Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Uns ist zum Weinen zumute und trotzdem tun wir’s nicht. Frauen, weil sie nicht hysterisch wirken wollen oder unbeherrscht Männer weil sie nicht wie Weicheier wirken wollen. Und alle zusammen, weil wir glauben wollen, dass wir mit den Tränen auch den Schmerz unterdrücken können.

Ganz grundsätzlich: Ohne Tränenflüssigkeit würden unsere Augen nach ein paar Tagen zu Rosinen vertrocknen und wir würden blind werden. Sie befeuchtet die Augen mit jedem Zwinkern. Stell dir nur eine Menschheit ohne Augenlicht vor … die Beauty-Industrie wäre am Arsch, wir würden uns mehr auf innere Werte konzentrieren, bei Menschen und Dingen, niemand könnte mehr erblinden, wenn er die Sonnenfinsternis doch lieber ohne Spezialbrille verfolgen oder beim Schnaps aus Polen ein paar Euro sparen wollte – weil ja längst alle blind sind.

Hmm. Vielleicht gar nicht so schlecht. Womöglich hören wir heute einfach mal alle auf zu zwinkern und warten ab, was passiert.

Aber bleiben wir mal bei Tränen des Weinens wegen, bei Tränen auf Leidenswegen.

Weinen heilt uns. Körperlich, psychisch, spirituell.

Hier vier Gründe, warum wir es öfter tun sollten.

1. Tränen sind gesund

Tränen töten Bakterien. Gibt man die lysozyme aus den Tränen in ein Gefäß mit Krankheitserregern, sind schon nach 10 Minuten 90-95 Prozent davon erledigt.

Zudem sie transportieren Gifte und Stresshormone aus dem Körper, die müde, aggressiv, schwermütig, oder unruhig machen. Weinen verlangsamt außerdem die Atmung, wodurch wir etwas ruhiger werden.

Tränen zu unterdrücken hingegen erhöht nachweislich den Stresslevel und begünstigt damit zusammenhängende Beschwerden wie Bluthochdruck und Herzerkrankungen.

2. Tränen entlasten die Seele

„Tränen reinigen das Herz“, wie Dostojewskij schrieb, sie befreien uns, lassen uns anschließend mit klarerem Kopf denken.

In einer Studie wurden 200 dänische Frauen dazu untersucht. Die meisten fühlten sich nach dem Weinen besser, psychisch und physisch.

Wer die Tränen unterdrückt, unterdrückt auch die Gefühle oder zumindest einen Teil von ihnen, will sie kontrollieren – ein langfristig recht sicherer Weg in die Depression und / oder zu organischen Erkrankungen.

Die Weichen werden zum Teil früh gelegt: Kinder, die von ihren Eltern umsorgt wurden, wenn sie weinten, können sich auch als Erwachsene besser selbst beruhigen und pflegen – und besser weinen. Gelang das den Eltern nicht, können Menschen lebenslang im „Protestweinen“ steckenbleiben, sich hilflos fühlend nach irgendjemandem schreien, der das Problem für sie lösen soll.

3. Tränen können uns zeigen, dass etwas falsch läuft

Als Überlebensmechanismus, als Signal: Ich muss mich um etwas kümmern.

Bin ich viel verletzter oder unzufriedener, als ich es mir eingestehen will? Überfordert? Frustriert? Möchte ich, dass ein anderer auf meinen Schmerz aufmerksam wird?

4. Tränne schaffen Bindung

Tränen sind ein universelles Transportmittel für Emotionen und Trigger für Empathie. Besser, schneller, ehrlicher als die längsten Reden und Erklärungen.

Wir öffnen die harte Schale, lassen den Wunsch los, perfekt und unangreifbar zu scheinen, lassen uns trösten, treten wirklich in Kontakt, geben einer Beziehung damit neue Tiefe und stärken den Zusammenhalt einer Gruppe durch gegenseitige Unterstützung.

Zudem gelten sie als Friedensangebot und können Aggressionen verringern, ein bisschen wie Tiere, die ihren empfindlichen Bauch freigeben und damit sagen: Ich gebe auf, ich kämpfe nicht weiter. Allerdings gibt es auch „manipulative Weiner“, die mit ihren Tränen Menschen unter Druck setzen wollen („Ich hätte dieses Paar Schuhe sooo gern buhuu!“).

Wer weint wie viel?

Frauen weinen übrigens häufiger als Männer. Hormonell bedingt und da gesellschaftlich eher akzeptiert.

Männer geben ihre Tränen aber nachweislich umso eher zu, je selbstbewusster sie sind.

Extrovertierte weinen häufiger als Introvertierte, zumindest in der Öffentlichkeit.

Traumatisierte weinen ebenfalls häufiger als andere.

Einige Menschen auch nach dem Orgasmus – die emotionale Nähe; das Nervensystem, das wieder Ausgleich sucht.

Und ich, ich brauche jetzt ein Taschentuch (rate mal warum).

P.S.: Siehe auch Zulassen statt loslassen und Wie man schmerzhafte Gefühle überlebt.

 

Photo: An die ferne Geliebte / Quellen: PsychCentral, Pbs, WebMD, NYTimes