Der Himmel zu grau. Der Schnee zu gelb. Der Tag zu schnell vorbei, und wenn nicht zu schnell, dann auf jeden Fall zu langsam. Der Partner zu träge. Das Glas nicht nur halb leer, sondern dazu noch schmutzig und zu warm … warum werden ausgerechnet mir immer solche Gläser serviert!
Auch wenn‘s langsam besser wird – ich selbst klage noch oft.
Daher weiß ich: Nörgler nörgeln aus zwei Gründen.
Warum Nörgler nörgeln
- Sie finden etwas falsch – wissen aber nicht, dass sie‘s ändern können oder zumindest akzeptieren; dass sie gegen die Umstände kämpfen oder Frieden mit ihnen schließen können. Sie fühlen sich machtlos.
- Sie finden etwas falsch – sind aber zu faul, es zu ändern. Sie nörgeln lieber nur.
Wie der Mann in der folgenden Geschichte:
Es war Mittagspause und der Mann packte sein Lunchpaket aus, trübselig, sein Gesicht aus übler Vorahnung schon knittrig wie die Alufolie des Pakets. Dann der typische Aufschrei: „Och nöö, schon wieder Käsebrot“. Ein Kollege, der die Szene schon so oft erlebt hat wie, ging zu ihm und fragte: „Wenn Du Käsebrote so hasst, warum bittest Du Deine Frau dann nicht, Dir andere Schnitten zu machen?“ Und der Mann sagt: „Weil ich nicht verheiratet bin. Ich mache mir diese Brote selbst.“
Wie man mit Nörglern umgehen kann, ohne zu verzweifeln
Was nicht hilft:
Mit dem Nörgler nörgeln.
Über den Nörgler nörgeln.
Den Nörgler ändern wollen.
… damit gießen wir nur Öl ins Feuer.
Was hilft:
Ihn annehmen wie er ist, er ist deshalb kein schlechter Mensch, sondern hat seine guten und anstrengenden Seiten, wie wir alle.
Ihm zuhören, nicken, sagen: ja, das verstehe ich; ja, das muss wirklich hart sein; ja, schlimm so was; ja, ich hoffe, Dir geht es bald besser damit.
… nach wenigen Minuten erlischt die Flamme so meist von selbst.
Und falls er wirklich einen Rat von uns will, wird er‘s schon sagen.
Mehr dazu unter Wie man aufhören kann, Dinge zu persönlich zu nehmen sowie die 5 Mantras dazu und der Text Wie man Menschen ändern kann.
Photo: Nicolas Winspeare
Ja, es gibt immer Gründe und Ursachen für eine bestimmte Verhaltensweise und solange diese Ursachen bestehen, wird sich an dem Verhalten auch nichts ändern. Irgendwie lustig, dass wir so einen Drang haben, einem Nörgler zu erklären, dass nörgeln sinnlos ist. Ungefähr das gleiche, wie nem Raucher zu erklären, dass Rauchen ungesund ist … hat er bestimmt noch nie gehört.
Habe selbst auch die Erfahrung gemacht, dass Nörgler ganz schnell zahm werden, wenn man ihnen einfach mal recht geben 🙂
Hallo Tim,
ja, solche Menschen kennen wir alle.
Ich würde noch einmal gern den Punkt „nimm ihn an, so wie er ist“ ergänzen.
Oftmals ist es nämlich so, dass Nörgler auch in unserem Leben herumnörgeln und dieses dadurch beeinflussen wollen. Das klassische „spiegeln“ ist hier meist der Grund.
Gefährlich wird es dann, wenn diese Menschen auch noch Einfluss auf uns haben, weil es unsere Freunde oder sogar Familie sind.
Unsere Aufgabe ist es, UNSER Leben zu leben. Einfach das im Außen zu leben, was UNSERE inneren Wünschen & Bedürfnissen entspricht.
Dies ist oftmals schon schwer genug und wir sind eh schon auf der Suche.
In meiner täglichen Arbeit empfehle ich neben der Erstellung des eigenen Profils IMMER, nicht das Leben der anderen leben zu wollen und dazu gehören eben auch die RatSCHLÄGE der Nörgler in unserem Umfeld.
Liebe Grüße von
Dirk
Haha – gute Geschichte mit dem Käsebrot. 😀 Ich musste grad voll lachen. Vielen Dank dafür, Tim! 🙂
Ich bin ein sehr positiver Mensch und nörgle wirklich wenig. Aber manchmal hab auch ich meine Nörgler-Tage und das ist vollkommen ok. Da will ich auch nur hören „ja, ich versteh dich. Echt blöd.“ Diesen Moment gibt es und diese Momente haben glaub ich viele, da will man halt einfach nur in den Arm genommen werden. Und ja, wenn genau in diesem Moment jemand sagt „jetzt reg dich doch nicht so auf“ oder „du könntest doch,…“ ist das wirklich Öl im Feuer. Das beschreibt Mark Gungor in seinen Seminaren so toll, wenn er das weibliche und das männliche Gehirn beschreibt. Ach ja.
Danke für die tolle Geschichte, Tim. Ich lese so gerne deine Beiträge. 🙂
liebe Grüße,
Susi
Was ich immer wieder merke ist wie mich mein Umfeld beeinflusst.
Meine Kollegen meckern an allem rum, vor allem über den Chef.
Es ist schwierig sich da heraus zu nehmen und ich spüre die Schwingungen
anderer Menschen. Es ist wie ein schwarzes Loch was mich mit runter zieht.
Ich merke es an meiner Laune auch wenn ich mich an meine Grenze zu mir
selbst erinnere.
Die ist ein Faktor der meines Erachtens auch berücksichtigt werden muss.
Menschen die nörgeln, denen man aber nicht aus dem Weg gehen kann
da man 8 Stunden Zeit mit ihnen verbringt…
Hallo Tim,
gerade habe ich mal wieder eine Situation erlebt, bei der ich an diesen Beitrag denken musste. Eine Freundin und Zeitgleich Arbeitskollegin, die fast jeden 3 Tag bei mir steht und mir erzählt, dass auf der Arbeit alles scheiße ist.
Die immer nur sieht, was sie nicht hat, aber nicht, dass was sie hat. Nämlich einen gut bezahlten Job (wir arbeiten im Konzern), gute Arbeitszeiten, Gleitzeit, Flexibilität, Weiterbildung und mehr.
Meist hab ich ihr dann zugestimmt und es so gehandhabt wie in deinem Beitrag. Heute konnte ich aber nicht anders, weil ich das Gefühl habe, dass dieser ständige Negativismus mich runter zieht. Ich habe ihr gesagt, dass sie doch mal das sehen soll, was sie hat. Es gibt so viele andere die deutlich weniger verdienen für den gleichen Job. Und dass sie es in der Hand hat. Wenn Sie nicht glücklich ist, soll sie sich was anderes suchen. Schließlich ist sie jung und muss noch 45 Jahre arbeiten.
Das hat ihr natürlich nicht gepasst und jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen. Hab das Gefühl sie enttäuscht zu haben. Sie meinte ich verändere mich.
Naja, ich versuche dann an deine anderen Beiträge zu denken und mich irgendwie wieder zu beruhigen. Klappt aber nicht immer.
Es ist ja eine Sache dem Nörgler einfach zu zustimmen. Aber wenn man selbst nicht so denkt, verleugnet man sich nicht selbst dadurch? Es fällt doch sehr schwer, einfach zu allem Ja und Amen zu sagen.
Viele Grüße
Monika
Es gibt immer Leute wen was nicht passt, aber links liegen lassen und gut ist.
Hey Tim,
Schön geschrieben, ich habe dazu auch eigene anstrengende Erfahrungen gemacht. Früher habe ich immer versucht die Nörgler zu ändern, sie zu einem positiveren Mindset überzeugen, aber sie wollten das nicht hören. Sie wollten halt einfach nörgeln. Und ich habe mich dann geärgert, dass mein Ratschlag nicht angenommen wurde. Nach einiger Weile wurde mir klar, dass ich ihn einfach eben kurz nörgeln lassen muss und ihn so hinnehme. Ich selbst bin bei weitem nicht perfekt, wieso sollte ich das also von ihm erwarten 🙂 Das hat es echt einfacher gemacht mit Nörglern umzugehen.
Ich freue mich auf weitere schöne Texte von dir!
Alles liebe,
Robby
Ich denke es kommt darauf an, wie nahe mir der Nörgler steht.
Wenn ich mit ihm in einer Beziehung bin, bzw. er ein Familienmitglied ist – stehe ich dafür, mich zu schützen. Es ist auch eine Verantwortung für mich, einen Nörgler dann einfach stehen zu lassen. Es ist seine Sichtweise und sein Problem.
Ich würde sagen:
„Bitte nörgle woanders herum. Ich mag es nicht, wenn Du hier eine derartige Atmosphäre verbreitest. „Sag es positiv“, wie wäre das? Oder suche Dir Menschen, die mit Dir herumnörgeln. Hier ist es jedenfalls der unpassende Platz und ich bin auch in Zukunft nicht mehr Deine Klagemauer.
Sollte dieser in meiner Nähe wieder damit anfangen, ginge ich einfach aus dem Zimmer. Und gut iss.
Und wie schaut es aus mit der Umkehrung der „Last“?
Also das Nörgeln annehmen/“ertragen“/hinnehmen/zustimmen (ist ja auch meist nachvollziehbar!), und dann Fragen an den/die NörglerIn stellen:
„Ich verstehe Deine Gedanken. Aber was empfiehlst Du jetzt? Was kann ich dagegen tun? Was kannst Du dagegen tun?“
(das ich/Du hängt davon ab, ob es sich um ein persönliches oder ein mich-/all-umfassendes Nörgel-Thema handelt)
Dies sollte anregen, sich *konstruktiv*/aktiv mit dem „Problem“ (um das sich das Nörgeln dreht) zu beschäftigen.
Interesse an einer Lösung? Oder will die Person wirklich nur Nörgeln (ohne etwas zu ändern)?
PS: Erfahrungswert: bei wirklich schwerwiegenden Fällen hilft das Zustimmen nur kurzfristig. Spätestens beim übernächsten Treffen/eMail-Verkehr/Telefonat ist wieder ein/das Nörgel-Thema auf dem Tisch, weil ja hier (bei mir) so gut genörgelt werden kann, inkl. Verständnis und Akzeptanz.
PPS: Falls die Nörgler-Person absolut und wiederholt nicht willens ist, sich aktiv und konstruktiv mit dem Problem (den Problemen) auseinanderzusetzen, muss ich eine klare Grenzen aufziehen. Eigenschutz. Ich bin keine emotionale Müllhalde. Das Angebot zum Aussprechen/Reflektieren/Helfen bleibt aber offen.