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Bevor wir darüber sprechen, wie wir uns weniger vergleichen können, finde ich einen Punkt wichtig. Ich habe oft gedacht, mit mir stimmt was nicht, weil ich so auf andere schiele und mich messe und irgendwie lieber nicht jedes Mal den Eindruck haben möchte, dass alle anderen scheinbar weiter sind als ich. Und dann hatte ich neben der Unzufriedenheit noch so ein diffuses Gefühl von Schuld oder Bescheuert-Sein an der Backe.

Bis ich etwas gelesen und eingesehen habe:

Dass wir uns vergleichen ist ganz normal, das heißt nicht, dass mit uns was nicht stimmt … ganz im Gegenteil. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich in sozialen Systemen organisiert und ein ganz entscheidender Punkt dabei ist für uns und die Gruppe, uns zu orientieren und unseren Platz zu finden. Im Grunde also wie die Hackordnung bei Hühnern, nur ohne das Gegacker … bzw. klingt das Gegacker bei uns etwas anders.

Und weil es tief in uns steckt, was in allen Lebewesen steckt – unsere Gene wollen sich ausbreiten, wir wollen uns fortpflanzen und brauchen dafür Partner und dafür wiederum einen möglichst hohen Status … und auf dieser Ebene im Gehirn, ist es einfach ein bisschen schmerzhaft (oder auch sehr schmerzhaft) zu sehen, wenn andere manche Dinge gerade deutlich besser hinbekommen.

Das Vergleichen ist also was völlig Normales und bis auf die Supererleuchteten geht das sicher den allerallermeisten von uns so. Ich halte es für sinnvoll, uns da nicht auch noch ausgerechnet mit den wenigen Supererleuchteten zu vergleichen.

Damit aufzuhören meint also nicht, uns ab heute ein für alle Mal nie wieder mit irgendwem zu vergleichen, es bedeutet was anderes.

Nämlich, dass wir Gedanken in diese Richtung, die uns unter Druck setzen, neidisch oder unzufrieden machen, schnell erkennen und einfangen und wieder zu uns finden, bevor wir innerlich Amok laufen vor lauter Frust.

Schauen wir uns Bettina an. Bettina ist 43, arbeitet in einer Versicherung, als Versicherungsarbeiterin zum Beispiel, und träumt davon, erfolgreiche Bloggerin zu werden. Vernünftigerweise schmeißt sie ihren Job nicht gleich hin, sondern setzt sich am Feierabend an den Schreibtisch und fängt an zu bloggen. Sie nimmt sich vor, das jeden Tag zu machen, aber manchmal kommt was dazwischen, also schafft sie’s ungefähr dreimal pro Woche, sich hinzusetzen und zu schreiben. Nach ein paar Monaten schaut sie zum ersten Mal ängstlich in den Statistiken nach, wie sich ihre Leserzahlen entwickelt haben … und siehe da … oh, 10.000 Leser im Monat! Ach nee, doch nicht, verschaut, sind doch nur 100 Leser im Monat … das Lachen gefriert ihr … so viel Mühe für so wenig?

Bettina ist frustriert ohne Ende. Zur Entspannung will sie ein bisschen bei Instagram rumhängen und hofft auf kurze Vidoclips mit Babys und Katzen, aber der erste Post, den sie sieht, ist von einer Frau, die gerade ihre Millionsten Blogbesucher feiert.

So eine Kacke. Was macht die besser? Warum bekomme ich das nicht auf die Reihe?

So ähnlich geht’s auch Klaus. Klaus ist 37 und bald ist wieder Schwimmbadsaison und eigentlich denkt er, Männern sollte das halbwegs egal sein, wie sie aussehen, aber ihm ist‘s halt nicht egal. Also kauft er sich ein paar Hanteln und fängt zu trainieren an. Er ist echt fleißig und sieht nach ein paar Wochen auch schon die ersten kleinen Fortschritte, auf der Waage und im Spiegel. Ziemlich cool, denkt er, bis im Park zwei Menschen oberkörperfrei an ihm vorbeijoggen … nehmen wir mal an, dass es Männer gewesen sind … und die krassesten Sixpacks haben und sich bei Spitzentempo immer noch lockerflockig unterhalten können … tja, da hat er sich wohl zu früh gefreut, der Klaus, seine Fortschritte sind doch leider nur ein Witz.

Bettina und Klaus haben losgelegt, machen was … aber sind gerade sehr entmutigt.

Eine Frage könnte sie nun befreien vom schmerzhaften Vergleichen.

Die Frage lautet:

Vergleiche ich meinen Anfang mit seiner Mitte?

Die meisten Vergleiche, die wir anstellen, sind sehr unfair.

Zumindest ist das bei mir so, ich habe oft alle möglichen Faktoren ausgeblendet und konzentriere mich dann auf die große Differenz im Ergebnis.

Die Millionen-Besucher-Bloggerin hat allerdings schon vier Jahre lang Arbeit reingesteckt, richtig viel Arbeit, bis sie an dem Punkt war. Sie steht also schon in der Mitte ihrer Laufbahn, während Bettina noch auf den ersten Metern ist.

Und Klaus weiß nicht, dass die oberkörperfrei laufenden Typen seit ihrer Jugend Sport machen. Wo er selbst hingegen seit 37 Jahren eins war mit seiner Couch.

Wenn Du gerade neidisch oder entmutigt bist: Vergleichst Du Deinen Anfang mit seiner / ihrer Mitte?

Mehr zum Thema findest Du auch im myMONK Podcast:

Photo (oben): Skinny Guy, Lizenz: CC BY 2.0