Vergebung ist eine schwierige, vielleicht die schwierigste aller Sachen, die unser Leben zu bieten hat. Und doch schaffen das immer wieder Menschen. Sogar nach sehr furchtbaren Taten.
Fangen wir mal so an: Der amerikanische Staat hat Kenneth Williams nicht vergeben.
Williams saß im Gefängnis. Lebenslange Haftstrafe wegen Mordes. 1999 gelang ihm ein Ausbruch. Auf der Flucht tötete er eine Frau und einen Mann. Die Polizei schnappte Williams und er bekam die Todesstrafe.
Alle Gnadengesuche wurden abgelehnt. Er ist einer der vier Menschen, die in Arkansas innerhalb von acht Tagen (in seinem Fall: am 27.4.2017) per Giftspritze hingerichtet wurden, weil das Haltbarkeitsdatum des Giftcocktails in Kürze abläuft und die Pharmaunternehmen keinen neuen herstellen wollen. Anwesende berichten, dass die Exekution nicht planmäßig verlaufen sei. Williams habe sich vor Schmerzen gewunden, nachdem die Substanzen in seine Venen gelaufen waren. Die Behörden von Arkansas sehen sich wohl nicht veranlasst, die Vorgänge näher zu überprüfen.
Die Geschichte hat aber noch eine zweite Seite.
In einem offenen Brief bat zuvor die Tochter eines der Opfer, Kayla Greenwood, den Gouverneur von Arkansas um Gnade für den Mörder ihres Vaters Michael Greenwood.
„Es wäre unehrlich zu behaupten, dass dies hier einfach für uns sei. Das ist es nicht. Als er uns meinen Vater nahm, hat Mr. Williams uns unendlich viel Schmerz bereitet. Wir vermissen ihn immer noch und noch immer tut es weh. Doch das bedeutet nicht, dass unsere Bitte an Sie, Mr. Williams’ Leben zu retten, nicht das Richtige sei. Das ist sie.
Wir bitten Sie damit nicht, den Schmerz zu ignorieren, den er auch den Hinterbliebenen seiner anderen Opfer verursacht hat. Wir wissen, was sie durchmachen. doch unser Schmerz ist einer, den wir nicht zu heilen versuchen, indem wir seine Hinrichtung herbeisehnen. Sie wird uns meinen Vater nicht zurückbringen, sondern nur zusätzliches Leid erzeugen.
Meine Familie hatte auch darum gebeten, Mr. Williams treffen zu dürfen, doch das wurde abgelehnt. Wir wollten ihm nur von Angesicht zu Angesicht sagen, dass wir ihm vergeben haben. Das wäre ein Weg für uns gewesen, irgendwann etwas leichter einen Abschluss finden zu können.“
Auch wenn all ihre Bitten vergeblich waren: Immerhin durfte Williams einen Tag vor der Hinrichtung zum ersten Mal nach 17 Jahren seine Tochter Jasmine (21) sehen und zum ersten Mal überhaupt seine Enkeltochter (3) treffen.
Ermöglicht hat das, indem sie den Flug zahlte, für den Jasmine nicht das Geld hätte aufbringen können … die Familie des Opfers, die Greenwoods. Sie holte die beiden auch vom Flughafen ab und fuhr sie zum Gefängnis.
Williams weinte, als er davon erfuhr, dass die Greenwoods ihm vergeben haben.
Ich weiß nicht, ob ich das könnte, oder wann ich es könnte. Und ich denke nicht, dass man alles verzeihen muss. Aber dieses Beispiel beeindruckt mich.
Mehr unter Die 12 Prinzipien der Vergebung (von Buddha) und unter 4 Gründe, warum Du nicht loslassen kannst.
Photo: Man on dock / Shutterstock
Ich habe auch schon oft überlegt, ob ich einem Mörder vergeben würde, wenn er ein Familienmitglied oder einen Freund getötet hätte. Ich dachte immer, ich könnte es, aber eigentlich bin ich mir nicht so sicher. Trotzdem wünsche ich mir ich wäre fähig dazu, denn bei meinen Überlegungen kamen mir die selben Gedanken wie der Frau in dem Brief, es würde nur zusätzliches Leid verursachen und ich denke, es tut unglaublich gut, wenn einem so verziehen wird. Ein sehr schöner Post über ein Thema, das mich immer schon sehr beschäftigt hat!
LG
Miss O’Laugh
Kenne den Bericht aus der Presse.
Ob ein Vergeben nicht vergebens bleibt, wird sich den Vergebenen noch zeigen.
Persönlich denke ich, dass dahinter eine religiöse Auffassung liegt.
Eine schwierige Sache. In der Tat. Etwa so schwierig, wie das Abstellen unseres Denkens. Das Abstellen von einem Denken mit unserem Verständnis zu Schuld und Kontrolle. Und damit Bestrafung und Genugtuung. Ohne Frage auch auf Basis einer Sicht des Getrenntseins von Opfer und Täter. Und dabei wissen wir längst, dass die Höhe der Strafe kaum das Aufkommen der Straftaten beeinflusst.
Auf Leid mit Zufügen von neuem Leid zu antworten hilft insgesamt der Menschheit kaum. Bekannt im Huna ist eine Haltung, mit der geheilt wird, indem sich jeder als Verursacher sieht. Verursacher der Emiotionen, die gerade da sind, egal was war. Und so bedeutet dort Vergebung indiesem Sinn auch ganzheitliche Heilung.
Natürlich sollen wir uns abwenden, wenn uns Menschen derart belasten, dass sie uns Gelassenheit und Zufriedenheit zu nehmen drohen. Wir müssen niemanden missionieren, schon gar nicht Menschen,die nicht bereit sind
Wichtig scheint mir auch zu sein, dass Vergebung das Abtragen von Lasten bedeutet. Und damit ist es ein Prozess, der die Lasten mindert. Und dass bereits ein Für Möglich Halten, diese zu vermindern, ein Teil von diesem Prozess ist. Er wird möglicherweise nie ganz abgeschlossen. Auch hier gibt es keine Pflicht.
Ich denk nicht, dass man sich in so eine Situation überhaupt hineinversetzen kann. Ich denk, dass um die Entscheidung zu Treffen jemand zu vergeben, Menschen ein Prozess durchlaufen müssen, denn so ne Entscheidung trefft man nicht von heut auf morgen. Hass ist anstrengend u. Manchmal ist es vielleicht einfacher jemand zu verzeihen als ihn ein Leben lang zu hassen. Verzeihen u. Abschliessen. Ist sicherlich nicht einfach
Was würde die Liebe (Buddha) jetzt tun ? Wer sich diese Frage öfters in ähnlichen Situationen stellt, kann wohl auch öfters vergeben.
Grundsätzlich, ich möchte gar nicht öfter, eigentlich nie, in solch einer oder ähnlicher Sitation sein..
„What would Buddha do?“ – gefällt mir 🙂
Was würde der werte Hans Peter, wohl ohne den Buddha tun?
Interessant, dass du diese Geschichte veröffentlichst. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, was ich in einer solchen Situation tun würde und hoffe, dass ich jemandem vergeben könnte, der mir einen lieben Menschen genommen hat.
Ob ich es könnte, weiß ich nicht genau. Aber was ich weiß ist, dass eine solche Vergebung nicht nur für den anderen Menschen, sondern genau so für einen selbst ist. Nur so, denke ich, schafft man es selbst, die Sache abzuschließen und weiterzugehen.
Und was geht in der anderen Person vor? War alles vielleicht nur ein Unfall ohne Absicht? Mit welchen Schwierigkeiten hat sie zu kämpfen? Ich kann mir kaum vorstellen, was eine Vergebung für diese Person bedeuten würde.
Schöne Grüße,
Patrick
Buddha hier – Buddha da.
Wenn im Grunde die eigentlichen bürgerlichen Ideale zum Buddha Krücken und Stützen Wahn werden.
Folgt eine spirituelle Überheblichkeit , Hingabe und Psychose.
Einfach irre – diese Welt.