Teile diesen Beitrag "Wie man mit jedem Menschen eine tiefe Verbindung herstellen kann (in 5 Minuten)"
Tausende von Kontakten, aber kaum einer geht wirklich noch unter die Haut. Die Welt ist oberflächlich und die meisten Gespräche und Beziehungen sind es auch, kratzen höchstens an der Oberfläche, und selbst diese Kratzer polieren wir hinterher schnell wieder weg.
Wie können wir uns da näher kommen?
Bei Oliver Emberton hab ich von einer kleinen Übung gelesen. Einem Spiel, das uns jedem Fremden in kürzester Zeit verbinden kann, eine Brücke bauen kann zwischen zwei Köpfen und zwei Herzen. Es deckt manchmal Unglaubliches auf über die Spieler, schockt manchmal, rührt zu Tränen manchmal. Und kann der Grundstein für eine tiefe Freundschaft sein.
Das Spiel gibt es in verschiedenen Formen seit Jahrausenden. Es hat zwei Teile. Im ersten geben wir dem Anderen eine Anweisung. Im zweiten Teil lassen wir den Vorhang fallen und decken auf, was das alles soll und bedeutet.
Du kannst das Spiel auch allein spielen, mit Dir selbst. Aber nur ein einziges Mal. Ernsthaft. Na, Du wirst schon sehen.
Wichtig: Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten.
Bereit?
Teil 1: Die Anweisung
Stell Dir eine Wüste vor. Bis zum Horizont, in alle Richtungen, alles Wüste.
1. In dieser Wüste ist ein Würfel. Beschreib ihn. Wie sieht er aus? Wie groß ist er? Woraus besteht er, wo genau steht er? Konzentriere Dich auf die Details.
2. Während Du auf die Wüste und den Würfel schaust, bemerkst Du, dass da auch eine Leiter ist. Beschreib sie. Woraus besteht sie, wie groß ist sie, wo genau ist sie in Bezug auf den Würfel?
3. Außerdem ist nun ein Pferd in dieser Szene. Beschreib es, am wichtigsten: Wo ist das Pferd? Was tut es? Wenn es irgendwohin geht, wohin geht es?
4. Da sind jetzt auch Blumen. Beschreib sie. Wie viele gibt es, wie sehen sie aus? Wo stehen sie, bezogen auf Würfel, Leiter und Pferd?
5. Jetzt zieht ein Sturm auf. Beschreib ihn. Was für eine Art Sturm ist es? Ist er nah oder weit weg? Wohin zieht er? Beeinflusst er Würfel, Leiter, Pferd und/oder Blumen?
Teil 2: Die Auswertung
So, der Vorhang fällt.
Alles, was wir in dieser Szene sehen, sind Projektionen, wir projezieren unsere Identität und unser Leben in diese Vorstellungen, in diese Symbole.
1. Der Würfel bist Du.
Seine Größe steht für Dein Selbstbewusstsein. Großer Würfel, sehr selbstbewusst. Kleiner Würfel, weniger selbstbewusst.
Steht er fest auf dem Boden, bist Du eher bodenständig. Fliegt er in den Wolken, bist Du eher ein Denker oder Träumer.
Ist der Würfel transparent, bist Du eher offen. Ist er undurchsichtig und fest, dann eher verschlossen. Glüht er, bist Du besonders energisch und positiv, willst Menschen in Deiner Umgebung inspirieren. Ist er aus Granit, bist Du eher ein Beschützer und widerstandsfähig.
2. Die Leiter spiegelt Deine Freunde wider.
Lehnen sie sich an den den Würfel, sind Deine Freunde Dir sehr nah und abhängig von Dir (etwas, das in jeder tieferen Beziehung zwangsläufig passiert). Oder liegt die Leiter ungeliebt im Sand? Wie groß ist sie, wie robust, ist sie vielleicht sogar kaputt?
3. Das Pferd ist Dein Partner.
Es zeigt, wonach Du Dich in einer Beziehung sehnst. Manche Menschen sehen ein zuverlässiges Arbeitspferd, andere ein leuchtendes Eihorn.
Je weiter das Pferd vom Würfel entfernt ist, desto wichtiger ist Dir Distanz. Entfernt es sich immer weiter vom Würfel, kann das Deine aktuelle Beziehung widerspiegeln. Leckt das Pferd den Würfel vielleicht liebevoll ab? Oder reißt es mit seinen Zähnen ein Stück heraus?
4. Die Blumen stehen für Kinder.
Die Anzahl steht dafür, ob Du Dir viele Kinder wünschst. Manche sehen nur eine einzelne Blume, für andere wachsen die Pflanzen um den ganzen Würfel herum oder über ihn drüber.
Der Rest kann auch etwas aussagen über die Kinder, die man schon hat: Blühen sie auf, selbstständig und prächtig, oder sind sie kurz vorm Verdursten, müssen wir uns viel um sie kümmern?
Auch die Nähe oder Distanz zum Würfel (zu Dir) sagt etwas aus. Und einige sehen, wie das Pferd die Blumen frisst. Eher beunruhigend.
5. Der Sturm ist eine Bedrohung.
Je stärker er ist und je näher er kommt, desto bedrohter fühlst Du Dich im Leben. Während manche sehen, wie der Sturm in einiger Entfernung lustig mit dem Wüstensand spielt und vorbeizieht, ist er für andere ganz nah, taucht die gesamte Szenerie in apokalyptisches Licht, eine echte Gefahr für Pferd und Blumen und Würfel. Menschen mit alten Traumata sehen letztere Variante sehr viel häufiger.
Das muss alles nicht stimmen, aber …
Wissenschaftspreise wird dieses Spiel vielleicht nicht gewinnen. Aber als ich die Übung gemacht habe, mit mir allein natürlich, traf die Interpretation in sehr vielen Punkten zu. Der Autor schreibt, seiner jahrelangen Erfahrungen nach trifft sie bei vielen Leuten ziemlich ins Schwarze.
Und selbst wenn das alles nur Unsinn ist: Mit der Übung tauschen wir uns mit einem bis dahin Fremden über die Bedürfnisse und Sehnsüchte, über Beziehungen und Kinder und Ängste. Auf eine spielerische, interessante Weise, und ohne ihm mit bitterem Ernst auf die Pelle zu rücken oder Füße zu treten.
Siehe auch Die 36 Fragen, die zum Verliebe führen und Die 6 Small-Talk-Sünden – Diese Fragen solltest Du nie stellen.
Photo: Gabriel Cabral
Hat (mit mir selbst) funktioniert – Wahnsinn! Nur bei dem Sturm fiel es mir schwer, mir eine genauere Vorstellung davon zu machen.
Danke, Tim, das hat mich fast umgehauen (zum Glück sitze ich)!
spannend…….
sehr bewegend
Sehr interessant, ich finde bloß keine Verbindung zwischen Titel und Text.
Hey Carolin,
soeben wollte ich im Nachtag zu meinem Kommi auch noch antworten.
Dann ist mir aber die Idee gekommen, dass allein das Bild, was man von sich selbst NUN bewusst hat, ja auch die Rolle widerspiegelt, die man offensichtlich im Leben einnimmt.
Daraus resultierend, wie deine Mitmenschen dich, resp. sich selbst empfinden in Beziehung zu Dir, ergo was du ausstrahlst.
Und da brauchts jetzt das Feingefuhl, sich selbst entsprechend zu verändern, je nachdem ob mir die eigene Rolle gefällt und ob ich Mitgefuhl meinen Mitmenschen und mir selbst gegenüber entwickle.
Schon habe ich vermeintlich eine Veränderung im Umgang mieinander bewirkt.
Ich bin gespannt,
welche Antwort der @ Tim hat!?
Ob ich das Verhältnis Titel zu Inhalt, resp. Ergebnis ‚richtig‘ verstanden hab.
LG
Ich möchte an dieser Stelle einwerfen das es auch schwierig sein kann. Ich habe es mit jemandem ausprobiert der mir sehr nahe steht. Die Person ist in therapheutischer Behandlung und arbeitet dort mit Bildern im Kopf. Wenn man keine gute Beziehung zu der Person hat und das Bild am Ende nicht auflösen kann könnte es schwierig werden. Meine Bekannte und ich sind nun etwas aufgewühlt. An sich eine tolle Idee um eine Freundschaft/Bindung zu vertiefen aber bitte mit Vorsicht. Es gibt Menschen die viel mit sich rumtragen und dieses Spiel könnte eine Türe aufstoßen die vielleicht schwierig (für den mitspielenden) ist zu schließen.
Bei Aufgewühlt Sein empfehle ich EFT. Klopf z.B. mit den Fingern einer Hand zwischen Schlüsselbein und Brust der anderen Seite, so 3x pro Sekunde. Lass Energie und Gefühle laufen und abfließen und die Blockaden sich lösen.
LG Richard
Hi Patrick,
Danke für Deine Offenheit. Da gibt es anscheinend wirklich eine gewisse Gefahr, die hatte ich bei dieser an sich spielerisch gedachten Sache nicht so auf dem Schirm. Ich denke, es ist insgesamt eher geeignet, wenn man gar keine Beziehung zu der Person hat, dann wird sie im Zweifelsfall vermutlich eher nicht mitspielen als zu sehr aufgewühlt zu werden.
LG Tim
Ich meine, dass die Interpretation letztlich jedem selbst überlassen werden muss, da jeder seine eigenen Assoziationen auf der Basis eigener Erfahrungen hat. Das mag bei vielen Menschen ähnlich sein, ist aber nicht gesichert.
Kristin
Hi Kristin,
ich glaube, es geht auch gar nicht darum, dass es so oder so sein muss, dieses oder jenes bedeutet – sondern darum, dass man drüber spricht und sich auf diese Weise doch sehr öffnen kann.
LG Tim
Alter Hut! Verwendet die Pickup-Szene schon seit 15 Jahren!
Hi Mani,
alter Hut für die Pickup-Szene, aber für mich war’s ein neuer – und bei etwas so Zeitlosem ist das aus meiner Sicht auch gar nicht so entscheidend.
LG Tim
Einfach der Hammer…
Tja so ist das, wenn man alles einfach so nachplappert… Ich empfehle dazu mal ein bisschen mehr Recherche und das Buch „Der magische Kubus“. Wir sprechen hier von einer symbolischen Reise die tiefere Bedeutung hat als das Geplappere hier und aus der Tradition der Sufis kommt. Ojeoje….
@Steff: Deine Wortwahl „Geplappere“ und „Ojeoje“ empfinde ich als überheblich. Um nicht zu sagen, macht es mich sogar etwas traurig. Vorschlag: Wenn du etwas mehr Hintergrund hast, dann lehre die Leute hier doch etwas, anstatt dich über deren Unwissenheit zu beschweren. Also wenn du mehr Ahnung hast als der Rest hier, dann klär uns doch mal auf. Erzähl was über Buch, Hintergründe und Technik. Das fände ich konstruktiver. Oder lass ein paar weiterführende Infos da. Das Buch hast du ja bereits genannt.
Das ist lustig das Spiel. Und vieles stimmt auch. Doof ist nur dass bei dem fetten Sturm eins der Kinder wegfliegt. Lol.
Danke für das Spiel. Habs mit mir und auch meiner Partnerin gemacht. Einfach köstlich, als das Pferd die Blumen gefressen hat. Was das auch immer heissen soll, alles in Ordnung bei uns und der Tochter 🙂
Stehe gerade auf dem Schlauch. Was hat die Übung damit zu tun eine Verbindung zum anderen aufzubauen, wenn ich es alleine spiele? Und macht sie mein Freund oder so, dann interpretiere ich nur wie er tickt
Bisher habe ich die Beiträge von euch sehr gerne gelesen und mich total auf das Thema gefreut. Aber für mich passt da rein nichts.
Ich hatte die Vorstellung von einem verspiegelten Würfel 🙂 Bin ich jetzt für andere ein Spiegel? 🙂
Na das ist ja was! Das heißt aber auch – Achtung Küchenpsychologie – das keiner in den Würfel hineinschauen kann, dass alle Blicke an ihm abprallen …?
Hmmmm…..also diese Antwort muss ich jetzt mal etwas wirken lassen 🙂
Lieber Tim,
also ich fand den Test genial.
Und bei näherer, resp. rückblickender Betrachtung,
haut’s mich gar glatt aus den imaginären Socken.
Und ich verstehe sogar so einiges,
woran ich bislang teilweise fast verzweifelt bin.
Allein, ich hab mir bedauerlicherweise das Bild nicht so in allen einzelnen kleinsten Details gezeichnet, wenn auch die grobe Richtung stimmte.
Leider kann ich nun diese Aufgabe nicht nochmal machen.
Allerdings hat selbst dieser Umstand mir gezeigt, wo ich noch dringend Lernbedarf habe.
Vielen Dank für die Ein- und Aussichten, die du damit ermöglicht hast!
Herzliche Grüße,
Heike
Für mein Gefühl ist das Ganze nicht zwangsläufig „verbindend“, manch einer wird sich womöglich überrumpelt fühlen…ich würde niemand Fremdes so tief schauen lassen wollen. Vielleicht kann man das Ganze dahingehend abwandeln, dass mein Gegenüber die Antworten im Geist für sich findet/ nicht verbalisiert…und der Anleitende in der Auflösung erklärt und dabei von seinen eigenen Projektionen berichtet, dabei völlig offen lassend, ob der andere sich auch mitteilen möchte oder nicht…
Größeren Schwachsinn habe ich hier noch nie lesen dürfen… bitte konzentriert euch wieder auf fundiertere Themen, die werden dann in der Regel auch gut und ihr vergrault damit nicht eure Leser.
LG
Es passt. Allerdings sind die Blumen meine Tiere.
Wirklich tolle Übung!