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Gestern saß ich an der Isar, schaute hinein und dachte an nichts. Heraus kam dabei die folgende Mikrogeschichte:

„Schaut alle her, ich lebe im Fluss!“, schrie die Forelle, während sie über die Wasseroberfläche sprang.

Dann kam ein hungriger Bär und rammte ihr die Klauen in die Eingeweide.

Die Forelle schmeckte vorzüglich.

Zuerst wusste ich nicht, was das zu bedeuten hat, warum mir ausgerechnet diese Kurzbiographie einer Forelle in den Sinn kam. Dann fiel es mir wie Fischschuppen von den Augen.

Machen wir nicht manchmal viel zu viel Aufhebens um das, was wir unser Wachstum oder unsere Spiritualität nennen?

Und richten wir damit nicht eher Schaden an, als uns und anderen zu nutzen?

Ist es nicht das Ego, das uns zu einem lauten „Hach, bin ich aber auch spirituell!“ verführt?

Klar macht es stolz, wenn wir spüren, ein gutes Stück auf unserem Weg vorangekommen zu sein. Etwa viel häufiger „im Fluss zu leben“. Geben wir dem Stolz jedoch nach, hat das Auswirkungen.

Wie bei der Forelle, die posaunte, sie lebe im Fluss … und dabei nicht nur den Fluss verließ, sondern sich auch noch anfällig machte für den Angriff eines hungrigen Bären.

Wäre sie einfach im Wasser geblieben, still und ohne Anerkennung zu suchen, sie würde noch leben und ihre Fischfreunde anleiten können (Vorsicht vor Bären!).

Ich glauben, dass wir uns und unseren Mitmenschen den größten Gefallen tun, wenn wir nur mit größer Achtsamkeit über unsere Entwicklung sprechen, und nur dann, wenn wir es wirklich für nützlich halten, um einem Anderen zu helfen.

„Es wird immer gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht“, sagte Hermann Hesse. Meistens schwächer.

„Belehren ohne Worte, vollbringen, ohne zu handeln: so gehen die Meister vor“, sprach Laotse.

Weniger Worte.

Mehr Kraft.

 

Photo: Cecil Sanders