Minimalismus heißt: einfacher leben, heißt: weniger brauchen, weniger arbeiten müssen, mehr Zeit haben für Dinge, die einem wirklich wichtig sind. Zum Leben zum Beispiel, zur Muße, zum Nichtstun. Für einen ausgiebigen Spaziergang, regelmäßige entspannte Treffen mit Freunden, gute Bücher, das Ausleben von Leidenschaften.
Minimalismus heißt auch: einen Fick zu geben auf das allgemein anerkannte Streben nach mehr Geld, steilen Karrieren, permanentem „Netzwerken“, der größeren Karre, dem Maledivenurlaub, dem Kauf einer Malediveninsel oder gleich aller Inseln.
Minimalismus erfordert Mut. Wer einfacher leben will, stößt auf Mauern von Unbewusstheit und Angst, den beiden Ursachen, die dem blindem Hetzen zugrunde liegen.
Lass uns ehrlich sein. Du weißt, dass Dein Kontostand viel unwichtiger ist als die Z e i t, die Du mit dem Zusammensein mit geliebten Mitmenschen und mit Deinen Leidenschaften verbringst. Du weißt das, ich weiß das, Deine strebsamen Kollegen wissen das – oder spüren es zumindest in ihrem Herzen, in den wenigen ruhigen Minuten, die bleiben.
Minimalismus ist Befreiung. Einfacher leben heißt klassischerweise: weniger müssen. Weniger wollen, haben, arbeiten, bekommen und besitzen müssen.
Was Minimalismus für mich bedeutet
Für andere heißt Minimalismus, jeden Tag etwas wegzuwerfen, das sie nicht mehr brauchen, oder insgesamt nur eine bestimmte Anzahl von Dingen zu besitzen. Die Dinge zu minimieren.
Für mich heißt Minimalismus: Die Pflichten zu minimieren. Ich minimiere meine Termine, ich minimiere den Zwang, irgendwann irgendwo sein zu müssen.
Im Schnitt habe ich jede Woche:
- eine Handvoll Telefontermine
- ¼ Arztbesuche
Andere Verpflichtungen kommen natürlich hinzu, sind aber weitestgehend unabhängig von Tagen, Uhrzeiten und Orten. Ich muss den Müll herunterbringen, einkaufen gehen, ein bisschen aufräumen, und Dinge tun, die mein Einkommen sichern (die ich aber nicht als Arbeit im fremdbestimmten Sinne auffasse).
Wie viele Gegenstände dabei um mich herum existieren, ist für mich zweitrangig. Ob ich 15 Handtücher / Teller / Pullover besitze oder 5, ist mir eher gleich. Meine Freiheit drückt sich nicht in begrenztem Besitz aus. Meine Freiheit drückt sich in Zeit aus, über die ich allein bestimme, in Stunden und Tagen, in denen ich hier oder dort sein, dies oder jenes früher oder später tun kann.
Dinge wegwerfen kann fast jeder. Nicht, dass es nichts bringen würde, wer verzichten lernt, lernt auch, dass er vieles von dem ganzen Müll gar nicht braucht und sich daher auch nicht für noch mehr Müll noch mehr abstrampeln muss. Nur: die echte Befreiung ist etwas anderes. Die echte Befreiung geschieht nicht im Kleiderschrank, nicht in den Küchenschubladen, nicht im Keller, nicht im Haben oder Nichthaben. Die echte Befreiung geschieht im Leben und in unserem Inneren, im Kleiderschrank und Keller alter Gedanken, Gefühle und Verpflichtungen.
Dies sind die wirklichen Lasten auf unseren Schultern, das Schwierige und das Schwere. Eine nackte Wohnung befreit ein bisschen, ein nackter Terminkalender jedoch deutlich mehr. Der nackte Terminkalender schafft Platz für das, was wirklich zählt: Z e i t.
Das ist doch unrealistisch! Und was macht man dann überhaupt den ganzen Tag?
Die verbleibende Zeit verbringe ich größtenteils mit Leidenschaften und Vergnügungen.
Und hier kommt der vermutlich zweitschwierigste Part des Ganzen (der schwierigste ist der Austritt aus der herkömmlich angestellt oder freiberuflich arbeitenden Gesellschaft). Möglich ist diese Art des einfacheren Lebens natürlich nur dann, wenn wir unser Überleben sicherstellen können. Und zwar so, dass das Geldverdienen weder Selbstzweck, noch Mittel zum Zweck ist, sondern eine natürliche Folge.
Dafür müssen wir unsere Leidenschaften und mögliche Einkommensströme zusammenbringen. Sonst ist man schnell auch nur ein hetzender Freelancer, der sich vom hetzenden Angestellten einzig darin unterscheidet, dass er an Krankheits- und Urlaubstagen nichts einnimmt.
„Liebt ihr die Arbeit, so ist es keine mehr“. Ganz stimme ich dem nicht zu, denn ich glaube an die Wichtigkeit harter Arbeit. Trotzdem wird die Arbeit durch Liebe zur Leidenschaft, vielleicht sogar zu einer Mission.
Mein Minimalismus zeigt sich auch im folgenden Punkt: morgen sehe ich die Sache mit dem Minimalismus vielleicht teilweise oder ganz anders als heute. Ich verpflichte mich nur auf wenigen Gebieten zu einer festen Meinung.
Photo: Jens Karlsson
Gefällt mir sehr gut 🙂 Viele Dinge wegschmeißen, wenn sie nicht schon völlig unbrauchbar sind, ist sowieso eher blöd. Wenn schon dann vielleicht eher verschenken an andere, die sich drüber freuen.
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, den Tag mit Leidenschaften und Vergnügen zu verbringen. Viele von uns haben im Verlauf ihres (Berufs-)Lebens die Bindung zu sich selbst und die Kenntnis, was ihnen eigentlich Freude und Erfüllung gibt, verloren.
Zeit ist vergleichsweise unwichtig, wenn ich betrachte, wie ich diese verbringe. Wenn mein Abend vor dem Fernseher endet und ich DSDS, Top-Model und Harald Schmidt schaue, bis ich ins Bett gehe und meinen nächsten Tag wieder zwischen Büro und TV vergeude, dann hilft auch eine Kündigung nichts.
Sarra hat einen wunderbaren Artikel über das Reisen geschrieben, in dem es darum geht, zu sich selbst zu finden. Auch ohne sich aus dem gewohnten Alltagsleben komplett herauszuziehen kann man so vergleichsweise „sicher“ mehr über sich selbst herausfinden: http://www.yoganonymous.com/the-naked-traveler/
Ich bin davon überzeugt, dass Erwerbsarbeit und ein erfülltes Leben sich einander nicht ausschließen. Häufig wird auf „Selbsthilfeseiten“ (ich hoffe, du fast diesen Begriff nicht negativ auf, mir fiel nur kein besserer ein) propagiert, man solle aus der Tretmühle des Angestelltenverhältnisses ausbrechen und selbstständig tätig werden, schon würde alles gut. (Dass die meisten, die dies vorschlagen, ihr Geld damit verdienen, anderen zu sagen, wie sie aus dem Trott entkommen ist für mich schon ein Zeichen, dass dieser Weg nicht sonderlich nachhaltig sein muss).
Hi Stephan,
vielen Dank für Deinen Kommentar – dem ich in vielen Punkten zustimmen kann (und bereits im Vorfeld, also während des Schreibens des Artikels, zuzustimmen versucht habe).
Was die Erwerbsarbeit angeht, bin ich persönlich allerdings wirklich kein großer Fan davon, aber ebensowenig bin ich es jedoch – wie geschrieben – vom blinden Kündigen und anschließend freiberuflichen Weiterhetzen oder beschäftigungslos vorm Fernseher zu hängen. Letztlich gehört dieser Artikel für mich zusammen mit diesem hier: https://mymonk.de/hart-arbeiten-weich-leben/).
Das Angestelltentum und Erfüllung schließen sich auch aus meiner Sicht nicht aus, nur gehen sie nach meinen eigenen Erfahrungen und nach denen, die ich von anderen so kenne, leider viel zu selten einher.
Der Kernpunkt ist für mich persönlich aber, was den Minimalismus und „einfacher leben“ angeht: die Anzahl von Dingen, die man besitzt oder nicht besitzt, ist weit weniger wichtig als die Anzahl von Stunden, die man mit Leidenschaften (also einem talent-, freude-, und liebesbasierten Geldverdienen) sowie mit Muße verbringt.
Ob man Termine mag oder nicht ist Geschmackssache, das hängt letztlich auch stark von der Art der eigenen Leidenschaften ab. Wichtig ist aus meiner Sicht, die Lebenszeit freizuschaufeln von Verpflichtungen, bei denen man spürt, dass sie einem nichts bedeuten oder sogar überwiegend nerven / belasten.
Das gibt uns vor allem nicht nur die Zeit, uns selbst zu finden, sondern auch die Zeit, uns selbst zu verwirklichen. Und die Selbstverwirklichung ist nun mal nicht minder wichtig.
Selbstfindung und Selbstverwirklichung gehören zusammen.
Schöner Artikel. Ich Stimme den meisten Punkten auch zu. Wir machen uns hauptsächlich zur Arbeitssklaven, weil uns materielle Dinge wichtig sind. Dinge die wir nicht wirklich zum Leben brauchen.
Jedoch hört der Minimalismus zu einem gewissen Punkt da auf wo Verantwortung beginnt. Z.B der Existenzsicherung der eigenen Familie
Hi Ralf, vielen Dank für Deine Worte.
Mit dem Punkt Verantwortung hast Du absolut recht.
Was die eigene Familie angeht, muss jedoch nicht nur die wirtschaftliche Existenz gesichert werden, sondern auch die „seelische“. Unglückliche Eltern mit Konten, die die Banken glücklich machen, sind für die Kinder vermutlich weniger präsent, können zwar mehr Geld, aber weniger von sich, weniger Aufmerksamkeit, weniger Liebe geben, wenn sie von einer Arbeit aufgefressen werden, die ihnen nicht nur Zeit, sondern auch überwiegend Kraft raubt. Auch hier haben Väter und Mütter aus meiner Sicht die Verantwortung, aufgetankt und lebendig zu sein.
Ich bin ebenfalls überhaupt kein Freund vom planlosen Kündigen, von Radikalschlägen.
Langfristig macht es für mich nur einfach mehr Sinn, energiesaugende Zeitfresser als irgendwelche Dinge wegzuwerfen, wenn man „Minimalist“ sein möchte.
Hallo,
in vielen Fällen haben arbeitende Eltern aber gerade mal soviel, die Familie jeden Monat durchzubringen, ohne ein dickes Bankkonto und unnötige materielle Dinge, die man noch weglassen kann. Dazu kommt ein großer Berg Haushalt und andere Verpflichtungen (Artzbesuche, Schulveranstaltungen etc.), wonach dann kaum noch Zeit für andere Unternehmungen bleibt.
P.S. Der Fernseher wurde im übrigen schon vor Jahren abgeschafft 😉
Ich habe seit 2006 keinen Fernseher mehr. Ich kann nicht zählen, wie oft ich schon ganz erstaunt gefragt wurde: „Ja was machen Sie/Du dann abends???“
Ich finde das sehr traurig
Hi Sigrid,
das würde mich jetzt aber auch interessieren, was Du mit einem Abend ohne TV anstellst! 😉
Mir geht’s ganz ähnlich, manchmal schaue ich mir noch was in der Mediathek aufm iPad an, aber das hat dann auch schon eine ganz andere Qualität als das Zappen und zufällige Zugemülltwerden.
LG
Tim
Minimalismus for life!
Schöner Artikel. Wie so oft. 🙂
Vielen Dank, Florine!
Lieber Tim,
Wieder mal ein treffender Artikel (das schreib ich zwar ständig, aber es stimmt einfach 😉 ), ich lebe schon lange mit weniger Dingen als es heute „üblich“ ist und hab mich dazu entschlossen mit noch weniger zu leben. Es gibt einfach Dinge die braucht man nicht.. Ich steh nur vor folgendem Problem: Ich hab demnächst Geburtstag und will den Abend mit lieben Freunden verbringen. Leider nimmt mich keiner ernst wenn ich sag das ich keine Geschenke will. Ich hab einfach alles was ich zum Leben brauch. Wie kann man sowas anderen glaubhaft vermitteln?
Liebe Grüße 🙂
Liebe Susann,
merci merci! 🙂
Welche Dinge sind es denn, die Du brauchst – und auf welche sonst so üblichen verzichtest Du? (bei mir isses zum Beispiel ein Auto seit vielen Jahren, weiß natürlich nicht, ob das immer so bleiben wird)
Hmm, was die Geschenke angeht, da bin ich überfragt. Kommt sicherlich auf den Schenkenwollenden an. Und die meisten Menschen kokettieren nun mal damit, sie würden keine Geschenke wollen, ach bloß nicht, und wenn sie dann wirklich keine bekämen, dann wären sie geknickt. Wenn das dann mal jemand ernst nimmt, ist das gar nicht so leicht anzunehmen und dann geht man lieber auf Nummer sicher, schätze ich.
Liebe Grüße!
Tim
Immer wieder gerne, nix zu danken 😉 🙂 Ich brauche eigentlich nicht wirklich viel. Das was ich noch „besitze“ sind die Dinge die mein Kind für sich hat und „normale“ Haushaltsgegestände (Geschirr, Besteck usw). Mein Handy (mein einziger wirklicher „Schatz“) ist auch, bewusst gewählt, kein Smartphone (is schon merkwürdig wie dich jeder anguckt „Wie, du hast kein Whatsapp?“, „Facebook geht auch nicht??“ Ich könnt mich drüber zerschießen wenn´s nich so traurig wäre..).
Ich finds echt klasse das du freiwillig auf´s Auto verzichtest und drück dir die Daumen das es noch ein bisschen so bleibt 😉 Gibt es bestimmte Bereiche wo du mehr minimalistisch lebst oder in denen du sehr danach lebst?
Das mit den Geschenken… Du hast mir einen interessanten Gedankenanstoß gegeben. Ich glaub daran könnte es wirklich liegen. Dann werd ich denen an meinem Geburtstag zeigen das ich´s ernst mein und geb Ihnen ihre Geschenke wieder mit. Vieleicht wird´s so glaubhaft für alle? Ein Versuch ist´s wert 🙂
Hallo Susann,
meine Erfahrung zeigt: Das braucht Zeit! Radikale Ideen helfen zwar manchmal, aber oftmals gewöhnen sich Freunde mit der Zeit daran, dass man sich nichts wünscht. Bzw. komme ich manchmal mit nicht-materiellen Wünschen zuvor. Was sehr gut funktioniert hat dieses Jahr bei mir:
Ich habe mir einen kinderfreien Weiberkaffeeklatsch gewünscht und dass ich nur für die Getränke sorgen muss. Da kamen ein paar Freundinnen, die sich auch kinderfrei machen konnten, mit Kuchen vorbei und es war herrlich. Mein Mann brauchte mir nichts schenken, weil er ja zwei Kinder am Nachmittag gehütet hat.
Finden viele unserer Freunde zwar gewöhnungsbedürftig, aber wenn wir denn unbedingt wollen… ;-). Viel Spaß damit!
Hallo Tim! Danke für diesen Artikel!
Ich stimme grundsätzlich zu, suche derzeit trotzdem (noch?) meinen minimalistischen Weg als angestellte Lehrerin. Ich achte sehr darauf, meine Kinder nicht zu kurz kommen zu lassen und sobald mein Mann (selbstständig und sehr zufrieden) etwas mehr verdient, kann ich das noch besser, weil ich dann einfach noch weniger arbeiten muss (derzeit bei zwei kleinen Kindern 75%).
Mir selbst geht es noch so, wie oben in einer Antwort schon angedeutet, dass ich aufpassen muss, wenn ich zu viel Freiheit und Freizeit habe, nicht einfach blödsinnigen Aktivitäten wie Fernsehen nachzuhängen. Ich kenne mich da ganz gut. Wenn die Zeit knapp ist, mache ich sowas einfach nicht oder nur sehr bewusst und ausgewählt. Aber ein bisschen mehr Zeit darf sein, bei einigen wöchentlich festen Terminen. So könnte ich mir das recht gut vorstellen. Kann aber auch sein, dass sich mit der Zeit immer mehr meine Fähigkeit entwickelt, bei mehr Freizeit auch mehr sinnvolle Dinge zu tun.
Jedenfalls wünsche ich dir weiterhin alles Gute und allen viele gute Ideen, wie sie Ihren persönlichen Minimalismus vorantreiben können.
super Artikel… danke… danke. danke. nimmt mir ganz viel STress.. ich bin der der sich zeit für sich lässt, ich habe viel viel weniger Termine als früher… hasse es wennd das Telefon klingelt, denn ich sitze selten gelangweilt irgendwo rum und denke, ah, jetzt könnte mich mal jemand anrufen… so ist es nicht.. ich lese, meditiere, sitze im Kino, treffe mich mit Freunden… egal was, ich habe einen Plan für mein Leben und wenn es nichts tun ist… auch meine Entscheidung… ich habe meine privaten TErmine entmüllt und entschlankt.. aufgeräumt… coool. ich mag nciht wenn andere – siehe Telefonate – somit fremd über mein Leben bestimmen.. ich lasse es aus, gehe nicht ran.. cool. da ich immer lese ich soll meine Wohnung entmüllen, ich mich aber derzeit so wohl fühle wie es ist… ich genieße es derzeit… irgendwann ändert sich auch das.. aber es stresste mich immer zu sein wie alle… ihc muss doch entmüllen.. machen doch alle so.. scheiß drauf. danke für deinen ARtikel.. er hat mir echt gut getan… danke.. anders sein.. meins machen. ich weiß schon was richtig ist für mich und mein Leben.. dazu brauch ich nicht die Meinung von vielen vielen anderen… die selbst nicht wissen was für sie gut ist, aber mir erzählen wollen, was für mich gut ist??? gequirrlte Scheiße.. danke. P.
ich bin also nicht alleine…
Danke… mal wieder!!!
Hi Chris,
bitte! 🙂
Mit was hast Du denn gedacht, vielleicht allein zu sein?
LG
Tim
ein kleines, überschaubares, nicht materielles, gemütliches, elemtäres, natürliches, liebevolles leben in Bescheidenheit führen zu wollen…
Der Artikel ist zwar schon älter, aber den kannte ich noch nicht. Ich kann nur sagen: wieder mal eine Perle entdeckt. 🙂
Sehr schön geschrieben, den ich so auch unterschreiben würde.
Tim, ich wünsche dir schönes Wochenende und mir (uns) viele weitere inspirierende Artikel.
LG Sascha
Danke lieber Sascha. Ich hoffe, Dir und der Family geht’s blendend!
Ich komme so langsam wieder etwas runter vom Stress der letzten Wochen und komme bestimmt auch die nächsten Wochen wieder rein ins Schreiben. Hab gemerkt, dass ich da doch viel Ruhe und Fokus für brauche und am besten keine großen anderen To-dos, wenn ich einen ordentlichen Text hinbekommen will. Freu mich jedenfalls schon drauf, dass das wieder mehr in den Mittelpunkt meines Alltags rücken wird.
LG und Dir auch ein tolles Wochenende! 🙂
Hallo Tim!
Sehr schöner Artikel. Ich bin durch einen Brand (dem ich in letzter Sekunde entkommen konnte) praktisch über Nacht zum Minimalisten geworden, da alles! danach weg war.
Zuerst Panik, aber heute weiß ich, dass man außer seinem Leben nichts braucht um glücklich u entspannt zu leben.
Im Nachhinein war es das beste, was mir passieren konnte! GLG J.
Hi Jürgen,
Dankeschön.
Dein Kommentar – und Deine Erfahrung – bringt das Thema besser auf den Punkt, als ich’s jemals texten könnte.
Hast Du denn seitdem darauf geachtet, weniger Zeug anzuhäufen und auch Deine Zeit anders eingesetzt?
LG
Tim
Hallo Tim!
Was mich vor allem im Zusammenhang mit dem Thema ‚Minimalismus‘ beschäftigt, ist die Frage der Balance zwischen ‚zu viel Unnötiges haben‘ und ‚knauserig zu sich selbst sein‘. Die Frage stellt sich natürlich weniger beim Terminkalender, aber auch da muss man erst einmal lernen, sich die Zeit für ’schöne Aktivitäten‘ zuzugestehen.
Wahrscheinlich liegt die Lösung des Problems in Bewusstheit. Denn wenn wir uns unserer selbst bewusst sind (und natürlich auch unserer Umwelt), können wir leichter entscheiden, was wirklich wichtig ist.
Mir hilft es dabei immer sehr gut, mir vorzustellen, ich würde bald sterben. Dann wird das Wichtige klarer 🙂
Liebe Grüße,
Marie
Hi Marie,
die Bewusstmachung des eigenen Todes ist da wirklich ein altbewährtes Mittel.
Und ja, der Minimalismus kann zu einer Art Magersucht werden, wenn man ihn falsch auslegt.
Am Ende geht’s ja eher um Maximierung als Minimierung – um die Maximierung der Lebensqualität und all dessen, was einem viel bedeutet.
LG
Tim
(„..ich gebe einen Fick auf..“ ist eine gedankenlose Formulierung.)
Interessanter Text.ich frage mich allerdings .. wo kommt gelebte Solidarität und Mitmenschlichkeit vor, wenn nicht Teil der beruflichen Passion? Kindererziehung. . Altenpflege? Das sind Pflichten, die mehr, nicht weniger Zeit bräuchten als mit dem stressigen Arbeitalltag oft vereinbar
Hallo zusammen,
im Zusammenhang mit Minimalismus sollten wir alle auch mal über unsere Ernährungsgewohnheiten nachdenken. Ich weiß, der Zusammenhang erschließt sich nicht sofort…
Aber wie viel weniger Leid wäre auf unserer Welt, wenn nicht Milliareden von fühlenden und schmerzempfinden Lebewesen gezüchtet, gehalten, gemolken, geschlachtet oder geschreddert würden? Wie viel mehr Menschen könnten ernährt werden, wenn nicht der Löwenanteil der Welternte in die „Fleischproduktion“ fließen würden? In wie weite Ferne würde die Klimakatastrophe rücken, wenn der Klimakiller Nr. 1 – die Tierindustrie – nicht mehr durch unser Essverhalten am Leben gehalten würde?
Es ist auch eine Form von Minimalismus, auf Nahrungsmittel zu verzichten, die mit größtem Tierleid verbunden sind.
Liebe Grüße
Chris.
Gute Gedanken… wer hat die nicht schon mal gehabt. Aber leider für die meisten von uns die in der Tretmühle stecken nicht einfach. Ich habe ein Kind mit 11 Jahren, ich zahle Alimente und einen Kredit zurück. Selbst gönn ich mir fast nichts mehr außer ein paar Tagen in den Bergen beim Biken oder Skitouren gehen. Alles Sportarten die bis auf die Grundausstattung sehr billig sind. Ich schlafe vor Ort im Bus oder fahre mit dem Auto zu.
Meinen Kredit kann ich mit dem Autoverkauf nicht abdecken und die Alimente bleiben so oder so also was tun? Wie kann ich mich noch befreien? Nicht mehr so leicht!
Daher funktioniert dein Ansatz nur wenn man noch nicht in der Tretmühle ist und das geht meist nur nach dem Studium oder Lehre.
Daher ist dieser Tipp am ehesten für die neue Generation. .. aber ich gebe mein Bestes alles zu vereinen dass es einfacher wird!
Hi Markus,
das stimmt, da unterscheidet sich die Ausgangssituation zum Teil schon sehr stark. Mein Glück war, dass ich mich nach dem Studium nicht schnell nach oben geschraubt habe, was den Lebensstandard anging, nach der Kündigung musste ich daher weder zurück in eine kleinere Wohnung ziehen, noch ein Auto verscherbeln oder so. Von Häusern und Alimenten ganz zu schweigen.
Aber: auf den Weg machen, das kann man sich von überall, und für Entlastung sorgen, nach und nach, auch, denke ich. Und so wie es klingt bist Du doch längst mitten dabei – die Schulden werden kleiner (hoffe ich), die Alimente spätestens in 16 Jahren aufhören, und bis dahin genießt Du sehr günstige Freizeitaktivitäten.
LG
Tim
Hallo Markus,
Deinen Worten, dass gelebter Minimalismus mit allen Vorteilen und Freiheiten schlussendlich nur etwas für die jüngere Generation ist, die sich noch nicht so fest in der Tretmühle von Arbeitsalltag und Verpflichtungen etabliert hat, kann ich Dir widersprechen.
Ich (65) habe vor Kurzem mein Haus verkauft (der Gewinn war marginal, weil die Banken ihren Löwenanteil verrechnet haben), aber ich bin frei, schuldenfrei, und jetzt hör zu: Meine Rente kann ich mit der Lupe suchen, deshalb ist eine Tätikeit zur Aufstockung derselben nötig.
Was mache ich? Nach einem ereignisreichen Leben (u.a. drei Kinder, ein schwerbehindertes) schüttele ich mich und erfinde mich neu, will heißen, alles was ich bisher gelernt habe und was mich beschäftigt,fokussiere ich, in dem ich Vorträge halte, Seminare und Gesprächskreise gebe, ein Buch geschrieben habe, Lesungen mit meiner Lyrik halte – ich mache Dinge, für die ich brenne, die mein Herz berühren, und wenn ich spüre, dass ich andere heilsam erreiche, ist das der schönste Lohn für mich.
Mein Credo ist »back to the roots«, ich brauche immer weniger, um glücklich, ohne Zeitdruck oder materiell Unnützem zu sein, ich habe mein Leben gründlich aufgeräumt und entrümpelt und fühle mich wie eine Königin in meiner kleinen Dachstudiowohnung mit Sonnenbalkon.
Ich hab gestern gerade festgestellt, dass ich auf diesem kleinen Balkon mehr Tomaten, Paprika und was weiß ich noch alles ernten kann als in meinem Garten vorher – der mich in seiner Größe zum Arbeitssklaven machte und mir fast keine Zeit mehr ließ, mich um meine essentiellen Bedürfnisse zu kümmern wie schreiben, einfach in der Sonne liegen und in den hohen blauen Himmel zu schauen und darüber zu philosophieren: wie hoch ist er den nun, dieser unendlich blaue Himmel?
Jeder hat andere Prioritäten in seinem Leben, und für mich ist es anscheinend wichtig, die Zeit zu haben, unter anderem auch eben das herauszufinden.
LG
Petra