Teile diesen Beitrag "5 Gründe, warum Du Deine Lebensaufgabe kennen solltest"
Das Wort Lebensaufgabe (oder Bestimmung, oder Berufung) klingt in Deinen Ohren vielleicht zu abgehoben. Da ich selbst weder katholisch, noch evangelisch, noch sonst irgendwie religiös aufgewachsen bin, könnte ich das gut nachvollziehen. Einerseits fehlt mir jedoch ein besserer Ausdruck dafür, andererseits ist die Lebensaufgabe für mich wirklich etwas Abgehobenes: abgehoben von den Anforderungen, Bedürfnissen, Wünschen, Siegen und Niederlagen, die das alltägliche Leben anspült. Die Lebensaufgabe thront über dem Auf und Ab und Hin und Her des Alltags.
Es muss dabei nicht die eine Lebensaufgabe für jeden von uns geben, sie muss nicht von Gott oder jemand oder etwas anderem vorgegeben sein, auch wenn das ein romantischer Gedanke ist.
Für mich ist die Lebensaufgabe eine Antwort auf die Frage:
„Welchen Unterschied soll mein Leben machen?“
oder
„Wofür will ich meine Lebenszeit einsetzen?“
Die Antwort kann sich im Laufe der Jahre ausdehnen, eingrenzen oder verschieben. Ich möchte mir solche Veränderungen offen halten, weil mich eine feste Antwort so sehr unter Druck setzen würde, dass ich sie entweder nie finde oder nie für immer ihr leben möchte, da ich mich selbst ja auch weiterentwickle.
Natürlich musst Du Deine Lebensaufgabe nicht kennen. Es geht auch ohne. Dann verpasst Du aber vermutlich vieles.
Es gibt fünf Gründe, warum die Lebensaufgabe wichtig für Dich ist.
Die Lebensaufgabe befreit
Wer seine Lebensaufgabe nicht kennt, ist entweder Sklave seiner eigenen ständig wachsenden und sich wirr wandelnden Bedürfnisse, oder Sklave der Bedürfnisse und Lebensaufgaben anderer Menschen, die sein Leben für Ihre Zwecke verplanen, wenn er es nicht selbst für sich tut.
„Ich brauche keine Lebensaufgabe, ich habe doch Ziele“, wendest Du vielleicht ein. Wenn die Ziele keinen höheren Zweck haben, wonach wählst Du sie dann aus? Entweder zufällig, dann können sie völlig sinnlos sein. Oder nach Deinen Bedürfnissen. Du könntest Dir das Ziel setzen, heute Abend vier Stunden fernzusehen um Deinem Bedürfnis nachzukommen, abzuschalten. Du könntest auch zum Beispiel aus Angst vor der Armut schuften oder für ein neues dickes Auto oder eine Eigentumswohnung. Dein Ziel könnte auch sein, 20 Kilo abzunehmen oder einen neuen Partner zu finden. Dicke Autos und Eigentumswohnungen und Fitness und Beziehungen sind toll, aber wenn sich Dein Leben nur darum dreht … wie erfüllt wirst Du dann sein, wie zufrieden … wie versöhnt im Sterbebett liegen?
Ohne höheren Zweck geben uns die Bedürfnisse die Ziele vor. In der Regel stopfen wir mit solchen Zielen Löcher und wenn eins gestopft ist, taucht das anderes auf, und wir versuchen, dieses auszubessern, während hinter uns schon wieder ein neues entsteht. Wir hetzten hin und her. Anstatt etwas zu erschaffen, sind wir nur Sklaven mehr oder weniger niederer, wechselnder Bedürfnisse, die niemals Ruhe geben.
Und was ist, wenn man sich gar keine Ziele setzt? Dann setzen andere sie für einen. Die Werbeindustrie, die jährlich Billionen an Euros ausgibt, um neue Bedürfnisse in uns zu pflanzen. Der Chef, der vor seinem Chef glänzen oder sein Unternehmen wachsen sehen will und unsere Leistungsfähigkeit auspresst wie ein Entsafter. Und wofür? Damit wir an einem „spannenden Projekt“ teilnehmen, neue Karrierestufe erklimmen, einen neuen Eintrag im Lebenslauf haben, der uns ermöglicht, unser Leben für den nächsten Chef aufopfern zu können. Auch dann sind wir Sklaven, Sklaven der Bedürfnisse und Lebensaufgaben anderer. Auch dann werden wir kaum jemals wirklich erfüllt und zufrieden sein.
Soll das wirklich alles gewesen sein? Möchtest Du Dein Leben wirklich so verbringen?
Mit einer Lebensaufgabe kannst Du Dich befreien. Deine Bedürfnisse haben dann immer noch einen Platz, Du wirst weiterhin dafür sorgen, dass Du ein Dach überm Kopf, etwas zu Essen auf dem Tisch und etwas Geld auf dem Konto hast. Doch zusätzlich bist Du frei. Du bist frei, Ziele auszuwählen, die zu Deiner selbstgewählten Lebensaufgabe passen – anstatt nur zu Deinen momentanen Impulsen, zu den Zielen der Werbetreibenden oder denen Deines Chefs. Du wirst Dich frei entscheiden können, ob Deine aktuelle Arbeitsstelle mit Deiner Lebensaufgabe im Einklang oder ob sie ihr im Weg steht. Und Du wirst Dich frei entscheiden können, ob Du Deine Freizeit so verbringst, dass sie Dir dabei hilft, Deinen höheren Zweck zu erreichen.
Kennst Du Deine Lebensaufgabe, so wirst Du Deinen eigenen Weg wählen und beschreiten können – frei von den Plänen, die Andere für Dich haben, frei von einem Lebenslauf, den Andere für Dich schreiben.
Siehe auch 13 Gründe, niemals einen Job anzunehmen.
Die Lebensaufgabe ist ein Kompass
Die Lebensaufgabe ist ein Kompass, der Dir den richtigen Weg weisen kann. Wann immer Du vor großen und kleinen Entscheidungen stehst, kannst Du einen Blick auf ihn werfen und ihn um Führung bitten.
So kannst Du Dich fragen:
Hilft es mir, meine Lebensaufgabe zu erfüllen, wenn
- ich mir diese Salami-Pizza einverleibe?
- ich die 38 Staffeln meiner Lieblingsfernsehserie noch mal auf DVD anschaue?
- ich jetzt zum Sport gehe, obwohl ich überhaupt keine Lust habe?
- ich diesen Brief schreibe oder dieses Gespräch führe?
- ich die nächsten sechs Monate an diesem Projekt arbeite?
- ich in dieser Partnerschaft bleibe?
Diese Kompassnadel richtet sich nach höheren, beständigeren Zielen als denen Deiner akuten Bedürfnisse und Ängste oder den Meinungen der Mitmenschen.
Als ich mit dem Studium fertig war, wählte ich meinen nächsten Schritt nach meinen Bedürfnissen aus. Ich wollte gut verdienen um mir ein Auto, eine größere Wohnung und einen insgesamt höheren Lebensstandard leisten zu können, ich wollte mich dafür nicht totarbeiten müssen, möglichst wenig in Hotelzimmern übernachten müssen, die Arbeit schnell von zu Hause aus erreichen können, nette Kollegen haben und mich respektiert fühlen. Das waren meine Kriterien, und ich fand einen Job, der sie alle erfüllte. Schon nach kurzer Zeit verließ ich meine Wohnung morgens nur sehr unmotiviert, ich verbrachte viel unerfüllte Zeit im Büro und kam am Abend unzufrieden wieder nach Hause. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich einen jungen Mann, der zwar besser angezogen war und einen höheren Lebensstandard hatte denn je, dessen Augen aber ungefähr genauso stark leuchteten wie stumpfe Steine.
Ich hatte meine Wahl nur nach meinen Bedürfnissen getroffen, und es war eine schlechte Wahl. Zu dieser Zeit war ich mir meiner Lebensaufgabe nicht bewusst, ich ahnte sie unterschwellig, machte sie mir jedoch nicht wirklich klar und stellte sie hinten an. Da ich zwar müde war, aber längst nicht tot, entschied ich mich als Angestellter, der gerade an einen großen Bonuspunkteprogramm-Anbieter als Berater ausgeliehen wurde, neu. Und dieses Mal bestimmten nicht nur meine Bedürfnisse, sondern auch – und allen voran – meine Lebensaufgabe über den Ausgang. Für mich bedeutete das: weniger Geld, und das auch noch unsicher einnehmen, gesunkener Lebensstandard, keine Kollegen mehr, weniger Respekt von außen. Und dennoch morgens aufstehen, mich auf den Tag freuen, mit Leidenschaft arbeiten und mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, etwas, wozu ich mich berufen fühle.
Hätte ich hingegen versucht, nur meine Bedürfnisse mit einem anderen Job noch besser zu erfüllen, wären Geld und Respekt vermutlich weiter gestiegen, meine Augen aber noch stumpfer geworden. Am Ende hätte ich bestenfalls auf ein mittelmäßiges, uninspiriertes Leben zurückschauen können. Ich hätte darauf verzichten müssen, über mich hinaus zu wachsen und einen echten Unterschied zu machen.
Die Lebensaufgabe kann Dich also nicht nur befreien, sie kann Dir auch die Hand reichen und Dir helfen, das Richtige zu tun.
Die Lebensaufgabe macht stark und gibt Halt
Strengst Du Dich an, um ein Ziel zu erreichen, das nur aktuellen, vergänglichen Bedürfnissen entspringt, raubst Du Dich einer tiefen, langanhaltenden Motivation.
Du wirst das Ziel vielleicht erreichen … obwohl, eigentlich ist es ja auch nicht so wichtig, das kann man ja nächstes Jahr noch angehen, jetzt gerade ist einem halt etwas dazwischen gekommen … aber selbst wenn Du es erreichst … dann wirst Du Dir ein neues Ziel setzen und Dich irgendwann fragen: wozu das alles, wozu das ganze Gehetze für diese Ziele, die mich ohnehin nur für sehr kurze Zeit zufrieden machen, wenn ich sie erreiche?
Ohne höheren Zweck bist Du anfällig für Deine Unlust. Schon kleine Hürden können Dich für immer abhalten könnne, weiter zu kämpfen.
Mit einem höheren Zweck wirst Du selbst in schwierigen Phasen und Lebenskrisen einen Rettungsanker haben. Es gibt einfach keine Alternative, als die Lebensaufgabe so gut es geht zu erfüllen, was da auch kommen möge. Du wirst Dich in ihr sicher fühlen, mit Dir sicher fühlen, und die Kraft haben, Hürden zu überspringen oder einfach umzutreten.
Die Lebensaufgabe macht erfolgreich
Die Lebensaufgabe gibt Dir etwas vor, an dem Du Dich und den Einsatz Deiner Zeit messen kannst.
Woran erkennst Du denn sonst, ob Du erfolgreich bist?
Ohne Lebensaufgabe ist Erfolg etwas, das andere für Dich definieren – die Gesellschaft, die Werbung, die Kollegen, die Familie, die Freunde. Kohle, Karren, Sex, Macht, Muskeln und andere oberflächlichen Dinge. Wie gesagt: ich habe nichts gegen all diese Sachen, nur glaube ich nicht, dass sie allein ausreichen, damit wir uns wirklich tief im Inneren gut fühlen und die Besten werden, die wir sein können.
Erfolgreich werden wir mit der Lebensaufgabe auch wegen allen oben genannten Gründen: wir befreien uns aus der Sklaverei, wir treffen die richtigen Entscheidungen und wir können Kraftquellen auch langfristig anzapfen, die wir nie kennen lernen, wenn wir nur materielle Träume erreichen und akute Bedürfnisse erfüllen wollen.
Die Lebensaufgabe macht attraktiv
„Jeder Mann weiß, dass sein höchstes Lebensziel nicht auf eine bestimmte Beziehung reduziert werden kann. Stellt ein Mann seine Beziehung höher als sein höchstes Ziel, schwächt er sich selbst. Er erweist dem Universum einen schlechten Dienst und betrügt seine Partnerin um einen wahrhaftigen Mann, der ihr seine volle, ungeteilte Gegenwart schenken kann.“
– David Deida
Das Zitat stammt aus einem Buch, das der Autor David Deida für Männer geschrieben hat (ich empfehle das englische Original „The Way of the Superior Man“). Ob es für Frauen genauso gültig ist, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass alle Menschen, die ein erfülltes Leben leben, attraktiver sind für andere als jene, die unerfüllt im Strudel eigener Bedürfnisse und fremder Absichten treiben.
Stellst Du einen anderen Menschen oder eine Beziehung zu ihm über Dich und Deine Lebensaufgabe, schwächst Du Dich – auch in den Augen des Anderen. Du wirst Dich an ihm orientieren, statt an Dir, oder es wird Dir komplett an Orientierung fehlen. Und ihn wird es abstoßen, wenn auch nur unbewusst und ohne, dass er unbedingt zugeben wird.
Wenn Du Deine Lebensaufgabe nicht kennst
Wenn Dich die Gründe überzeugt haben und Du noch nicht sicher bist, welche Deine Lebensaufgabe sein könnte, kann Dir dieser Artikel helfen: Wie man seine Lebensaufgabe findet in 30 Minuten.
Update: Das Konzept der Lebensaufgabe ist nicht für jeden und nicht in jeder Lebenssituation das richtige. Daher gibt es einen Nachfolger für diesen Text: 9 Gründe, warum Du KEINE Lebensaufgabe brauchst. |
Photo: Marketa
Das Leben auf die Momente reduzieren, die sich zwischen dem hirnigen Geplapper zeigen und diese ausdehnen, ausdehnen, ausdehnen…..
In Liebe Erwin
Hi Erwin, wenige Worte schreibst Du da (und die zum Teil auch noch wiederholt 😉 ) – und doch berühren sie mich. Schön ist das, danke dafür! LG Tim
… hat was 🙂
Danke, Karen! Wünsch Dir einen sonnigen Sonntag, hier sieht’s zumindest nach einem aus. LG Tim
Du hast es wunderschöööööön beschrieben <3:-) ganz ganz toll. liebe umarmung Martina <3
Vielen Dank! 🙂
Danke Tim! Du bist eine echte Inspiration! Mein Herz brennt um Menschen zu helfen, ihr eigenes Wunder, ihre Berufung zu finden und sich zu entfalten und unendlcih zu wachsen. Gerade sammele ich so inspirierende Texte, die du schreibst – die einerseits so das Herz berühren – andererseits so wild und revoluzzermäßig, dass sie den Krieger in uns hoch holen.
Deine Texte inspieren mich für meinen Yogaunterricht, für meine Einzelcoachings, und hoffentlich auch bald für Performance und Tanz auf der Bühne und Gruppencoachings zum Thema Potenzialentfaltung!
Danke, danke, danke 😉
Ich danke Dir, Nadine! Hab Dir auf Deine Mail auch schon geantwortet. Du sprühst vor Energie und Ideen, was Du noch alles machen wirst, das ist toll! LG Tim
Danke für den schönen Beitrag. Wenn man seine Lebensaufgabe gefunden hat, läuft alles wie von selbst. Man wird von positiven kräften getragen. 🙂
Holla Annette,
dankeschön! Darf ich fragen, was Du so machst – wohin Dich die Kräfte tragen?
LG
Tim
Na klar darfst du fragen. Ich begleite Menschen mit Behinderung. Durch nette Menschen bin ich zu einem Job in dieser Einrichtung gekommen und durfte mit 44 Jahren nochmal eine Ausbildung machen. Meine Mitschüler waren fast alle so um die 20. Es war eine harte, aber auch eine schöne Zeit. Ich habe bei meiner Tätigkeit auch die Möglichkeit mein Hobby, dass reiten und meine Tiere mit einzubeziehen und möchte hierzu demnächst auch noch mal eine Ausbildung beginnen. Ich bekomme täglich so viel Freude und Anerkennung von unseren Menschen und meinen Vorgesetzten. Es ist schön, dass es so etwas doch noch gibt. Hier kann man wirklich von einer Berufung sprechen.
Da spricht eine große Freude und Erfüllung aus Deinen Worten! Wie viele Menschen glauben „ach, ich bin 44, was soll ich da jetzt noch groß ändern“ – und Du hast es gemacht. Natürlich, denn 44 ist nun wirklich überhaupt kein Alter.
Wie schön, dass Du so zufrieden bist und Deine Freude darüber, die Berufung gefunden zu haben, mit uns teilst!
Liebe Grüße!
Danke dito!:)LG Annette
Wirklich alles wahr, nachvollziehbar und erlebbar. Habe mit 48 J. meine Berufung gefunden. Es erfordert Mut, das zu erkennen und umzusetze. Danke!
Dein Artikel spricht mir aus dem Herzen. Ich bin noch ganz am Anfang auf dem Weg zu meiner Berufung. Eine klare Vorstellung habe ich bisher nicht, aber ich weiß, dass es sie gibt und sie der Schlüssel zu meiner inneren Ruhe ist.
Dein Artikel ermutigt weiter zu machen. Vielen Dank!
Du nennst es Lebensaufgabe finden, ich nenne es Lebenshunger stillen!
Danke für diesen inspirierenden Artikel 🙂
LG Simone
So ein Leuchtturm läßt sein Feuer auch in der dunkelsten Lebensnacht erstrahlen – der SINN warum ich zwischen Wegen und Zielen in Bewegung bleibe – ich danke Dir für Deine lebensfreudige Beschreibung 🙂
Mit dem Abschnitt „Die Lebensaufgabe ist ein Kompass“ hast Du mir einen sehr guten Hinweis gegeben. Danke dafür! Das nehme ich als wirkliche Hilfe mit in meinen Alltag!
Freut mich, dass Dir der Abschnitt geholfen hat und Du mir schreibst! LG Tim
Das Buch von David Deida ist tatsächlich für Männer geschrieben, bzw. für Menschen mit hauptsächlich maskuliner Essenz (70% der Männer und 20% der Frauen). Für Frauen hat er auch ein Buch: „Du bist Liebe“. Bitte nicht erschrecken vor der gnadenlosen Offenheit. Menschen mit hauptsächlich femininer Essenz sehnen sich demnach in tiefster Seele danach, sich mit einem maskulinen und zuverlässigen Menschen fallen lassen zu können. Für David funktioniert eine Beziehung dann, wenn sich zusammen maskulin und feminin auf 50/50 ausgleichen. In diesem Fall ist dann auch die Anziehung optimal.
LG Richard
Hi Richard,
dieses „Männer-Buch“ von Deida gehört zu den besten Sachen, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Das ist echt richtig gut. Das „Frauen-Buch“ werde ich mir vielleicht auch mal gönnen.
LG
Tim
Lieber Tim, ich bin erst achtzehn, aber ich weiß schon sehr lange, was ich machen will. Ich will Schriftstellerin werden und das werde ich auch tun. Nach meinem Abitur und Auslandsjahr werde ich darum Germanistik studieren. Es ist das Studienfach, das mich zu 100% interessiert – ich würde es auch studieren, wenn der Abschluss völlig wertlos wäre, einfach, weil es mich interessiert. Ich habe noch nie von einem dicken Auto und einem vollen Konto geträumt, aber schreiben will ich schon seit der Grundschule. Und ich habe gemerkt, dass diese Lebensaufgabe nocht eine Funktion erfüllt:
Sie stiftet Identität. Durch sie kannst du dich selbst definieren, deinen Platz in der Welt finden und deinen Dienst an der Menschheit leisten. Wenn dein größter Traum ein Porsche 911 ist, und dich nach Erfüllung dieses Wunsches jemand fragt, wer du bist, sagst du ihm dann: „Ich fahre einen Porsche 911“? Nein, weil dasnicht DU bist, nur irgendeines deiner Bedürfnisse. Ich dagegen würde sagen: „Ich bin Schriftstellerin“, weil meine Lebensaufgabe mir auf die Frage, was ich bin, eine Antwort gibt.
Hey Caro,
wie schön, dass Du schon so früh weißt, wie Du Dein Leben verbringen willst. Damit bist Du sicherlich vielen, auch vielen deutlich Älteren, weit voraus.
Mit der Identitätsstiftung hast Du Recht. Aus meiner Sicht aber vor allem auf der weltlichen Ebene. Denn: was, wenn Du nie wieder schreibst … bist Du dann wertlos?
Liebe Grüße
Tim
… so wahr – so schön … noch immer bin ich auf der Suche nach meiner Lebensaufgabe (Anf. 50) … und finde nicht was es denn sein soll … und die Zeit verrinnt und ich bin mit exitieren, kümmern, funktionieren und suchen beschäftigt ….
Hoppla, so geht es mir auch! Vielleicht suchen wir zuweit… Lieber gruss, monica
Vier Augen sehen sicher mehr als zwei … Liebe Grüße, eba
meine lebensaufgabe, sie flüstert mir zu „hier bin ich“ sagt sie „sie mich an, nimm mich hin“. und ich denke, das kann doch nicht sein. das ist zu schön, zu groß, zu vollkommen in meinen augen. da stehe ich mir selbst im weg, mit meinem offenbar immernoch geringen selbstwertgefühl. und doch ich weiß es genau, ich will nichts anderes als das und weiche ich auch nur ein bischen vom weg ab, macht mein körper mir schmmerzen. es bleibt mir nichts übrig, als diesen weg zu gehen, meine lebensaufgabe anzunehmen, ich kann nichts anderes so gut wie das 🙂
Hey Tim,
ich bin mal wieder „verloren“ in deinen ganzen guten Artikeln. Einfach der Hammer.
Ich habe mich voll in dem jungen Mann wiedergefunden, der im Anzug in den Spiegel schaut. Ich hatte eigentlich alles. Gute Uni, Gute Praktika, Stipendien. Aber das Flackern in den Augen hat mir gefehlt und ich war nur ein schlechter Schatten meiner selbst.
Jetzt ist mein Leben um einiges „more rough“, aber es ist ein Abenteuer.
Alles LIebe und danke für die schöne Inspiration,
Ben
Hey Ben,
danke Dir – mal wieder!
Hmmm, ja … als eine Art Schatten-Tim könnte ich mein damaliges Ich auch bezeichnen. Aber wo Schatten ist, muss auch Licht sein … und zum Glück haben wir uns diesem zugewandt!
LG
Tim
Lebensaufgabe oder Lebensplan, sind Begriffe die wir leider sehr haeufig benutzen, ohne uns darueber im Klaren zu sein, was unsere wirklichen Absichten sind.Diese kommen aus unserem Innersten, nicht aus dem Aussen, der Welt der Konditionierung und Rollen. Vielleicht sollten wir das ab und an mal beruecksichtigen. Da das Prinzip unseres Lebens der Wandel ist, sollte sich der Plan, dem flexibel anpassen koennen, da das „Leben“ fuer uns ja doch einen recht weiten Horizont hat. Ich empfehle daher die Fragen: Wer bin ich ?“ und „Was will ich hier ?“ vorwegzuschicken. Anyhow, nice approach 😉
Hi Michael,
Danke für Deine Gedanken.
Ich sehe die „Lebensaufgabe“ inzwischen auch deutlich differenzierter: https://mymonk.de/keine-lebensaufgabe/
Der Artikel hier ist ja schon etwas älter.
Insofern bin ich da bei Dir.
LG
Tim
hi ob aelter oder ganz aktuell ist unbedeutend. Er war schlicht gut weil er zum Nachdenken anregt. Es geht nicht darum Recht haben, sondern um die kleinen Schritte, die uns gemeinsam in Richtung Empathie schuppsen und wenn’s gut laeuft, hin zu etwas mehr individuellem Glueck. LG Michael
Ein Mann sieht eine Kapelle die gerade gebaut wird, er geht rein und fragt den ersten Arbeiter den er sieht „ Können sie mir schildern was genau hier ihr Job ist, also was sie hier machen?“. Der Arbeiter antwortet leicht genervt „ Also ich nehme einen Stein verstreiche Mörtel unter ihn und lege ihn auf einen anderen Stein. Dann kommt wieder Mörtel und dann wieder ein Stein.“ Der Mann bedankt sich und geht zum nächsten Arbeiter „ Können auch sie mir erklären was sie hier machen?“
Der Arbeiter antwortet ziemlich ungeduldig: „ Ich nehme einen Pinsel oder eine Rolle und bemale die Steine die der andere aufgestapelt hat.“ Der Mann nickt und sieht einen dritten Arbeiter: „ Guten Tag, was ist ihr Job? Was tun sie?“. Da antwortet der Arbeiter mit einem stolzen lächeln im Gesicht „ Ich baue eine Kapelle“.
Als stiller Mitleser war ich hier schon oft unterwegs und freue mich über die Artikel.
Als Person mit nichtreligiöser Herkunft ist mir die Frage nach dem „Warum?“ und der Lebensaufgabe von zentraler Bedeutung. Für gläubige Christen ist die Zeit auf der Erde nur ein kurzer Abschnitt vor der Ewigkeit, für mich ist es meine Zeit hier auf der Erde. Dass das zu langen Diskussionen mit meiner Freundin führt, ist ein weiteres Thema wert.
Meine Lebensaufgabe hatte ich gefunden. Freunde, Kollegen und Kommilitonen waren fasziniert von meiner Motivation und meinem Feuer fürs Thema.
Jetzt bin ich in einem kleinen Loch. Meine Aufgabe scheint mir zu groß, zu unerreichbar und im Scheine der aktuellen Weltlage zu sinnlos. Im Leben gibt es immer ein auf und ab. Vielleicht bin ich gerade auf dem „ab-Weg“. Vielleicht müssen sich auch nur 2,3,4 Stellschrauben andern und ich gewinne meinen Antrieb wieder. Trotz der Gesamtlage..
Viele Grüße!
Das ist wohl so mit den Zielen und Selbstbildern, denke ich. Irgendwann erkennen wir die Illusionen und die Vergänglichkeit und eine tiefere Sehnsucht rührt sich. Dann ist es Zeit, sich darauf einzulassen und die Richtung neu zu bestimmen.
Hi und Danke für Deinen Kommentar, liebe(r) bisher stille(r) Mitleser(in)!
Ich denke da ist die Frage, ob Du die Aufgabe im Tun oder im Erreichen siehst – ich glaube, wir können nur tun, was wir tun können, und das Ergebnis nur zum Teil bestimmen (erst Recht dann, wenn wir über uns hinausgehende, riesige Ziele haben, dann geht’s einfach darum, beizutragen, was uns möglich ist).
LG
Tim
Der Artikel ist bereits älter, aber das ist das schöne an Blogs: Es stolpert immer mal wieder ein neuer Leser herein. Spricht mich sehr an, was ich hier so lese.
Etwas zu erschaffen bzw. dazu beizutragen, das größer ist, als wir und unsere Existenz, ist mit Sicherheit ein wichtiger Kompass und Sinnstifter im Leben.
Für mich als Frau übrigens genauso wie für einen Mann, in diesem Punkt widerspreche ich der Sicht von „Deida“. Früher gab es keine andere Möglichkeit für eine Frau außer sich hinter einem Mann zu positionieren, der nach etwas Größem strebte. Aber wenn sie hinter dem falschen sich positionierte, führte das für beide zu einer unglücklichen Verbindung. Somit standen hinter den sprichtwörtlich „großen Männern“ vieleicht oft große Frauen, aber die standen in unzufriedener Form auch hinter den unglücklichen Pantoffelhelden.
Wo ich allerdings zustimme, ist, dass ich als weibliches Wesen hingebungsvoller bin und mich einer Sache somit auf etwas andere Art verschreibe, als ein sehr männlich geprägter Mensch.
Danke für den schönen Artikel und den wertvollen Blog. Ich schaue bestimmt öfter mal vorbei.
Ich denke da ist kein Widerspruch, Anja. Mit „hingebungsvoller“ verstehe ich, dass deine Energie und dein Fokus für den Augenblick wichtiger und etwas stärker ausgeprägt sind, als das Auspeilen der Zukunft uns das Auswerten der Vergangenheit. Letztlich gründen hier viele Missverständnisse zwischen Mann uns Frau. Beides ist aber in jedem. Seide meint auch nicht wirklich den Mann, sondern die Wirkung der maskulinen Energie.
Ja, Richard, das stimmt wohl. Ich verstehe männlich und weiblich auch eher energetisch, im Sinne von ying/yang, welches wir alle in uns tragen. Auf dem Gebiet gibt es wohl noch viel an Missverstehen auszuräumen, auch durch sprachliche Ungenauigkeiten, vorhandene Denkschubladen und kulturelle Bewertungen.
Mein Einwand kam wohl daher, dass von mir Frau gesellschaftlich erwartet wurde (und wird), meine eigenen Ziele hintenanzustellen bzw. meine Erfüllung im Finden des „richtigen“ Mannes zu sehen, anstatt in einem eigenen Lebensweg. Dabei wird für mich umgekehrt ein Schuh daraus: Sowohl m als auch w finden auf einem erfüllten Lebensweg die passenden Gefährt/innen.
Hallo Tim,
sehr interessant, was du da schreibst über die Lebensaufgabe und den höheren Zweck.
Ich bin eine Frau und da mich in meinem Leben Familiengründung nie wirklich interssiert hat, war ich von Kindesbeinen an davon überzeugt, dass ich eine Lebensaufgabe brauche. Danke und liebe Grüße
Esther
Hi Esther,
hast Du das gefunden, wonach Du gesucht hast – Deine Lebensaufgabe?
Liebe Grüße! Tim
Hi Tim,
es freut mich, dass du mich wahrgenommen hast.
Meine Lebensaufgabe scheint sehr komplex zu sein.
Ich arbeite daran und lasse es dich gerne wissen.
Bis später.
Danke mein Freund
Lieben Gruß
Esther
Jahrelang habe ich damit verbracht, mich vor meinem eigenen Leben zu drücken und mittlerweile habe ich erkannt, dass mir meine Lebensaufgabe fehlt. Ich fühle mich schon seit jahren in einer Art midlife crises und das gerade mal mit Mitte 20. Es ist gut möglich, dass es auch an meinem Krankheitsbild liegt, dass ich mich mit solch Themen jetzt schon beschäftige. So oft hab ich mich schon gefragt: das solls gewesen sein? Mehr hat das leben nicht zu bieten? Ich glaube ich bin auf einem guten Weg Und versuche meine Aufgabe zu erfüllen. Auch wenn ich weiss, dass es ein Leben lang dauern werd..