Und folgst Du myMONK schon bei Instagram?

Arno Plass ist studierter und weiterstudierender Philosoph und ausgebildeter Yogalehrer und Kinesiologe in Wien. Im myMONK-Interview spricht er über seine Arbeit mit Menschen auf der Suche, über den Sinn des Lebens, des Yogas und der integrativen Kinesiologie.

Lieber Arno, herzlichen Dank für Deine Bereitschaft zum Interview, über die ich mich sehr freue. Wie geht’s Dir in diesem Moment – und was erwartest Du von diesem Tag?

Hallo mymonk.de! Vielen Dank für Dein Angebot! Im Moment bin ich neugierig, welche Fragen mich hier erwarten! Von diesem Tag erwarte ich mir menschliche Begegnungen!

Betritt man Deine Website arnoplass.net, liest man gleich ein Zitat des Holocaust-Überlebenden Viktor E. Frankl: „Sinn kann nicht gegeben, sondern muss gefunden werden“. Wann hast Du Dich erstmals mit dem Sinn des Lebens beschäftigt – und war dies auch der Anlass für Dein Philosophie-Studium?

Seit wann mich diese Frage beschäftigt, kann ich nicht mehr sagen. In meiner Erinnerung habe ich schon ziemlich bald nach dem „Warum“ gefragt, danach wie die Dinge eigentlich sind und was das für mich bedeuten kann.

Den Sinn in einem Philosophie Studium zu finden, ist für mich nicht möglich. Es wirft eher neue Fragen auf, was ich grundsätzlich faszinierend finde. Genauso lerne ich dabei andere Blickwinkel kennen, aus denen heraus sich das Ganze betrachten lässt. Der Anlass für mein Philosophie Studium war eher jener, dass ich mich nach meiner Yogalehrer Ausbildung und der intensiven Beschäftigung mit der Philosophie des Yoga gefragt habe, wie gestaltet sich in meiner eigenen Tradition das Denken, wie drücken wir das Unaussprechliche aus, wie versuchen wir, Dinge zu fassen und zu verstehen.

Wie definierst Du den Sinn des Lebens und Deines Lebens inzwischen für Dich? Glaubst Du, dass jeder Mensch eine nach außen gerichtete Lebensaufgabe, eine „Mission“ hat?

Ich denke, „Mission“ ist ein Wort, das ich hier nicht benützen würde, vielmehr finde ich, dass jeder Mensch ein gewisses Potenzial, ein spezielles Talent hat, das er/sie oft nicht erkennt, das aber wichtig ist, um nicht „an sich vorbeizuleben“. In dieser individuellen Begabung liegt sehr viel Erfüllung und Verankerung. Dies muss nicht zwangsläufig nach außen gerichtet sein. Viele Menschen begeistern uns einfach, weil sie „sind“, ohne eine Mission zu erfüllen, ohne andere damit erreichen zu wollen.

Den Sinn des Lebens zu definieren ist eine wirklich schwierige Frage, aber ich würde behaupten, er liegt in jenem Finden des eigenen Talents und in diesem zu leben, den eigenen Weg daran zu orientieren. Mein Leben hat Sinn, einfach dadurch, dass ich meinen – durchaus veränderbaren – Standpunkt in der menschlichen Vielfalt gefunden habe und damit Orientierung habe, wo ich mit mir und meinem Leben hin möchte. Dieser Sinn hat in meinem Fall viel mit meiner Arbeit zu tun, durch meine Orientierung erreiche ich Menschen, die ihre eigene suchen. Und das empfinde ich schön und stellt mich zufrieden!

Wie kamst Du zum Yoga und zur Integrativen Kinesiologie?

Eine lange Geschichte … zum Yoga kam ich wie viele andere auch. Mir ging es nicht gut, ich war in einer absolut gestressten Phase meines Lebens, in der ich nicht mehr ein noch aus wusste. Es musste etwas geschehen, also kaufte ich ein Yogabuch mit Übungsanleitungen – ich lebte damals an einem Ort, wo es kein Yogaangebot gab – und habe fleißig geübt. Nach zwei Wochen hat sich mein Befinden verändert, die Situation war die gleiche, aber ich hatte plötzlich einen Weg vor mir und die Umstände, in denen ich mich befand, betrafen mich nicht mehr in dieser unangenehmen Dimension, sie waren zu unangenehmen Begleiterscheinungen geworden und nicht mehr meine miese Lebenslage. Das fand ich spannend, dass einfach ein bissl sitzen, atmen und den Körper in Positionen werfen innerhalb so kurzer Zeit eine derartige Veränderung bewirken kann. Ich wollte mehr davon!

Nach meiner Ausbildung habe ich mich ins Zeug gelegt und viele Kurse und Workshops abgehalten. In einem dieser Workshops, in dem es besonders um den Kontakt mit dem Innenleben ging, kam einer Teilnehmerin eine alte Geschichte hoch. Ich konnte sie zwar gut auffangen, wusste aber, das hätte auch schief gehen können, denn jeder Mensch braucht in einem solchen Moment eine andere Art von Unterstützung. Dadurch war klar, ich muss mir auch auf dem Persönlichkeitssektor Kompetenzen aneignen. Die Suche danach hat noch etwas gedauert, aber schließlich traf ich auf die Aki (Amaté-Kinesiologie – wie sie genauer bezeichnet wird), die neben dem kinesiologischen Test- und Ausgleichsverfahren eine runde Ausbildung zur Persönlichkeitsentfaltung ist und eine methodische Vielfalt bietet, mit Menschen zu arbeiten.

Welche Menschen kommen zu Dir – was sind deren größte Schmerzen und Hoffnungen? Was suchen sie?

Es kommen Menschen zu mir, die etwas in ihrem Leben verändern wollen, weil für sie irgendetwas nicht stimmt. Die Frage nach den größten Schmerzen ist dabei weniger wichtig, denn das liegt immer in der subjektiven Wahrnehmung desjenigen Menschen, der zu mir kommt. Für den einen ist es eine tiefe Lebenskrise, die ihn schmerzt und für den anderen ein – von außen betrachtet – kleines Problem, an dem er leidet. Das Empfinden ist dabei ganz individuell. Was sie alle vereint, ist der Wunsch, dass es so nicht mehr weitergehen soll, dass – auch wenn es noch im Ungewissen liegt – sich etwas verändern soll. Ganz platt ausgedrückt suchen sie eine Verbesserung ihrer Lebensumstände bzw. ihres Umgangs mit dem Leben, mehr Kontakt zu sich selbst stellt sich dabei zwangsläufig ein.

Spielt die Sinnsuche heute eine größere Rolle als vor einigen Jahrzehnten, in Zeiten „lebenslänglicher“ Jobs und fester Familienstrukturen?

Ich denke, die Sinnsuche leitet die Menschen, seitdem wir unseren Verstand benutzen. Unsere ganze Entwicklung, mit all dem, was wir erreicht haben, resultiert meiner Meinung nach aus der Sinnsuche. Lediglich der Zugang dazu verändert sich. Feste Strukturen können der Sinnsuche ebenso entgegen stehen oder förderlich sein wie ein offenes, freies Leben wie wir es heute führen. Es ist schwierig, einen Vergleich anzustreben, jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Außerdem leben wir jetzt und sind ganz individuell mit der heutigen Situation konfrontiert. Die ideale Basis, um den eigenen Sinn zu finden!

Wann setzt Du Yoga ein, wann die Integrative Kinesiologie (und was ist letztere überhaupt?) – und wann sind Gespräche das Mittel Deiner Wahl?

Die Kinesiologie ist eine Methode, die über ein Muskeltestverfahren emotional-energetische Blockaden löst. Unter einer solchen Blockade kann man sich etwa aufgestaute Emotionen vorstellen, die wir nicht zulassen, einerseits, weil wir sie gar nicht wahrnehmen, andererseits, weil wir sie verdrängen, weil damit eine uns unangenehme Erinnerung einhergeht. Das Lösen solcher Blockaden ermöglicht es, wieder in sich verankert zu sein, sich selbst und damit das Außen besser – im Sinne von feinfühliger und realistischer – wahrzunehmen.

Der Einsatz der Methoden hängt primär vom Wunsch der Klienten ab. Sie kommen gezielt mit dem Wunsch, Yoga zu machen oder eine kinesiologische Sitzung in Anspruch zu nehmen. Das Gespräch ist im Einzelsetting immer dabei. In Gruppen ist das Gespräch ein Angebot, das wahrgenommen werden kann, sofern es sich nicht um einen Workshop handelt, bei dem persönliche Gespräche Teil desselben sind. Sind Klienten über einen längeren Zeitraum bei mir, kann sich das oft vermischen und wir entscheiden gemeinsam, ob heute eine Einzelyogastunde oder eine Kinesiologie-Sitzung zielführender ist.

Kannst Du eine einfache Übung empfehlen, mit der man schnell zu sich, in seinen Körper und in den Moment findet?

Nichts einfacher als das, egal, wo du sitzt oder stehst oder liegst, versuche den Kontakt deiner Füße zum Boden wahrzunehmen, ohne zu bewerten wie gut oder wie schlecht es dir gelingt. Dann geh mit der Aufmerksamkeit zu deinem Becken und versuche diesen Körperteil ebenso wahrzunehmen und baue eine Verbindung vom Becken über die Beine zu deinen Füßen auf. Dann spüre deinen Kopf und verbinde diesen über das Spüren von Hals und Nacken mit den Schultern. Spüre langsam über deine Arme nach unten zu deinen Händen, bis in die Fingerspitzen hinein. Danach nimm den Brustkorb in seinem ganzen Volumen wahr und spüre langsam nach unten über die Wirbelsäule bis zum Becken, über den Bauch in den Unterleib. Schlussendlich verbindest du diese drei Abschnitte und spürst vom Kopf durch den Körper durch bis zu deinen Füßen in den Boden hinein.

Diese Übung lässt sich in kürzester Zeit bewerkstelligen, ist aber noch spannender und intensiver, wenn man sich lange dafür Zeit lässt, um wirklich ein genaues inneres Bild des Körpers zu erfühlen.

Wie können Interessierte Dich am besten kontaktieren?

Die schwierigste Frage zum Schluss ☺!!! Am besten ist der persönliche Kontakt, weil in diesem Zusammenhang, egal ob es sich um Yoga oder die Kinesiologie handelt, ein Vertrauensverhältnis da sein muss bzw. die Chemie muss für die Interessenten stimmen. Danach erreiche ich Menschen über Empfehlungen, die Mundpropaganda ist ein nicht zu unterschätzender Faktor in diesem Bereich. Der Rest ist Öffentlichkeitsarbeit. Solange die Menschen nicht wissen, was du tust, wirst du nicht gefunden.

(Anmerkung der Redaktion: Arno’s Website findet ihr unter www.arnoplass.net)

Herzlichen Dank für das Interview! Ich wünsche Dir einen Tag, wie Du ihn Dir wünschst.

 

Photo: Erik Söderström