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Es folgt ein Beitrag von Andreas Gauger, Autor vom myMONK-Buch „Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst“.

„Hass ist gescheiterte Liebe.“
- Søren Kierkegaard (auch wahr für Selbsthass und seine milderen Vorstufen)

Selbstabwertungsschleifen …

So nenne ich die erlernten Muster, mit denen wir unsere Selbstliebe zerstören.

Beginnen wir aber beim Gegenteil: der Selbstliebe.

Selbstliebe? Aber bitte authentisch

Zwanzig Jahre lang bin ich einem Pfad gefolgt, der mich immer weiter von mir selbst entfernt hat. Ich habe mich nicht gemocht.

Also habe ich versucht, jemand anderes zu werden. Mich so sehr zu verändern, bis ich diese neue Version von mir mag. Und festgestellt: Ich bin zu ungelenkig, um mich so zu verbiegen, dass ich mich selbst lieben könnte. Am Ende meines rastlosen Selbstoptimierungswahns kam ich mir wie eine leere Hülle vor.

Irgendwann drängte sich mir eine Frage auf: Was hat es mit Selbstliebe zu tun, wenn ich erst werden muss, wer ich nicht bin, damit ich den lieben kann, der ich bin?

Mein Cousin würde es treffender ausdrücken: „Das ist doch total hirnrissig, was du da machst.“ Wo er Recht hat …

Wie kommt es dann dazu, dass ich mir so etwas angetan habe – wie so viele von uns?

Wenn äußere zu inneren Kritikern werden

„Objektrepräsentanzen“. So nennt der Psychologe das innere Abbild von Personen, die wir im Außen erlebt und die Spuren in uns hinterlassen haben. Egal, ob positive oder negative.

Wir verinnerlichen das Abbild der Person, wie sie uns zu jener Zeit erschienen ist. Verhaltensweisen, Stimme, beliebte Sätze, Meinungen, Vorlieben, Abneigungen.

Objektrepräsentanzen entsprechen nicht genau den echten Personen. Wir bilden sie so in uns ab, wie wir sie erlebt haben. Daran sind Selbstanteile beteiligt. Wir konstruieren unsere innere Welt selbst. Unter Einbeziehung der Erfahrungen, die wir mit den äußeren „Objekten“ gemacht haben.

Besondere Bedeutung haben unsere inneren Eltern. Wir wissen heute, dass wir nicht nur die Erfahrungen unseres inneren Kindes in uns abbilden, sondern gesamte so genannte „Komplexepisoden“.

Bei einer verletzenden Erfahrung speichern wir nicht nur unsere eigene Erfahrung, sondern verinnerlichen auch ein Modell der anderen beteiligten Personen. Deshalb verhalten wir uns manchmal wie die, die uns geschadet haben. Auch wenn wir das nie tun wollten. Und haben Schuldgefühle.

Unsere Persönlichkeitsteile stehen untereinander in Beziehung. Wir verinnerlichen das Beziehungsgeflecht unserer inneren Eltern etc. untereinander und zu unserem früheren Selbst.

In uns ist es heute noch so, wie früher um uns herum.

Kommen wir nun zu den Selbstabwertungsschleifen.

Selbstabwertungsschleifen – ein angelernter Teufelskreis

Selbstabwertungsschleifen sind angelerntes Verhalten. Sie haben drei Hauptbestandteile:

  1. Glaubenssätze
  2. Selbstansprüche
  3. Bestätigung der ursprünglichen Glaubenssätze

1. Glaubenssätze

Im Laufe unseres Lebens bilden wir Glaubenssätze über uns selbst, die anderen und die Welt bzw. das Leben an sich. Sie bilden nicht die letztendliche Wirklichkeit ab. Nur das, was andere über uns gesagt, oder was wir selbst aus den Erfahrungen unseres Lebens geschlossen haben. Oft schränken uns diese Glaubenssätze sehr ein, zum Beispiel: „Ich bin weniger wert als andere“.

2. Selbstansprüche

Mit der Zeit entwickeln wir kompensatorische Verhaltensweisen, die den einschränkenden Glaubenssätzen entgegenwirken und sie überwinden sollen.

Wir glauben, weil wir so eingeschränkt sind, müssten wir im Vergleich zu anderen:

  • besonders hart an uns arbeiten
  • immer perfekt sein und keine Fehler machen
  • immer stark und unabhängig sein
  • uns immer beeilen
  • es allen recht machen

Die Transaktionsanalyse spricht von „Wegweisern“ oder „Gegeneinschärfungen“.

Charakteristisch für Wegweiser ist, dass sie völlig überzogen sind und kein Maß kennen. Sie sind nicht erfüllbar und führen zu Versagenserlebnissen. Damit bestätigen sie unsere negativen Glaubenssätze über uns selbst.

3. Bestätigung der ursprünglichen Glaubenssätze

Wir können unseren Wegweisern einfach nicht gerecht werden, weil sie so unrealistisch sind.

Und es wird noch haariger:

Glaubenssätze wie „Ich bin weniger wert als andere“ sind Wahrnehmungsfilter. Ereignisse, die ihnen entgegen stehen, tilgen wir aus unserer Wahrnehmung oder verzerren sie so, dass unser Weltbild aufrecht erhalten bleibt.

Wir registrieren nicht, wenn wir mal besser sind, als wir laut unserer einschränkenden Glaubenssätze sein dürften. Wenn wir es überhaupt bemerken, tun wir es als Ausnahme ab. Begleitet von Killerphrasen: „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“

Schon haben wir den Ausgangszustand wieder hergestellt. So spielen die Ausnahmen keine Rolle in unserer Wahrnehmung. Während alles, was zu unseren einschränkenden Glaubenssätzen passt, als Bestätigung ihrer Gültigkeit erlebt wird.

Warum tun wir uns das an?

Selbstabwertungsschleifen sind gut gemeint. Sie triggern unsere Ängste und sollen uns Feuer unterm Hintern machen. Ein archaisches Motivationsmuster unseres Gehirns. Es soll uns motivieren, uns richtig ins Zeug zu legen, um unsere „Unzulänglichkeiten“ zu überwinden und uns vor zukünftigen schmerzhaften Erfahrungen zu schützen.

Gut gemeint. Soll unser Überleben sichern. Hat es in einem vergangenen Zeitalter sicher auch mal. Passt nur nicht mehr in unsere heutige Zeit. Es gibt bessere Wege.

Gibt es ein Gegenmittel?

Selbstabwertungsschleifen sind normal und erfüllen sogar einen Zweck. Trotzdem sind sie unserem heutigen Leben unangemessen. Sie ziehen uns immer wieder in die Vergangenheit unserer eigenen Verletzungsgeschichte und machen uns weis, unsere Welt sei noch so, wie wir es damals erlebt haben.

Es gibt viele Wege, ihnen beizukommen. Ein erster Schritt ist immer, das Muster zu erkennen. Sich bewusst zu machen, wann es anspringt. Aus welchen Teilen es besteht. In der Kybernetik – der Lehre von der Selbststeuerung von Systemen – heißt es: Wir können ein System nicht beobachten, ohne es gleichzeitig zu beeinflussen. Das gilt auch für Verhaltensmuster.

Die Selbstabwertungsschleifen sind oft hartnäckig, aber nicht unüberwindbar. Es gibt geeignete Methoden, um ihnen beizukommen. Ein Weg ist der von neuen, korrigierenden Beziehungserfahrungen. Wenn er richtig gegangen wird, hat er sich als besonders effektiv erwiesen.

Oft heißt es, man müsse sich erst selbst lieben, bevor man andere lieben kann. Nichts dagegen. Nur wird leider in dieser Aufzählung meist ein sehr wichtiger Teil unterschlagen. Wir müssen zuerst wiederholt und nachhaltig die Erfahrung gemacht haben, geliebt zu werden, um das Gefühl zu bekommen, wirklich liebenswert zu sein.

Benjamin Franklin sagte: „Man kann nicht erwarten, dass ein leerer Sack aufrecht steht.“

Recht hat er! Ich muss dafür anerkannt worden sein, dass ich einfach da und am Leben bin. Ohne Kunststückchen aufführen zu müssen, um den anderen zu gefallen. Anerkennung, die mir gilt. Nicht meinen Leistungen oder angenehmen Eigenschaften. Viele von uns haben das nie ausreichend erfahren. Selbst dann nicht, wenn es die Eltern wirklich gut gemeint haben. Wir gehen dann mit einem Mangel durchs Leben, mit einem Vakuum in unserem Herzen, haben eine ungestillte Sehnsucht, ein ungestilltes Beziehungsbedürfnis.

Um zu genesen, müssen wir neben die alten negativen, neue heilsame Beziehungserfahrungen stellen. So können die alten Erfahrungen ihre uneingeschränkte Gültigkeit velieren. Die alte Sichtweise auf uns selbst verliert damit an Boden. Es gibt neue Erfahrungen, die uns zeigen, dass die Welt auch ganz anders sein kann. Solche Beziehungserfahrungen können wir in einer Therapie, einem Coaching oder auch im Freundeskreis oder in einer Partnerschaft machen.

Daneben gibt es aber noch weitere wirkungsvolle Methoden, um aus den Selbstabwertungsschleifen herauszukommen. So zum Beispiel das gesamte Spektrum der Glaubenssatzarbeit. Oder die Arbeit mit dem inneren Kritiker.

Durch die Arbeit an unseren Selbstabwertungsschleifen reduzieren wir Stress und steigern unser Selbstwertgefühl. Wir zeichnen ein realistischeres Bild von uns selbst.

Deutlich tiefer gehe ich auf diese Zusammenhänge im Buch „Selbstwertgefühl – Wie es entsteht und wie Du es stärken kannst“ ein. Darin erhältst Du auch effektive Übungen, mit denen Du Dein Selbstwertgefühl verbessern kannst.


Autor:

Andreas Gauger arbeitet als Heilpraktiker für Psychotherapie, NLP Master-Coach und ROMPC®- Coach & Therapeut in eigener Praxis. Er hilft Menschen, einschränkende Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zu überwinden und Frieden mit der eigenen Kindheit und den inneren Eltern zu schließen. Der Text ist in ähnlicher Form zuerst auf seinem Blog erschienen.


Photo (oben): x1klima