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Lange Zeit hab ich mich für alles fertig gemacht, was ich getan und nicht getan hab, für jede noch so kleine Sache, bei der ich „versagt“ ha. Zu wenig gelernt für die Uni, zu viel gekaut an meinen Fingernägeln, meine Ziele nicht oft genug visualisiert, nicht die richtigen Worte gefunden, wieder keinen Sport gemacht, wieder den Müll nicht rausgebracht, wieder mein Leben nicht im Griff gehabt.

Jeder Tag endete vor meinem persönlichen Jüngsten Gericht. Und das Urteil war immer hart und immer dasselbe: schuldig, schuldig, schuldig!

Der Dichter Charles Bukowski hat das mal so formuliert:

„Jeder Mensch hat seine eigene Hölle: Meine befindet sich direkt hinter meiner ramponierten Visage“

Die allerlängste Zeit meines Lebens hab ich entweder dieser Stimme direkt geglaubt und war einfach deprimiert, oder ich hab ein bisschen drüber nachgedacht und dachte dann: „So eine Scheiße, dass ich mich offensichtlich so hasse!“ und hab mich dann auch dafür noch verurteilt war dann doppelt deprimiert.

Der innere Kritiker als Feind

Eine Sicht auf den inneren Kritiker und zwar die übliche ist: das ist ein Feind, ein blöder innerer Hitler, der uns nur schaden will. Und weil der in uns ist, heißt das wohl, dass wir uns schaden wollen … dass wir tief in uns mit und selbst verfeindet sind … irgendwas zwischen psychischem Knacks und psychischem Wrack und dass unter der Wertschätzung, die wir manchmal ja doch für uns haben … eigentlich nur ein fauliger Boden ist, ein giftiger Kern, um den sich halt ein paar Bewältigungsstrategien und Bemühungen um positives Denken gebildet haben, sodass wir ihn wenigstens nicht permanent sehen und spüren müssen

Eine heilsamere Sicht

Das kann man natürlich so sehen, aber inzwischen erscheint mir das wenig hilfreich und auch nicht unbedingt nachvollziehbar. Nachvollziehbarer finde ich da eine andere Sicht:

Der innere Kritiker will uns beschützen.

Und warum will er uns schützen? Weil er eigentlich nur ein irregeleiteter Teil ist, der uns liebt.

Und wie will er uns beschützen? Indem er uns abhält Dinge zu tun, die uns schaden könnten

Wenn wir tief genug schauen, können wir unter der Selbstkritik also etwas anderes finden. Hinter selbstkritischen Gedanken etwas wie „Ich hab Angst, dass Dich blamierst und Du verletzt wirst von anderen, also hör lieber auf mich und bleib zuhause.“
Und hinter Angst steht eigentlich immer Liebe … denn warum sollten wir um etwas Angst haben, dass wir nicht lieben, dass uns egal ist?

Wenn ein Gedanke auftritt wie „Vergiss Deinen Traum vom Studienabschluss oder vom erfolgreichen Business einfac. Du bist komplett unfähig und kannst froh sein, wenn Dich mal jemand nimmt als Pfandflaschenresteleertrinker“ … vielleicht will uns diese Stimme gar nicht das Leben versauen, sondern vor einem Risiko und vorm Scheitern bewahren.

„Hass ist gescheiterte Liebe“, hat Kierkegaard gesagt.

Weiß nicht ob man das auf alles übertragen kann. Vielleicht ist Hass manchmal auch einfach nur Hass und ein Zufall ein Zufall und Regen ist Regen und nicht etwa flüssiger Sonnenschein. Doch bei diesem Thema scheint mir das schon sehr passend zu sein.

Denn wenn wir uns anschauen, woher der Kritiker kommt, dann können wir es zumindest erahnen. Er kommt aus unserer Vergangenheit, oft aus unserer Kindheit, und er hatte ursprünglich die Aufgabe, uns davor zu schützen, etwas falsch zu machen und dafür von außen bestraft zu werden. Also hat er angefangen uns zuzuflüstern oder anzuschreien, wenn wir nicht perfekt sind oder etwas nicht perfekt machen.

Ich finde das ist ein heilsamer Ansatz … heilsamer jedenfalls als uns auch für Selbstverurteilung noch selbst zu verurteilen und auch vielversprechender als permanent einen inneren, akzeptanzlosen Kampf zu führen zwischen „Ich bin kacke“ – und positiv affirmiertem „Nein, bin ich nicht!“ – „Doch!“ – „Nein!“.

Mehr dazu im myMONK-Buch für mehr echtes, tiefes Selbstwertgefühl.

Dieser Text ist ein kleiner Auszug aus dem Podcast mit dem Titel „Was wirklich hinter Selbstzweifeln steckt“. In der Folge erfährst Du, wie Du mit dem inneren Kritiker am besten umgehen kannst:

Photo: Doubts von Karelian / Shutterstock