Teile diesen Beitrag "Tu was Du liebst – und Du musst nie wieder arbeiten?"
„Tu was Du liebst, und Du musst nie wieder arbeiten“, sagen manche. Ich weiß, was sie meinen, sehe die Sache aber ein bisschen anders.
Zu ziemlich allem, womit man Geld verdienen kann, gehören auch Dinge, die einfach Arbeit bleiben, anstrengend sind und auch mal nerven. Was ist so schlimm daran, was soll so schmutzig sein an Arbeit, dass wir ein Leben ohne sie führen wollen oder sollen? Dieser Irrglaube, unser Tun dürfe sich nicht nach Arbeit anfühlen, führt schnell dazu, am eigenen Weg zu zweifeln („ohje, ist wohl doch nicht das Richtige für mich, ist ja anstrengend“).
Eine Illusion, die nur zu Enttäuschung und Scheitern führen kann. Denn ohne Anstrengung (es sei denn natürlich Du bist ein Meister des Gesetzes der Anziehung und kannst aaaaallles haben, wenn Du Dich nur ins Bett legst und es Dir fest genug wünschst …).
Ich hab nichts dagegen, zu arbeiten, auch hart zu arbeiten.
Die Frage ist für mich viel mehr: woran arbeiten wir?
Hart arbeiten, weich leben
In harte Arbeit kannst Du Dich fallen lassen wie in ein weiches Bett, das frisch und duftig bezogen ist, in dem Du Dich behaglich ausstreckst, alle Anspannungen und belastenden Gedanken gehen lässt. Harte Arbeit kann Dich die Zeit und die Sorgen vergessen lassen, Dich auffangen, so wie ein prächtiger Baum herabstürzende Regentropfen auffängt und ihnen ein Zuhause gibt. Du kannst Dich selbst verlieren, von einem Regentropfen zur Nahrung des Baumes, des Erdbodens, der Welt werden. Wertvolles tun.
In harter Arbeit kannst Du Dich aber auch in einer anderen Weise verlieren. Harte Arbeit kann Dein Ego aufpumpen, Deine Sorgen verstärken und die Angst, etwas zu verlieren oder gar nicht erst zu erreichen. Harte Arbeit lässt Muskeln, Gefühle und Gedanken verhärten oder sogar versteinern und kann Dich zum sauren Regentropfen werden lassen, der den Baum, den Erdboden und die Welt vergiftet.
Wo ist der Unterschied?
Der Unterschied ist, ob Du aus Liebe und mit Liebe arbeitest oder nicht. Ob Du arbeitest, um etwas Gutes zu erschaffen, im Moment oder darüber hinaus. Arbeitest Du mit Liebe, dann nährst Du Dich selbst und die Welt. Mehr Arbeit, mehr Wert. Arbeitest Du ohne Liebe und nur für Geld und die Rechnungen im Briefkasten, kannst Du Dich selbst und die Welt damit vergiften. Mehr Arbeit, mehr Schaden.
Woran kann man erkennen, ob man aus Liebe und mit Liebe arbeitet oder nicht?
Schließe Deine Augen. Denke an Deinen Arbeitsplatz, denke daran, wie Du an Deinem Schreibtisch sitzt oder im Laden stehst. Was fühlst Du? Was passiert mit Deinen Muskeln, spannen sie sich an?
Fühlst Du Liebe, arbeite weiter, arbeite hart. Sei ein kräftiger Regentropfen, der den prächtigen Teil des Baums noch prächtiger werden lässt und den kranken Teil heilt.
Fühlst Du keine Liebe, halte inne, halte an. Höre auf, Dich selbst und die Welt zu vergiften.
Du weißt, was Du liebst. Tue es, tue es hart, und Du wirst weicher leben.
PS: Was ich mit harter Arbeit meine, darüber habe ich hier geschrieben.
Photo: Eneas De Troya
das hast du für mich geschrieben, gell? 🙂
Auch, ja 🙂
Aber dann muss man auch was Neues finden. Mit der Verantwortung die Familie zu ernähren, in nicht mehr ganz so jungem Alter…schwierig…Aber die Hoffnung stirbt zuletzt :-)…Ich freue mich, dass es doch andere gibt, die ihre Situation auch aktiv hinterfragen. Macht Mut Danke
oh…. ganz interessant geschrieben .. eine andere Definition von „hart“ … denn das Wort „hart“ hätte ich nicht mit arbeiten aus und in Liebe verbunden … wenn ich aus und in Liebe arbeite, fühle ich mich in Fluss, es macht mir Freude, dankbar … danke für deine andere Perspektive …
Hi Susanne, merci für Deinen Kommentar und herzlich willkommen auf myMONK! 🙂 Die Liebe und der Fluss widersprechen der Härte der Arbeit aus meiner Sicht nicht. Denn auch wenn wir uns geführt fühlen, von bestimmten Aufgaben angezogen, gibt es Widerstände in uns und um uns herum, die es uns erschweren, uns täglich mit aller Kraft der nötigen Arbeit hinzugeben. Zumindest geht’s mir oft so. Ich liebe, was ich heute tue. Dennoch gibt’s tägliche Kämpfe mit negativen Gedanken und Gefühlen, Faulheit und so weiter. Daher sage ich: man muss hart arbeiten. Denn im Fluss treibend mag man vorankommen (wenn nicht gerade ein Fels im Weg ist) … aber: rudernd kommt man weiter. LG Tim
🙂 passt 🙂
Ja! Und bitte hört auf, den hart Arbeitenden (verbissen, ohne Liebe) Anerkennung zu schenken, nur weil diese „ihre wohlverdiente Anerkennung“ einfordern (evtl. indirekt).
Damit ist keinem geholfen.
Danke für die passende Beschreibung: sich selbst und die Welt vergiften.
Das hilft endlich aufzuwachen. Es gibt jede Menge schöner liebenswerter Aufgaben, auch für die, die eine Familie ernähren MÖCHTEN.
Hi Karin,
Danke für Deine Bekräftigung!
Ich glaube, dass es zu manchen Zeiten vielleicht mal nicht anders geht, als mit einer als ätzend empfunden Arbeit die Familie über Wasser zu halten – aber auf Dauer gibt es bestimmt für die Meisten bessere Möglichkeiten.
LG
Tim
„Fühlst Du Liebe, arbeite weiter, arbeite hart. Sei ein kräftiger Regentropfen, der den prächtigen Teil des Baums noch prächtiger werden lässt und den kranken Teil heilt.“
Du bist voll der Poet! 😉
Ich werde weiter hart arbeiten.
Ganzherzige Ostergrüße
Maria Ma
Wie schön formuliert :-): ‚In harte Arbeit kannst Du Dich fallen lassen wie in ein weiches Bett, das frisch und duftig bezogen ist, in dem Du Dich behaglich ausstreckst‘
Und ja, wenn ich etwas erreichen möchte, das mir am Herzen liegt gehört auch harte Arbeit dazu…. Doch sie erfüllt dann!
Herzliche Grüße, Nicolette
„Die Frage ist für mich viel mehr: woran arbeiten wir?“
Die Frage für mich ist vielmehr: für wen arbeite ich?
Arbeite ich, weil es von mir verlangt wird und weil es meine Pflicht zu sein scheint? Oder arbeite ich, weil ich es selbst möchte? Arbeite ich, um mich selbst zu verwirklichen, mir meine Herzenswünsche zu erfüllen, zu tun was ich einfach gut kann,…?
Wenn ich für mich arbeite, weil es mir am Herzen liegt dies zu tun, dann ist es egal ob ich angestellt oder selbstständig bin. Denn ich tue es für mich – für mein Leben – für mein Herz. Und wenn ich es für und mit meinem Herzen tu, dann tu ich es aus Liebe. Auf diese Weise erlangt mein Leben und mein Tun einen Sinn und meine Arbeit ist nicht mehr länger Arbeit.
Lieber Tim,
vielen Dank für diesen für mich so hilfreichen Artikel!
Ich habe gerade gemerkt, dass sich gerade ein Stück eines für mich bis dahin unauflöslichen Dilemmas entwirrt. Der Begriff der Arbeit war für mich immer ein Stück negativ besetzt. Komischerweise hatte ich aber immer auch wieder Phasen in meinem Leben, die sehr arbeitsintensiv, aber trotzdem (oder gerade deswegen) sehr erfüllend waren.
Meinen Eltern bin ich sehr zu Dank verpflichtet, dass sie durch ihre aufopferungsvolle Arbeit mir und meinen Geschwistern die Chance gegeben haben unseren Weg zu gehen. Allerdings hatte ich eben oft den Eindruck, dass ihnen die Arbeit nicht gut tat, dass sie häufig an ihre Grenzen gehen mussten. Und das geschah eben nicht aus Liebe zur Arbeit, sondern zur Familie. Ich hatte eine teilweise emotional negativ geprägte Verknüpfung zur Arbeit.
Nach einem für mich sehr einschneidenden Bruch in meinem Leben, habe ich so ziemlich alles in Frage gestellt, insbesondere auch den Sinn meiner Arbeit. Das führte dazu, dass ich für meine Arbeit ziemlich lange nur soviel gemacht habe, dass es in Ordnung war. Irgendwie hatte ich die Vorstellung, dass ich mich nicht verausgaben möchte. Aber gerade dadurch entstand anscheinend in mir eine Lücke, eine Leere. Ich hatte in letzter Zeit immer mal wieder das Erlebnis, dass ich die Energie, die ich mit Begeisterung (und Liebe!) in die Arbeit investierte, sehr deutlich zurückgespiegelt bekomme.