Zwei Wochen am Schreibtisch geschuftet, alles gegeben bis in die späten Abendstunden, wir sind zufrieden. Dann kommt der Kunde, das wird toll, endlich mal wieder Anerkennung. Doch statt vor Ekstase schreit er vor Wut. Spuckefetzen fliegen aus müffeligem Mund und Worte, die noch ekliger sind als das.
Zwei Stunden lang das vorteilhafteste Outfit gesucht, die Haare in Stellung gebracht, das Gesicht mit einer selbstgemachten Avocado-Maske erfrischt. Unser Spiegelbild schenkt uns ein seltenes Lächeln. Kaum aus dem Haus dann dieser Kommentar, beiläufig, mühelos, als hielte der Typ eine Abrissbirne wie ein Jo-jo in der Hand: Hast Du die hässliche Alte gesehen? Bei der wird bestimmt eingebrochen, nur, um die Vorhänge zu schließen.
Zwei Sekunden können reichen, um uns den ganzen Tag zu versehen. Eine einzige verbale Blitzkrieg-Attacke unseren Seelenfrieden in Schutt und Asche legen.
Wie sollen wir schlagfertig kontern, das Maul stopfen, den Kampf gewinnen?
Vielleicht gar nicht. Vielleicht ist die beste Lösung eine ganze andere.
Ich schrieb ja schon häufiger darüber. Weil es so wichtig ist und so hilfreich, wenn wir uns immer wieder eines vor Augen führen:
Was der andere sagt, hat nichts mit uns zu tun. Sondern mit ihm. Es sind seine Worte, sein Zorn, seine Ungerechtigkeit, sein hartes Herz.
Wie der andere uns behandelt sagt nichts über uns aus. Wir stehen nur zufällig in seiner Schusslinie.
Und die beste Schutzweste ist, das Ganze nicht so persönlich zu nehmen. Sondern uns umzudrehen, tief durchzuatmen und dann weiter zu gehen auf unserem Weg.
Mehr dazu im myMONK-Buch Wie man die Dinge nicht mehr so persönlich nimmt und unter 5 Mantras, um die Dinge nicht mehr so persönlich zu nehmen und wenn wir schon dabei sind: Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt.
Photo: Monk walking / Shutterstock
Es hat eher mit ihm selber zu tun. Und wir entscheiden mit, was es für uns selber bedeutet. Das schmutzige Wasser, das da gerade in der Wanne angeboten ist. Wollten wir gerade darin baden, dann können wir das natürlich trotzdem, und verlangen, der Schmutz sei nun abzustellen. Wir können aber auch einfach mal den Stöpsel ziehen, uns abwenden und vertrauen, dass es später sauberes Wasser gibt. Notfalls füllen wir neues Wasser mit Liebe ein. Aber wie oft entscheiden wir, dass es Bedeutung hat, es so nicht zu sein hat und dass ein Jemand das sofort zu ändern hat?
Wu wei
Danke für diesen Beitrag. „Nimm nichts persönlich“ ist seit Jahren mein Lebensmotto. (Derzeit habe ich es sogar auf der Rückseite meiner Visitenkarten 🙂 ) Es ist befreiend, wenn man weiß, das alles, was der andere tut oder sagt, mit seinem eigenen Erfahrungshorizont und seiner Welt zu tun hat und nicht mit mir selbst. Es lebt sich definitv wesentlich leichter, wenn ich das umsetzen kann. Wenn es mich dann doch mal antriggert, weiß ich, es wurde ein wunder Punkt bei MIR getroffen, den ich hinterfragen und reflektieren darf. Wenn ich es für mich aufgearbeitet habe, trifft es mich beim nächsten Mal garantiert nicht mehr so heftig oder auch gar nicht mehr. Das bedeutet Wachstum und Entwicklung.
Genau so ist es. Leider habe ich das erst in meinem “hohen“ Alter von 68 Jahren erkannt.
Was machst du beruflich?
Nicht ganz richtig, denn obwohl es Ausdruck ihres inneren Erlebens und sei s ist, gehen wir ja in Resonanz dazu. Und auch das soll so sein, weil es uns wieder zeigen kann, warum es uns überhaupt ezwas ausmacht. Das wiederum ist kein Zufall. Wir brauchen solche Aesch-engel zum Hingucken. Nutzen wir es weise.
So gesehen hat es mit mir zu tun, was der andere sagt. Oder es ist kein Thema für mich. Dann brauche ich aber auch keinen Rat. Ich wende mich einfach unberührt ab.
Doch wenn es mich berührt, dann gibt es etwas in mir, das berührt wird und schmerzt. Und der andere tastet nach solchen Stellen und testet mich. Ich fühle mich schlecht und er fühlt sich besser, erhabener.
Gut geeignet zum Test sind wohl Merkmale, mit denen ich selber vergleichsweise „gut“ aussehen möchte. Wo ich mich insofern auch selber etwas erhöht sehe und Anerkennung, Lob, oder gar Neid erwarte.
Wir sollten uns einfach abwenden, wenn wir momentan überfordert sind damit. Doch letztlich ist erwartetes Lob nur eine Möglichkeit, etwas zu überdecken, das wir zu wenig haben. Es ist nichts als ein Pflaster im Vergleich zu der bedingungslosen Liebe und damit dem Urvertauen in uns. An was es uns fehlt. Um so mehr um so schmerzhafter wir berührt werden.
Der Arschengel weist uns nur darauf hin.
Bester Tipp ever!
Durchatmen, umdrehen und den Weg weiter verfolgen… 😉
Das ist alles gut und schön und richtig… Will sagen: Das weiß ich auch. Aber ich mache das nun z.B. seit acht Jahren mit einem Kollegen mit, der seinen gesammelten Frust und seine inneren, nicht geheilten Kinder immer wieder vor allem an mir ausläßt. D.h. Er schüttet seine gesamte Negativenergie über mich aus, so dass es mich körperlich im Magen und im Rücken schmerzt und fühlt sich selbst danach besser als geborener Choleriker. Was dies mit mir macht, ist ihm wahrscheinlich nicht einmal bewusst. Jahrelang habe ich sehr viel Geduld und Verständnis bewiesen. Ich wusste, dass ich es „nicht persönlich nehmen“ muss, sondern dass es seine Probleme sind. Aber dieses nun gerade wieder tägliche Mobbing ertrage ich nicht mehr. Letzte Woche habe ich mal tief Luft geholt und bin sehr laut geworden, dass ich „die Schnauze gestrichen voll“ habe. Da hat er sich regelrecht weggeduckt… Was mir gezeigt hat, dass er der Typ ist, der eine klare Ansage benötigt. Ich habe eine Entscheidung getroffen: Bei nächster Gelegenheit sage ich ihm, dass er seinen Ton mir gegenüber mäßigen sollte, sonst wird es keinerlei kollegiales Miteinander wie gemeinsames Essengehen oder persönliche Gespräche mehr geben, sondern nur noch die Begrenzung auf das absolute geschäftliche Minimum. Und wahrscheinlich werde ich bei Nicht-Beachtung immer mal wieder sehr laut werden müssen, um meine Grenzen aufzuzeigen.
Die hierunter genannten Tipps sind gut durchführbar bei Menschen, die nur mal kurz den eigenen Weg kreuzen, nicht aber bei mobbenden Kollegen, Freunden, Nachbarn oder gar Familienmitgliedern, die einem Tag für Tag das Leben schwer machen und es absolut nicht zu schätzen wissen, wenn der andere dabei ruhig reagiert. Im Gegenteil! Mein Kollege nutzt das aus, um sich niemals entschuldigen zu müssen, niemals selbst sein Verhalten zu hinterfragen. Denn wir alle gehen bisher immer wieder zur Tagesordnung über und tun so, als sei „nichts gewesen“. Jedes Gespräch von Chefs mit besagtem Kollegen verlief im Sande – jeder beißt sich an ihm die Zähne aus. Und mich macht das auf Dauer so krank, dass schon allein seine Stimme Magenschmerzen auslöst. So kann das absolut nicht weitergehen… Deshalb muss ich mich wehren – bei aller Liebe und Verständnis für die Probleme des anderen… Das habe ich gerade gelernt.