Teile diesen Beitrag "5 Wege, weniger zu tun und doch mehr zu schaffen"
Es folgt ein Gastbeitrag von Walter Epp.
„Aaa!!!“. Mike sitzt zwischen einem Stapel Aktenordnern, losen Zetteln und Büchern. Hastig blättert er in seinen Unterlagen – bis morgen muss die Präsentation fertig sein. Jetzt bleibt keine Zeit für Rast. Schnell, schnell, schnell…
Als dann doch eine Sekunde zum Nachdenken bleibt, fragt sich Mike eins: Warum bin ich jedes Mal gestresst? Warum gebe ich immer alles und schaffe doch fast nichts? Warum bin ich so unproduktiv?
Vielleicht geht dir manchmal wie unserem Mike. Vielleicht ist dein ganzes Leben so: Alles muss schnell gehen, dein Stundenplan ist eng getaktet und eine To-Do jagt die nächste.
Keine Zeit für Pausen, keine Zeit für Ablenkung, keine Zeit zum Leben. Alles ist immer kurz vor knapp.
Bestimmt hast du schon gemerkt: Das kann nicht das wahre sein.
Vor allem sind dir bestimmt die Menschen aufgefallen, die in einem Monat produktiver sind als du in einem Jahr.
Warum gibt es Autoren, die jedes Jahr zwei Bücher publizieren und warum schaffe ich nicht mal eins in zwei Jahren?
Warum quäle ich mich mit einer Hausarbeit ab, während mein Nachbar ein Projekt nach dem anderen abliefert – und dabei auch noch Spaß hat?
Heute werde ich dir zeigen, woran das liegt.
Es gibt nämlich Wege, wie du mehr schaffen kannst, ohne mehr zu tun. Ganz im Gegenteil: Das Geheimnis wahrer Produktivität liegt darin, weniger zu tun – das ist kein Scherz.
Das tollste an dieser Technik: Produktiv sein macht dann sogar Spaß.
Hier sind die versprochenen fünf Wege:
1. Schlafen
Damit hast du nicht gerechnet, oder?
Aber es ist wirklich so: Wenn du mehr schläfst, dann schaffst du mehr.
In unserer Arbeitswelt ist Schlafmangel irgendwie „cool“ geworden. Jeder gibt damit an, wie wenig er letzte Nacht geschlafen hat und doch wieder im Büro ist.
Dabei ist Schlafmangel ziemlich uncool. Schlafmangel führt nämlich zu:
- Wahnvorstellungen
- Schlechten und dummen Entscheidungen
- Schlechter Laune
- Langsames Arbeiten
- Mehr Arbeitsunfälle
- Flüchtigkeitsfehler
- Konzentrationsschwäche
- und der Hammer: Übergewicht.
Die Liste könnte man noch lange weiterführen, aber im Grunde hat Schlafmangel eine ähnliche Wirkung auf deinen Körper wie Alkohol.
Wenn du das nächste Mal unausgeschlafen an deinem Projekt arbeitest, dann ist das so, als ob du besoffen arbeitest.
Und erfahrungsgemäß arbeiten besoffene Menschen nicht besonders produktiv.
Das Beste, das du tun kannst, um mehr zu schaffen ist also eins:
Ausschlafen.
2. Das eine Ding
Bestimmt hast du eine To-Do-Liste. Vielleicht hast du sie nicht schriftlich, aber du hast sie in deinem Kopf: „Ich muss noch das erledigen, dann das und dann wartet auf mich noch das…“
Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass erfolgreiche Menschen To-Do-Listen benutzen – und ich habe ihm geglaubt. Das Problem: Es ist eine Lüge.
Meine To-Do-Liste hat mich dem Erfolg nicht näher gebracht, sondern vom Erfolg sogar abgehalten.
Was ist denn dann das Geheimnis produktiver Menschen?
Es ist ganz einfach: Sie haben keine Liste, sie haben nur eine Sache.
Produktive Menschen arbeiten nur an einer Sache. Sie haben ihr „Ding“ und ziehen es durch. Sie konzentrieren sich komplett nur auf ein Projekt.
Ich habe lange mein Buch vor mir hergeschoben und habe ab und zu daran gearbeitet, wenn es meine To-Do-Liste mir erlaubt hat. Wenn gerade nichts anstand, dann konnte ich an meinem Buch schreiben – doch das war selten der Fall. Es kam immer etwas dazwischen und die To-Do-Liste wurde länger, nicht kürzer.
Dann las ich das Buch „The One Thing“ von Gary Keller und verstand eins: Ich muss mich auf eine Sache konzentrieren. Nur eins. Pfeif auf die anderen Sachen.
Das habe ich dann auch gemacht und ich sage dir: Es waren die produktivsten Wochen meines Lebens. Ich habe alles links liegen gelassen und nur an dem Buch gearbeitet. Innerhalb eines Monats war das Buch dann veröffentlicht…
Arbeite nur an einem Projekt. Konzentriere dich auf dein „One Thing“.
3. UnBalance
Ständig sprechen alle von „Work-Life-Balance“. Alle wünschen sich mehr Balance im Leben und mehr Ausgeglichenheit.
Das ist totaler Quatsch.
Denn das Leben – ich meine das Leben, das auch Spaß macht – findet nicht in der Balance statt, sondern im Extrem.
Alle erfolgreichen Menschen sind auf ihre Art extrem und wenn du nur nach „Balance“ strebst, dann wirst du auch nur ein durchschnittliches Leben führen.
So musst du zum Beispiel, um ein Buch zu schreiben, auf andere Dinge verzichten. Andere Dinge bleiben links liegen. Die Balance verschiebt sich vom Fernsehgucken hin zum Schreiben.
Oder wenn du abnehmen möchtest, dann verschiebt sich das Gleichgewicht weg vom Essen hin zum Sport.
Produktivität hat nichts mit Balance zu tun, sondern mit den Extremen. Du musst andere Dinge von der Waage nehmen, damit du Zeit für die wirklich wichtigen Dinge hast.
Ich sag’s mal so: Wenn alles gleich wichtig ist, dann ist nichts wichtig.
Diese Fehlentwicklung in unserer Gesellschaft erkennst du an folgendem sprachlichen Fehler: Prioritäten setzen.
Prior ist Latein und heißt so viel wie „vorderster, erster“. Und rate mal wie viele Erste es geben kann: nur einen. Es kann also nur eine Priorität geben – nicht mehrere Prioritäten.
Nur eine Sache kann wichtiger sein als alle anderen.
Doch was tun wir? Wir balancieren gleichzeitig 27 Teller und hoffen, dass keiner runterfällt. Wir haben 27 Prioritäten – und dann fragen wir uns, warum wir nichts schaffen.
Wenn du wirklich etwas erreichen willst, dann musst du die anderen 26 Teller fallen lassen und dich auf einen konzentrieren. Ja, das ist extrem, aber es ist auch produktiv.
Wenn du gerne balancierst, dann häng dir diesen Spruch an den Kühlschrank:
Wer’s allen recht will machen,
bleibt ein Narr in allen Sachen.– Deutsches Sprichwort
Du musst nicht extrem hart arbeiten, sondern extrem fokussiert arbeiten – dann sparst du viele Stunden.
Du musst nicht extrem wenig schlafen, sondern extrem entscheiden, was für dich wichtig ist. Wenn nur eine Sache wichtig ist, dann hast du auch Zeit zum ausschlafen.
Manche haben Angst vor Extremen, weil sie denken, dass es dann kein Zurück gibt. Das ist verständlich. Deshalb gib die Balance nicht für immer auf, sondern nur für eine gewisse Zeit. Pass auf, dass du dich nicht im Extrem verlierst. Nach einer Phase der extremen Konzentration solltest du mit etwas Entspannung gegensteuern.
4. Der Bunker
Ein weiterer Trick erfolgreicher Menschen ist der Bunker. Nein, du musst dir keinen bauen, aber du musst dir einen schaffen.
Die größte Plage in der heutigen Welt ist Ablenkung. Displays, Handys und jetzt sogar die Uhren: Alles funkelt, vibriert und lenkt uns ab.
Je mehr Bildschirme in einem Raum sind, desto unproduktiver ist der Mensch.
Zu den Bildschirmen kommen noch Menschen hinzu, die gerne mal plaudern: Arbeitskollegen, Geschwister, Eltern.
Und dann klingelt noch das Handy – natürlich ist es dringend…
In solch einem Umfeld kann niemand wirklich arbeiten – und doch versuchen wir es täglich. Das einzige, das wir dabei produzieren: Stress.
Wahrhaft produktive Menschen haben deshalb ihren Bunker. Das kann zum Beispiel die Bibliothek sein. Das kann ein Raum sein, in dem es keinen Menschenverkehr gibt. Oder andere schalten ihr Internet und Telefon komplett ab (so wie ich).
Egal wie, aber du musst dir einen Bunker schaffen – einen Ort, an dem dich nicht einmal deine Mutter erreichen kann. Dort musst du nicht den ganzen Tag sein. Ein paar Stunden reichen meist.
Ich verspreche dir: 3 Stunden im Bunker sind produktiver als 8 Stunden auf einem „normalen“ Arbeitsplatz.
5. Sport
Sport? Dafür habe ich keine Zeit.
Menschen reden über Sport und Bewegung als sei dies Luxus. Das ist aber kein Sahnehäubchen auf deinem Lebenskuchen, sondern gehört zum Teig. Sport ist ein Muss.
Wenn du Sport treibst, dann erhöhst du den Blutgehalt in deinem Hirn und rate mal, was dann passiert: dein Gehirn arbeitet besser.
Nicht umsonst treiben super-produktive Menschen (wie z.B. Richard Branson) Sport. Sport erhöht zudem deine mentale Stärke und Denkgeschwindigkeit – und du fällst nicht um 13 Uhr in ein Leistungstief.
Anstatt also 10 Stunden zu arbeiten, solltest du mal eine Stunde Sport treiben und nur 8 Stunden arbeiten. Ich wette du schaffst mehr als in den 10 Stunden davor.
Probier es mal aus, wenn Du magst.
Mehr im Leben schaffen
Wir alle wollen mehr im Leben schaffen. Wir wollen unsere Träume verwirklichen und unsere Projekte abschließen.
Doch manchmal benehmen wir uns dabei wie dumme Fliegen, die aufgescheucht gegen ein Fenster fliegen.
Stattdessen sollten wir innehalten, nachdenken und die obigen fünf Punkte befolgen.
Dann werden wir alle mehr schaffen, obwohl wir weniger tun.
Autor: Walter Epp ist Autor, Blogger und zweifacher Vater. Er kündigte seine Juristenkarriere, um seinen Traum als Schriftsteller zu leben – schließlich lebt man nur einmal. Auf seinem Blog endlichlebendig.de hilft er anderen Menschen das Beste aus ihrem Leben zu machen, indem er sie motiviert, ihre Träume zu leben.
Photo (oben): Transformer18
Hi Tim,
Es ist mir eine Ehre, dass ich hier meinen Beitrag publizieren durfte und ich freue mich wie ein Kind bei der Einschulung 🙂
Danke dir für diese Möglichkeit.
Mach weiter so.
LG, Walter
Hey Walter,
ich bin’s, der zu danken hat – das ist ein wunderbarer Text und mir ist’s eine Freude, dass der hier erscheint!
Liebe Grüße, Tim
Großartig, ich habe hier so viele Gedanken gefunden, die mich nicht nur selbst viele Jahre über beschäftigt haben, sondern, die mir geholfen haben ein Schritt vorwärts zu machen.
Vielen Dank
Hi Oliver,
Danke für dein Lob. Bin froh, dass ich helfen konnte.
LG, Walter
ganz wunderbare Gedanken die du da ins Internet rausgeschickt hast lieber Walter!
Meine Strategie momentan ist die Reflexion. Bin gerade im Mutterschutz und habe STÄNDIG das Gefühl unproduktiv zu sein und quasi „die letzten Tage ohne Windelchaos“ zu vergeuden. Seitdem ich mir eine Liste mache was ich heute alles erledigt habe gehts mir wirklich besser. Das sind oft kleine Dinge wie „n Seiten im Buch x gelesen“ oder „Müll rausgebracht“ aber es macht mir bewusst wie viele Dinge ich in sehr kurzer Zeit schaffe, wenn ich einfach einmal dran bin.
lg, Verena
Hi Verena,
Als Papa verstehe ich was du meinst. Am Ende des Tages hat man das Gefühl, dass man nichts geschafft hat. Wenn man sich dann klar macht, wie viel man eigentlich für die Kinder und den Haushalt gemacht hat, dann geht das schlechte Gewissen weg – und dann ist man auch produktiver 😉
LG, Walter
Danke für Deinen Text – er hat mir ein großes Stück weit die Augen geöffnet. Du schreibst über etwas, wovon ich denke, dass ich es mal wusste. Manchmal vergisst man die einfachsten aber besten Regeln.
Hi Marco,
Ich sage da immer: Die Menschen müssen nicht belehrt werden, nur erinnert.
LG, Walter
Einer der großartigsten, wahrsten Artikel, die ich in der letzten Zeit lesen durfte! Insbesondere die Gedanken zum Sport und zur Work-Life-Balance treffen den Punkt genau. Die Balance ständig im Fokus zu haben oder das Gefühl, das tun zu müssen, hängt meistens mit einem ineffizienten Arbeitsfluss zusammen.
Einer der interessantesten Beiträge die ich gelesen habe. Voll aus dem Leben gegriffen. Voll aus dem Leben gegriffen.Vielen Dank
Hallo Walter,
dein Artikel hat genau die Erfahrungen die ich im letzten Jahr mit meiner Abschlussarbeit zu einem nebenberuflichen Aufbaustudium gemacht habe. Für mich ist auch das wichtigste in dieser Zeit wieder geworden die Freude an der Sache an sich zu entdecken weil besonders die einfach unter Druck und Stress verloren geht und das finde ich schlimm. Ich habe zur Steigerung der Produktivität und der Qualität der Zeit die ich mit den Dingen verbringe festgestellt dass es hilfreich ist mehr auf seine Intuition zu vertrauen und weniger aus dem Verstand heraus zu priorisieren und damit gleichzeitig das beste Ergebnis erziele. Als Bloggerneuling bin ich unsicher ob ich hier einen Artikellink einsetzen kann weil ich zu dem Thema wie man mehr von seiner Zeit hat gerade einen meiner ersten Artikel veröffentlicht habe. Wie siehst du das mit direkten Links, Tim? Über mein Bild ist meine Seite ja erreichbar.
Viele Grüße,
Ann-Sophie
Hey,
danke für diesen Text! Es ist einer von denen, der die eigene Lebensweise auf den Prüfstand stellt. Besonders Nr 2 ist irgendwie das totale Gegenteil von dem, was man sonst so hört…
Außerdem das ständige Prioritäten Problem, wenn man alles machen und alles „lebenswichtig“ ist… Da triffst du mit der Aussage „Wenn alles gleich wichtig ist, dann ist nichts wichtig.“ voll ins Schwarze.
LG