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„Die schlimmste Einsamkeit ist die, sich mit sich selbst nicht wohlzufühlen.“
– Mark Twain

„Frieden kommt von innen. Suche ihn nicht im Äußeren.“
– Gautama Buddha

Sich selbst akzeptieren heißt: alles annehmen, was man ist. Die vermeintlich schlechten Eigenschaften genauso wie die vermeintlich guten. Sich selbst akzeptieren heißt, aus vollem Herzen sagen zu können: „Ich bin okay, so wie ich bin. Ich akzeptiere all meine Seiten und Facetten“.

Mangelnde Selbstakzeptanz zeigt sich in den Gedanken und in den Gefühlen, wie die meisten von uns sie wohl kennen:

„Ich bin zu fett. Meine Nase ist zu groß. Mein rechtes Ohrläppchen ist abstoßend. Ich bin zu blöd. Zu verklemmt. Zu ungeduldig. Zu neidisch. Zu eifersüchtig. Zu missgünstig. Zu faul. Zu unbeweglich. Zu langweilig. So sollte ich nicht denken. Das darf ich nicht fühlen, so darf ich nicht sein. Hoffentlich merkt niemand, wie ich wirklich bin. Ich muss mich verstellen. Oder am besten gleich ganz verstecken. Ich schäme mich.“

Falls es Dir schwer fällt, Dich zu akzeptieren, und Du glaubst, dass das für immer so sein wird, ein paar persönliche Worte, die Dir zeigen sollen: wo auch immer Du gerade stehst, bedeutet nicht, dass Du dort stehen bleiben musst.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war das Verstecken für mich die erste Wahl. Vorhänge zu, Telefon lautlos, um ja nicht zu irgendetwas eingeladen zu werden und rausgehen zu müssen (dennoch irgendwie hoffend, dass jemand anruft). Es war schweineeinsam und hat manchmal verdammt weh getan, wenn ich ehrlich bin. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass in dieser Zeit die Sommertage die schlimmsten für mich waren. Die Hitze ließ mich nicht vergessen, was draußen ohne einen abgeht, und die freudigen Stimmen auf der Straße erst recht nicht.

Was mir damals gefehlt hat, waren nicht Freunde, die hatte ich glücklicherweise immer.  Was mir fehlte, war ich selbst. Ich konnte mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Und bevor andere schlecht über mich dachten – oder das Schlimmste: merkten, dass ich schlecht über mich selbst denke –  habe ich mich lieber verkrochen.

Von den Eigenschaften, die ich damals nicht akzeptieren konnte, den vermeintlichen Fehlern, entpuppten sich einige später sogar als echte Schätze. Heute weiß ich zum Beispiel: es ist nichts Schlimmes daran, introvertiert zu sein. Klar kann man dann nicht erwarten, dass sich fremde Leute auf einen stürzen in der Uni, im Job oder auf einer Party, wenn man den Mund nicht aufbekommt. Dafür tendiert man als Introvertierter eher zur Tiefgründigkeit, aus der man für sich selbst und andere viel Gutes schöpfen kann, wenn sie einmal in die richtigen Bahnen gelenkt ist.

Insgesamt bin ich auf diesem Weg nach meinen Maßstäben schon recht weit gekommen. Ich verstecke und verstelle mich inzwischen viel weniger.

Okay, jetzt aber genug von mir. Zurück zur Frage „Wie kann man sich selbst akzeptieren?“.

„Was stimmt nicht mit mir?“

Um sich selbst zukünftig mehr zu akzeptieren sollte man zunächst wissen, warum man sich bisher nicht akzeptiert hat. Ich bin kein Psychotherapeut, aber nach meinen Recherchen scheinen sich die Wissenschaftler weitgehend einig zu sein, woher die mangelnde Selbstakzeptanz kommt, nämlich … Trommelwirbel … aus der Kindheit.

Als Kinder können wir uns nur so weit akzeptieren, wie wir uns von unseren Eltern akzeptiert fühlen. Sind die eigenen Eltern nicht gewillt oder nicht fähig, das Kind in allem zu akzeptieren, was es ist und tut, dann lernt es: „nur wenn ich mich auf diese oder jene Weise verhalte, bekomme ich, was ich brauche“. Es lernt, dass auf der anderen Seite manche Verhaltensweisen und dahinter stehende Bedürfnisse nicht okay sind. Weil es diese „nicht erlaubten“ Bedürfnisse aber nun mal verspürt, prägt sich ihm ein, dass etwas nicht mit ihm stimmt, dass es nur liebenswert ist, wenn es bestimmte Anforderungen erfüllt. So beginnt auch die Einstellung: „Ich muss mir Liebe erarbeiten“.

Viele Eltern vermitteln ihrem Kind außerdem noch über bestimmte unerwünschte Verhaltensweisen hinausgehende Botschaften. Zum Beispiel: es sei nicht nett genug, klug genug, attraktiv genug, zu egoistisch und so weiter.

Wenn jedoch schon die als Götter empfundenen Eltern das Kind nicht voll akzeptieren und lieben können, wie sollte es dies dann selbst können? So abhängig das Kind von der Versorgung und Akzeptanz der Eltern ist, so abhängig ist es auch von derer Meinung und so wenig in der Lage, die Meinung der Eltern zu hinterfragen. Was die Eltern tun und sagen, muss schon richtig sein.

So lernen wir, dass Anteile von uns nicht in Ordnung sind. Wir beginnen, diese Anteile als negativ zu empfinden und zurückzuweisen. Der Samen der Nicht-Akzeptanz, den unsere Eltern in uns gepflanzt haben, keimt im Laufe des Erwachsenwerdens auf und lässt uns das fortführen, was die Eltern begonnen haben.

Die Eltern müssen ihre vom Verhalten des Kindes abhängige Liebe keinesfalls böse meinen. Ihnen geht es oft nicht anders, sie haben eigene Persönlichkeitsanteile verurteilt und verdrängt, akzeptieren sich also selbst nicht bedingungslos  – und sind dadurch überfordert, ihr Heranwachsendes bedingungslos zu akzeptieren und entsprechend mit ihm umzugehen.  Kein Mensch kommt „unbeschadet“ aus der Erziehung.

Neben den Eltern sind es auch Geschwister, Onkel und Tanten, Großeltern, Spielkameraden, Erzieher, Lehrer und so fort, die ihre eigenen Selbstzweifel, an denen sie leiden, an uns auslassen. Auf diese Weise entstehen mehr und mehr „Schatten“, also Persönlichkeitsanteile, die wir verdrängen.

Zu wissen, aus welchen unzuverlässigen Quellen die Einstellung uns selbst gegenüber resultiert, ist der erste Schritt, um sich uns mehr zu akzeptieren.

Verständnis und Mitgefühl

Vermeidbares menschliches Elend wird häufiger nicht so sehr durch Dummheit als durch Unwissenheit verursacht, besonders durch Unwissenheit über uns selbst.
– Carl Sagan

Wer die Augen offenhält, dem wird manches im Leben glücken. Doch noch besser geht es dem, der versteht, eins zuzudrücken.
– Johann Wolfgang von Goethe

Sich trotz der tatsächlichen und vermeintlichen Schwächen (die jeder hat) uneingeschränkt zu akzeptieren erfordert, sich das Gefühl des Grundsätzlich-Okay-Seins-Wie-Wir-Sind in Eigenregie zu vermitteln.

Wir müssen dafür alle Persönlichkeitsanteile sehen, verstehen und voller Mitgefühl in die Arme nehmen lernen. Wir müssen uns die Schwächen und Fehler selbst vergeben. Und wir müssen uns vergeben, dass wir ein Leben lang versucht haben, andere von unserem Wert als Person zu überzeugen.

All unser selbstverleugnendes Verhalten, das darauf aus war, von anderen respektiert oder bewundert zu werden, ist in Ordnung, denn wir konnten nicht anders. Das heißt nicht, dass wir nicht Verantwortung für uns übernehmen können. Es heißt nur: so, wie wir aufgewachsen sind, mit allen gegebenen genetischen Voraussetzungen in genau diesem sozialen Umfeld und mit dieser Erziehung, diesen Erfahrungen, dieser Programmierung, diesem Selbstbild und diesen Bedürfnissen war es schlichtweg nicht möglich, anders zu handeln oder zu sein.

Wer sich selbst mehr akzeptieren lernen will, schafft das niemals über Schuldgefühle und Vorwürfe. Der Weg führt nur über Verständnis, Mitgefühl und Vergebung dazu, sich selbst mehr zu akzeptieren. Irgendwann merken wir dann vielleicht sogar, dass es gar nichts gibt, für das wir uns vergeben müssten.

Lernen wir, uns mit offenen Augen anzuschauen, die alles sehen. Nicht nur das Glänzende. Auch das Ungeliebte, von uns Verurteilte, Unterdrückte, Verdrängte. Das Verborgene. Die Schatten, die schmerzenden Wunden, die alten Narben, Nöte, „bösen“ Fantasien und Gefühle sowie eventuelle weniger soziale Verhaltensweisen und beginnen wir zu verstehen, warum wir so sind, wie wir sind und uns so fühlen, wie wir uns fühlen, erwächst daraus ein Mitgefühl, das die eigenen Vorurteile und die Scham verblassen lässt. Wir müssen uns dazu selbst immer wieder sagen, dass wir im Ganzen in Ordnung sind. Lernen wir die Wurzeln unserer Schatten kennen, erkennen wir, dass die Schatten zu uns gehören müssen –  und können wir mit mehr und mehr Überzeugung sagen:

„Ich bin okay, so wie ich bin.“

Selbst die meisten unserer ach so bösartigen Verwünschungen, Flüche und Gewaltfantasien sind nur Ausdruck von Verletzungen und Wut. Fast jeder Mensch wünscht seinem Partner, seinem Kollegen, Verwandten oder dem Nachbarn mal etwas Böses und stellt sich vor, wie er ihn für bestraft für alle Ungerechtigkeiten, die er über einen gebracht hat.

Ohne die eigenen Schatten als Teile von uns anzuerkennen und zu intergieren, ist bedingungslose Selbstakzeptanz hingegen für immer unmöglich. Da kann man noch so viel meditieren, yogieren, entspannen, sporteln, an sich selbst arbeiten oder Tabletten nehmen. Stellt man sich den Schatten, gewinnt man zudem auch Kontrolle darüber, wie man sie auslebt. Sie müssen sich dann keine Bahnen mehr brechen, die uns und unseren Mitmenschen Schaden anfügen.

All das zu erkennen und anzunehmen ist ein schmerzhafter und langer Weg. Auch wenn manche Autoren, Coaches und „spirituelle Führer“ dafür eine – ihre – schnelle Lösung anpreisen, die es in Wahrheit nicht gibt (zumindest glaube ich nicht daran). Doch jeder Schritt auf diesem Weg zu mehr Selbstakzeptanz lohnt sich und macht das Leben leichter, befreiter und lebendiger.

„Aber wenn ich mich voll akzeptiere, werde ich mich doch nie weiterentwickeln!“

Es ist ein weit verbreiteter – und fataler – Irrglaube, anzunehmen, man könne sich nur mit der Kraft der Selbstablehnung und der Selbstbestrafung weiterentwickeln.

Selbstakzeptanz ist die Basis echten Wachstums.

Nur wenn wir uns selbst kennen und lieben, können wir uns ehrlich entscheiden, wohin wir uns eigentlich entwickeln wollen und können.

Ohne Selbstakzeptanz zielt Persönlichkeitsentwicklung überwiegend darauf ab, Schwächen auszumerzen, um sich Anerkennung zu verdienen oder über mehr Macht einfordern zu können, um die Liebe für uns von Außen zu bekommen.

„Sobald ich diese Herausforderung bestanden habe, kann ich mich annehmen und wertvoll fühlen.“
„Wenn ich diese Position im Job habe, dann kann ich mit mir zufrieden sein.“

Persönlichkeitsentwicklung ohne Selbstakzeptanz ist ein anstrengendes Weglaufen von und Ankämpfen gegen das, was ist und wer wir sind. Mit allem, was wir so erreichen, verknüpfen wir (Selbst-)Liebe noch stärker mit Bedingungen, müssen immer mehr strampeln, uns immer wieder neu beweisen, dass wir okay sind. Ein riskanter Kampf, den wir nicht gewinnen können, denn vor der nächsten Niederlage, die unsere Selbstakzeptanz in eine Schlucht herunterreißen kann, sind wir nie sicher.

Du bist jetzt schon vollkommen in Ordnung.

Mit Selbstakzeptanz auf der anderen Seite streben wir danach, unsere ureigenen Träume zu verwirklichen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dabei kalkulieren wir in der Regel viel besser ein, wo unsere Stärken, Schwächen und Bedürfnisse liegen. Wir wollen uns selbst glücklich machen, anstatt uns so zu verbessern, dass wir endlich von anderen geliebt werden können in der Hoffnung, dass die Liebe der Anderen die Löcher in uns selbst zu stopfen vermag.

Du kannst Dich weiterentwickeln, aber Du bist schon jetzt vollkommen in Ordnung.

Du willst Dich mehr annehmen und zu Dir stehen? Dann könnte das myMONK-Buch was für Dich sein: Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst.

Photo: Young woman / Shutterstock