Teile diesen Beitrag "Narzissten: Diese einfache Frage soll sie entlarven"
Dem Mythos nach war dem schönen Narziss keine Frau gut genug. Erst als er eines Tages in einen See schaute, verliebte er sich – in sein Spiegelbild. Beim Versuch, mit diesem Spiegelbild Liebe zu machen, ertrank er.
Seitdem nennt man Menschen mit übertriebener Selbstverliebtheit Narzissten. Doch wissen wir inzwischen aus der Forschung: das stimmt so nicht, Narzissten finden sich in Wirklichkeit gar nicht so toll. Im Gegenteil, sie werten zwar ihre Mitmenschen ab, sind nicht mit sich selbst jedoch auch überhaupt nicht zufrieden.
Redegewandt sind sie, gute Unterhalter. Gehen sicher auf andere zu, stehen gern im Mittelpunkt. Für ihre Umwelt können sie allerdings sehr belastend sein, schwer kritikfähig, egozentrisch, manipulativ und energieraubend, wie sie sind (siehe 6(66) Warnsignale, dass Deine Freunde emotionale Vampire sind).
Weil sie blenden können, lassen sie sich nicht immer gleich erkennen, gehen ihn auf den Leim und fühlen uns nach einem Treffen irgendwie immer schlecht, ohne zu wissen, warum.
Doch eine ihrer Eigenschaften wird ihnen leicht zur Falle:
Narzissten wollen immer besser sein als andere und sind süchtig nach Bestätigung.
Und genau da setzt eine Frage an, die sie entblößen kann. Wie ein Windstoß den Exhibitionisten entblößt, der nichts unter seinem Mantel trägt.
Wie man einen Narzissten entlarvt
Brad Bushman, Professor für Kommunikation und Psychologie an der Ohia State Universität, hat mit seinem Team elf Studien mit insgesamt 2.250 Teilnehmern ausgewertet.
Bushman sagt:
„Zwar nutzen Psychologen in der Regel Bögen mit 40 oder mehr ausgeklügelten Fragen, um eine narzisstische Persönlichkeit festzustellen. Aus unseren Untersuchungen wissen wir jedoch, dass eine einzige Frage im Grunde schon ausreicht.“
Die Frage lautet:
Auf einer Skala von 1 bis 7: Wie sehr stimmst Du der Aussage zu „Ich bin ein Narzisst“?
Klingt komisch? Für mich schon. Und das ist es auch, irgendwie. Und doch funktioniert diese platte Frage anscheinend. Das soll in der Natur des Narzissten begründet liegen. Denn sie wollen sich eben stets ganz oben einreihen.
Je narzisstischer der Mensch, desto eher gibt er sich eine hohe Punktzahl auf dieser Skala. Statt seine Eigenschaft weiter zu verschleiern, packt ihn der Stolz und lässt ihn die Wahrheit ausspucken.
Haben wir wieder was gelernt.
Siehe auch Das unterscheidet Narzissten und Selbstbewusste sowie 5 Dinge, die manipulative Menschen tun.
Photo: stephanie carter
Hmmm, bin jetzt leicht beunruhigt, hätte mir eine Sechs gegeben……
Hm, ich weiß nicht, ob man das so generell sagen kann. Ich glaube, es gibt auch Narzissten, die sagen, dass sie auf keinen Fall narzisstisch sind. Wenige dieser Menschen neigen zu Selbsterkenntnis. Wenn sie wissen, was Narzissmus bzw. eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist, werden sie diese weit von sich weisen und stattdessen dem Partner vermitteln, dass er/sie gestört ist. Nur wenige Menschen mit einer narzisstischen Veranlagung suchen von sich aus therapeutische Unterstützung oder empfinden überhaupt einen Bedarf dazu. Sie empfinden sich meist nicht als hilfebedürftig, gestört oder gar krank. Für sie sind häufig eher die anderen (meist die Partner) diejenigen, die therapeutische Hilfe brauchen.
Hi Rona,
das ist wie immer in der Wissenschaft ein statistischer Durchschnitt, von dem einige oder sogar viele Fälle abweichen. Ich hab die Frage so verstanden, dass sie den Narzissten für einen Moment „austrickst“ und seine Neigung, anderen alle Schuld in die Schuhe zu schieben, kurzzeitig verblassen lässt.
Liebe Grüße
Tim
Hallo Tim,
ich bin schon seit langem Fan Deines Portals und habe noch nie etwas geschrieben, jetzt habe ich aber das Bedürfnis es zu tun, weil das der erste Artikel hier auf mymonk ist, mit dem ich nicht so einverstanden bin und ihn etwas relativieren möchte.
Wenn man sicherlich einen „zu-100%-durch-und-durch“-Narzissten sucht, dann hast Du mit Sicherheit recht, mit dem was hier geschrieben steht, nur ich bin mir nicht sicher, ob es so ein Mensch überhaupt gibt. „Jeder Mensch ist viele Teile“ ist der Titel eines guten Buches…
Ich selber war Anfang des Jahres in einer Klinik und man hat mir u.a. eine „Persönlichkeitsstörung .. (ich weiß noch nicht, ob ich den Begriff mag)… auch mit narzisstischen Anteilen“ bestätigt. Ich für meinen Teil kann mich in Deiner Beschreibung überhaupt nicht wiederfinden. Ist allerdings so, dass das nur ein Teil von mir ist.
Allerdings kann ich gerade deshalb mit solchen pauschalen Sätzen wie in dem Artikel nicht so wirklich was anfangen. Ich für meinen Teil weise es weit von mir, dass ich meine Mitmenschen abwerte und auch, hätte ich mir auf der Skala erst seit der Klinik einen höheren Wert gegeben, bin da aber alles andere als Stolz drauf!!!!
Wie gesagt, ich sehe mich nicht als „den Narzissten“, es ist ein Teil von vielen, aber auch dieser Teil wehrt sich etwas dagegen, ein „emotionaler Vampir“ zu sein, wobei ich sehr wohl weiß, dass es solche schwierigen Menschen gibt…
Liebe Grüße
Marc
Hi Marc,
Dankeschön, dass Du myMONK schon lange verfolgst, und Danke für Deinen Kommentar, das freut mich, dass dieser Text Dich dazu bewogen hat.
Der Text sollte auf keinen Fall den Anspruch erheben, irgendetwas sicher zu diagnostizieren. Ich fand es eher interessant und ehrlich gesagt auch auf verblüffend einfache Weise schlüssig. Wenn ein Betroffener diesen Text liest – wie auch diesen hier: https://mymonk.de/symptom-depression/ – geht das eher nach hinten los, das sehe ich schon ein. Dafür ist er viel zu pauschal und vereinfacht, er ist eher gewissermaßen unterhaltsam (und auch das nur für Nicht-Betroffene) als hilfreich.
Insofern halte ich Deine Relativierung für sehr berechtigt.
Übrigens, und als Laie kann ich Dir nur meinen Eindruck mitgeben, finde ich Deinen Kommentar sehr differenziert, überhaupt nicht selbstkritik-unfähig, wie man es Narzissten klassischerweise nachsagt. Auch hast Du sehr wertschätzend geschrieben – Dich aus meiner Sicht damit gewissermaßen in meine Sicht versetzt – und nicht nur wie bei Facebook manche Leute etwas a la „Was für ein Scheißdreck der Autor ist ja total verblödet“. 🙂
Na, ich würde mich freuen, hier auch in Zukunft mal wieder von Dir zu lesen!
Liebe Grüße Tim
Kling sehr interessant. Das will ich mal mit einigen Leuten ausprobieren – mal sehen wie sehr meine Einschätzung mit deren Selbsteinschätzung übereinstimmt.
Oh Shit. Ich habe mir eine 8-9 gegeben.
Na immerhin hat das Kind jetzt einen Namen… *lach*
Egozentrisch finde ich mich sehr und mich mögen, naja, manchmal. Ich glaube, insgesamt bin ich schon ein Energievampir. Irritierend ist jetzt aber: der Vergleich, Wettkampf mit anderen reizt mich gar nicht, natürlich mag ich es besser zu sein, wenn es sich ergibt und daraus keine negativen Konsequenzen folgen (wer mag das nicht?), aber ich lege es nicht drauf an. Sprachbegabt mag sein, verbale Kommunikation jedoch meist sehr zäh. Sicher auf andere zugehen ja – im ersten Moment. Aber im Inneren bin ich sehr unsicher und das macht sich meistens schnell bemerkbar, unterhalten kann ich gar nicht – im Mittelpunkt stehen ein Graus. Ein Artikel, der Fragen aufwirft. 😉
Hi MyMonkey,
ein typischer „Energievampir“ bist Du bestimmt nicht, sonst würdest Du Dich gar nicht so bezeichnen – spätestens dann, wenn der Narzisst länger drüber nachdenken würde, würde er diese Eigenschaften sicher von sich weisen (meine Vermutung ist, dass die Frage oben ihn nur kurzfristig austrickst). Auch das, was Du sonst von Dir schreibst, klingt meiner amateurhaften Meinung nicht gerade narzisstisch. Für mich wirkt das viel eher wie Selbstzweifel als ein Narzissmus.
Liebe Grüße Tim
Wie auch die Studie zum Thema „Kitzeln und Schizophrenie“ (den Artikel hast du heute veröffentlicht) ist diese Studie für mich sehr offen und fraglich. Wie auch in den anderen Kommentaren lässt sich meiner Meinnung nach Narzissmus nicht mit einer einzigen Frage klären. Narzissten reagieren vielleicht doch anders als erwartet und ein psychologischer Test gibt da mehr Aufschluss. Zudem frage ich mich, ob alle Probanden vorher einen richtigen psychologischen Test durchgeführt haben, womit man etwas handfestes hat, um diese Aussage zu bestätigen. Sonst wäre das ja fast wie die Aussage „Frauen die rot tragen, wollen nur Männer aufreißen. Kreuzen sie an von 1-10“.
In letzter Zeit ist my monk nicht mehr das was es mal war und es wiederholt sich ständig vieles. Hnzu kommen nichtrepresentative Studien. Sehr schade.
Hi Coco,
Danke für Deine Offenheit und dass Dir myMONK wichtig genug ist, um Dir Zeit für einen kritischen Kommentar zu nehmen.
Es tut mir leid, dass Du in letzter Zeit weniger mit dem anfangen kannst, was ich hier schreibe.
Was Du mit den nicht-repräsentativen Studien meinst, weiß ich … aber was mit den Wiederholungen? Um welche Themen geht’s Dir da, oder anders: welche Inhalte würden Dich interessieren?
Liebe Grüße
Tim
Interessant. Kaum fühlen sich hier einige ertappt u. Monk wird gleich kritisiert. Ich finde Monk immer noch gut.Auch wenn ich manches in Frage stelle. Hätte es die Emotionsvampir Story nicht gegeben. Wäre ich immer mich auf der Suche nach der Wahrheit.
Hi Christoph,
Dankeschön für Deinen Kommentar.
So im Nachhinein kann ich das schon gut nachvollziehen, dass manche Leser mit dieser kleinen Auszügen aus der Wissenschaft nichts anfangen können und sie ablehnen. Trotzdem tut mir Dein Zuspruch sehr gut!
Liebe Grüße Tim
also gleichmal vorweg: die entlarvende Frage hat mich nicht ganz überzeugt.
1) bin ich grad wieder mal hier gelandet, weil ich am Grübeln bin wie ich mit einem Narzisten, der mit mir in einem Verein ist, umgehen soll. Er stellt sich allerdings ständig als naives Opfer hin und ich glaube nicht, dass er mit dem Begriff Narzist überhaupt etwas anfangen kann, geschweige denn die Erklärung verstehen würde ( hört ja ohnehin nicht zu).
2) hab ich schon viele Co-Narzisten getroffen, die sich gegenüber sooooo kritisch geworden waren, dass sie sich selbst als Narzisten bezeichnet haben, was ich so gar nicht fand. Natürlich haben sie etliche Verhalten ihrer narzistischen Partner übernommen, aber im Kern wollten sie unbedingt damit aufhören.
3) Glaube ich, dass bei der Test-Frage die amerikanische Mentalität eine Rolle spielt, die schon sehr anders ist als unsere europäische. Ich kann mir jetzt beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer der Leute, die ich als Narzisten bezeichnen würde ( und der die Frage versteht) sich dabei outen würde.
Was ich allerdings sehr beruhigend finde ist, dass ich die Frage mit der Skala für mich mit 2 beantworten würde. Na wenigstens etwas.
Für mich sind Narzisten Oberflächlichkeits-Fanatiker, allerdings häufig ohne der optisch ansprechenden Komponente dh. sie können auch sehr verwahrlost aussehen.. Sie benutzen Lügen und sämtliche Manipulationsstrategien, um sich zu behaupten und möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen.
Sehr spannend finde ich auch, dass sich zwei oder mehrere Narzisten zusammen tun und mit einander wettern. Da hätte ich eher Konkurrenzkampf oder ähnliches erwartet, doch es zeigt sich, dass sie gerne miteinander „in den Krieg ziehen“ und einander sogar anstacheln. Da trägt schon mal der eine die Konflikte des anderen aus um ihn „zu schützen oder zu retten“. Es kann dadurch ein regelrechter Mob entstehen, der eine Art Kampf-Loyalität entwickelt ohne sonst irgendwelche Gemeinsamkeiten zu haben.
Ich denke solche Dynamiken werden wir in Zukunft noch öfter beobachten können.
In jedem Fall recht verwirrend für jeden, der sie zu verstehen versucht, da ihre Gründe zu kämpfen meist unwahr oder unlogisch sind.