Teile diesen Beitrag "Jemand behandelt Dich von oben herab? Das solltest Du über ihn wissen"
„Geh mir aus’m Weg, ich hab n teure Klamotten an.“ (Vordrängeln)
„Sprich mich bloß nicht erst an, Du kleine Wurst, ich bin heiß und Du bist Scheiße.“ (Verachtung im Blick)
„Ey, Kellnerin, hier haste 50 Cent Trinkgeld, aber schön einteilen!“ (Gelächter)
Warum handelt jemand so von oben herab, so arrogant, so, als würden wir unter ihm stehen?
Er will sich für was Besseres halten,
weil er sich als was Schlechteres fühlt.
Sein großspuriges Denken und Tun sollen sein verwundetes Herz überdecken. Das Gefühl, irgendwie minderwertig zu sein, unzureichend.
Es gäbe keinen Grund, einen anderen abzuwerten, wäre er sich seines eigenen Wertes bewusst. Er will andere unterdrücken, weil er etwas in sich selbst unterdrückt.
Das kann schon sehr früh im Leben beginnen. Die Entwicklungspsychologin Dr. Kristin Valentino untersuchte Kinder, die schlecht von ihren Eltern behandelt wurden. Auf Fragen nach ihrem Selbstbewusstsein gaben sie sich hohe Punktzahlen. Außerdem überschätzten sie, wie toll die anderen Kinder sie fänden. Gleichzeitig reagierten sie in Experimenten viel negativer auf ihr eigenes Spiegelbild, als es die anderen Kinder taten. Hier zeigte sich ihr wahres Selbstbild – und die Kluft zwischen den großen Tönen, die sie spuckten, und den leider traurigen Melodien, die tatsächlich tief in ihnen spielten.
Diese Wunden und diese Diskrepanz (-> Arroganz) schleppen viele auch noch als Erwachsene mit sich herum.
Heißt nicht, dass wir uns alles gefallen lassen müssen oder auch nur immer Verständnis dafür haben.
Fakt ist aber:
Verhält sich jemand Dir arrogant, hat das nichts mit Dir zu tun.
So kannst Du lernen, Dich besser abzugrenzen
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Photo: Matteo Bagnoli
Hi Tim, ich hab die Erfahrung gemacht, dass wenn man solchen Leuten mit sehr viel Freundlichkeit (nicht Unterwürfigkeit!) entgegentritt, weicht diese arrogante Schale oft auf und die ganze innere Unsicherheit kommt zum Vorschein. Oft stecken dann auch tatsächlich nette Menschen dahinter. Die Geduld hat man natürlich nicht immer, aber es ist interessant zu beobachten. Liebe Grüße!
Hi Claudia,
Danke für Deinen Kommentar und die Beobachtung, das hab ich auch schon manchmal erlebt. Du entscheidest dabei also danach, wie viel Geduld Du gerade hast? Oder gibt es Anzeichen, bei wem sich die Freundlichkeit vielleicht eher lohnt?
Liebe Grüße
Tim
Buenaserra Tim, na ja, es begegnen einem ja jede Menge arrogante Leute und man hat ja nicht immer die Energie und die Lust aus jedem dieser Exemplare die nette Seite herauszukitzeln. Auf jeden Fall versuche ich das mit der Freundlichkeit bei Leuten mit denen ich längerfristig etwas zu tun habe, Arbeitskollegen zum Beispiel. Zu deiner Frage, ob es für mich Anzeichen gibt, dass sich die Freundlichkeit lohnt: Das passiert eher intuitiv, ich glaube ich kann ganz gut spüren, ob jemand einfach nur seine Unsicherheit überspielt aber innen drin ganz nett ist. Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass solche Leute ganz dankbar und erleichtert sind, dass sie ihre Fassade fallen lassen können, weil man sie „durchschaut“ hat. Ich habe es aber auch schon erlebt, dass auch das Freundlichsein nichts bringt und die Leute noch distanzierter und arroganter werden. Dann muss man arrogante Ärsche halt so sein lassen wie soe sind und dann hilft nur zurückfauchen, auch wenn ich das nicht so gerne mache. Liebe Grüße Claudia
WOW Tim, durchaus ein provokanter Beitrag 🙂
Ganz so krass sehe ich es nicht. Mir sind durchaus einige Personen begegnet, welche aufgrund der Ausprägung ihrer Lebensmotive eine gewisse „Außenwirkung“ haben, derer sie sich oft gar nicht bewusst sind, dies dann aber durchaus in weiteren Gesprächen annehmen und darauf reagieren können. Von daher: nicht immer ist es Arroganz oder Unsicherheit.
Aber wo Du zu 100% Recht hast: wir dürfen ist nicht auf uns beziehen, sondern schauen, was den anderen wohl dazu treibt.
LG
Dirk
Hey Dirk, hast Du ein Beispiel für die „ausgeprägten Lebensmotive“, die einen arrogant erscheinen lassen, ohne, dass er’s ist? LG Tim
Ich bin jetzt nicht Dirk, gebe dir aber trotzdem mal eine Antwort auf die Frage:
Sagt dir das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ etwas? Sicher schon mal gehört, oder? Wenn jemand behauptet in etwas gut zu sein, dann wird diese Person eher als arrogant gesehen, als dass ihr diese Eigenschaft zugesagt wird. Wenn jemand aber behauptet, dass man etwas nicht gut kann, dann bekommt man eher noch zu hören „mach dir nichts draus“ (aka also Zustimmung zum Fehlen dieser Eigenschaft). Schon traurig, wenn man so darüber nachdenkt, oder nicht?
Wenn man aber von sicher überzeugt ist in etwas gut zu sein, dann ist man nicht unbedingt arrogant, man wirkt aber auf manche so.
Ich gebe zu, dass ich mich nicht immer genug beherrsche um, freundlich aber bestimmt auf solche Sätze wie du sie ganz oben angeführt hast, zu reagieren. Wenn mir das gelingt, dann bringt, das meistens die Personen total aus der Fassung. Wenn ich es geschafft habe freundlich zu bleiben und die Person kommt immer noch auf diese Tour, dann fauche ich auch mal zurück. (Als Frau wird man dann ja schon mal gleich als Zicke abgestempelt…wie man’s auch macht… 🙂 )
Ja meistens hat es nichts mit mir zu tun. Er braucht Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Wie ein Kind, das gwängelt, bis ich ihm das gebe. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mich gleich aufmerksam und wertschätzend gezeigt hätte und nicht von meinen Gedanken vereinnahmt gewesen wäre. So frisst er nun noch mehr meine Energie. Besonders wenn ich mich abschotten will.
Hi Richard,
je nach Anzahl und Frequenz erscheint mir das Abschotten doch noch energieschonender (gerade dann, wenn es niemand ist, der uns nahesteht). Ich sehe da auch die Gefahr, sich zu viel Verantwortung für andere aufzubürden. Meinst Du nicht?
LG Tim
Na ja, wenn ich sofort bei der ersten Berührung „antworte“ mit Wertschätzung, da ich ja seine Bedürftigkeit ahne, dann laufen die Muster vielleicht gar nicht ab bei ihm, oder geringer. Vielleicht muss er dann weniger kämpfen. Deswegen kann ich ja trotzdem die Situation nach ein paar Augenblicken verlassen. Wenn das nicht geht und es länger anhält, brauche ich auch gar nicht mehr zu antworten oder nur wenig. Absolutes Abblocken ist hingegen auch eine negative Antwort, die ihn herausfordert, was mich dann umso mehr Energie kostet. Es ist wohl wie so oft eine Gratwanderung zwischen Empathie und Authentizität. Letzteres könnte man aus meiner Sicht auch als Empathie für mich selber sehen. Ich bin niemandem etwas schuldig. Nur, manchmal macht es Sinn, den Kurven der geteerten Straße zu folgen, auch wenn der Weg über das Feld kürzer zu sein scheint.
Um direkt zu antworten. Ja, oft läuft es darauf hinaus, oder meistens.
Man könnte es auch schlicht Narzissmus nennen. Ein bisschen davon steckt in jedem von uns. Wie mit jedem Wahnsinn eben. 🙂