Teile diesen Beitrag "Wenn Du gerade schwer kämpfst, solltest Du diese kurze Geschichte lesen"
Kennst Du das Gefühl: Du verausgabst Dich völlig und kommst trotzdem keinen miesen Millimeter weiter?
Im Job, wenn eine Entscheidung über uns hängt, die andere für uns treffen. In der Liebe, die vielleicht gerade halbtot über dem fremdbenutzten Bett hängt. Gesundheitlich, wenn Röntgenaufnahmen und Werte und Wahrscheinlichkeiten auf dem Boden liegen wie Teile eines Puzzles, dessen Motiv entweder eine Landschaft zum Durchatmen oder das Totenreich ergeben könnte.
Blut und Tränen schwitzen, in einem Zug sitzen, der in die falsche Richtung fährt … und alles, was wir tun können, ist auf der Stelle zu rennen, aber auch das bringt natürlich nichts, gar nichts.
„Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt“
Ajahn Brahm, buddhistischer Mönch und Abt eines Klosters, schreibt in Die Kuh, die weinte von der Erfahrung einer seiner Schüler. Sie ging ungefähr so:
Der junge Mönch wanderte an einem heißen Sommertag durch eine unbewohnte Gegend. Als er an einen Strand kam, wollte er sich abkühlen. Das Wasser war blau und sauber und so einladend. Also zog er sich aus. Und ging hinein. Er schwamm ein paar Minuten, zum ersten Mal seit Jahren. Wie gut das tat! Bis in plötzliche eine starke Strömung erfasste. Er trieb aufs Meer hinaus, weiter und weiter. Später erzählten ihm auch andere, dass diese Stelle wirklich sehr unberechenbar und gefährlich ist.
Erst versuchte der Mönch noch, gegen die Strömung anzuschwimmen. Aber bald merkte er, dass er keine Chance hatte. Da erinnerte er sich an etwas, das er mal von einem Rettungsschwimmer gehört hatte: Er entspannte sich. Hörte auf zu rudern, zu kämpfen. Ließ sich treiben vom Strom. Doch das Ufer entfernte sich weiter und weiter und weiter und der Mut verließ ihn immer mehr, dass das Loslassen die richtige Entscheidung war.
Dann ließ die Kraft der Strömung nach. Der Mönch konnte beginnen, zum Strand zurückzuschwimmen. Mit seinen letzten Reserven und völlig erschöpft schaffte er es an den Strand.
Höchstwahrscheinlich wäre er ertrunken, hätte er noch weiter gegen die Strömung angekämpft. Dann wäre er trotzdem immer weiter abgetrieben. Anschließend jedoch hätte ihm die nötige Energie gefehlt, das Ufer zu erreichen.
Wenn der Strom stärker ist als wir, sollten wir uns treiben lassen. Nicht nur im Wasser, sondern grundsätzlich im Leben. Zunächst vorüberziehen lassen, den Sturm, die Flut, die Druckwellen der Explosion. Und uns erst dann wieder anstrengen, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat und wir wieder handeln können.
Das ist eine sehr gute Frage für harte Zeiten:
Verschwende ich gerade meine Kraft mit kämpfen, obwohl auszuharren und abzuwarten sinnvoller wäre?
Wenn Du Loslassen lernen möchtest, wird Dir das myMONK-Buch helfen: Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt. Mehr unter: Was auch in Deinem Leben gerade passiert, diese Geschichte solltest Du lesen. Und unter Der Unterschied zwischen echtem und falschem Loslassen.
Photo: Antonio Foncubierta
Eine sehr schöne Geschichte, Tim.
Im Loslassen liegt oft die Lösung. Jedoch vermittelt unsere Leistungsgesellschaft etwas anderes, nämlich, dass wenn man sich mal einfach nur treiben lässt, etwas verpasst, eine Lücke im Lebenslauf entsteht…
Deswegen trauen sich so wenige, einfach einmal loszulassen, obwohl sie schon am Rande eines Burnouts stehen. Auch ich bin oft zu verbissen. Doch letztens habe ich, weil ich es zeitlich und energetisch einfach nicht schaffte, einen Auftrag zurückgenommen, um wieder mehr Raum für mich zu haben. Es tat so gut!
Schwer zu beantworten, wie weit mich die Strömung hinaus trägt. Ich glaube, der Kopf kann das nicht beantworten. Eher ist es nach meiner Erfahrung so, dass der Kopf irgendwann in der Verzweiflung doch aufgibt und das Ruder etwas Höherem übergibt. Jenem, das er so kräftig zu übertönen versucht, solange er es irgendwie kann.
Wann das „irgendwann“ stattfindet, ist wohl auch eine Frage des Vertrauens. In die Strömung. Ist aber etwas, das lange vorher schon konditioniert ist, soweit es da ist. Anzeichen hierfür könnte für mich die „Frage“ liefern, wie gut ich mit meiner inneren Navigation zusammen arbeite. Bzw. wie übermächtig die mental festgelegten Pfade und Ziele wirken.
Loslassen im heutigen Kontext bedeutet für viele auch das Eingeständnis des eigenen Versagens, des eigenen Ungenügens. Wenige haben den Mut dazu. Leider.
Der Mensch ist deshalb unzufrieden, weil er nicht weiß ob sich Zufriedenheit einstellen wird.
Burnout ist ein ICH Defekt.
Manchmal ist es gut zu kämpfen, manchmal ist es gut, einfach loszulassen.
Um zu wissen, was in der jeweiligen Situation das Richtige ist, ist es wichtig, mit seinem inneren Kern/der tiefen inneren Stimme verbunden zu sein. Aber es ist schwer diese Stimme im Lärm unserer Gesellschaft wahrzunehmen. Deswegen ist es so wichtig, sich Auszeiten zu gönnen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen.
Auch wenn ich nicht gläubig bin, ein wie ich finde schönes passendes Gebet:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (wahrscheinlich Reinhold Niebuhr)
Dieser Artikel hat mir sehr viel Kraft gegeben. Ich verfolge deinen Blog schon länger und finde hier immer wieder viel Inspirationen in deinen Artikeln.
Bei mir läuft es gerade in allen Bereichen nicht gut (Beruf, Familie, Beziehung) und deine Texte geben mir viel Kraft und machen mir bewusst dass ich nicht alleine bin. Du hast mir auch die letzten Tage schon richtig gefehlt umso mehr habe ich mich über diesen Beitrag gefreut
Kann das Buch auch kaufen ..aber nicht als E – BOOK …sondern als Taschenbuch lg
Danke für diese Erinnerung, Tim: sich mal vom Strom treiben zu lassen. 🙂
Alles Liebe,
Susi
DANKE für diesen schönen Beitrag!!!!
Hallo Tim so langsam wird es unheimlich… erneut hast du es geschafft, einen text zum richtigen Zeitpunkt zu posten, als ob du mich beobachten würdest 🙂 aktuell kämpfe ich gegen die Strömung und komme gar nicht weiter. Vielleicht soll ich wirklich mich fallen lassen, habe nur Angst dass das gleichzeitig Aufgeben bedeutet und wie kann ich das mit meinen eigenen Interessen vereinbaren