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Wir leben in einer Zeit, in der die Möglichkeiten genauso unbegrenzt sind wie unsere Verwirrung und unser Mangel an Durchhaltevermögen. In einer Zeit, die echte Meisterschaft scheinbar fast unmöglich macht. Wir wollen alle Probleme auf Knopfdruck, Pilleneinwurf, Abnehm-Shake, Hypnose-CD oder Lottogewinn, per Anmachspruch, Trick oder cleverer Technik lösen. Sofort und möglichst billig. Wenn wir mal wieder einsehen müssen, dass die billige Sofortlösung nicht funktioniert, werden wir unruhig und ergreifen die Flucht und anschließend die Jagd nach dem nächsten Heilsversprechen. Wir springen von einem Ziel, von einem Hobby zum nächsten, von einem beruflichen Standbein und von einem Bett ins andere.

„Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“

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Wir bleiben Amateure, in jedem Gebiet, und was in uns bleibt, ist das manchmal stechende, manchmal dumpfe Gefühl, nicht gut genug zu sein. Nicht so gut wie die anderen. Keine Talente zu haben, oder zumindest einfach nicht das finden zu können, das uns liegt.

Das Problem ist nicht, dass wir verschiedene Sachen ausprobieren und wieder verwerfen, wenn sie nicht zu uns passen oder einfach schrottig sind. Das Problem ist, dass wir nie bei etwas verweilen. Damit betrügen wir uns um die Fähigkeiten, Erfahrungen und Belohnungen jener, die auf dem Weg des Großmeisters wandern.

Warum Großmeister werden?

Ein Großmeister ist ein Mensch, der sein Fach so gut beherrscht wie einer unter einer Million. Ein Meister unter den Meistern. Einer, der nicht 10.000 Stunden in eine Fähigkeit investiert hat (geschätzte Dauer bis zur Meisterschaft), sondern 20.000. Robert Greene, Autor des Buchs „Mastery“, hat über Jahre Meister aller Arten und aller Zeiten untersucht: Sportler, Business-Ikonen, Künstler, Wissenschaftler, Politiker. In einem Interview spricht er darüber, was diese Meister auszeichnet:

  • Sie haben eine Art Vogelperspektive entwickelt. Wo andere den Wald vor lauter Bäumen manchmal sehen, die etwas besseren immerhin wissen, dass sie sich in einem Wald befinden, so sehen die Meister den ganzen Wald von oben. Sie wissen, was passieren wird. Sie sehen, wohin der Ball als nächstes fliegen, welche Bewegungen das gegnerische Militär als nächste unternehmen wird. Sie sehen es intuitiv.
  • Die Vogelperspektive erlaubt es ihnen, schneller zu denken, schneller zu entscheiden und sich besser an Veränderungen anzupassen.

Greene’s Studien bestätigten auch, was in der Forschung von Spitzenleistungen immer deutlicher wird: es sind nicht in erster Linie ein angeborenes, überragendes Talent oder eine weit überdurchschnittliche Intelligenz, die über Exzellenz oder lebenslanges Amateurdasein entscheidet. Sondern das, was die Großmeister aus ihm gemacht haben. Wir werden gleich sehen, wie sie das Level des Großmeisters erreicht haben – und wie wir uns selbst auf den Weg begeben können, um die eigenen Ziele zu erreichen, mehr Kontrolle über unser Leben zu gewinnen und zu verehrten Vorbildern zu werden.

Lass uns vorher jedoch noch schauen, welche Fächer es uns ermöglichen, richtig gut, verdammt gut zu werden.

Auf welchem Gebiet willst Du Großmeister werden?

Robert Greene’s Forschungen zeigen: Meisterschaft in einem bestimmten Fach setzt voraus, das wir Leidenschaft und zumindest eine grundsätzliche Eignung mitbringen, und dass unser Tun auf diesem Gebiet unser Überleben möglich macht.

Es sind:

  1. Leidenschaft: Meisterschaft braucht Zeit. Viel Zeit. Es ist unmöglich, diese Zeit aufzubringen, so lange durchzuhalten, wenn man nicht für das Fach brennt. Außerdem ist es die Leidenschaft, die uns hellwach macht, konzentriert, die uns mehr bei der Sache sein lässt als so vieles von dem, was wir mit einem Ohr, einem Auge oder einem Nasenloch zu bewältigen versuchen. Das, was wir lieben, lernen wir viel schneller. Du kannst Dich sicherlich an Fächer in der Schule oder im Studium erinnern, bei denen Du das Wissen aufgesaugt hast wie ein durstiger Schwamm in der Wüste. Und an andere, an denen jeglicher Input an Dir abgeprallt ist wie Regen an einer Goretex-Jacke. Im Beruf, in der Kunst oder im Sport ist es genauso. Wenn Du einen Job hast, den Du nicht von ganzem Herzen liebst, wirst Du immer zweitklassig bleiben. Greene sagt, dass wir vielleicht in unseren Zwanzigern oder Dreißigern noch festbeißen können an Dingen, die uns nicht schmecken, dem Geld und der Anerkennung wegen. Spätestens wenn wir 40 sind, kauen wir widerwillig an der Sache herum, merken, wie wir langsam den Anschluss verpassen und überholt werden –  und kotzen die Tätigkeit entweder aus oder werden krank. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und erst recht nicht aus dem Krankenbett. Der Weg des Meisters kann nur in eine Richtung gehen, die tief zu unserem Inneren passt.
  2. Talent: Wie schon oben geschrieben entscheidet nicht ein angeborenes Ausnahmetalent darüber, ob wir es bis zur Großmeisterschaft bringen können. Das Gebiet, die ausgewählte Fähigkeit, sollte aber schon zu dem passen, was wir können. Ich werde niemals eine Castingshow gewinnen. Und wenn ich mich an die 15 Gegentore erinnere, die ich manchmal pro Fußballspiel als Jugend-Torwart erinnere, wird’s wohl auch mit dem Fußballkünstler nichts mehr. Dafür verstehe ich Konzepte und Theorien recht schnell und kann Wörter zu Sätzen zusammenfügen.
  3. Erfüllung der Grundbedürfnisse: Meisterschaft braucht Zeit. Viel Zeit. Das kann man nicht oft genug betonen. Verbringen wir den größten Teil des Tages auf dem Weg der Meisterschaft, so sollten wir auf diesem nicht verhungern müssen.

Was tust Du leidenschaftlich gern?

Worin bist Du gut, was liegt Dir?

Wie kannst Du Dich damit über Wasser halten, bis Du auch finanziell reichlich für Dein Können belohnt wirst?

Was ist Dein Fach, auf welchem Gebiet willst Du ein Großmeister werden?

Siehe auch: Warum Du Deine Lebensaufgabe kennen solltest.

Der Weg des Großmeisters

Der Weg des Großmeisters führt in eine andere Richtung als alle Wege, die die neue Zeit als lohnenswert verkauft. Wer ihn gehen will, braucht eine andere Einstellung, andere Pläne, mehr Durchhaltevermögen, Vertrauen und Unterstützung als alle, die dem schnellen Geld, der schnellen Liebe oder der schnellen Suppe aus dem Plastikbecher hinterherjagen.

  1. Einstellung: vergessen wir, was schnellen Erfolg verspricht. Wer Tennis so lernen will, dass er es irgendwann meisterhaft beherrscht, wird über Monate nur lernen, wie er den Schläger zu halten hat. Wer mit einem Kampfsport beginnt, wird nicht gleich die 5-Finger-Herz-Explosionstechnik lernen, sondern erst mal nur, wie er sicher steht und fällt. Der Weg des Großmeisters beginnt mit der Einstellung: „ich weiß, dass es ein langer Weg wird, und ich werde mich auf die Grundlagen konzentrieren, nicht auf sexy Tricks“. Die richtige Einstellung verlangt auch, dass wir uns nicht für besonders clever halten. Gerade intelligente Menschen neigen dazu, es zunächst einmal besser wissen zu wollen, das Rad neu zu erfinden. Um dann Wochen, Monate oder Jahre später zu merken, dass das runde Rad doch besser war als ihr cleveres dreieckiges.
  2. Planung: die wichtigen Grundlagen kennen – aus welchen einzelnen Fähigkeiten besteht Dein Fach? Sie nach Plan zu üben. Wieder und wieder und wieder und wieder. Selbst und erst recht, wenn man sie schon sicher beherrscht. Tiger Woods (oder gibt es einen anderen Weltklassegolfer, dessen Nennung weniger fickrigen Beigeschmack hat?) übt auch nicht nur Hole-In-Ones. Er trainiert nach wie vor allen voran die Basics.
  3. Durchhaltevermögen: der Weg des Großmeisters führt nicht kontinuierlich nach oben. Die meiste Zeit verbringen wir auf „Plateaus“. Das sind lange Strecken, auf denen scheinbar nichts, absolut gar nichts vorangeht (oder man sogar Schritte rückwärts zu machen scheint). Im Unsichtbaren jedoch wächst die Sprungkraft in uns heran, die wir brauchen, um auf die nächste Stufe zu kommen (welcher wieder ein langes Plateau folgen wird). Wer mehr über Plateaus wissen will, dem empfehle ich George Leonard’s „Der längere Atem“.
  4. Vertrauen: sagte ich schon, dass der Weg mühsam und lang sein wird? Die Plateaus stellen uns zusätzlich immer wieder auf die Probe. Sind wir richtig? Bringt das überhaupt etwas? Ist nicht die ganze Anstrengung umsonst gewesen, wo wir doch schon so lange festzustecken scheinen? Ja, wir sind richtig, und ja, es bringt etwas, weiterzumachen. Manchmal hilft nur blindes Vertrauen, nicht aufzugeben.
  5. Unterstützung: mittelmäßig kann man auch alleine werden. Wer Großmeisterschaft erlangen will, braucht Unterstützung. Er braucht jemandem, der ihm immer wieder sagt, dass das Rad rund und bereits erfunden ist, und der ihm zeigt, wie er damit die nächsten Meter zurücklegen kann – und auch zeigt, was er alles noch nicht kann.

Siehe auch: Wie Du ein Feuer in Dir entfachen kannst, das sämtliche Widerstände niederbrennt.

Den Weg genießen // Alles, was Du weißt, wird Dir helfen

Großmeister werden nicht zu Großmeistern, weil sie in erster Linie Großmeister werden wollen. Sie machen es aus der Freude am Weg, nicht nur, um sich irgendwann mit dem schwarzen oder braunen oder mymonkfarben-violetten Gürtel vor den Spiegel zu stellen und das eigene Spiegelbild abzulecken.

Es ist der Weg, der zählt. Vorwärts wie auch rückwärts betrachtet: vielleicht geht’s Dir so wie mir manchmal und Du fragst Dich, wie weit Du wohl schon heute wärst, wenn Du Dich früher entschieden hättest, mit der nötigen Energie das zu tun, was Du wirklich liebst. Das ist nicht nur müßig, sondern falsch: alles, was Du erlebt hast, kann Dir helfen. Es sind die Zeiten der Depression und 99%igen Untätigkeit, die mich mit der dunklen Seite der Seele in Kontakt gebracht haben und mich mit dem Schreiben beginnen ließen. Es sind die öden Studentenjobs, die mich verstehen ließen, wie es anderen wohl gehen mag, die den ganzen Tag in öden Büros an öden Aufgaben hocken, die einem nervende Chefs aufragen. Es war auch das inhaltlich größtenteils unnütze BWL-Studium, das mir half, nicht zum mittellosen Autor zu werden, sondern mit dem Schreiben ein  Business aufzubauen. Das alles zählt, das alles war nicht umsonst. Robert Greene schreibt sogar, dass wir die größte Chance auf Meisterschaft haben, wenn wir auf dem aufbauen und das kombinieren, was wir schon wissen.

Der Weg des Großmeisters steht Dir nun offen (naja, er stand Dir die ganze Zeit offen, aber das klingt so schön filmisch, als wäre ich ein deutscher Mr. Miyagi aus dem Film Karate Kid).

Wenn Du Dich für ihn entscheidest, wird Deine Belohnung all Deine Anstrengungen übertreffen.

Daran glaube ich fest, auch wenn mein eigener Weg noch ein sehr langer ist.

 

 Photo:  Maitham Rushaidan