Teile diesen Beitrag "5 Dinge, die wirklich gegen Liebeskummer helfen"
Es folgt ein Gastbeitrag von Juliette Boisson.
Wenn eine Partnerschaft zu Ende geht, steht unsere Welt Kopf. Der Verlust des Partners scheint uns unbegreiflich, der Schmerz kaum aushaltbar. Liebeskummer tut einfach verdammt weh.
Hier sind fünf Dinge, die gegen den Herzschmerz helfen.
1. Ein klärendes Gespräch führen
Trennungen werfen viele Fragen auf. Oft quält uns das Warum und hält uns nächtelang wach. Wenn möglich: Suche ein klärendes Gespräch. Wichtig ist, dass es bei einem Gespräch bleibt. Denn: Die Dinge zu zerreden hilft Dir nicht, sondern bringt Dich nur noch mehr ins Grübeln.
Es gibt ein Experiment mit Kellnern. Sie wurden während der Arbeit dabei beobachtet, wie sie Unmengen an Bestellungen aufnehmen konnten, ohne sie sich aufzuschreiben. Sie brachten das Bestellte meist fehlerlos zum richtigen Tisch. Als die Gäste bezahlten und das Restaurant verließen, wurden die Kellner erneut gefragt, was die Gäste konsumiert hatten. Das konnten die Kellner dann nur noch sehr bruchteilhaft wiedergeben. Dieses Experiment, auch „Zeignarnik-Effekt“ genannt, soll Folgendes deutlich machen: Dinge, die präsent sind und noch erledigt werden müssen, merken wir uns. Dinge, die abgeschlossen sind, vergessen wir sehr schnell.
Übertragen auf eine Trennung bedeutet das:
Überlege Dir im Vorfeld genau, welche offenen Punkte es zu besprechen gibt und was Du vom anderen brauchst, um mit der Situation besser umgehen zu können.
Aber Vorsicht. Stelle nur Fragen, wenn Du Dir sicher bist, auch mit den Antworten umgehen zu können.
2. Kontakt abrechen
Klingt hart und ist hart. Wenn uns die geliebte Person zumindest erst mal nicht aus dem Kopf gehen will, dann soll sie uns wenigstens aus den Augen gehen. Bedeutet im Klartext: Bilder, Geschenke, alles, was einen an den anderen erinnert, aus dem eigenen Sichtfeld entfernen. In eine Kiste packen und ab in den Keller oder auf Mutters Speicher damit.
Jeder Kontakt mit dem Ex-Partner lässt den Schmerz wieder aufflammen und schürt Hoffnung auf eine Versöhnung, die in den allermeisten Fällen ausbleibt.
Das gleiche gilt auch für Anrufe, SMS und soziale Medien. Wenn Du dem Ex nicht gleich die Facebook-Freundschaft kündigen möchtest, kannst Du ihn oder sie vom News Feed entfernen.
3. Die Trennungsphasen durchleben und akzeptieren
Typischerweise durchleben wir nach einer Trennung vier Phasen:
- Das Nicht-Wahrhaben-Wollen,
- aufbrechende Gefühle,
- Neuorientierung und
- am Ende die Erstellung eines neuen Lebenskonzepts.
Die ersten beiden Phasen werden oft als besonders schmerzhaft empfunden. Wichtig ist es hier, unangenehme und oft ambivalente Gefühle, wie Wut, Trauer, Ohnmacht, Liebe und Verlangen, zuzulassen, auszuhalten und zu akzeptieren, so gut es geht.
Je mehr Du Dir wünschst, dass der Schmerz endlich aufhört, desto lauter wird er. Deshalb ist es hilfreich, den Schmerz zu akzeptieren als etwas, was in einer Trennungssituation sein darf. Tu Dir keinen Zwang an, Du musst Dich nicht „zusammenreißen“, nicht tapfer sein. Lass es raus: Heule, wüte, boxe in Dein Kissen. Suche Ventile für den Schmerz, die für Dich passen.
Viele meiner Klienten klagen, dass sie gerade in den ersten beiden Trennungsphasen sehr im Grübeln verharren. Ich empfehle ihnen dann oftmals ein „Grübel-Tagebuch“ zu schreiben. Darin wird festgehalten, was uns beschäftigt und welche Gefühle hochkommen. Es wird Dir helfen, weil Du Dir so zum einen die Erlaubnis zum Grübeln gibst, und Dir die Dinge zum anderen auch buchstäblich von der Seele schreiben kannst.
4. Ablenken
Genauso wichtig, wie dem Schmerz genügend Platz einzuräumen, ist Ablenkung. Ansonsten laufen wir Gefahr, in ein Loch zu fallen, aus dem wir nicht mehr so einfach herauskommen. Wer sich nach einer Trennung ausschließlich zu Hause vergräbt, ist Studien zufolge einem deutlich höheren Depressionsrisiko ausgesetzt.
Deshalb: Aktiviere Freunde, plane einen Urlaub, such Dir ein neues Hobby. Treibe Sport und bemühe Dich um Humor und wieder etwas mehr Leichtigkeit in Deinem Leben. Tue genau die Dinge, die Du vielleicht der Partnerschaft wegen zurückgestellt hast.
Manchmal erlebe ich in meiner Praxis, dass Menschen gar nicht (mehr) wissen, was zu ihren persönlichen Bedürfnissen gehört. Wir schauen dann gemeinsam: Was ist Dir wichtig, damit Du Dich ausgeglichen fühlst? Eine Klientin nannte beispielweise Inspiration und Abendteuer.
Im Laufe ihrer Beziehung vernachlässigte sie genau dieses Bedürfnis, da ihrem Freund das „Heimelige“ sehr wichtig war.
Ich fragte sie: „Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen den Traum der Weltreise endlich wahr werden zu lassen?“ Ihre Augen blitzen auf, drei Monate später trat sie ihren langersehnten Road-Trip in Asien an. Der Abstand und das Abenteuer taten ihr gut, sodass sie meine Unterstützung schon bald nicht mehr brauchte.
Es muss nicht gleich eine Weltreise sein. Dennoch lohnt es sich sehr, einen Blick auf die eigenen Bedürfnisse zu werfen. Frage Dich alsoL: Was tut mir gut? Ein Gespräch mit einem guten Freund? Ein Wellness-Tag? Eine Wanderung im Grünen?
Auch wenn Du Dir viel lieber die Decke über den Kopf ziehen würdest, gib Dir einen Ruck!
5. Zeit
Nimm Dir Zeit, die Trennung zu verarbeiten. Eine Trennung verändert vieles. Um den Verlust zu überwinden und sich als Mensch neu zu definieren, braucht es Zeit. Auch hier gilt: Je mehr Du versuchst, den Trauerprozess zu beschleunigen, desto mehr wirst Du von der Trauer eingeholt.
Gestehe Dir ein, dass Zeit auch Wunden heilt. Lass die Trauer ruhig in Deinem Alltag mitschwingen. Der zeitliche Abstand hilft auch dabei, Frieden zu schließen mit dem oder der Ex. Die Zeit des Trauerns wird Dir helfen, das Geschehene irgendwann zu verarbeiten und zu akzeptieren.
Du bist dann in der Lage, objektiver zu reflektieren, welchen Teil Du selbst zum Scheitern der Beziehung beigetragen hast und welche Lehren Du daraus für Deine zukünftigen Beziehungen ziehen kannst.
Ein Interview mit Juliette auf myMONK findest Du hier. Und beim Loslassen hilft Dir das myMONK-Buch Wie man Sorgen, Stress und Selbstzweifel loslässt.
Autor:
Juliette Boisson arbeitet als Heilpraktiker für Psychotherapie, Coach & Beraterin in München. Ihre Schwerpunkte: Paartherapie und Beratung, Single-Coaching, Liebeskummer und alle Themen, die Beziehungen bewegen. Mehr auf ihrer Website und ihrem Blog.
Photo (oben): Julie Missbutterflies
Sehr gute umseztbare Tipps. Wird bestimmt den ein oder anderen Menschen gerade jetzt eine große Stütze sein.
Da kann ich zustimmmen. Es hilft nichts, als die Trennung annehmen. Auf der mentalen Ebene heisst das wohl auch, versuchen zu verstehen, was es zu verstehen gibt. Auch Gespräche, wo diese noch was neues bringen können. Auch Abwendung in Aussen und in Gedanken, wenn das erledigt ist.
Die innere Trennungsarbeit kann wohl auch dauern, wie auch die Trauer. Nichts erzwingen wollen. Achte auf die Gedanken, die dich nur wegführen können von dem was in Dir ist und Zuwendung braucht. Illusionen überdecken nur kurzzeitig. Danach tut es noch mehr weh. Ablenkung verstehe ich hier hauptsächlich als Dosierung dieser inneren Zuwendung und Arbeit.
Irgendwann gilt es dann auch, wieder Vertrauen zu wagen. Schlimmer kann es dann auch kaum werden. Und den Sturz kennen wir ja jetzt.
„Je mehr Du Dir wünschst, dass der Schmerz endlich aufhört, desto lauter wird er.“
Das sind wirklich wahre Worte. Und diese Erfahrungen habe ich auch immer wieder machen müssen, um endlich zu erkennen, dass es sich nicht lohnt gegen Gefühle anzukämpfen. Je mehr wir gegen etwas ankämpfen, desto stärker wird es. Desto mehr Macht bekommt es über uns. Annehmen – ist das Zauberwort. Die Situation so annehmen wie sie ist, mit allem was dazugehört. Gefühle, Gedanken – einfach zu allem JA sagen was kommt – ohne es zu bewerten. JA zum Liebeskummer sagen. Das klingt zwar komisch, kann aber so unendlich befreiend sein.
Klingt alles sehr sinnvoll, wenn der ex-Partner aber auf jede Frage, die man ihm stellt mit: keine Ahnung, weiß nicht, oder ganz offensichtlichen Lügen antwortet, um seine Ruhe zu haben, oder einfach sagt: worüber willst du reden? Gibt nichts zu reden…fällt Punkt eins schonmal weg.
Wenn er dann auch noch ständig vor der Tür steht, um (verständlicherweise) sein Kind zu sehen, fällt Punkt zwei auch flach.
Und genau diese ersten beiden Punkte sind denke ich die wichtigsten. Ich versuche seit 3 Jahren alles zu verarbeiten, aber die Fragen schwirren, und bilden einen Stein in meinem Magen. Bleibt mir nur die Zeit…. 🙂 hoffentlich.
Wollte damit nur sagen, dass ich die Punkte bestätigen kann, die Realität aber leider oft anders aussieht.
Liebe Dine,
ich habe gerade Deinen Kommentar gelesen und möchte Dir darauf gerne antworten, wenngleich ich hoffe, dass es Dir mittlerweile schon etwas besser geht! Ich persönlich halte den Kontaktabbruch auch für das Wichtigste, allerdings lässt sich dieser Punkt mit einem gemeinsamen Kind nicht umzusetzen. Ein Kind verbindet für immer und das Einzige, das in so einer Situation bleibt ist, den Kontakt auf ein Minimum und nur auf Fragen/ Anliegen hinsichtlich eurem Kind zu beschränken.
Und zu dem klärenden Gespräch möchte ich dich Eins fragen: Reicht es nicht, dass er KEIN Gespräch mit dir führen möchte? Bei so einem Verhalten hast Du im Grunde alles was du wissen möchtest: Es ist ihm nicht wichtig genug.
Mir ist bewusst, dass das alles leichter gesagt, als getan ist. Ich wollte Dir nur einen kleinen „Stups“ geben und dich dazu ermutigen, weiterhin an die Zeit zu glauben – die Zeit in Verbindung mit Punkt 4 „Ablenkung“, wird eines Tages deine Welt wieder gerade stehen lassen. Ich habe auch schon fürchterlichen Liebeskummer durch, der sich über 2 Jahre zog – aber ich habe es geschafft und schreibe Dir gerade diese Zeilen. Du wirst das auch irgendwann hinter Dir gelassen haben! Alles alles Gute wünsche ich Dir.
Wie soll sich Punkt 2 bei gemeinsamen Kindern und ewiger Unterhaltspflicht verwirklichen lassen ?
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