Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Manchmal könnte manchmal meinen, die Leute ticken nicht mehr richtig, mich natürlich eingeschlossen. Sie sagen das eine und tun das andere, treten sämtliche Werte in die Tonne, machen sich das Leben gegenseitig zur Hölle, als ob’s so nicht schon anstrengend genug wäre.

Aber nein, so ist es nicht. Wir ticken schon richtig. Wir müssen nur den Bauplan, die Schaltkreise in unseren Hirnen besser verstehen.

Dazu der der folgende Einblick in die menschliche Psyche.

Erstaunliche Erkenntnisse am Kopierer

An Kopierern kann man nicht nur kopieren, sondern auch kapieren (ha ha). Das hat die Harvard-Psychologin Ellen Langer getan. Mit einem scheinbar kleinen Experiment im Jahr 1977, das mindestens so viel Aufsehen erregte, als hätte sie sich auf den Kopierer gelegt und selbst ausgedruckt, in Fleisch und Blut und Schwarz und Weiß.

Das Experiment ging so:

Ein Forscher betrat eine Bibliothek und schlich sich an die Schlange derer an, die unschuldig und nichts ahnend vorm Kopierer warteten, bis sie an der Reihe waren. Dann schlug er zu. Er wollte sich vordrängeln und stellte dem Menschen vor sich eine von drei Fragen:

  • 1. Version (Frage ohne Begründung): „Entschuldige, ich habe hier fünf Seiten zu kopieren. Kann ich bitte vor?“
  • 2. Version (Frage mit echter Begründung): „Entschuldige, ich hab hier fünf Seiten zu kopieren. Kann ich bitte vor, weil ich’s eilig habe?“
  • 3. Version (Frage mit Fake-Begründung): „Entschuldige, ich hab hier fünf Seiten zu kopieren, kann ich bitte vor, weil ich kopieren möchte?“

Hier die Ergebnisse:

60 Prozent ließen den Forscher vor, wenn er keinen Begründung lieferte. 94 Prozent bei echter Begründung. Und 93 Prozent bei einer Fake-Begründung:

kopier studie

Angelehnt an eine Grafik des Journalisten James Clear

 

Ein Wort, sie (oder uns) zu knechten

Die Leute taten den Gefallen also deutlich häufiger, wenn es einen Grund gab.

Ob der Grund nachvollziehbar war oder total unsinnig, spielte so gut wie keine Rolle.

Weltberühmt wurde die Studie, weil sie das wichtigste Wort für unser Verhalten offenlegte:

Das Wort „weil“.

Wissenschaftler wiederholten das Experiment in anderen, größeren Zusammenhängen. Das Ergebnis bestätigte sich jedesmal.

Der Mensch liebt es, einen Grund für sein Handeln zu haben. Notfalls kann dieser Grund auch Bullshit sein, das macht nichts.

So lange es einen Grund gibt, ein Weil, halten wir es für gerechtfertigt, ihm zu entsprechen und fühlen uns okay, wir sind beruhigt.

Für unser Leben hat das mehrere Bedeutungen:

Erstens sollten wir dem Anderen immer einen Grund geben, wenn wir ihn um etwas bitten. Egal welchen. Gibst Du mir bitte einen Rabatt, weil ich nicht genug Geld habe? Kannst Du mir bitte Dein Auto leihen, weil so ich keinen Führerschein habe? Kannst Du Dich bitte ausziehen, weil’s hier so kalt ist?

Zweitens können wir das auch im Umgang mit uns selbst ausnutzen. Indem wir uns der Macht dieses kleinen Wortes bewusst werden, das unser Leben wahrscheinlich mehr prägt als der ganze Rest des Wörterbuchs zusammen.

Wir tun, was wir tun, weil wir für alles irgendeinen Grund finden

Mit „weil“ rechtfertigen wir, wenn anders handeln als wir’s uns vorgenommen haben.

Ich muss jetzt keinen Sport mehr machen, weil es schon dunkel draußen ist. Ich hab zwar aufgehört zu rauchen, aber die eine Kippe geht schon, weil eine keine ist. Ich muss nichts für mein Buchprojekt machen, weil ich mich heute nicht inspiriert fühle. Ich kann jetzt mit der Sekretärin vögeln, weil’s eh keiner merkt oder weil’s da ja nur um Sex geht.

Aber:

Nur, weil wir einen Grund finden (oder erfinden), und uns deshalb besser fühlen, muss dieser Grund nicht richtig sein, nicht gut sein.

Deshalb sollten wir unsere Gründe besser zweimal hinterfragen, wenn wir eigentlich was anderes geplant hatten:

Macht die Geschichte, die ich mir gerade erzähle, Sinn? Oder hau ich mich damit nur selbst übers Ohr?

Gleichzeitig können wir das mächte Wort „weil“ auch nutzen, um uns zu dem zu bewegen, was wir für richtig halten. Indem wir uns die Gründe vor Augen führen, warum wir Sport machen, schreiben, treu sein, nicht mehr rauchen wollten. An diese Gründe zu denken, das ist der Treibstoff für unsere Ziele und guten neuen Gewohnheiten:

Warum ist mir mein Ziel so wichtig? 

Oh, ich muss schnell aufhören für heute, weil sich die Eine da jetzt wirklich ausgezogen hat.

 

P.S.: Siehe auch Diese 4 Wörter kündigen eine Dummheit an