Liebe Grüße
Tim
Ich muss mich leider outen. Ich bin Nasrudin.
Ich hatte alles nur aus der Arbeitsperspektive gesehen. Mir hat aber mein Arbeit richtig Spass gemacht. Es war wahrscheinlich einfacher so. Alles andere wusste ich nicht wie es funktioniert. Emotionen, Gefühle wusste ich nicht was es sind. Aber arbeiten war recht einfach. Jetzt bin ich 37 und ausgebrannt.
Ich schaue jeden Tag zurück um zu verstehen was ich bis jetzt verpasst habe.
Jeden Tag versuche ich ein bisschen an mich zu arbeiten.
Ich habe nicht gelernt wie man lebt und liebt (ob man es lernen muss weiss ich nicht) aber mein Familien Model, was ich als Kind gesehen habe, stelle ich jetzt so viele Jahren später fest, ist krankhaft.
Das zu ändern, sich selbst zu ändern ist einen langem, schmerzhaftes Prozess.
Wie lernt man zu lieben?
Wie lernt man kleine Dinge im Leben zu schätzen?
Die Lochtiefe ist gewaltig aber ich werde versuchen raus zu kommen.
Viele Grüße,
M
Hi MikeL,
Danke für Deine Ehrlichkeit und Offenheit.
Es tut mir leid, dass es Dir so ging und geht. Aber, und das finde ich wirklich gut: Du bist erst 37 und wirst schon vom Leben gezwungen, anzuhalten und Dich neu zu orientieren. So sind wir Menschen nun mal, dass sehr oft das Leben dafür sorgt, und nicht wir selbst aus eigener Entscheidung.
Ich könnte mir vorstellen, dass Dir das hier gut tut:
https://mymonk.de/was-dein-herz-dir-sagen-will/
und auch hiervon etwas: https://mymonk.de/10-einfache-wege-zu-mehr-achtsamkeit-und-weniger-stress-im-alltag/
Die vielleicht wichtigste Frage für Dich zurzeit ist aus meiner Sicht:
„WIE GEHT ES MIR GERADE? WAS FÜHLE ICH?“
Liebe Grüße und gute Besserung
Tim
…ich hab aus Angst sie zu verlieren, während drei Jahre auf meine Gefühle zu ihr verzichtet, bis sie mich vor etwa drei Wochen danach gefragt hat. Ich bin ehrlich geblieben, hab diese Gefühle offenbart. Heute bin ich so dankbar dies gemacht zu haben. Ich lebe viel relaxter, mach mir keinen Kopf mehr und es geht mir gut dabei. Gutes Gefühl, nach so langer Zeit, sich das einzugestehen. Wie sie damit umgeht weiss ich nicht, hab sie seit dem Abend nicht mehr gehört. Möglich, dass ich sie verloren habe…
Hi Zisola,
Glückwunsch zu Deiner Entscheidung. Ich denke sie ist die richtige. Unabhängig davon, wie es weitergeht.
Vielleicht, im schlimmsten Fall, hast Du SIE verloren, bist DIR selbst damit aber viel näher gekommen.
Liebe Grüße und Danke, dass Du das mit uns geteilt hast!
Tim