Teile diesen Beitrag "Der Selbstoptimierungs-Wahnsinn und warum wir ihm verfallen"
Es folgt ein Beitrag von Andreas Gauger, Autor des myMONK-Buchs Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst.
„Je mehr ein Mensch nach Perfektionismus strebt, um so unzulänglicher ist er oder fühlt sich so. Wäre er wirklich ‚perfekt‘, müsste er nicht so krampfhaft danach streben.“ – Rose von der Au
Wenn wir die Unkontrollierbarkeit des Lebens zu spüren bekommen, empfinden wir tiefe Ohnmacht. Ein Gefühl, das wir kaum aushalten können. Da ist es nur verständlich, dass wir alles tun, um dieses Gefühl beiseite zu schieben.
Eine bewährte Methode ist es, zu glauben, dass alles in unserem Leben seine Ursache irgendwo in uns hätte. Dann bin ich zwar auch für den ganzen Mist in meinem Leben verantwortlich, aber zumindest nähre ich die Illusion, ich könnte was daran ändern.
Indem ich an mir arbeite, bis der Arzt kommt.
Und schon stecke ich mittendrin: im Selbstoptimierungswahn.
Verletztes Bedürfnis nach Einflussnahme
Das Gefühl, Einfluss auf die Geschehnisse in unserem Leben nehmen zu können, ist elementarer Bestandteil geistigen Wohlbefindens. Es ist, neben der Verstehbarkeit und Sinnhaftigkeit unseres Erlebens, einer der drei sozialmedizinischen Faktoren für Gesundheit im Salutogenesekonzept nach Aaron Antonovsky.
Verletzende Erfahrungen können dazu führen, dass wir starke Ohnmachtsgefühle empfinden. Wir fühlen uns der Willkür des Lebens schutzlos ausgeliefert. Besonders wenn diese Ohnmachtsgefühle durch das Verhalten anderer Menschen uns gegenüber ausgelöst werden, wird dadurch unser Bedürfnis nach Sicherheit, vor allem aber unser Bedürfnis nach Einflussnahme verletzt.
Die Erfüllung unserer Beziehungsbedürfnisse ist essenziell für uns. Werden sie nicht angemessen durch unser Umfeld gestillt, finden wir selbst Wege, die Lücke zu füllen. Das Problem deutet sich bereits im Namen an. Es sind Beziehungs-Bedürfnisse. Sie setzen ein Gegenüber voraus. Sich Beziehungsbedürfnisse selbst erfüllen zu wollen, ist ein Widerspruch in sich.
Wenn wir nicht das bekommen, was wir eigentlich von anderen brauchen, sichern wir auf diese Weise aber wenigstens unser emotionales Überleben. In der Not frisst der Teufel Fliegen.
So versuchen wir unangreifbar zu werden, indem wir uns einreden, niemanden zu brauchen. Wir strengen uns an, immer stark zu sein und alles alleine geregelt zu bekommen.
Oder wir bemühen uns, es anderen auf jede erdenkliche Art recht zu machen. Werden für unsere Mitmenschen so bequem wie möglich, um uns den weiteren Zustrom ihrer Zuwendung zu sichern.
Ohnmachtsgefühle sind unkontrollierbarer Stress
Ohnmachtsgefühle erleben wir als unkontrollierbaren Stress. Eine mögliche Abwehr dagegen ist der Selbstoptimierungswahn.
Unkontrollierbarer Stress ist für uns Säugetiere eine heftige Sache. Der Neurobiologe Gerald Hüther erklärt in „Biologie der Angst“, dass unkontrollierbarer Stress zu Abschaltprozessen im limbischen System des Gehirns führt. Die Betroffenen erleben Ohnmachtsgefühle und reagieren neuronal mit einem Zustand des Freezing.
Freezing ist dem Totstellreflex von Beutetieren ähnlich. Eine der drei möglichen Reaktionen auf Gefahrensituationen:
- Kampf
- Flucht
- Totstellreflex (Freezing)
Dadurch geraten die Datenverarbeitungsprozesse im Gehirn ins Stocken. Gleichzeitig kommt es durch einen Datenrückstau im Gehirn dazu, dass unsere Amygdala in einem dauerhaften latenten Alarmzustand bleibt.
Der „Datenmüll“ kann nicht mehr abtransportiert werden.
In der Folge gehen wir oft aus dem Kontakt. Sowohl mit uns selbst als auch mit unseren Mitmenschen. Wir reagieren mit Kontaktvermeidungsstrategien. Sie sollen uns davor schützen, in Zukunft erneut ähnlichen Verletzungen ausgeliefert zu sein.
Sie nähren die Illusion der Kontrolle in einer kaum kontrollierbaren Welt.
Selbstoptimierungswahn – Abwehr gegen die Ohnmacht
Die Ursache für alle Geschehnisse unseres Lebens in uns selbst zu vermuten, mindert vielleicht zunächst unsere Ohnmachtsgefühle. Es führt aber gleichzeitig auch dazu, dass wir in unerträglichen Situationen verweilen. Wir gehen nicht, wenn es Zeit wäre, zu gehen. Wir wehren uns nicht, wenn es angebracht wäre, uns zu wehren.
Schließlich liegt es ja an uns, nicht wahr?!
Ein Konzept, das auch in esoterischen Kreisen weit verbreitet ist. Wenn es dermaßen unreflektiert verwendet wird, schadet es mehr als es nützt.
Besonders deutlich wird dies in dysfunktionalen Partnerschaften. Hat jemand sich im Selbstoptimierungswahn verfangen, fällt es ihm schwer, sich aus einer unglücklichen Beziehung zu lösen. Schließlich glaubt er:
„Wenn ich mich vollständig optimiert, meine alten Wunden geheilt und höchste Erleuchtung erlangt habe, funktioniert meine Partnerschaft endlich. Oder es stört mich zumindest nicht mehr, dass sie es nicht tut. Denn dass es mir etwas ausmacht, zeigt ja schließlich nur, dass es da noch ein Thema gibt, das ich lösen und aufarbeiten muss.“
So werde ich zum Kerkermeister meines selbst geschaffenen Gefängnisses. Ich verliere den Kontakt zur Realität und schneide mich von meinen wahren Gefühlen ab.
Ich lasse mir dann leicht Verhaltensweisen gefallen und ertrage Umstände, die sich die meisten Masochisten nicht bieten lassen würden.
So wird alles, was in meinem Leben nicht funktioniert, zum Beweis, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Da ist es dann nicht weit, mich wie der letzte Versager zu fühlen.
Wenn ich mich so verhalte, ähnele ich stark dem Protagonisten in Paul Watzlawicks berühmter Anekdote Die Geschichte mit dem Hammer über den der Autor feststellt:
Wer nur einen Hammer hat, für den wird die ganze Welt zum Nagel.
Selbstoptimierung: Ja – Aber bitte mit Augenmaß
Der gesamte Hilfe- und Selbsthilfesektor lebt von unserem Wunsch, uns zu vervollkommnen. Ich auch – und das gar nicht mal schlecht.
Einfach immer…
- noch ein Seminar,
- noch ein hilfreiches Buch,
- noch ein paar Bahnen im Fruchtwassersimulator drehen,
… irgendwann wird’s schon besser werden.
Warum schreibe ich dann einen solchen Artikel und riskiere, damit an dem Ast zu sägen, auf dem ich sitze?
Weil ein himmelweiter Unterschied zwischen sinnvoller Arbeit an sich selbst und Selbstoptimierungswahn besteht. Das Eine hat mit dem Anderen so viel zu tun wie Zierpflanzendünger mit dem Marsrover.
Der Wunsch, an uns selbst zu arbeiten und eine noch bessere Version unserer Selbst zu werden, ist tief in uns verankert. Es ist der Grund, warum wir heute nicht mehr auf Bäumen leben und uns gegenseitig die Läuse aus dem Fell zupfen. Man könnte es als evolutionären Trieb zur Weiterentwicklung bezeichnen.
Ich bitte nur darum: Lasst es uns mit Augenmaß tun und von unserem gesunden Menschenverstand Gebrauch machen.
An uns zu arbeiten und uns weiterzuentwickeln ist eine super Sache. Sie kann uns glücklich und unser Leben leichter machen.
Selbstoptimierungswahn gehört hingegen zu den Lösungsversuchen, die ich persönlich zu den Wegen in die Katastrophe zähle. Denn bei weitem nicht jeder bescheidende Umstand in unserem Leben hat seine Ursache hauptsächlich in uns selbst.
Darin läge – beim besten Willen – ein gerütteltes Maß narzisstische Überschätzung unserer eigenen Bedeutsamkeit. Das gilt selbst dann, wenn wir Konzepte wie „Karma“ oder das „Schattenprinzip“ einbeziehen wollen.
Es gibt bei jeden Erklärungsmodell einen Punkt, da wirkt das Beharren auf einem einzigen Konzept eher lähmend, als dass es unserem Leben etwas von Wert hinzufügt.
Ich bin überzeugt, dass menschliches Leben zu komplex und vielschichtig ist, um mit einem einzigen Konzept alles erklären zu wollen.
Was mich angeht, so kann ein gutes Konzept einen gewissen Teil unseres Lebens brauchbar abbilden, während es in anderen Bereichen eher ungeeignet ist.
Warum machen wir es uns dann mit unserer typischen Entweder-oder-Mentalität so verdammt schwer?
Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass die Wirklichkeit groß und großartig genug ist, um mit „sowohl als auch“ oder „manchmal so, manchmal so“ viel besser beschrieben zu sein?
Klingt paradox? Stimmt, ist es auch.
C. G. Jung beschreibt es in seinen gesammelten Werken ganz treffend:
„Die Paradoxie gehört sonderbarerweise zum höchsten geistigen Gut; die Eindeutigkeit aber ist ein Zeichen der Schwäche. […] , denn nur das Paradoxe vermag die Fülle des Lebens annähernd zu fassen, die Eindeutigkeit und das Widerspruchslose aber sind einseitig und daher ungeeignet, das Unerfassliche auszudrücken.“
Und ich sehe beim besten Willen keinen Anlass dazu, ihm da zu widersprechen.
Tiefer in dieses Themas steige ich in meinem E-Book ein: Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst. Dort erhältst Du neben nützlichen Informationen um Dich selbst und andere besser zu verstehen, auch effektive Übungen, mit denen Du Dein Selbstwertgefühl verbessern kannst.
Autor:
Andreas Gauger arbeitet als Heilpraktiker für Psychotherapie, NLP Master-Coach und ROMPC®- Coach & Therapeut in eigener Praxis. Er hilft Menschen, einschränkende Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zu überwinden und Frieden mit der eigenen Kindheit und den inneren Eltern zu schließen. Der Text ist in ähnlicher Form zuerst auf seinem Blog erschienen.
Photo (oben): shelby hall
Hallo Andreas,
Die Art und Weise, wie der Selbstoptimierungswahn wirkt (hilft), hast Du gut und verständlich vermittelt: Wir brauchen das Gefühl der Kontrolle für unsere psychische Gesundheit. Das ist eine einleuchtende Erklärung.
Was mir noch nicht so klar ist: Wo ziehst Du die Grenze zwischen „guter“ und „schlechter“ Selbstoptimierung? Auf einer recht abstrakten Ebene hast du diese Frage schon beantwortet, aber ich finde es nicht einfach, dein Schema auf konkrete Beispiele zu übertragen. Von welchem „Konzept“ sprichst im letzten Teil des Artikels?
Viele Grüße,
Jan
Ich hab das gleiche Problem wie Jan mit diesem Text. Und ich gestehe, dass mir das schon bei mehreren der Andreas Gauger Texte hier so ging…
Das Thema ist sehr theoretisch dargestellt. Ich kann viele Überlegungen nachvollziehen, aber am Schluss krieg ich nicht mehr die Kurve. Wo ist die Grenze von sinnvollem Optimieren und Wahn? Und was willst du mit dem Schluss des Textes sagen? Wo ist der Zusammenhang?
Ich wünsch mir bitte bitte in Zukunft mehr praktische und lebensbezogene Beispiele für Nicht-Fachleute und gar so viel reine Theorie und abstrakte Überlegungen.
„Darin läge – beim besten Willen – ein gerütteltes Maß narzisstische Überschätzung unserer eigenen Bedeutsamkeit“
Wenn wir uns für unseren Körper bzw Ego halten,dann ja…
Außerdem: wie kommst Du denn darauf,dass wir immer in unerträglichen Situationen verweilen,wenn wir erkannt haben,dass die Situation auch von uns ausgelöst wurde?
Ich glaube,Du verwechselst da Schuldgefühle und Angst mit Erkenntnis…
Angst und Schuldgefühle führen dazu,dass wir uns ohnmächtig fühlen,weil wir denken,dass wir anderen ausgeliefert sind…Damit halten wir uns selbst klein.
Aber wenn wir erkennen,dass wir zwar für die Situation,in der wir uns befinden, auch selbst verantwortlich sind (und nicht ausschließlich immer nur die anderen) und uns deswegen nicht selbst runtermachen,dann ist das schon der 1. Schritt in Richtung Veränderung.Man kann nur Dinge ändern,die wir anerkennen.Leugnen bewirkt das Gegenteil.
Und wie gesagt,das hat überhaupt nichts mit Schuld zu tun und heißt auch nicht zwingend,dass man dann alles schön weiter erträgt,denn was nicht funktioniert,funktioniert halt nicht und dann muss man sich was anderes überlegen!
Man weiß erst,wie irgendetwas ist,wenn man es auch erlebt hat.Und es ist völlig unnötig,sich selbst ein schlechtes Gewissen einzureden,nur weil man irgendwas nicht wusste.Wir sind halt keine perfekten Übermenschen…
Unkontrollierbarkeit Ohnmacht
Ursachenglaube Glaube, ich könnte was ändern Selbstoptimierungswahn
Einflussnahme verletztes Bedürfnis elementar für geistiges Wohlbefinden
Sozialmedizinischer Faktor neben Verstehbarkeit und Sinnhaftigkeit
Verletzende Erfahrungen Ohnmachtsgefühle schutzlos Sicherheit, Einflussnahme
Beziehungsbedürfnisse will es selbst erfüllen emotionales Überleben
Unangreifbar (brauch niemand), regeln alles alleine oder machen es Mitmenschen bequem Zuwendung
Unkontrollierbarer Stress Ohnmachtsgefühle Selbstoptimierungswahn ist Abwehr Abschaltprozesse Freezing
Gefahrensituation Kampf, Flucht oder Todstellreflex
Datenrückstau Amygdala im Alarmzustand Datenmüll staut sich
Vermeidungsstrategie Kontakte abschalten
Illusion der Kontrolle Welt ist kaum kontrollierbar
Vermuten von Ursachen der Geschehnisse in uns unerträglich, wir gehen nicht, wehren uns nicht es liegt an uns in esoterischen Kreisen unreflektiert verwendet
Deutlich in dysfunktionalen Partnerschaften
Vollständig optimiert, alte Wunden geheilt, Erleuchtung, stört nicht mehr ansonsten aufzuarbeiten
Werde Kerkermeister, schneide mich ab Lasse mir was gefallen, ertrage Umstände
Alles was nicht stimmt ist Beweis, dass was mit mir nicht stimmt Versager
Hat nur Hammer Welt ist Nagel
Selbstoptimierung mit Augenmaß noch ein Buch, ein Seminar …
Der Wunsch, eine bessere Version zu werden evolutionärer Trieb
Weiterentwicklung kann uns glücklicher machen, mit Augenmaß
Selbstoptimierungswahn Katastrophe
Ursache nicht alle in uns selbst währe Selbstüberschätzung auch bei Einbeziehung von Karma, Schattenprinzip
Nicht erklärbar mit einem Konzept kann immer nur einen Teil abbilden
Entweder-Oder macht es uns schwer das Paradoxe mag das Leben besser erfassen
Nun ja, Andreas, es liegt vieles begründet in dem Datenmüll in uns. Dieses Konzept ist altüberliefert und über Jahrtausende erfahren von der Menschheit. Ich habe dieses Konzept auch verinnerlicht. Situationen, die wir nicht bewältigen, speichern wir ab im Lymphsystem. Und so sie da sind, beeinflussen sie uns weiter. Es ist das Konzept des Erstarrens. Nur das spätere Annehmen erlaubt den Blockaden, sich zu lösen und das Alte gehen zu lassen. So tragen wir tatsächlich Ursachen in uns. Und weitere Ursachen sind wohl auch um uns. Wer an Wiedergeburt glaubt, für den gibt es Ursachen aus früheren Leben, auch Karma genannt. Andere Ursachen nennen wir angelernt oder übernommen, von Eltern z.B. Doch ist auch dies verursachtes Verhalten, z.B. von deren Eltern. Es scheint tatsächlich alles verursacht zu sein. Und was wir scheinbar selber verursacht haben – mit welcher Bewusstheit ist dies geschehen?
Unsere Bewusstheit hängt ja auch noch ab von unserem Zustand. Und der Zustand hat wohl auch Ursachen. Es gibt Zustände wie Panik oder Verliebtheit, in denen die Bewusstheit sehr eingeschränkt ist. Wir sind dann eigentlich unzurechnungsfähig. In manchem meditativen Zustand ist unsere Bewusstheit eher ausgeweitet. In solchen Zuständen können wir den Geist einsetzen und Absicht einbringen – und vielleicht damit spätere Wirkung von Ursachen abändern. Schuldgefühle hingegen helfen gar nicht, kosten nur mehr Energie und führen in den Zustand von Unwertsein.
Doch gibt es sie trotzdem, die unkontrollierbaren Situationen. Ob wir dann Ohnmachtsgefühle erleben? Und ob wir je in der Lage sind, mit unserem Geist und unserer Absicht etwas zu bewirken? Ob wir dann immer neue Gebrauchsanweisungen schmieden, immer neu einen Schlüssel zu finden suchen? Oder ob wir doch einmal den Kopf abschalten und einmal einfach Vertrauen wagen, und dies dann immer wieder neu wagen, so dass Urvertrauen wachsen kann und der Kopf zunehmend Ruhe gibt?
Ich meine, dass Absicht alleine nicht unbedingt hilft. Es braucht auch Energie. Dies ist eine weitere Antwort, ein weiteres Konzept sozusagen. Das Konzept, mit den dreien, Geist, Absicht und Energie etwas zu bewirken. Überlieferungen sagen sogar, dass wir damit die Dinge wortwörtlich, sogar physikalisch, in Form von Energie erschaffen. Und das so Erschaffene kann sich materiell manifestieren. Ob ich diese Energie habe – ich kann das tatsächlich auch nicht kontrollieren. Der Kopf mag Illusionen bauen und wieder neue und in einen Wahn geraten. Die Energie kann ich zwar kultivieren, mit bewusstem Fokussieren und Annehmen. Aber sicher ist nichts. Ob und wann die Energie reicht, wissen wir nicht. Doch Denken allein und Herumeiern führt tatsächlich in Richtung Katastrophe.
Bleibt oft doch nur das Konzept des Glaubens in den guten Ausgang und Akzeptieren was immer ist. So ich Energie habe – für dieses Fallen Lassen. Allein, um anderen möglichen geistigen Kräften aus dem Weg zu gehen. Zu einem anderen Artikel hätte ich die Energie für das Etwas Mehr Egoistisch Sein anführen wollen. Denn zu egoistisch sein ist belastend, aber zu wenig egoistisch sein macht krank und du kannst sogar daran sterben (Vadim Tschenze).
Eine Menge Konzepte zur Auswahl also: Ursache, Bewusstheit, Energie, Absicht, Glauben. Also erkennen wir doch besser den Wahn, alles mit Denken erledigen zu wollen in unserer Zeit. Zu jedem der Konzepte gibt es mindestens eine passende Methode.
LG Richard
Hallo Tim, kannst du den ersten Teil bitte löschen. Beginn sollte sein:
Nun ja, Andreas, es liegt vieles begründet in dem Datenmüll in uns
War ein Versehen. Danke.
Der Selbstoptimierungswahn kommt daher, dass wir immer irgendetwas über unser „Problem“ verstehen wollen. Man kann ja nur etwas an sich verändern, wenn man irgendeine Erkenntnis hat. Dann denkt man sich „aha, wenn ich X tue, kann ich Y erreichen!“. Wie bei einigen Artikeln hier auf mymonk. 😉
„Wenn ich den Selbstoptimierungswahn verstanden habe, kann ich endlich glücklich sein.“
Wichtiger ist aber, zu seinen Schwächen zu stehen, ohne unbedingt irgendwohin zu wollen. Ob man sich selbst ändern kann oder nicht, wäre dann egal.
Im Leben ist eben nichts sicher. Wir brauchen mehr Mut und weniger Intellektualisierungen.
Hey Andreas,
guter Artikel das sehe ich ähnlich. Das ist wie mit allem, wenn du es krampfhaft versuchst, wird es nichts.
Ich finde, wenn du Ziele im Leben hast, wie z.B besser mit Leuten umgehen zu können, sportlicher zu werden oder ein eigenes Unternehmen zu gründen UND dafür auch etwas tust, wirst du dich automatisch weiterentwickeln.
Die Persönlichkeitsentwicklung ist für mich eher das Ergebnis.
Liebe Grüße
Dario
Hallo Andreas,
vielen Dank für diesen guten Artikel. Eine Ergänzung: Es gibt ein wunderbares Buch von einem französischen Medizin-Soziologen: Das erschöpfte Selbst von Alain Ehrenberg. Darin erläutert er die Geschichte der Psychiatrie der letzten 100 Jahre vor dem Hintergrund des modernen Individuums.
„Handeln ist heute individuelles Handeln. Es hat keinen anderen Ursprung als den Akteur, der die Handlung ausführt, die er auch allein zu verantworten hat. Die persönliche Initiative steigt an die Spitze der Kriterien, die den Wert einer Person messen .“
Den ganzen Anstieg der Depressionserkrankungen und Burnoutleiden sieht er – ebenso wie Du – darin begründet.
Ich muss nur ordentlich wollen, dann klappt alles. Was für ein Wahnsinn. Ich selbst bin überhaupt nicht so einflussreich, wie ich glaube.
Entspannte Grüße
Gwen
Ich beschäftige mich seit längerer Zeit mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe viele Techniken, Tipps, Modelle etc studiert und einige davon auch angewendet. Und was mir nach einiger Zeit aufgefallen ist, ist genau das, was du hier in diesem Artikel so toll beschreibst.
Ich habe mich nach einer Weile schlecht Gefühlt bei dem ganzen Herumoptimiere. Und ich wusste zunächst nicht warum. Irgendwie hat nicht jedes der Konzepte immer zu jeder Situation gepasst. Schon habe ich mich schon wieder „doof“ gefühlt und das nächste Konzept gesucht, dass alles erklärt.
Persönliche Entwicklung ist schön und gut, aber man sollte es wirklich nicht übertreiben. Mir hat es sehr geholfen, das ganze mit Gelassenheit zu betrachten und das gelernte nicht mehr so zwanghaft anzuwenden.
Fühlt sich leichter und besser an.
Wirklich schön beschrieben. Ich freue mich schon auf weitere Texte.
Liebe Grüße,
Robby
Ich fand diesen Beitrag von Andreas wirklich sehr inspirierend und berührend. Hoffentlich noch viele solcher Artikel! Auch die vielen Möglichkeiten und Konzepte des menschlichen Lebens … toll geschrieben!!
„Ich bin überzeugt, dass menschliches Leben zu komplex und vielschichtig ist, um mit einem einzigen Konzept alles erklären zu wollen.“
Danke und liebe Grüße
Irene
….wenn, ja wenn das Wörtchen wenn nicht wär…wären wir alle besser, gescheiter und erfolgreicher und und und. Sind wir aber nicht. Was wir sind, nennt sich Mensch, ein höher entwickeltes Lebewesen (denken wir zumindest, ob es stimmt, wissen wir nicht). Wir können nach Höherem streben und das find ich gut, wir können es aber auch bleiben lassen und uns so nehmen, wie wir sind. Alles offen…viele Möglichkeiten, aber nur ein Leben. Am Ende werden wir sterben, keiner kommt aus der Nummer raus.
Ich hatte in meinem Leben mit vielen Menschen zu tun, einige haben mich beeindruckt, andere – die meisten, um ehrlich zu sein – fand ich fad und langweilig. Über die hab ich nachgedacht. Warum, um Himmels Willen, verharrt Mensch in der Belanglosigkeit, ist vielleicht untergroß und dazu noch dick…und macht nichts dagegen? Diese Affen fühlen sich auch noch wohl in Ihrer dämlichen Haut? Ganz einfach. Die sind wie sie sind und das passt für ihr Leben. Die wollen nicht mehr sein…und das ist bei genauer Betrachtung auch gut so. Nicht jeder möchte optimal sein (geht eh net), doch jeder möchte sich wohlfühlen, in seiner Haut, denn eine andere haben wir eben nicht. Jeder ist einzigartig, in seinem Aussehen,der Biografie, den Wünschen und so viel mehr.
Ich hab ein Shirt vor vielen Jahren gekauft, es ist mittlerweile nimmer ganz so schön, aber ich werd es behalten,bis es sich auflöst. Darauf steht:
The one Thing, that you have,
That nobody else has, is you. Your voice, your mind, your story, your vision.
So write and draw and build and play and dance and live only as you can.
Noch Fragen zur Selbstoptimierung? Jeder ist gut so, wie er geboren wurde. Klar, an sich arbeiten, find ich gut und bin dabei…..aber nicht um den Preis von Seelenfrieden 😘