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Professor Dr. Erhard Meyer-Galow ist Chemiker, war in führenden Positionen der deutschen Wirtschaft tätig (u.a. als Vorstandsvorsitzender der Hüls AG und der Stinnes AG) und Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker, zudem wurde er 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Als Folge einer persönlichen Krise beschäftigte er sich intensiv mit spirituellen Gedanken und Praktiken. Darüber, über sein Buch „Leben im Goldenen Wind“ und mehr spricht Prof. Meyer-Galow mit mir im myMONK-Interview.

Hinweis: Prof. Meyer-Galow hat mich gebeten, auf einen wunderbaren Bildband über Bhutan hinzuweisen, den sein Freund Harald N. Nestroy herausgebracht hat – eine Bitte, der ich sehr gern nachkomme. 

Er schreibt dazu:

Harald Nestroy hat seine Liebe zu Bhutan entdeckt, als er deutscher Botschafter in Malaysia war. Dort haben wir uns kennengelernt. Er hat mich mit seiner Begeisterung für dieses Land angesteckt. Deshalb unterstütze ich seit vielen Jahren die von ihm gegründete Förderorganisation ProBhutan e.V.. 1999 waren wir dann gemeinsam dort und ich konnte an seiner Hochzeitsfeier teilnehmen. Meine Erwartungen wurden dort mehr als erfüllt. Man kann dort den GOLDENEN WIND, wie ich die nicht zu erklärende Wirklichkeit nenne, auf Schritt und Tritt hautnah erfahren. Harald Nestroy hat seine langjährige Erfahrung in Bilder gegossen. Sein Buch ist nicht einfach nur ein Bildband. Man spürt, wenn man blättert, wie die Einheit von Körper, Seele und Geist, in Bhutan sich ganzheitlich als Bild manifestiert. Ich kann nur jedem, der sich nach Quellen für Spiritualität sehnt, dieses Land und dieses Buch sehr empfehlen. Mindestens ist es aber auch ein Buch für alle, die nach Bhutan reisen wollen und Bhutan zunächst „en miniature“ erfahren wollen. Nach dem anschauen und lesen gibt es nur noch einen Gedanken: „Nix wie hin!“ Wenn man dann zurück  kommt, nimmt man das Buch wieder in die Hand und lässt seine Einrücke verstärkt Revue passieren. Verstärkend wie ein Katalysator wirkt dann Nestroys Buch. Der Gedanke bleibt: „Wann kann ich wieder hin und meine Eindrücke vertiefen?“ Es ist eine wunderschöne Visitenkarte, von Meisterhand fotografiert und in Buchform gebracht.

Mehr zum Bildband findet ihr bei Amazon.

Und nun das Interview:

Hallo Herr Prof. Meyer-Galow, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen! Wie geht’s Ihnen in diesem Moment?

Mir geht es gut. In diesem Moment freue ich mich, Ihre Fragen zu beantworten und unsere gemeinsamen Überzeugungen und Erfahrungen weiter verbreiten zu können. Ihren Internetauftritt finde ich gut und leiste gerne dafür einen Beitrag. Für den Tagesablauf bin ich gut vorbereitet. Ich habe heute Morgen in meinem ZENDO 25 Minuten meditiert und nach dem Frühstück das Präludium C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier von Bach gespielt.

Im Alter von 43 ging Ihre Ehe zu Bruch und Sie verloren Ihren Job, zwei Ereignisse, die Sie als Wendepunkt in ihrem Leben einstufen, weil Sie sich in dieser Zeit erstmals intensiver mit sich selbst und dem Sinn des Lebens beschäftigt. Wie sah diese Beschäftigung damit für Sie genau aus?

Ich habe damals unter der Führung von Karlfried Graf Dürckheim zur ZEN-Meditation gefunden. Für ihn ist der Sinn des Lebens,  transparent zu werden für die immanente Transzendenz. Diese Erkenntnis schlug bei mir initiatisch ein. Es gibt viele Wege. Für einen muss man sich entscheiden und die Übung täglich wie ein Exerzitium durchführen. Das ist ganz wichtig. Für mich als Manager des vielen Machens ist die ZEN-Meditation das ideale Kontrastprogramm, bis heute. Dann geht es nur noch um loslassen. Alles andere geschieht einfach, ohne es zu wollen.

Sie glauben, dass uns eine Zeit bevorsteht, in der das materielle, das wirtschaftliche Wachstum stagniert. Warum glauben Sie das? Und wie kann man schon heute bestmöglich darauf einrichten?

In den letzten 20-30 Jahren haben wir Wachstum nur noch durch höhere Verschuldung erzeugt. Das ist nun vorbei.  Schuldenfinanziertes Wachstum können wir uns nicht mehr leisten. Wenn wir ein vereintes Europa wollen, müssen wir Deutsche für die schwächeren Länder sorgen. Wenn wir das nicht wollen, müssen wir uns von der Europa-Idee verabschieden.

Wir haben materiell gesehen schwere Jahre vor uns. Wenn es den Menschen schlecht geht, ist die Chance für die spirituelle Öffnung groß.

Wenn wir uns vom quantitativen Wachstum verabschieden, ist qualitatives Wachstum angesagt. Ich arbeite daran, dass möglichst viele Menschen das begreifen und sich auf den Weg machen. Man kann sich darauf vorbereiten, indem man meditiert oder aber in den Erfahrungsräumen Natur, Kunst, Musik, Tanz, Begegnung….. Achtsamkeit für den Augenblick übt. Alles andere geschieht, unerwartet, als Gnade.

Was ist „der GOLDENE WIND“? Und ist es nicht eigentlich ein rauer Wind, der uns ins Gesicht bläst, sobald wir die eigenen vier Wände verlassen … ein Kampf?

Der „GOLDENE WIND“ ist eine Metapher aus dem Buddhismus. Ich habe den Ausdruck aus dem 27. Koan des Hekiganroku genommen und als Titel für mein Buch „LEBEN IM GOLDENEN WIND“ genommen. „Was ist das, wenn der Baum alt wird und die Blätter fallen?“ fragt ein Mönch den Meister. Der antwortet:“ Es ist die absolute Manifestation des GOLDENEN WINDES“.

Die Wirklichkeit, die wir nicht benennen können und es dennoch immer wieder versuchen, entzieht sich dem Wort. Wir sagen GOTT, LEERE, JAHWEH, ALLAH, BRAHMAN. Die Quantenphysiker nennen diese Wirklichkeit „KOOPERATIVES HINTERGRUNDFELD“.  Dieses Feld ist leer. Es ist NICHTS. Aber es hat die Eigenschaft der Potentialität, wie mein Freund Hans-Peter Dürr sagt, oder der Potenz, wie mein Lehrer Willigis Jäger sagt. Es hat die Potentialität jederzeit und auch unerwartet Realität zu werden in der Welt.

Ich möchte mit meinem Buch und diesem Titel nicht den Eindruck erwecken, als sei der GOLDENEN WIND etwas Schönes und Gutes. Sie sprechen von rauem Wind und Kampf. Das ist eine Bewertung aus Ihrem dualen Denken. Der GOLDENENE WIND ist nicht gut und nicht schlecht. Er ist non-dual, unteilbar, Advaita. Aus diesem Raum des NICHTS kristallisiert Realität, die wir, die wir im dualen Denken verhaftet sind, als gut oder schlecht empfinden mögen, bis wir durch unser inneres Wachstum soweit gediehen sind, dass wir sagen können: „Es ist wie es ist. Nicht gut und nicht schlecht.“.

Wie kann man den GOLDENEN WIND nutzen, um: 1. herauszufinden, was man wirklich von Herzen will und 2. diesen Weg des eigenen Herzens auch zu gehen?

Wir sollten nicht versuchen, den GOLDENEN WIND „nutzen zu wollen“. Er ist kein TOOL, wie es heute so schön bei den Ratgebern heißt. Uns sollten die Zusammenhänge zwischen Wirklichkeit und Realität klar werden. Wenn wir im Einklang mit dem GOLDENEN WIND leben wollen, um unsere Leiden zu reduzieren und um Gelassenheit, Heiterkeit, Humor und Mitgefühl zu leben, dann sollten wir uns auf einen spirituellen Weg begeben, um die ganzen Blockaden, die uns unser EGO beschert hat, einfach loszulassen.

Wir sollten nicht versuchen, unser EGO zu überwinden. Unser EGO ist enorm wichtig. Wir brauchen es für unser Leben. Viele leiden unter einem zu kleinen EGO. Überwinden sollten wir die Unarten, die unsere EGOZENTRIK und unser EGOISMUS uns bescheren.

Dann können wir unser EGO in unserem SELBST sich begründen lassen. Wir entwickeln unsere ganze Person.

Wir werden dann immer mehr erfahren, was unser Herz in jedem Augenblick will. Es wird es uns mitteilen.

Wir werden dann den Weg weiter gehen, wenn wir die feinen Veränderungen immer mehr spüren und erfahren, dass uns diese Veränderungen guttun.

Wie kann man einem Mitmenschen dabei helfen, den eigenen Weg zu finden und mutig zu beschreiten?

„When you change, the whole world changes!“ Das ist es. So hilft man anderen Menschen auf den Weg zu innerem Wachstum einzuschwenken. Mit Vorleben. Meine eigenen Veränderungen werden andere spüren und aufbrechen wollen. Wenn sie uns fragen, sollten wir antworten. Wir sollten keinesfalls missionarisch andere bekehren wollen. Den Fehler mache ich oft, wenn ich das Leid anderer nur schwer ertragen kann und ich die Ursachen so klar erkenne, dass ich die anderen schütteln möchte.

Bei einem Ihrer Arbeitgeber führten Sie das „betriebliche Vorschlagswesen“ ein, mit dem die Ideen aller Mitarbeiter in diesem Unternehmen erstmals wirklich wertgeschätzt wurden. Wie kann man eine solche große Bewegung, die vom GOLDENEN WIND getragen wird, starten, wie kann man immer mehr Menschen dafür gewinnen?

Man muss den Menschen klar machen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Auch in einem Unternehmen. Dass wir nicht nur arbeiten, sondern ein Werk verrichten wollen. Jeder braucht jeden. Empathie, Kongruenz und Authentizität sind die Voraussetzungen. Ganz wichtig ist dann die Anerkennung der Leistung der anderen. Das muss in einem Unternehmen sich von oben nach unten sich durchziehen. Dann werden es immer mehr. Ich habe es ausprobiert. Es gelingt wunderbar. Als ich HÜLS verließ, haben wir 15 Mio DM p.a. ausgeschüttet für Vorschläge, die einen Jahresnutzen von 150 Mio DM p.a. erbrachten. Wir waren damit in der Chemischen Industrie No. 1 und in der gesamten Deutschen Industrie No. 3.

Welche Rolle spielt dabei der GOLDENE WIND? Jeder Verbesserungs-vorschlag ist ein Kristallisat aus der Wirklichkeit, ist Realität gewordene  Wirklichkeit. Wenn man führt, muss man für diesen Kristallisationsprozess die Voraussetzungen schaffen.

Jede Art von Intuition fließt auch aus dem GOLDENEN WIND. Lat. „intueri“ heißt „sich nach innen gehen“. Führt das „nach innen gehen“ zur Transparenz, dann kann, aber muss nicht, die Intuition fließen und kann zur Inspiration führen. Für jegliche Art von Kreativität ist diese Öffnung von enormer Bedeutung.

Wer sollte ihr Buch lesen und warum?

Alle Menschen, die orientierungslos sind und eine latente Unzufriedenheit in sich tragen, egal wie alt sie sind und von welcher Herkunft sie sind.

Hier der QR-Code zum Buch „Leben im Goldenen Wind“:

Wo können die Leser mehr über Sie erfahren?

Am besten schauen Sie auf meiner Autoren-Website nach: www.leben-im-goldenen-wind.de.

Herzlichen Dank!

 

Photo (oben): Pieterjan Vandaele