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Es folgt ein Gastbeitrag von Thomas Pfitzer.

Wirkliche Einsicht ist nur das, was wir selbst erkennen – nicht das, was wir lesen oder gesagt bekommen. Das gilt auch für das, was uns Lehrer, gleich welcher Art, sagen.

Es gibt keine allgemein gültige Wahrheit. In jedem Mensch wohnt eine, nur für ihn persönlich gültige Wahrheit. Diese Wahrheit ist veränderbar. Sie kann sich und soll sich entwickeln. Diese individuelle Wahrheit entspringt seinem eigenen ganz persönlichen Unterbewusstsein. Die Aufgabe des Menschen ist die Weiterentwicklung dieses Geistes durch die Selbstverwirklichung – die ständige Verbesserung. Was letztendlich „besser“ ist, entscheidet nur das Individuum für sich selbst.

Warum ist das meine Aufgabe und wer gibt mir das als Aufgabe?

Das Unterbewusstsein weist mich auf diese Aufgaben hin. Ich erkenne sie in Form von Blockaden, Ängsten, Stress und hinderlichen Handlungsweisen, die mich in irgend einer Weise ärgern, meine Ziele behindern und meine Kommunikation mit Menschen beeinträchtigen.

Religionen, Sekten und Organisationen unterbinden oftmals die unabhängige Entwicklung der persönlichen Wahrheit und führen daher nicht zu einer freien und sich selbst entwickelnden Seele, sondern zum Dogma.

Da jeder Mensch absolut individuell ist, können Religionen et cetera nicht zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit dienen, sondern nur zur Entwicklung einer Gruppenpersönlichkeit, die meist leicht manipulierbar ist, was ausgenutzt werden kann.

Wissen kann nie vollständig sein. Forschung führt ständig zu neuem, teilweise den bisherigen Erkenntnissen widersprechendem Wissen.

Unser Denken beruht auf diesem Wissen oder besser gesagt auf dem, was wir erlebt, gelesen, gehört und visualisiert haben. Also beruht es auf dem, was wir zu wissen glauben (unsere momentane „Wahrheit“). Daher ist unser Denken von vornherein falsch und kann so auch nicht zur wirklichen Wahrheit führen. Was wir uns vorstellen ist nicht die Wirklichkeit, sondern nur ein Abbild dessen.

Die Wahrheit über die Welt kann also nicht durch denken gefunden werden, sondern nur durch „erfühlen“. Aber selbst dann bleibt es die Wahrheit des einzelnen und ist nicht für alle gültig.

Wenn es unzählige Wahrheiten gibt, ist es für mich auch völlig in Ordnung, wenn es die entsprechende Anzahl von unterschiedlich langen Entwicklungsphasen gibt.

Einsicht entsteht durch ständiges hinterfragen der eigenen Handlungen und der Auflösung störender Handlungsweisen wobei „störend“ wieder nur der individuellen Sicht der Dinge, also der momentanen eigenen „Wahrheit“ entspringt.

Da die momentane Wahrheit aber eine Folge der Prägung durch die Umwelt ist, die sich ständig ändert und ebenfalls weiterentwickelt, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Wahrheitsfindung des Individuums jemals abgeschlossen sein wird.

Erfahrungsgemäß und hier schließe ich mich mit ein, ist der Rückschlag besonders heftig, wenn man glaubt, man hat es geschafft und man befinde sich auf dem Pfad der Erlösung. Wobei Erlösung hier für angstfrei, stressfrei, vorurteilsfrei, achtsam, gut gelaunt, gelassen usw. steht. Wer irgendwann einmal das Gefühl hat, genau das erreicht zu haben, dem kann man ein böses Erwachen fast schon garantieren.

Unser Unterbewusstsein scheint auf Hochmut besonders genervt zu reagieren. Die Auflösung des Ego, wie von so vielen „Weltenlehrern und Gurus“ gefordert, ist ein hartes Stück Arbeit. Hier ist besonders Gelassenheit und Nachsicht mit sich selbst hilfreich.

Je höher der Umwelteinfluss, desto langwieriger der Weg zur Erkenntnis über das Ego.

Mit jeder Veränderung unserer Handlungs- und Denkweisen, verändern wir den Geist (die Seele) in uns. Sollte diese Seele nach unserem Tod tatsächlich zurück zu Gott gehen, würde das bedeuten, dass wir Gott verändern – vielleicht sogar neu erschaffen. Jeder Mensch wäre somit der Schöpfer seines eigenen Gottes oder ein Mitschöpfer am Gesamt-Gott.

Der indische Philosoph, Autor, Theosoph und spirituelle Lehrer Jiddu Krishnamurti strebt keine Ich-Stabilisierung an, sondern dessen Auflösung. Das Ich, Selbst oder auch Ego ist für Krishnamurti die Ursache aller Konflikte. Das Ich ist seines Erachtens nur ein Produkt des Denkens: „In sich selbst hat es keine Realität“. Eckhard Tolle und andere Weltenlehrer, oder wie man sie nennen mag, vertreten ähnliche Thesen.

Das mag zwar richtig sein, aber erstrebenswert erscheint mir das „Auflösen des Egos“ nur wenn es langsam und schrittweise erfolgt.

Der Wunsch vieler Menschen jetzt sofort erlöst zu werden von ihren Ängsten, Wünschen, Vorurteilen und hinderlichen Gedanken bringt mehr Schwierigkeiten mit sich als eine langsame, wenn auch oft zähe und von Rückschlägen geprägte Entwicklung.

Stellen sie sich vor, sie erwachen morgens und sind erlöst von all ihren Zwängen und sind völlig klar in ihrem Denken. Einigen Menschen soll das tatsächlich schon passiert sein – behaupten sie zumindest.

Diese Blitz-Erleuchtung hätte zur Folge, dass Sie nichts mehr haben wollen von dem was die ganze Zeit Ihr Leben prägte. Sie würden Ihren Job nicht mehr wollen, legen keinen Wert mehr auf Haus, Auto und Mallorkaurlaub. Auch Ihre Familie und besonders der Freundeskreis passen dann plötzlich nicht mehr zu Ihnen und Ihrem neuen Denken.

Ich stelle mir das wenig erfreulich vor.

Nur ein System oder viele?

Ich halte es nicht für gut einem Guru, sprich einem System zu folgen. Viele Gurus zu hören und sich dann entspannt auf den Weg zur eigenen Verbesserung zu machen, auf den Weg zur inneren Freiheit, ist meines Erachtens die zwar langwierigere aber angenehmere Art. Ein schrittweises zu sich selbst finden setze ich gleich mit „ständig an-sich-arbeiten“. Die Ungeduld steht uns da allerdings oft im Weg.

Es gibt wohl keinen Schalter auf dem „jetzt erleuchten“ steht. Und es gibt wohl auch keinen Guru der diesen Schalter besitzt. Es wäre zu einfach – und das was wir einfach so bekommen ist uns ja bekanntlich nichts wert. Deshalb muss es wohl schwierig bleiben.

 

Text von und herzlichen Dank an:

Thomas Pfitzer
Praxis für Leistungscoaching und Mentaltraining
Uhlandstr. 8
67069 Ludwigshafen
www.gapra.de

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