Teile diesen Beitrag "Vätertöchter – Wenn die Mutter ausfällt und Liebesbeziehungen lebenslang darunter leiden"
Es folgt ein Gastbeitrag von Andreas Gauger:
Vatertöchter sind Töchter, denen die Mutter fehlt. Was sich auf den ersten Blick erstmal paradox anhört, klärt sich bei näherem Hinsehen schnell auf. Männliche Emanzipation hin oder her, heute muss niemandem mehr erklärt werden, wie wichtig die Bindung zwischen Mutter und Kind ist. Dadurch, dass die Mutter das ungeborene Kind ca. 40 Wochen in Ihrem Bauch trägt, es seelisch und biologisch nährt, haben die beiden eine einzigartige Beziehung zu einander, die eine andere Qualität hat, als die zwischen Vater und Kind. Die erste natürliche Bewegung des Säuglings und auch des heranwachsenden Kindes geht daher zur Mutter.
Das bedeutet natürlich nicht, dass die Bindung zum Vater keine Rolle spielen würde. Im Gegenteil. Die Bindung an und Beziehung zum Vater hat nur eine andere Qualität. Von ihm bekommt das Kind den zweiten Teil seiner Identität. Jungs lernen vom Vater etwas über sich selbst und darüber, was es heißt, ein Mann in dieser Welt zu sein. Mädchen lernen beim Vater etwas über Männer. An ihm prägt sich ihr Männerbild, was natürlich auch bei der späteren Partnersuche großen Einfluss hat. (Bei Jungs ist es natürlich andersherum mit der Mutter und der späteren Partnersuche genauso, aber in diesem Artikel sind die Töchter das Thema, deshalb gehe ich hier nicht näher darauf ein).
Wer genau sind nun Vatertöchter?
Ist die Mutter in ihren eigenen Themen gebunden, weil sie selbst schlimmes Schicksal trägt, einen schweren Verlust nicht überwinden konnte, traumatisiert wurde oder ähnliches, kann sie in der Beziehung zu ihrer Tochter nicht vollständig da sein. Sie wirkt dann für das Kind unerreichbar und das, obwohl sie vielleicht äußerlich ihr Bestes tut um den Anforderungen an sie als Mutter gerecht zu werden. Die Tochter erleidet dann in der Beziehung zur Mutter ein Beziehungsdefizit, denn ihr erster natürlicher Impuls, die Bewegung hin zur Mutter, ist blockiert.
In der Folge sucht die Tochter dann meist beim Vater das, was ihr bei der Mutter fehlt.
Dadurch, dass die Mutter in ihren Themen gebunden ist, erfährt auch der Vater ein Beziehungsdefizit. Ihm fehlt die Frau, denn sie ist auch für ihn im tieferen Sinne nicht erreichbar. Diese Konstellation führt dann in vielen Fällen dazu, dass sich Tochter und Vater mit ihren unerfüllten Beziehungsbedürfnissen aufeinander beziehen und beieinander zu bekommen versuchen, was sie eigentlich in der Beziehung zur Mutter suchen. Diese Konstellation findet man leider auch sehr häufig bei Inzuchtfällen, aber das soll hier nicht das Thema sein. Die Bindung an den Vater wird also somit übermäßig stark und der Vater wird damit Mutter und Vater zugleich. Die Mutter fühlt sich in vielen Fällen durch die enge Bindung zwischen Vater und Tochter entlastet, was diese Dynamik noch zusätzlich unterstützt.
Probleme in Partnerschaften
Nicht in allen Fällen entstehen hieraus Probleme im Leben der Tochter, solange sie noch jung ist. Spätestens aber bei der Partnerwahl entstehen dann oft viele Probleme für die Betroffenen. Dies gilt umso mehr, wenn auch der Vater ebenfalls problembelastet war. Und auch das ist leider etwas, das man in dieser Konstellation überdurchschnittlich häufig findet. Dann ist das Kind in einem richtigen Dilemma. Der Weg zur Mutter ist blockiert, zum Vater herrscht eine übermäßig starke Bindung, aber diese Beziehung ist nicht unbelastet, denn der Vater hat ein Problem. Er trinkt beispielsweise. Muss die Tochter hiermit auch noch zurechtkommen, folgt sie innerlich oft einer „Retterdynamik“ und das selbst dann, wenn sie sich später an der Oberfläche vom Vater abwendet.
So stellt man in der Praxis fest, dass Töchter, die solches und ähnliches erlebt haben, sich oft mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später Partner suchen, die selbst trinken oder während der Partnerschaft mit dem Trinken beginnen. (Das Trinken ist hier nur ein Beispiel, um die Beziehungsdynamik zu erläutern. Es ist sehr häufig, aber das Problem an sich spielt für die Dynamik keine Rolle. Es könnte auch etwas anderes als das Trinken sein)
Aber woran liegt das? Wir alle gehen mit unserer Kinderseele auf Partnersuche. Wenn die Tochter erlebt hat, dass sie den Vater nicht retten konnte, dass er trotz all ihrer Bemühungen und Anstrengungen nicht mit dem Trinken aufgehört hat, sucht die Kinderseele in ihr häufig später einen Partner, der dem Vater ähnelt. Die kindliche unbewusste Logik dahinter ist der Versuch, am Partner das zu lösen, was beim Vater nicht gelöst werden konnte. Und somit soll in der Gegenwart die Vergangenheit bereinigt und ungeschehen gemacht werden, was selbstverständlich nicht funktionieren kann. Wie gesagt, niemand macht so etwas bewusst, diese Dynamiken laufen unterhalb der Bewusstseinsschwelle ab, obwohlnatürlich viele Betroffene eine Ahnung davon haben, dass etwas gewaltig schief läuft.
Ein weiterer Punkt ist, dass die betroffenen Frauen meist gar nicht anders können, als in ihrem Partner den Vater zu suchen und zu sehen. Die Bindung an ihn und die frühen Beziehungsentbehrungen sind einfach sehr mächtig. Dies führt dann auf der anderen Seite dazu, dass oft auch der Partner merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Und somit entstehen dann daraus oft auch Beziehungsprobleme von dieser Seite aus.
Ähnliches gilt für den Fall, dass später eigene Kinder ins Spiel kommen.
Was ist die Lösung?
Die Lösung geht über die Mutter. „Vatertöchter“ müssen in der Therapie ihre zu enge Bindung und Fixierung an den Vater lösen. Dann wird deutlich und offenbar, dass eigentlich die Mutter fehlt und ins innere Bild hereingenommen werden muss. Dies kann natürlich ein langwieriger Prozess mit vielen emotionalen Höhen und Tiefen sein. Diese Frauen mussten so viel entbehren in ihrem Leben und mit so vielen Schwierigkeiten zurechtkommen, dass sie starke Bewältigungsmechanismen entwickeln mussten, um mit all dem, was man ihnen emotional vorenthalten und zugemutet hat (wenn auch in vielen Fällen sicher nicht absichtlich und bewusst) fertig zu werden. Das ist die Richtung des grundsätzlichen Weges. Den gesamten Prozess kann ich hier natürlich nicht aufzeigen. Er ist sehr lang und sehr individuell. Er verläuft nie bei zwei Menschen gleich. Und so schwere Themen eignen sich meiner Erfahrung nach auch nicht wirklich für den Selbstversuch, obwohl natürlich Menschen, die an sich selbst arbeiten, viel erreichen können.
Eine Übung für mehr Klarheit
Eine Übung für betroffene Frauen um mit dem Thema in Kontakt zu kommen, möchte ich hier dennoch anbieten. Dabei geht es nur um das „Hineinspüren“, von der Übung allein ist kein therapeutischer Effekt zu erwarten. Wenn dennoch beim einen oder anderen etwas gelöst wird, umso schöner.
Hinweis: Diese Übung sollte nur von Personen ausgeführt werden, die sich stabil genug dafür fühlen und bei normaler psychischer Belastbarkeit sind. Sie kann unter Umständen traumatische Erfahrungen triggern. Jede/r Anwender/in trägt in dieser Hinsicht die volle Verantwortung für sich selbst und die aus der Ausführung der Übung resultierenden Folgen. Eventuelle Schadensansprüche an den Autor oder den Betreiber der veröffentlichenden Internetseite müssen ausdrücklich ausgeschlossen werden.
Die Übung:
Schau auf Deinen Partner. Stell Dir vor, wie er vor Dir steht und sieh ihm direkt in die Augen. Nimm ihn wahr, so wie er ist. Verweile eine ganze Zeit dabei und schau ihm in Deinen Gedanken einfach nur tief in die Augen. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Und dann achte darauf, was passiert.
Nun lass ihn durchsichtig werden, als wäre er aus Glas. Er wird immer durchsichtiger bis Du nur noch seine Silhouette wahrnimmst. Schau direkt durch ihn hindurch und erblicke Deinen Vater, wie er direkt hinter ihm steht. Nun schau durch Deinen Partner hindurch direkt in die Augen Deines Vaters. Nimm auch ihn ganz wahr. Schaut Euch in die Augen, ohne ein Wort zu sprechen. Auch hier verweile eine ganze Zeit lang dabei und achte darauf, was passiert.
Nach einer Weile bemerke, wie auch Dein Vater anfängt, durchsichtig zu werden. Er wird immer durchsichtiger und Du erblickst direkt hinter ihm Deine Mutter. Nun schau durch Deinen Partner und durch Deinen Vater direkt Deine Mutter an. Schau ihr direkt und tief in die Augen, strecke beide Arme aus und sage innerlich oder laut: “Mama, bitte.“ und achte darauf, was passiert.
Was mir noch wichtig ist
Mir ist bewusst, dass ich hier ein heißes Eisen anrühre und der Stoff hier für viele Kontroversen sorgen könnte. Das ist in Ordnung. Dennoch möchte ich an dieser Stelle einen Hinweis geben, wie das oben geschriebene einzuordnen ist. Es handelt sich dabei sowohl um Erkenntnisse und Konzepte aus der Bindungsforschung, als auch um therapeutische Erfahrungswerte. Natürlich nicht nur meine. Das sind also Dynamiken, die häufig anzutreffen sind.
Dennoch beschreibt die hier dargestellte Beziehungsdynamik nur EINE Möglichkeit von dem, was sich abspielen kann. Es gibt noch unzählige andere. Ebenso in Bezug auf Söhne und Mütter, Töchter und Mütter, Söhne und Väter, usw. Vielleicht folgen darüber mal weitere Artikel.
Es bedeutet also in keiner Weise, dass es sich immer und bei jedem so verhalten würde, wie hier dargestellt. Das würde menschlicher Erfahrung nicht gerecht werden. Und natürlich ist mir bewusst, dass der Begriff „Vatertöchter“ nicht ganz unbedenklich ist. Er stammt übrigens nicht von mir. Dieser Begriff ist nicht stigmatisierend zu verstehen, sondern soll einfach ein oft zu beobachtendes und komplexes Phänomen mit einem einfachen und nicht wertend gemeinten Begriff umschreiben.
Sollten Fragen dazu auftauchen oder jemand eigene Erfahrungen ergänzen wollen, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme, am besten über meine Facebookseite, sehr freuen.
P.S.: Hier findet ihr einen weiteren Gastbeitrag von Andreas: Wie Deine „inneren Eltern“ Dich gefangen halten – und wie Du Dich endlich befreien kannst.
Text von und herzlichen Dank an: Andreas Gauger Andreas Gauger arbeitet als Heilpraktiker für Psychotherapie, NLP Master-Coach und ROMPC®- Coach & Therapeut in eigener Praxis. Er hilft Menschen, einschränkende Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zu überwinden und Frieden mit der eigenen Kindheit und den inneren Eltern zu schließen. andreas-gauger.de |
Photo (oben): Boudewijn Berends
Lieber Tim,
da ist viel Wahres dran.
Ich habe mich mit dem Thema auch auseinandergesetzt. (Auseinandersetzen MÜSSEN) U.a. kann ich auch dazu das Buch „Vatermänner“ von Julia Onken empfehlen.
Hi liebe Nela,
danke für den interessanten Buchtipp!
LG
Tim
Das Buch habe ich auch gelesen, Hammer , aber seit dem habe ich vieles verstanden und bin versönlicher mit mir geworden, weil ich immer dachte warum ich einiges einfach nicht hinkriege
Jede innige Beziehung zu einem Elternteil, egal ob Vater-Tochter, Vater-Sohn, Mutter-Tochter, Mutter-Sohn ist ungesund und führt in weiterer Folge zu Beziehungsdefiziten beim Kind. Da ist es irrelevant ob ein zweiter Elternteil anwesend ist oder nicht. Es gibt viele ungesunde Elternteil-Kind-Beziehungen wo der zweite Elternteil präsent ist, weil Beziehung der Eltern noch aktiv. Im Grunde lässt es sich auf jede ungesunde Elternteil-Kind Beziehung ummünzen und nicht per se auf Vater-Tochter oder Mutter-Sohn einschränken.
Auf der anderen Seite könnte man auch wieder sagen, dass ein Kind immer gut aufwächst wo es geliebt wird und nicht überbehütet oder ein Defizit abdecken muss. Egal ob nur Mutter oder nur Vater oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung.
Hi Amelie,
mir fehlen die Fachkenntnisse, um etwas Fundiertes zu Deinem Kommentar zu schrieben. Aber ich denke auch, dass ein Kind, das ausreichend viel „Gesamtliebe“ von den Eltern bekommt, etliches an Defiziten bewältigen kann.
LG
Tim
Das meine ich auch, Amelie. Und letztlich sind es die Situationen, in denen Liebe gefehlt hat, die weiter belasten. Überbehütet kann aus meiner Sicht Co-Abhängigkeit bewirken. Das Kind lernt nicht, mit Ängsten alleine umzugehen, die eigene Energie aufrechtzuerhalten. Es gibt Meinungen, dass sich „energetische Schläuche“ bilden, über die schlechte Energie abgegeben wird und gute angesaugt wird. Das Kind ist ein Energiesauger und wir dann in einer Beziehung auch einer werden. So liegt dies auch am Partner, authentisch zu sein und nicht „Helfer“ einer kindisch anmutenden Person, die Saugnäpfe immer wieder abzumachen und das nicht auf Dauer zuzulassen, damit Heilung geschehen kann.
Es braucht Liebe und Bewusstheit.
Genau richtig, Amelie!
Sehr interessanter Gastartikel! Spannendes Thema und hervorragend geschrieben!
Das geb ich sehr gern weiter an Andreas, danke Hendrik!
Egal ob Vatertöchter oder Muttersöhne – wird ein Kind von nur einem Elternteil aufgezogen, fehlt etwas. Und dieses Fehlende hat natürlich Auswirkungen.
Es wird immer mehr zur Normalität, dass man sich als Paar während des Elternseins trennt. Viele wissen gar nicht, was sie ihren Kindern damit antun.
Hi Jolie,
ja, das befürchte ich auch. Was natürlich ein Kreislauf wird: wem selbst etwas gefehlt hat und wer sich darüber aber nicht bewusst ist, der entscheidend dann vielleicht auch schneller mal für das Kind: „ach was solls, das braucht keinen Vater / keine Mutter“.
LG
Tim
Sollte eine Beziehung, die für das Paar oder für einen vonn beiden zur absoluten emotionalen und körperlichen Belastung führt, beibehalten werden zum Wohle der Kinder?
Die Kinder leiden immer unter der Trennung der Eltern.
Aber ich Frage mich, was belastender für die Kinder ist….in einer ungesunden Beziehung der Eltern aufzuwachsen…oder mitzuerleben, wie Trennung zum „Wohle“ der Kinder im Guten funktionieren kann.
Eltern, die wegen der Kinder zusammenbleiben, machen diesen (un)bewusst ihr Leben lang schwere Vorwürfe. Für das eigene Unglück, für den Widerwillen, mit einer Person heile Welt zu spielen, die nicht (mehr) passt. Dazu kommt eine Menge Unauthentizität, die sich das Kind abguckt. Es lernt: Wegen schwächerer Wesen muss ich zwangsweise Zustände ertragen, die mir nicht gut tun und so tun, als wäre alles toll. Die Welt ist Lug und Betrug und nicht an wahren Bedürfnissen interessiert. Außerdem sind wegen meiner Existenz Mama und Papa total unglücklich. Mich sollte es nicht geben.
Daher ist die Trennung und ein reifer Umgang damit alle mal besser als dieses heuchlerische Zusammenbleiben.
Mal eher unabhängig vom Thema Vätertöchter: Zwischenmenschliche Entbehrungen in Kindheit und Jugend können zu einem lebenslangen Mangelgefühl führen. Da sind Übungen mit durchsichtigen Partnern wohl kaum ausreichend. Dieser Mangel bleibt ein Leben lang und die einzige Chance ist, sich ihn bewusst zu machen und sich nicht permanent davon steuern zu lassen.
In der Partnerwahl kann man sich dann dabei erwischen, entweder den gleichen Mangel wieder zu erleben, um quasi den eigenen Dachschaden schön auszukosten und innerlich unerfüllt zu bleiben – oder dabei, den gleichen Mangel zu kompensieren zu suchen, was aber der/die PartnerIn oft nicht leisten kann. In beiden Fällen können Beziehungen daran zerbrechen.
Eine vollständige Lösung gibt es vermutlich nicht. Ein bisschen einen Dachschaden hat sowieso jeder, denn perfekte Eltern kann es nicht geben. Am anderen Ende der Skala gibt es den Extremfall der seelischen Behinderung.
Immerhin kann man selbst eingreifen, wenn man sich bewusst ist, auf welcher Erfahrungsgrundlage aus Kindheit und Jugend man gerade handelt, oder merkt dass man gleich so handeln möchte.
Ich drösel das gerade auf das Thema.
Bei mir war der Vater nur körperlich anwesend.
Und das auch nur mit promillebehafteter oder depressiver Qualität.
Ich hab immer Männer ausgesucht, die schnell wieder weg waren.
Die sich emotional nie sicher waren.
Die selber depressiv oder sonstwie beziehungsunfähig waren.
Ich hoffe, ich bekomme das mal komplett aufgedröselt. *g*
Von Herzen kann ich Arbeit am inneren Kind empfehlen, um das zu lösen.
In unserer Selbsthilfegruppe arbeiten wir mit dem Buch von John Bradshaw „Das Kind in uns“, was ich sehr empfehlen kann. Große Veränderungen sind bei uns allen in den vergangenen Monaten geschehen 🙂
Das ist ein sehr interessanter Artikel, finde ich. Und dennoch, auch wenn die Beziehungen zu den Elternteilen wohl die meisten und vielleicht kompliziertesten unserer Belastungen darstellen, zeigt er doch aus meiner Sicht, wie ratlos die westliche Welt mit ihrer analytischen Herangehensweise ist. Immer soll es soo wichtig sein, mit dem analytischen Geist einzuordnen und zu verstehen wie die Dinge zusammenhängen. Und dann gibt es anstelle einer sanften Näherung gleich ein mentales Durchdringen von vorne über die Augen bis hinten auf den Grund, wo alles mal heftig aufgewühlt wird, damit der Therapeut mit seiner Logik ansetzen kann. Natürlich muss hiervor gewarnt werden.
Aus energetischer Sicht haben wir immer bestehende Bänder von Herz zu Herz zwischen Elternteil und Kind. Sie sind oft mit schmerzlichen Mustern behaftet. Das eine Band ist möglicherweise stark eingeengt und das Gefühl (wegen dem Schmerz) weggeschoben. Doch die Verbindung existiert immer. Das andere Band funktioniert manchmal übermässig, so dass das Kind die eigene Quelle nicht sucht und findet, vielleicht weil der Elternteil einmal zu viel angeboten hat. Das innere Kind sieht sich hilflos und vielleicht vernachlässigt, hat Schmerzen aufgestaut. Durch so ein Band (oder nennen wir das Schlauch) können energetisch auch Ängste wegtransportiert werden. Und zwar in beiden Richtungen. Es bilden sich Co-Abhängigkeiten.
Aus meiner Sicht ist hier ein sanftes Nachspüren dieser Verbindungen und das Annehmen der damit erscheinenden Schmerzen sinnvoller und auch effektiver. Letztlich muss das Band geheilt werden, damit die Herzen sich wieder spüren und die Liebe fließen kann. Energetische Heilmethoden arbeiten sanft an der Oberfläche dessen, was jeweils gerade da ist. Und das was ist rückt in das Bewusstsein und weniger der denkende und kombinierende Verstand. Gleichwohl sind natürlich letztlich die so erscheinenden Glaubenssätze wichtig und bewusst zu machen und zu heilen.
naja…………..
die einen schreiben, wenn ein mann ein kind aufzieht, kriegt es Probleme
die anderen schreiben, ich hatte als kind nur weibliche bezugspersonen, jetzt hab ich probleme…….
ich weiß nicht, was ich von solchen aussagen halten soll
Wie sieht Deine Sichtweise aus bei der Partnerwahl von Töchtern ohne einen Bezug zum Vater noch zur Mutter?
Wähle einen Partner, der dir viel Vater und auch viel Mutter sein kann und dies auch mit viel Geduld tut.
Aha, okay, jetzt nur noch lernen wie das geht mit Bindungen aufbauen.
Ich denke eher, nur dich entwickeln, in Richtung der Person, die dieser annehmende, dankbare und zurückgebende Partner ist. Und bis dahin dir selber Mutter und Vater sein können.
Bloß keinen Partner wählen, der Ersatz für etwas sein soll, das lange in der Vergangenheit liegt und wo jeder Erwachsene selbst für zuständig ist. Damit bürden wir dem anderen eine Last und Verantwortung auf, die mit einer gesunden Beziehung nichts mehr zu tun hat und nur die eigene Entwicklung massiv hemmt. Vater und Mutter sollte ein erwachsener Mensch sich selbst sein und nicht sich vom Partner abhängig machen.
Suche dir einen Menschen, der deine Bedürftigkeit zwar wahrnimmt, aber nicht bedient. Der dir Verlässlichkeit bietet, alleine damit fertig zu werden und zu lernen, diese Defizite hinter dir zu lassen und dich stärkt, SELBSTSTÄNDIG zu sein und nicht einfach nur den Mangel zu füttern. Wer wahrhaft liebt, fördert die Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit des anderen.
Ich konnte mich weder an Mutter noch am Vater festhalten. Ich musste auch vieles lösen, fühle mich jetzt aber endlich stark und frei. Ich bin unterdessen soweit, das mich das Leben soviel gelernt hat, das ich selber beginne Klienten zu coachen, traumaarbeit zu leisten und mit alternativen methoden sie körperlich zu unterstützen, dass sie es auch durchstehen können. Ich musste oder durfte vieles durchmachen, dafür habe ich meine Berufung gefunden, was auch nicht jeder behaupten kann 🙂
Ein interessanter Artikel und doch kommt mir dabei spontan die Frage in den Kopf: sind viele dieser Probleme nicht auch „Wohlstandsprobleme“? In den heutigen Kleinstfamilien sind Kinder einserseits sehr oft auf nur eine Bezugsperson fixiert und gleichzeitig werden die Idealvorstellungen, wie gute Eltern zu sein haben, immer idealistischer. Lebten wir noch in grösseren Familienverbänden würden Kinder sich gleichzeitig an mehreren Erwachsenen orientieren können. Wäre ein Elternteil phasenweise mal mehr mit sich selbst beschäftigt, würde es in dem bestehenden intakten Umfeld ausgeglichen für das Kind und das Elternteil wäre auch auf natürliche Weise ohne viele Worte animiert, wieder seine Rolle in der Gemeinschaft zu finden und nicht auf einem, egal wie gearteten, Abweg. Aus meiner Sicht bringen langfristig betrachtet unsere räumlich getrennten Kleinstfamilien Probleme mit sich, die wir eigentlich alle nicht wirklich wollten, als wir uns die moderne Freiheit und SELBSTentfaltung auf die Fahne schrieben. Wie könnte die langfristige,auch gesellschaftliche Lösungsansätze aussehen? Haben die Psychologen darauf schon Antworten? Brauchen Eltern jetzt Schulungen um wieder gesundheitsförderliche Vorbilder für Heranwachsende sein zu können? Müssen wir ganz bewusst als heutige Eltern lernen, dass unsere prviligierten Lebensbedingungen von unseren Kindern teuer bezahlt werden müssen?
Beziehungsdefizit? Ich meine, wir haben alle mehr oder weniger Dramen erlebt oder auch Traumatisierendes. Und immer sind Situationen im Spiel, in denen Liebe gefehlt hat und deshalb auch Ängste entstanden sind. Kinder holen sich normalerweise die Liebe und die Energie, wo es ihnen möglich ist. Sie brauchen Zuwendung, Liebe und genug Freiheit, weniger theoretisches Betrachten. In Großfamilien provitierten die Kinder von älteren Menschen, die dies intuitiv und weise angehen und das intellektuelle Denken darüber wegließen.
Nun habe ich z.B. wenig Liebe von der Mutter erhalten und der Vater wurde schlecht gemacht und verbitterte dabei. Klar hilft mir eine Partnerin, mit der ich diese Art Energie erhalte, die ich oft vermisste. Es ist wie es ist und wenn beide Partner das annehmen können, kann Heilung geschehen. Wozu einen Berater fragen, der mir dann irgendwie bestätigt, dass etwas nicht stimme? Und er hat auch gleich einprägsame Begriffe parat, die das Problem noch dramatisieren!
Ich finde, dass diese Art intellektueller Diskussionen auch erst Probleme schaffen können. Denn während ich Kopflösungen suche, setze ich weniger auf Bewusstwerdung und Annehmen. Wieso reicht es nicht, wenn der Partnerin klar wird „du musst viel Mutter nachholen“ und wir lassen das erst mal so? Ich muss mich nicht von etwas lösen. Es geht nur um Liebe, die gefehlt hat. Und das wird ausgeglichen.
Wieso soll ich mich dann einordnen lassen in einen der theoretisch ausgemachten Fälle, um dann zu erfahren: „das ist ein langer Prozess und kann auch mit Traumas zusammenhängen“. Die Heilung passiert für mich durch Bewusstwerdung, Liebe und im Zweifelsfall EFT, nicht durch Loslösen von dem was heilt und auch nicht durch Kopfarbeit und „Umgewöhnen“, was immer noch eine Erfolgsquote nur um die 50% hat.
Ich würde gerne bei dir den Coach machen! 😀 🙂
Ja es gibt kranke Vater Tochter Beziehungen. Ich hab mein Leben lang darunter gelitten. Unbewusst immer den vater retten wollen. Ich hab echt lange meditieren müssen um den scheiss endlich abzuhaken. Das Ding ist aber ,dass du meditieren kannst bis zum Umfallen. Die .muster sind neuronal verankert. Du hast dich selbst programmiert im Gehirn und die Muster wirken immer noch ,egal wie alt du bist. Das ist ja die scheisse ! Das heisst du rennst quasi mit 40 oder 50 immer noch in deinem?Kinderprogramm durch die Gegend und rettest die versoffenen Versager. Ich empfehle das Buch von Klaus Berndhardt. (Angst und Panikattacken) Der erklärt wie wir neuronal an die Muster aus der rechten Gehirnhälfte kommen. Anders geht es nicht. Ich hab es selbst durch. Und es geht wunderbar schnell die Muster neuronal zu lösen . Das Gehirn nimmt die neuen Verhaltens Muster an und das alte zerfällt nach und nach. Wir müssen die Funktionsweise unser Muster verstehen,aber weder das Starren auf Muster,noch irgendwelche Schamanischen Kram oder Eneegiebänder lösen unsere neuronalen automatismen !!!
Dein Text strotzt von veralteten Geschlechterrollen. Ändere deine Denkweise diesbezüglich. Denn diese könne auch der Grund für Krankheiten werden.
Ein Mann kann die Mutter komplett ersetzten.
Es ist falsch und toxisch zu behaupten er könne das nicht.
Denn die „Rolle“ der Mutter ist genauso von der Gesellschaft konstruiert, wie soziale Geschlechter im generellen.
Es ist auch falsch zu sagen, dass ein Kind der Mutter blind vertrauen würde.
Ein Kind lernt in den ersten Jahren seines Lebens zu vertrauen.
Wenn in dieser Zeit Grenzen des Kindes von Elternteilen überschritten werden, durch zb Überbehütung oder Vernachlässigung. Kann das Kind im späteren Leben Vertrauensprobleme bekommen.