Teile diesen Beitrag "Diese Frage verhindert, dass Du Dein Ziel schon wieder nicht erreichst"
Alles, was wir tun, tun wir aus einem Grund: Wir wollen angenehme Gefühle haben und unangenehme Gefühle vermeiden.
Uns geht’s in Wahrheit nicht um mehr Geld auf dem Konto oder fünfzig Pfund weniger auf der Waage. Sondern um die Gefühle, die wir uns davon versprechen. Im Porsche etwa wollen wir uns erfolgreich und frei und besonders fühlen, in der Bikinifigur begehrenswert, erlöst von der Scham, die wir vielleicht sogar schon länger mit uns herumschleppen als den Speck.
Träume und Ängste leiten uns, und stets geht es dabei um bestimmtes Gefühle.
Ängste: beschämt werden, zurückgewiesen oder verlassen werden, etwas verpassen, verletzt werden, uns dumm fühlen, abhängig sein, hilflos und ausgeliefert sein, einsam sein, sterben.
Träume: stolz sein oder jemanden stolz machen, gesehen werden, gebraucht werden, dazugehören, von Stress und Sorgen befreien, einflussreich sein, wichtig sein, umsorgt werden, geliebt werden.
Solange uns diese Ängste und Träume unbewusst leiten, solange uns nicht klar ist, was genau uns antreibt, sind wir ein Spielball dieser Hoffnungen und Befürchtungen, treiben wie ein Blatt im Wind mal hierhin und mal dorthin (denn oft sind die Hoffnungen und Ängste verschiedener Ziele entgegengesetzt), schmieden immer wieder neue Pläne, verfolgen sie eine Weile oder auch nicht, verwerfen sie, kommen keinen Schritt weiter.
Setzen wir uns ein neues Ziel, sollten wir uns daher diese Frage stellen:
Welche Gefühle verspreche ich mir von dem erreichten Ziel?
Ist uns das bewusst, können wir es unter die Lupe nehmen.
So ergeben sich zwei weitere Fragen:
- Ist es wahrscheinlich, dass ich mich auch langfristig so fühle, wie ich es mir vom erreichten Ziel verspreche?
- Kann ich die Gefühle auch anders – leichter, nachhaltiger, stimmiger – in mein Leben holen?
Vielleicht ist es gar nicht der Porsche, durch den wir uns frei fühlen; vielleicht ist es stattdessen weniger Arbeit und mehr Zeit mit unserer Familie.
Vielleicht brauchen wir keine Size Zero, um uns begehrenswert zu fühlen, sondern eine Beziehung mit jemandem, der uns das spüren lässt, oder mehr echtes, tiefes Selbstwertgefühl.
Und vielleicht brauchen wir gar nicht ständig irgendwelche Ziele, denen wir hinterherlaufen, und dafür mehr Stille und Alleinsein, um wirklich anzukommen.
Siehe auch: Warum die meisten Ziele sinnlos sind (auch wenn Du sie erreichst) und Die 3 wahren Gründe, aus denen Du tust, was Du tust und Die heimliche Angst vorm Erfolg.
Photo: Sandra Vos | Inspiriert von: Seth Godin
Ein toller Beitrag, vielen Dank! Ja, Du hast völlig recht, Tim, kurzfristige Hochgefühle sind nicht das Ziel und enttäuschen in Ihrer langfristigen Wirkung ohnehin.
Worum es aber geht, ist auch nicht unbedingt, das „sich gut fühlen“. Wir werden doch irgendwann alle noch zu selbstverliebten Ego-Tieren in Wellness-Tempeln, wenn wir so weitermachen! Es geht um Resonanz, um das in Beziehung sein zur Welt und das fühlt sich gar nicht immer an wie ein Hochgefühl. Das Gefühl ist echt und tief, mal ist es schön, mal tut es weh.
Ein Beispiel: Ich schreibe ein Buch. Ich warte auf Inspiration. Ich (das Ego-Tier in mir) möchte gerne inspiriert sein, das Gefühl haben eine begnadete Autorin zu sein, voller Geistesblitze und Humor. Das Schreiben hat gefälligst zu Fließen! Nach wenigen Tagen merke ich: So wird das nichts. Ich fühle mich mies. Also muss ich jeden Tag ran, darf eben nicht jeden Tag darauf achten, wie ich mich gerade fühle. Was zählt ist der Kontakt zu meinem Text. Und hinterher bin ich ausgepowert. Aber ich habe etwas erreicht, was mich selbst tief erfüllt und kann damit (hoffentlich) auch anderen etwas geben.
Wie also erreichen wir diese Balance zwischen Ego-Tier und Tiefe? Weißt Du, was ich meine?
Viele Grüße, Gwen
Ich denke mit Bewusstwerdung, Gwen. Das Ego-Tier ist ja unsere Persönlichkeit. Sie hängt ab von dem Rahmen, in dem wir gerade leben und gut überleben wollen. Und von den Efahrungen mit Ängsten und Wertschätzung. Wir können auch hier immer wieder einen Schritt beiseite treten und das Schauspiel beobachten. So wird Vielem die Bedeutung genommen und steht der Verbindung mit Tieferem weniger im Weg.
LG Richard
Ergänzend zu Richards Kommentar: Meiner Meinung nach muss man sich klar machen, dass beides im Leben sein darf. Das Ego-Tier können wir nicht abschütteln, solange wir auf dieser Welt sind. Warum es also unbedingt vermeiden wollen? Gut wäre es nur, wenn wir nach einiger Zeit bewusst erkennen, dass wir in diesem Modus sind und dann auch langsam wieder in Richtung „Tiefe“ schwingen können.
Am Ende geht es dann meiner Meinung nach um die Mitte, die sich einfach leicht anfühlt. Wenn man diese Mitte immer mehr akzeptieren kann, denke ich, dass man immer seltener so „ausgepowert“ ist.
Hey Gwen,
Danke für Deinen sehr schönen Kommentar!
Ich kann den beiden Vorrednern zustimmen. Und auch Marcos Einwand, dass „ausgepowert sein“ vielleicht nicht immer ein so gutes Zeichen ist. Ich neige auch dazu, mich zu verausgaben. Mal aus diesem, mal aus jenem Grund. Inzwischen glaube ich aber, dass „Stimmigkeit“ so etwas eher verhindert. Dann war es vermutlich eher das Ego, das mehr verlangt hat. Was an sich ja auch okay ist, nur sollte man dem nicht immer folgen.
Liebe Grüße
Tim
PS.: Übrigens finde ich, dass Du wirklich sehr schön schreibst!
Momentan sehne ich mich eher nach mehr Zeit für mich. Einen Tag in der Woche nicht zu arbeiten und dafür einfach mal morgens joggen gehen und danach einen Kaffee in der Hand halten und auf der Veranda sitzen. Dabei der Natur lauschen und meinen Gefühlen die noch diese Endorphine vom joggen beeinhalten . Dann meine Tier streicheln.
Balsam für die Seele – perfekt.
Fehlt es nur noch es umzusetzen …
Das klingt gut Jeany, und auch ziemlich machbar, vielleicht nicht den ganzen, aber doch jeden Tag … und sein’s ein paar Minuten. „Tiere“ klingt ja nach einem ganzen Zoo, was hast Du denn für welche?
achso Timm….toller Beitrag…gefällt mir sehr weil er mich persönlich so anspricht….
Hallo,
Vielen Dank, Tim, für deine Seite und die vielen inspirierenden Beiträge und Gedanken!!!
Auch dieser ist ein sehr einleuchtender Beitrag mit interessanten Kommentaren.
Aber welche frage verhindert denn nun das erreichen der Ziele? Das hab ich jetzt nicht entdecken können. Vielleicht steh ich gerade auf der Leitung 😉
Viele Grüsse, Judith
Das macht nichts Judith. Bei doppelter Verneinung musst du halt zwei mal denken. Verhindert … dass nicht …
Hi Judith,
das muss ich auf meine Kappe nehmen, die doppelte Verneinung ist eigentlich ein Unding und da stolpert man schnell drüber.
Liebe Grüße
Tim
Guten Morgen Tim,
fast jeden Tag besuche ich Deine Seite und freue mich über Deine Gedanken und Beiträge.
Vieles beschäftigt mich und treibt mich zum „Aussteigen“ aus dem Karussel. Deine Gedankenanstöße treffen bei mir oft ins Schwarze – oder ich suche mir einen Text von Dir, der an diesem Morgen meine inneren Fragen berührt.
Danke, dass Du Deine Gedanken und Deinen Weg mit uns teilst.
Manchmal schaffe ich den Büro-Alltag nur, weil ich mich durch Deine Texte hier nicht ganz verloren fühle, sondern einen Weg zum Ausstieg erahnen kann. Es braucht nur noch ein Weilchen.. hoffentlich nicht mehr allzulang.. bis ich den Sprung wagen kann.
Danke Dir
Hey Ariane,
Dankeschön für Deine tolle Wertschätzung und Deine regelmäßigen Besuche, das freut mich wirklich sehr zu lesen!
Was genau würde der Ausstieg denn für Dich bedeuten .. und wie würde er sich anfühlen?
Liebe Grüße Tim
Hallo,
kurz und knapp das wesentliche auf den Punkt gebracht. Doch meist ist es wirklich mit allen Sachen so, wir werden angetrieben durch gewisse Erfahrungen, Prägungen und Vorbilder. Egal ob es die Berufswahl, der Freundeskreis oder in der Nahrung ist. Ich kann mir vorstellen, auch wenn viele jetzt eventuell anderer Meinung sind, das alle unsere Handlungen im unbewussten in Verbindung mit äußeren Umständen entstehen. Ich sag zwar auch immer wieder, das vieles aus meinem Bauch entsteht, aber Wochen später kommt dann wieder eine neue Erleuchtung darüber. Aber das ist nun mal die Lebendigkeit des Lebens.
Das Hauptproblem ist wirklich, wenn man zu sehr im Außen nach der Freiheit und dem Glück sucht und dabei, wie schon im Artikel beschrieben, nicht merkt das man eigentlich nur seine Bedürfnisse und Gefühle befriedigen möchte – im außen dies aber nicht immer möglich oder nur von kurzer Dauer ist.
Guter Artikel, viele Grüße aus Dresden
Thomas