Teile diesen Beitrag "Die 6 Small-Talk-Sünden: Diese Fragen solltest Du nie stellen"
Ich bin nicht gerade ein Meister für Small-Talk, der meiste Talk ist mir eher zu small und außerdem rede ich grundsätzlich nicht besonders gern mit Menschen, die ich nicht kenne.
Vielleicht geht’s Dir ja auch so. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden, dass wir uns fremden oder nur flüchtig bekannte Menschen gegenüber stehen sehen. Dann kann man sich entweder tot stellen. Oder über seinen Schatten springen und doch irgendwas sagen.
Nur was?
So gut wie alles. Aber eben nicht ganz alles.
Einige – zum Teil leider häufig gestellte – Fragen sind einfach unangemessen. Statt mit dem Anderen in Kontakt treten wir ihm mit diesen Fragen auf die Füße – oder überfahren ihn sogar. Wie ein Unfall sind sie.
Hier sechs Beispiele für viel zu persönliche Fragen, die manche Leute für Small-Talk halten:
#1 Ist das Deine Mutter / Tochter?
Ist sie vielleicht nicht. Sondern die Partnerin. Die eben doppelt oder halb so alt aussieht. Oder die Schwester, die eigentlich genauso alt ist.
Nur noch zu toppen von „Ist der Mann mit dem Bart da drüben Dein Vater?“ – „Nein, meine Frau.“
Besser: Mit wem habe ich das Vergnügen? Oder: Kennst Du sie?
#2 Und, (wann) habt ihr Kinder?
Hatten sie vielleicht mal, vor der Sache mit dem Traktor. Oder wollten sie schon immer, klappt aber seit Ewigkeiten nicht (und nein, das liegt nicht daran, dass seine Frau in Wirklichkeit doch sein Vater ist).
Diese Frage kann Wunden aufreißen – und lässt sich von Betroffenen überhaupt nicht beantworten, einem Fremden gegenüber.
Besser: Ähh, einfach nicht fragen.
#3 Wie lang seid ihr schon ein Paar?
Pssst … das ist doch nur seine Sekretärin. Seine Frau steht einen Meter daneben, und hat es leider mitgehört. Oder es sind Geschwister, die dachten, ihre „ungewöhnliche Liebe“ sei nicht zu durchschauen.
Besser: Woher kennt ihr euch? Oder: Wie lange kennt ihr euch schon?
#4 In welchem Monat bist Du?
In gar keinem, ich bin einfach nur übergewichtig. Jetzt hast Du mich gekränkt und ich werde da rüber gehen zum Buffet und vor Frust 35 Quarkbällchen in mich reinstopfen.
Besser: Besser ein anderes Thema, egal, wie sehr es nach Schwangerschaft aussieht.
#5 Wie läuft Dein Liebesleben?
Besonders gern gestellt von Verwandten. Besonders schmerzhaft, wenn man gerade verlassen wurde oder leider immer noch Jungfrau ist. Und auch nicht besonders gut ehrlich zu beantworten, wenn’s im Liebesleben nur so kracht: „Danke der Nachfrage, Tante Sigrud, ist echt super, sie hat mir erst vor einer halben Stunde einen geblasen. Und weißt Du, was dann passiert ist? Dann hab ich sie so richtig …“
Besser: Was hast Du so vor, die nächste Zeit?
#6 Woher hast Du diese Narbe?
Ach, Du, ich wurde vergewaltigt. Und bei Dir so? Oder: Vor ein paar Jahren wollte ich mich umbringen.
Narben mögen für jeden sichtbar sein. Sie gehen trotzdem keinen was an.
Besser: Deine Kette / Hose / Brille gefällt mir, woher hast Du sie?
Der Weg des Small-Talks ist also mit Fallen gepflastert.
Dann doch lieber übers Wetter reden.
Wie ist das bei euch, heute?
Also hier ist’s ziemlich kalt, schon seit ein paar Tagen.
Hmm.
P.S.: Falls Dir jemand eine dieser Fragen stellt, kann Dir das hier helfen: Wie man aufhören kann, Dinge zu persönlich zu nehmen (in 30 Sekunden) und Wie man aufhören kann, genervt und verletzt zu sein.
Photo: UweRichterPhotography
7. Na, wie geht’s?
Im übrigen lautet der kürzeste Smalltalk Spruch: “ HALLO „
das find ich am aller schlimmsten!
„Muss“ als Antwort ist dann auch eine Klasse für sich…
Und darauf muss man dann ja fragen, was los ist und schon bekommt man die ganze Krankengeschichte zu hören 😛
LOL, sehr cool und doch auch nützlich! All diese Sachen sollten selbstverständlich sein, manchmal vergisst man das aber auch einfach. 😉
Ein Umkehrbeispiel: Ich traue mich immer nicht, jemanden auf eine Schwangerschaft anzusprechen, weil ich Angst habe, dass sie vlt. einfach nur zugenommen haben könnte. Und wenn sie dann doch schwanger ist, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht direkt reagiert und gratuliert habe.
LG!
Oh ja, diese 6 Fragen können einen leicht in Schwierigkeiten bringen, bzw. andere in Verlegenheit bringen. Solche Dinge sollte man nur fragen, wenn man über den anderen gut Bescheid weiß. Small-talk findet ja fast immer mit Fremden oder losen Bekannten statt, so dass man besser darauf verzichtet.
Gerade das Thema mit dem Kinderkriegen finde ich auch immer sehr gefährlich und versuche die Leute dahingehend auch zu sensibilieren, wenn sie MICH fragen. Ich denke oft gibt es einfach Gründe, wieso, weshalb, warum Pärchen gerade zwischen 25 und 30 Jahren (aufwärts) noch keine Kinder haben. Ganz dünnes Eis mit heißen Socken sage ich dazu nur. Gibt auch andere Dinge, die man Fragen kann, um sich für den Menschen zu interessieren, aber dafür muss das Interesse erst mal vorhanden sein. Und das ist es bei vielen leider nicht. LG und danke für den Artikel.
Auch schön, schon erlebt als Single-Mann: „Kinder… wann ist es denn bei Dir so weit?“ Und das nicht als Scherz über meine Figur, sondern ernst gemeint. Immerhin, ich liebe Quarkbällchen. Börps.
Bin komplett damit einverstanden. Jetzt wär noch toll zu erfahren, wie mann denn geschickt auf solche unverschämten Fragen antworten könnte ohne auch unverschämt zu sein. Die meisten meinens ja dann doch nicht böse sondern sind einfach plump und denken nicht nach.
Auf die Frage oder Hinweis, dass es bald Zeit wäre für Kinder, weil ticktock… da antworte ich ehrlichgesagt sehr direkt darauf. Die Frage geht niemanden etwas an. Wenn die Person darüber sprechen möchte, dann macht sie es von sich aus. In meiner engsten Familie ist es auch so. Sie sind schon länger verheiratet, der Kollegenkreis hat alles schon Kinder nur sie nicht. Beide sind selbstständig. Alle gehen davon aus, dass sie noch warten möchten. Die Wahrheit? Sie probieren es schon seit über einem Jahr und es klappt nicht. Ich finde, man kann mit ruhigem Gewissen den Menschen ganz klipp und klar sagen: „Die Antwort geht sie nichts an.“ sagen. Wenn man sich erklären möchte, kann man noch hinzufügen, dass sie mal darüber nachdenken sollten: es gibt mehrere Gründe, weshalb eine Frau nicht schwanger ist.
– gesundheitliche Gründe bzw. es klappt einfach nicht
– manche Frauen möchten einfach kein Kind und sind als Paar auch kinderlos glücklich
– in der Beziehung kriselt es, und der Zeitpunkt für ein Kind ist denkbar ungünstig
– man möchte noch damit warten
– und leider auch: man kann es sich kaum vorstellen finanziell ein Kind zu stämmen
– Frau findet nicht den passenden Partner oder überhaupt einen (ich würde mir nicht nur ein Kind zeugen wollen und dann tschüss)
Keiner dieser Gründe geht den Fragenden etwas an. Aber ich habe auch mal diese Gründe einer Fragenden (selbst Mutter und dachte, dass alle Frauen selbst Kinder wollen) geantwortet. Sie wurde rot im Gesicht und hat eine Entschuldigung gestammelt. Mir ging es nicht darum, dass sie sich geschämt hat, aber sie hat mal darüber nachgedacht wie unpassend ihre Frage überhaupt ist. Ich traue mich fast zu wetten, dass sie diese Frage keiner Bekannten mehr stellt. Ich bin ihr übrigens meinen Grund „schuldig“ geblieben. Ich kenne sie nicht gut genug, dass ich ihr es sagen möchte.
Der Beitrag passt ja mal wieder super, da ich in der letzten Zeit häufig darüber nachdenke wie ich mit Smalltalkfragen besser umgehen könnte.Ich empfinde zur Zeit nämlich schon ein erwartungsvolles „Wie geht’s?“ oder noch schlimmer ein „Alles gut?“ als absolut nervig, wenn es von Leuten kommt, die genau wissen, dass ich chronisch krank bin und sehr eingeschränkt. Natürlich weiss das nicht jeder, aber da trifft mich so ne Frage doppelt, wenn es von Freunden kommt und ich würde am liebsten herauskotzen „SCHEISSE GEHT’S MIR. Halt die Fresse und lass mich in Ruhe, denn ich möchte Spaß und kein Verhör und auch kein gespieltes Interesse oder gar Mitleid!“ oder erst gar nicht rausgehen, damit ich diese Smalltalkfragen nicht gestellt bekomme 😉 Ich lüge nämlich sehr ungerne, aber belasten möchte man auch niemanden oder sich jedem öffnen und ausserdem kommen immer sofort unsinnige Vergleiche wie „oh ja, ich war auch schon ewig nicht mehr im Urlaub.2 Wochen.“ Oder „hab ich auch“ oder „wird das mal endlich besser“ Also, versuche ich soclhen Situation zu entgehen 😉 Je nachdem, wie gut ich die Person kenne, antworte ich dann entweder mit „Och jo, immer was los“, das lässt totale Interpretationsfreiheit und ich sage dann nichts weiter und lenke auf die andere Person oder ich sage mittlerweile tatsächlich freundlich, dass ich nicht weiss, was ich auf die Frage antworten soll, weil ich sie nicht mag und es auch gerade nichts tolles zu erzählen gäbe oder ich sage einfach, was ich beruflich mache und nicht wie es mir innerlich geht, sondern faktenbezogen. Also, Ziele zu formulieren ist dann auch supi, so nach dem Motto „das und das zu tun“ und dann füge ich was aktuelles positives und wahres dazu wie „Ich trockne gerade kiloweise Blumensamen für den Sommer“ oder sowas, damit sich der andere nicht blöd fühlt und zufrieden ist 😉 Übers Wetter zu reden ist mir zum Beispiel zu platt. Zu viel übers Wetter zu reden empfinde ich als sinnlos, weil man es ja eh nicht beeinflussen kann 😉 Manchmal antworte ich auch auf ein „Wie geht’s, what’s the news?“ direkt mit „keine Kinder, kein neuer Typ, nicht verheiratet und noch nicht reich und berühmt“ und dann lacht man kurz und gut ist. Ich habe tatsächlich vor wenigen Tagen einen Bekannten nach Jahren auf einer Party wiedergetroffen und ihn selbst gefragt, wie es ginge 😉 Ich bin dann aber auch bereit für ne ehrliche Antwort. Die war in diesem Fall: Schwerer Autounfall und Betrieb fast kaputt gegangen. Wir erwarteten gegenseitig keine stundenlangen gegenseitigen Mitleidsbekundungen, waren drei Sätze und man vertagte es auf ein persönliches Treffen, aber man weiss nun nach wenigen Sätzen, wie es dem anderen wirklich geht und das ist erfrischend ehrlich und offen ohne dabei zu belasten und ich empfinde es daher trotzdem als sehr positiv. Leuten, die aber solche Smalltalkfragen nur als Floskeln stellen, gebe ich auch nur Floskeln zurück oder weiche aus ohne dabei lügen zu müssen.
Hi Liv, ich meine, herauszulesen, dass du dir viele Gedanken machst und auch die Buchstaben ernst nehmen willst, um ja korrekt zu sein. Klar gibt es immer wieder taktloses Verhalten. Doch ist dies ja dann die Sache des Taktlosen und ich kann einfach einsilbig antworten, kein Interesse signalisieren und mich einfach anderem zuwenden. Beim nächsten Mal kann sich das ja dann schon anders gestalten.
Ich gebe dabei auch gar nicht den Worten viel Bedeutung. Smalltalk bleibt meiner Meinung nach nur ein Signalisieren von Interesse an mir. Worte sind nur dabei, wenn ein einfaches Lächeln oder Nicken als zu wenig empfunden wird. Und ein „wie gehts“ kann ich auch intepretieren als „wie fühlst du dich heute im Vergleich zu gestern“. Genauso kann ich auch antworten mit Mimik und einem nichtssagenden „danke“ oder „ok“ oder „so la la“ oder „geht so“, wenn ich nichts besseres stimmig finde. Ich meine, kaum jemand, der mir nicht nahe steht, will das wirklich korrekt und genau beantwortet haben, der Korrektheit und des „nicht Lügens“ willen.
Ehrlich gesagt,keine von diesen Beispielen würde ich je in den Sinn bekommen, und so bin ich auch noch nie angesprochen worden. Wenn ich mit jemandem nicht reden will dann tu ichs auch nicht, es gibt eigentlich keine Situation, die dazu zwingt. Normalerweise ergeben sich Smalltalk Themen aus der aktuellen Situation,in der man sich gerade gemeinsam befindet.
Am Verfassungstag nen Clown gefrühstückt? 😀
– ist zwar teilweise sehr derb aber das ist genau mein Humor –
Ich muss selten laut lachen wenn ich was lese aber du hast es geschafft
*daumen hoch*
Ich kann zwar jetzt nicht wirklich was mitnehmen von dem Beitrag – die meisten Punkte passen wohl mehr in Filme als ins reale Leben – aber war trotzdem lesenswert.
Ich denk wenn man kein vollkommener Idiot ist und auch nur nen Funken Einfühlungsvermögen hat wird man die meisten „Gesprächsthemen“ die aufgezählt wurden sowieso vermeiden.
Hi Michael,
Dankeschön, freut mich. Manchmal reicht auch Unterhaltung. Hier hab ich allerdings konkrete eigene Erfahrungen, die mich wünschen lassen, dass das alle so sehen wie Du – leider scheinen mir einige dieser Fragen alles andere als selten zu sein.
Also, vielleicht bin ich ja unsensibel oder so, aber ich mag es lieber, nach einer Narbe gefragt zu werden, als über das Wetter zu reden. Und sei es auch von „Fremden“ … jeder Freund war auch mal ein „Fremder“. Aber ich ertrage auch nicht mehr als 2 Minuten Smalltalk am Stück, weil es für mich teilweise der Gipfel an Nicht-Authentizität ist und eine Riesenzeitverschwendung obendrein. Da sind mir Leute lieber, die sich auch mal trauen, eine vielleicht „peinliche“ Frage zu stellen. Vielleicht fällt mir sogar eine noch peinlichere Antwort dazu ein 😉
Das mit der Frage nach den Narben kann ich nur bestätigen. Ich habe seit einem schweren Autounfall an beiden Knien große Narben und geh im Sommer nicht mehr mit unbedeckten Knien raus weil mich sogar wildfremde Leute im Zug, im Bus oder auf der Straße einfach von der Seite anquatschen und sofort fragen was ich da hab. Tut mir leid dass ich das nicht mit Hinz und Kunz besprechen möchte. Am Anfang hab ich darauf immer geantwortet, dass mir diese Frage zu privat sei, inzwischen achte ich wie gesagt darauf, die Narben zu bedecken bis sie so verblasst sind dass man sie nicht mehr so genau sieht.