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Margrit Knapp-Meimberg neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin als Umweltbeauftragte im Bereich der Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung verantwortlich und hat zwei Jahre als Entwicklungshelferin gearbeitet. Ob die Erde überhaupt noch zu retten ist, und wie jeder Einzelne nachhaltiger Leben könnte, darüber spricht Margrit im myMONK-Interview.

Möchten Sie sich zunächst kurz vorstellen?

An der Internationalen Gesamtschule Heidelberg bin ich als Chemie- und Biologielehrerin tätig. Neben dem Fachunterricht engagiere ich mich als Umweltbeauftragte im Bereich der Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung.

Seit über 20 Jahren praktiziere ich Yoga und bin ausgebildete Yogalehrerin für ganzheitliches Yoga.  Der Unterricht während meiner Freizeit im eigenen Yogastudio  in Heidelberg bereitet mir  viel Freude, da ich in kleinen Gruppen meine Yogaerfahrungen sehr persönlich und auf den einzelnen Menschen abgestimmt weitergeben kann.

Worüber haben Sie sich heute schon gefreut?

Heute habe ich mich sehr gefreut, dass in der Schule bei einer Vorbesprechung zur nächsten Projektwoche, in der ich Yoga anbieten werde, die anwesenden zwanzig Schülerinnen und Schüler großes Interesse daran hatten, Yoga kennen zu lernen und gemeinsam zu üben. Sie waren bunt gemischt aus allen Altersklassen, von der 5. bis zur 11. Klasse, aus allen Schularten, aus dem Haupt-, dem Realschul- und dem Gymnasialzweig. Ich freue mich auf die herrliche Aufgabe, nächste Woche den jungen Menschen einer nach herkömmlichen Vorstellungen total gemischten Gruppe die wunderbare Wirkung von Yoga zu zeigen, mit ihnen Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen) und  Entspannung zu üben. Wir werden auch Zeit haben, uns mit dem Thema gesunde Ernährung und Yogaphilosophie zu beschäftigen. Ich freue mich über die Gelegenheit,   Yoga immer mehr bekannt zu machen – ein winzig kleiner Beitrag zum Frieden.

Da sich unsere Schule, die Internationale Gesamtschule Heidelberg auch Friedensschule nennt, wird das Projekt sehr gut in das Konzept der Schule passen und es würde mich freuen, wenn der Yogaunterricht auch über die Projekttage hinaus in die  Schule integriert würde.

Was haben Sie in den zwei Jahren als Entwicklungshelferin in Westafrika über sich, die Menschen und das Leben gelernt?

Eine wichtige Erfahrung war für mich zu erleben, dass Menschen mit wenig oder keinem materiellen Besitz so lebensfroh und unbeschwert sein können. Durch meine Tätigkeit als Ernährungsberaterin im Slumviertel von Abidjan war ich mit Menschen zusammen, die sehr arm waren, und trotzdem begegneten mir viele glückliche Menschen. In dieser Zeit ist mir klar geworden, dass materieller Besitz nicht das Wichtigste zum Glücklich sein ist. Da mein erstes Kind in Afrika geboren wurde, habe ich auch von den afrikanischen Frauen abgeschaut, wie einfach und natürlich Säuglinge auf traditionelle Weise groß gezogen werden können.

Das ganze Equipment, das heute junge Mütter bei uns für ihre Babys besitzen, gibt es in Afrika nicht. Es gibt keine Kinderwägen, kein Kinderbettchen, keine Milchflasche und kein Spielzeug. Die Babys genießen es am Körper der Mutter getragen zu werden, neben der Mutter zu schlafen, gestillt zu werden und sind einfach mit der ständigen Gegenwart der Mutter zufrieden. Afrikanischen Babys und Kleinkinder wachsen also bereits ohne viel materiellen „Besitz“ auf und sind doch glücklich, da ihre natürlichen Bedürfnisse auch so gestillt werden.

Dies gilt natürlich nur, solange die wichtigsten Lebensgrundlagen, wie genügend Nahrungsmittel, Unterkunft usw. vorhanden sind. Leider gilt das jedoch für viele Menschen nicht.

Was bedeutet „Nachhaltigkeit“? Und warum steht Nachhaltigkeit seit ein paar Jahren immer mehr im Fokus?

Ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammend bedeutet Nachhaltigkeit, dass man nicht mehr Bäume fällen sollte als wieder nachwachsen. Auf die menschliche Gesellschaft übertragen heißt es, dass wir heute mit unserem Planeten und den Bewohnern so umgehen sollten, dass jeder zufrieden und seinen Bedürfnissen entsprechend existieren kann. Dies sollte genauso auch noch für die nächsten Generationen möglich sein.

Schon seit langem ist bekannt, dass  sich Menschen in vielen Lebensbereichen umweltschädlich verhalten. Beispielsweise unterrichtete ich bereits Anfang der 80er Jahre im Chemieunterricht, dass das Ozonloch entdeckt wurde und die vom Menschen produzierten Halogenalkane als Verursacher erkannt wurden. In den Folgejahren nahmen die  Erkenntnisse über negative Auswirkungen menschlichen Handelns zu und 1992 wurde auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED)  in Rio de Janeiro auf den dringenden Handlungsbedarf zur Rettung der Erde hingewiesen . Grundlegende Vereinbarungen zur Förderung einer nachhaltigen und umweltgerechten Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Ausgewogenheit wurden getroffen. Die Agenda 21, das Aktionsprogramm für den Übergang in das 21. Jahrhundert,  wurde formuliert.

Dennoch war das Thema weiterhin für die meisten Menschen im Alltag wenig bedeutungsvoll, unwichtig oder auch unbequem. Erst seitdem wir Menschen selber die Auswirkungen vor allem im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung direkt zu spüren bekommen nimmt der Ruf nach Handlungen zu.

Hier leistet auch die UN Dekade zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung einen sehr positiven Beitrag, da es dringend notwendig ist, die Menschen – vor allem auch die jungen Menschen – über die oftmals komplexen Zusammenhänge aufzuklären. Nur so entwickelt sich das notwendige  Bewusstsein und verantwortungsvolles, achtsames Verhalten kann daraus resultieren.

Was entgegnen Sie denen, die meinen, für Nachhaltigkeit sei es jetzt „eh schon zu spät“?

So schnell geht die Welt nicht unter, wir können viel tun, um etwas zu verbessern. Schließlich haben wir ein Gehirn, das vorausschauend denken kann. Noch vor 20 Jahren war die Belastung der Luft mit Schadstoffen sehr hoch, wie uns die Krankheitssymptome des sogenannten Waldsterbens gezeigt hatten. Nachdem das Problem erkannt worden war, haben die Menschen Abhilfe durch Katalysatoren, Filteranlagen und emissionsärmere Brennstoffe geleistet. Dies bewirkte, dass heute die Luftqualität besser geworden ist. Es gibt immer wieder positive Beispiele an denen wir uns orientieren sollten. Positives Denken – ein wichtiger Teil auch  des Yoga – ist unsere Triebkraft etwas zu verbessern und zu bewirken.

Welche 5 Schritte empfehlen Sie einem Leser, der bisher den Müll trennt und sein Auto auch mal stehen lässt,  aber noch deutlich nachhaltiger Leben möchte?

Meine Empfehlungen würden einerseits Tipps für das tägliche Leben enthalten:

Versuche weniger Fleisch zu essen, kaufe faire gehandelte Produkte aus ökologischem Landbau, nutze Ökostrom, schalte unnötiges Licht und andere nicht genutzte Geräte (Computer, Stand-by Tasten u.ä.)  aus,  praktiziere im Winter „Stoß zu lüften“.
Das klingt alles sehr leicht und ist doch so schwer. Wie oft lassen wir einfach den Computer laufen – weil es bequem ist, lassen wir das Licht an – weil wir später sowieso wieder in dem Raum sind, kippen wir die Fenster bei laufender Heizung – weil es sonst so zieht, greifen zu billigeren Lebensmitteln, die nicht die Bioqualität haben?

Da diese alltäglichen Verhaltensweisen einen deutlichen Einfluss auf unsere Umwelt haben, versuche ich auch immer wieder, sie in schulischen Projekten den jungen Menschen nahe zu bringen.

Da meine Erfahrung gezeigt hat, dass es sehr schwer ist, schon seit langem praktiziertes und bequemes Verhalten zu ändern, darf die Bedeutung der Aufklärung und Bewusstseinsbildung nicht vernachlässigt werden.

So würde ich andererseits einem Menschen, der keine Lust auf gute Ratschläge zum täglichen Verhalten hat, empfehlen, einfach mal einen Film wie zum Beispiel „We feed the world“, „Darwins Alptraum“ oder „Unsere Erde“ anzusehen, darüber nachzudenken und sich selber zu überlegen, was er verbessern könnte.

Wie hängen Yoga und Nachhaltigkeit zusammen?

Yoga ist ein Übungssystem, das hilft, sich selber wohl zu fühlen; Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Wenn wir es schaffen, gut mit uns selber umzugehen, können wir auch mit unseren Mitmenschen und den anderen Bewohnern der Erde, den Tieren und Pflanzen gut umgehen. Der innere Friede ermöglicht den Frieden mit anderen. Dies ist auch die Grundeinstellung, die wir Menschen brauchen, um unsere Erde nicht auszubeuten. Mit der Yogapraxis wird mit der Zeit nicht nur der Körper flexibler, es werden auch geistige Fähigkeiten gefördert.  Es entwickelt sich Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und der Umwelt, Toleranz gegenüber Anderen, Respekt vor anderen Menschen und der Natur. Diese Eigenschaften sind auch notwendig, damit man sich für eine nachhaltige Entwicklung engagieren kann.

Welche zwei Bücher gehören für Sie persönlich zu den wichtigsten, die Sie je gelesen haben – und was haben Sie aus ihnen gelernt?

  • Eckhart Tolle – Jetzt! Die Kraft der Gegenwart

hat mir verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich nicht vom Ego steuern zu lassen. Dies zu üben ist eine tolle Herausforderung.

  • Kareen Zebroff – Yoga für Jedermann

Anfang der 80er Jahre  entdeckte ich dieses kleines Taschenbuch, damals gab es noch nicht Yogabücher wie Sand am Meer.  Es war der Beginn meines Yogaweges, da ich mir nach und nach die beschriebenen Übungen selber beibrachte und sie  mit Stretching Übungen nach dem Sport kombinierte. Ich war beeindruckt von der ganzheitlichen wohltuenden  Wirkung des Yoga und intensivierte meine Yogapraxis mit den Jahren immer mehr. Heute gibt es keinen Tag mehr ohne Yoga.

Wo können die Leser mehr über Sie erfahren?

Ich freue mich über jeden Besucher meiner Internetseite www.yogavita-heidelberg.de.

Herzlichen Dank!