Teile diesen Beitrag "Was bereuen Menschen im Alter am meisten? Die überraschende Antwort."
Alt werden wollen wir alle, alt sein nicht. Liegt vielleicht auch an unserer Furcht vor später Reue und einer deprimierenden Rückschau.
Der weltweit renommierte Altersforscher Dr. Karl Pillemer von der Cornell University hat 1.500 Menschen befragt, die 65 Jahre und älter waren:
„Was bereust Du am meisten, wenn Du auf Dein bisheriges Leben zurückblickst?“
Die Antworten überraschten ihn. Und mich auch.
Ich dachte, es ginge um nicht gelebte Liebe. Um zu viel Zeit im Büro oder im falschen Job. Um abgebrochene Kontakte und falsche Entscheidungen und um Dinge, die man lieber nicht gesagt hätte.
Tatsächlich antworteten die meisten aber:
„Ich habe zu viel Zeit mit Sorgen verschwendet.“
Mit Dingen, die nur in unserem Kopf spuken. Pillemer sagt, Sorgen erkenne man daran, dass sie in der Abwesenheit von Stressoren – also konkreten, objektiven Gründen – auftreten.
Es ist, wie Mark Twain schrieb:
„Ich bin ein alter Mann und ich habe viel Schreckliches erlebt, doch das meiste davon ist zum Glück nie eingetreten.“
Zum Glück ist das meiste davon nicht eingetreten … zum Unglück haben wir diesen Fantasien dennoch eine Menge Lebenszeit geopfert.
Ganz so alt bin ich noch nicht. Ich kann aber schon jetzt ein Lied davon singen, ach was, eine schier unendliche hässliche Oper.
Die Sorgen loslassen
Dass unser Hirn Sorgen produziert, können wir kaum verhindern. Widerstand ist zwecklos. Wir müssen sie jedoch nicht schlucken, müssen nicht an ihnen ersticken, müssen uns nicht an ihnen festhalten und in den Abgrund ziehen lassen. Wir können die Sorgen loslassen, wieder frei durchatmen, und das Hier und Jetzt genießen.
Wie?
- Schritt 1: Das Gefühl wahrnehmen. Ist da ein Unbehagen, Beklemmung, Wut, Einsamkeit, Angst? Wo sitzt das Gefühl im Körper? Drückt es, zieht es, bewegt es sich? Nur wenn wir das Gefühl zulassen – uns darauf konzentrieren, es da sein lassen – wird es uns loslassen. (Siehe: Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt)
- Schritt 2: Den Gedanken bewusst machen und einordnen. Welcher Gedanke genau besorgt mich? Dann können wir ihn hinterfragen: Kann ich wissen, dass er wahr ist? Ist es nicht vielleicht sehr unwahrscheinlich, dass das Befürchtete eintritt? Und sollte ich meine Kraft nicht besser sparen für die Situationen, die wirklich eintreten und in denen ich die Kraft wirklich brauche?
- Schritt 3: Fokus auf die Lösung. Sollte eine Sorge die beiden ersten Schritte überlebt haben, können wir uns fragen: Was kann ich tun, wenn das Befürchtete eintritt? Unser Blick und unser Gefühl schwenken damit von „Oh mein Gott ich bin ausgeliefert“ zu „ich kann zumindest beeinflussen, wie ich damit umgehe“.
Was auch hilft: Stress abbauen, denn Stress heizt die Sorgenfabrik im Hirn an, lässt sorgen am Fließband herstellen. Das beste Mittel, das ich dafür kenne, ist Achtsamkeit. Siehe 10 einfache Wege zur mehr Achtsamkeit und weniger Stress im Alltag.
Mehr unter 20 sinnlose Sorgen, die Du noch heute loslassen kannst (und wie das geht).
Welche Reue fürchtest Du am meisten?
Photo: Z S
Ich mag keine Sorgen. Und trotzdem tauchen sie ständig gerade dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Mir nützt es immer sehr, wenn ich mir überlege, was das Schlimmste wäre, das passieren könnte. Was wäre, würden meine Sorgen Wirklichkeit werden? Meistens ist das dann gar nicht so schlimm. Das Leben geht trotzdem weiter und irgendwo öffnet sich immer eine neue Tür.
LG!
Hey,
ehrlich gesagt hätte ich das auch nicht erwartet. Aber es stimmt. Wir machen uns viel zu viele Sorgen und fast nie tritt etwas ein,
Alles Liebe aus Wien,
Sebastian
Ich hätte nicht geglaubt, dass das sich-Sorgen-machen ganz oben auf der Liste steht. Ich hätte viel eher geglaubt es sei das „nicht gelebte Leben“, also jene Zeit unseres Leben, die wir nicht oder nur wenig bewusst wahrnehmen.
Ich meine, die Sorgen drücken hier eigentlich etwas aus wie „hätte ich lieber mit mehr Liebe und weniger Ängsten gelebt, mit mehr Mut zum Vertrauen“. Denn was sind schon Gedanken ohne die Emotionen, mit denen sie beladen sind und die erst die Gedanken treiben? Im Kern steckt ja hinter jedem Gefühl entweder Angst oder Liebe, wobei wir an der Grenze zur Angst die Akzeptanz und das Annehmen sehen können, was wir normalerweise ja wählen können. Vertrauen in das Unbekannte, das auch gelegentlich „Gott“ genannt wird. Unser dominanter Verstand mischt sich oft ein und redet uns das aus.
Mich überrascht die Antwort ebenfalls…
Bisher dachte ich, dass Personen am Ende des Lebens das bereuen, was sie nie getan haben!
So oder so, sagt es uns, dass wir das Leben optimistisch angehen sollen!
Wir sorgen uns tatsächlich zu viel.
Doch Sorgen haben auch etwas positives: Sie waren uns vor Gefahren, lassen uns Auswirkungen unseres Handelns bedenken oder sind Ausdruck unserer Liebe (um andere sorgen). Deshalb gilt es nicht Sorgen zu bekämpfen, sondern sich im Tun immer wieder auf das hier und jetzt zu konzentrieren und auf das, was Du selber beeinflussen kannst. So werden die Sorgen automatisch kleiner, wir erleben Selbstwirkamkeit und die Zuversicht steigt.
Epikur meinte dazu ganz passend:
Lebe heute, vergiß die Sorgen der Vergangenheit.
Lg Karl
Fischer in der Südsee treiben die Fische im flachen Wasser mit den Schatten von Stöcken zusammen und brauchen sie dann quasi nur noch zu „ernten“. Unter Unterbewusstsein ist oft zu reaktiv und warnt und vor Gefahren, die es gar nicht gibt. Darum scheitern viele an Schritt 2 und können darum Schritt 3 nicht bewältigen.
Sehr empfehlenswert……wirklich sehr empfehlenswert
Da lebt jemand seinen Traum.
Ohne seine Ängste und Befürchtungen zu verleugnen und den Weg der Selbstständigkeit
missionarisch als Non-Plus-Ultra und „Für-jeden-geeignet“ zu verkünden.
Ein spürbar „authentischer“ Mensch, nahe an seinem Herz.
Ich freue mich immer wieder, wenn ich solche (Erfolgs-)Geschichten von Menschen lese.
Und die Inhalte und Themen, mit denen er sich befasst, sind unser aller Themen.
Danke!
Hi Wolfgang,
wow, Dankeschön! Man könnte meinen, ich hätte Dich dafür bezahlt für diese Worte 🙂 … freut mich sehr!
Liebe Grüße
Tim
Hi Tim,
nimmst du einen Rat von einem Millionär an?
Gut dann höre zu und nicht nur hin.
Werbung und der Instinkt zu werben, erschafft das was man Euphorie über sich SELBST nennt.
Beste Grüße,
Stephan
Nun schaue dir den gelobten Post nochmals an.
Sorge
Nachts lieg ich wach
Hast nichts gesagt
Vielleicht gedacht
Ich liege wach
Sag irgendwas
Die stille klafft
So laut in mir
Und dann
atme ein
atme aus
was wird
ist egal
ich
bin
Das ist schon eine spannende Sache mit den lieben Sorgen. Klar müssen wir sie nicht schlucken oder sie zulassen. Die Krux aus meiner Sicht ist jedoch, erst einmal zu erkennen, dass wir uns viel zu viele Sorgen machen. Das tun leider sehr viele Menschen noch nicht und versinken dann im Jammern, statt etwas zu verändern. Deshalb brauchen wir mehr solche Artikel wie diese. Sehr schön geschrieben!
Klingt doch einfach! Und ist so einleuchtend. Und auch gut gemeint. In so manchen Momenten wird es auch helfen. Und schon sind wir auch überzeugt, das Rezept zu haben. Provokativ könnte ich nun weitermachen…. (und tu es einfach mal). Selber schuld. Hättest du mal eine Sorge angegangen nach der anderen. Nun bist du verzweifelt und der Phobie nahe und machtlos.
Das ist oft die Problematik mit Selbsthilfetexten. Im Einzelfall hat es spontan geholfen. Der Kopf schaltet sich ein und denkt, das ist doch einfach. Und so logisch. Warum nicht eine Studie aufsetzen und die Sache noch wissenschaftlich bestätigen. Und siehe da. Es funktioniert.
Aha. Na ja, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Wer kümmert sich darum und setzt die schöne Lösung herab? Und welche Langzeitwirkung wurde untersucht. Wie soll das gehen? Ist doch einleuchtend. Und was war der Kontext überhaupt? Bei mir hats gewirkt. Na ja, am nächsten Tag hab ich es nicht angewendet. Tut ja schon gut, wenn ich es anwenden könnte.
Und um was geht es erfahrungsgemäss? Natürlich nicht wissenschaftlich geprüft.
Meiner Meinung nach BIN ich mit einem Mass an Urvertrauen ausgestattet, mit dem ich dann Ängste mehr oder weniger gut verarbeite. Mental bin ich mit einem Mass an Ansprüchen und Erwartungen ausgestattet, was Stress und Verlustängste vergrössert. Bei Stress und Ängsten engt sich zudem die Bewusstheit ein, was z.B. auch das Rezept vergessen lassen kann.
Ja, so ein Plan bedeutet Absicht und kann das Bewusstsein etwas erweitern. So ein Kraftschub kann auch mal ein schönes Ergebnis bringen.
Längerfristig ist damit aber noch nicht viel erreicht, denke ich. Gut, wenn ich mich längerfristig mit solchen Texten beschäfige, wird das dem Prozess in Richtung Bewusstwerdung und damit auch indirekt dem Urvertrauen und bei den Ansprüchen helfen.
Ich frage mich dann aber, wer die Selbsthilfetexte so versteht. Wer gerade in Not ist und deshalb eher wenig bewusst ist?
Da wünsche ich uns allen wieder Gelassenheit, Liebe und Wohlwollen mit sich selber.
LG Richard
Lieber Tim,
Seit etwas über einem Jahr bin ich in Südamerika. Deine Seite hat viel dazu beigetragen, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Zu Hause alles verschenkt und verkauft, Rucksack und Hund eingepackt und los ging es.
Jetzt sitze ich in Rio de Janeiro, habe zwei Hunde und deswegen einen VW Bus gekauft.
Mein Visum ist abgelaufen, der Bus nicht korrekt zugelassen und das Geld geht auch langsam aus.
Aber eins kann ich mit Bestimmtheit sagen: hätte ich mir über alles Sorgen gemacht, wäre ich noch in Deutschland.
Deshalb noch mal vielen Dank für Deine Arbeit, die mein Leben nicht verändert, sondern ermöglicht hat!
Und als Fazit nach einem Jahr: Sorgen sind Zeitverschwendung. Es gibt immer Lösungen und es geht immer weiter.
Alles Liebe,
Tarek
Schöner Artikel. Das ist aber etwas, dass mir nicht passieren wird. Ich habe vor Jahren schon gelernt mir keine Gedanken um „ungelegte Eier“ zu machen. War nicht einfach, aber ich kann inzwischen negative Gedanken einfach „wegschieben“. Deshalb bin ich meistens richtig gut gelaunt, ich genieße das Leben und ganz selten mal, dass mir wirklich etwas Sorge bereitet. Vermutlich habe ich auch deswegen immer das Gefühl, sollte was richtig schief gehen, dass es doch am Ende immer gut wird. Egal wie, irgendwie wird das schon alles. Und genau so ist es auch 🙂