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Zwei Menschen, eine Beziehung. Alles schien so gut. Oder vielleicht nicht alles, und nicht unbedingt soo gut, aber es lief doch. Man war vertraut miteinander, man war da füreinander. Und dann das. Der Partner geht fremd.

Vielleicht hat er auf der Weihnachtsfeier seinen Sack ausgepackt für die Kollegin und ihr gegeben, was diese „Bitch!“ sich doch schon so lange gewünscht hatte. Vielleicht war sie mit Freundinnen unterwegs und konnte diesem einen einfach nicht widerstehen, der sie angesprochen hat, mit blauen Augen natürlich und einem hinreißenden Akzent eurer Wahl, mit dem Duft von Abenteuer (eigentlich war es nur ein billiges Parfüm, aber das hat schon gereicht) und dem Versprechen von ein bisschen Feuer und Leben.

Er kam, sie kam, und irgendwann kam’s raus, ein blöder Zufall oder das blöde, blöde schlechte Gewissen. Die Wahrheit liegt auf dem Tisch, der Betrogene am Boden wie nach drei Messerstichen mitten ins Herz und der ganze Raum, das ganze Leben gefüllt mit Blut und Tränen, Verzweiflung und Trauigkeit.

Warum tut er/sie mir das nur an?

… fragen wir uns.

(Oder, aus der Sicht des verwirrten „Täters“: Warum tue ich ihm/ihr das an, wo ich ihn/sie doch eigentlich liebe?)

Autor Mark Manson stellt in seinem Blog die folgende Theorie und Gleichung auf:

  1. Wir Menschen haben zwei Bedürfnisse: die Befriedigung selbstbezogener Wünsche oder „Ego-Wünsche“ zum einen – gutes Essen, coole Klingeltöne, einen schönen Hut, Bestätigung, Sex, viel Geld für wenig Arbeit, insgesamt möglichst wenig Anstrengung. Und zum anderen etwas, das über uns selbst hinausgeht: Intimität – zu lieben und geliebt zu werden, das Herz, den Kopf, das Leben miteinander zu teilen, aber auch das Bett, in dem hoffentlich noch etwas geht.
  2. Diese beiden Bedürfnisse stehen sich oft entgegen. Für die Intimität müssen wir manche Ego-Wünsche zurückstellen, und für die Befriedigung der Ego-Wünsche Intimitität opfern. Das beginnt bei den kleinen Dingen. Wenn wir dem Partner zuliebe die Romanze im TV anschauen, obwohl wir lieber wüssten, wie dieser spannende Porno weitergeht, den wir nur zur Hälfte genossen haben. Es geht weiter bei der Frage, ob man sich Zeit für den anderen und seine Sorgen nimmt, obwohl man eigentlich gerade etwas anderes lieber tun würde. Über die Frage, ob man seine eigenen tiefsten Sorgen, Ängste, Fantasien mit ihm teilt, auch wenn’s einem nicht leicht fällt. Bis hin zur Entscheidung, ob man sein Bedürfnis nach Sex und Bestätigung außerhalb der Beziehung hinten anstellt und sich der Initmität zuliebe zur Monogamie verpflichtet.
  3. Die subjektive Bewertung entscheidet. Bewertet ein Mensch seine Ego-Wünsche höher als die Intimität, die ihm die Beziehung gibt, wird er aufhören, diese Ego-Wünsche für die Beziehung zu opfern und eher fremdgehen. Ist ihm die Intimität wichtiger als die Ego-Wünsche, wird er treu bleiben.

Die Formel lautet daher:

Ego-Wünsche > Intimität = Fremdgehen.

Zwei Dinge können also zum Fremdgehen führen:

  1. Zu große Ego-Wünsche. Die Person ist womöglich oberflächlich und egoistisch und muss permanent Befriedigungen in sich hineinstopfen wie Babys den Daumen in ihren Mund. Sie können oder wollen den kurzfristigen Drängen nicht widerstehen für etwas Wichtigeres, nämlich langfristige Zufriedenheit. Das ist eher kein erwachsenes, reifes, umsichtiges Verhalten. Hervorgerufen oder verstärkt wird das entweder eine große innere Leere, die gefüllt werden soll, einen Mangel, der überkompensiert werden muss. Oder Macht – zum Beispiel die zu einseitige Macht in der Beziehung, die die Person sicher sein lässt, sie könne sich alles rausnehmen, wonach ihr ist, dass sie nichts zu befürchten hat, selbst wenn der Seitensprung rauskommt.
  2. Fehlende Intimität. Dem potenziellen Fremdgeher mangelt es am Gefühl, dem Partner nah zu sein, zusammen zu gehören … und / oder auch an Sex innerhalb der Beziehung. Oft stecken dahinter falsch gesteckte Grenzen: Einer gibt sich für den anderen so sehr auf, sagt nie nein, lässt alles mit sich machen. So, dass dieser das Interesse verlieret. Oder einer will den anderen besitzen, ist eifersüchtig ohne Ende, sogar auf die Hand, mit der er sich manchmal selbst anfasst, macht ein Theater mit spuckefliegenden Schreien als wäre man schon hundertmal fremdgegangen, obwohl man (bisher) immer treu war. Dann kann man auch gleich in fremden Betten landen, was soll schon noch schlimmer werden. Ob wir wollen oder nicht, wenn uns der Partner auf eine der beiden Weisen sein geringes Selbstwertgefühl vor Augen führt, wieder und wieder, schwindet unser Interesse, damit auch die Lust auf Sex mit ihm und die Nähe. Liebe und Intimität müssen, wenn sie überleben sollen, jedoch atmen können. Jeder muss als interessantes Individuum bestehen bleiben und bestehen bleiben dürfen.

(Natürlich könnte man, im zweiten Fall, auch die Probleme ansprechen, statt stummheimlich fremdzugehen. Doch das ist eben nicht so leicht, man fürchtet, den Partner zu verletzen und sich selbst schlecht dabei zu fühlen oder hat Angst vor seiner Reaktion … kurzum: Man müsste auch dafür seine Ego-Wünsche zurückstellen.)

Wie kann man Fremdgehen verhindern?

Ausschließen kann man natürlich nicht, irgendwann kommt man vielleicht heim und im Kleiderschrank spielt ein fremder Typ Verstecken, der vor ein paar Sekunden noch Reinstecken gespielt hat mit der Frau. Und hey, es sieht so aus, als hätte er’s gut gespielt, so, wie die Frau schaut.

Viel dafür tun, um die Gefahr zu verringern, kann man allerdings schon.

Manson gibt drei Tipps:

  1. Lass Dich auf niemanden ein, der seine kurzfristigen Bedürfnisse nicht aufschieben kann. Menschen, die sich immer nehmen, was sie gerade brauchen, wirken anziehend auf uns. So selbstbewusst. Hat was von Stärke. Ist aber, zumindest in einer Beziehung, eine echte Schwäche. Vielleicht will er/sie uns auch nur konsumieren, ohne Interesse an Intimität, ohne Rücksicht und ohne Fähigkeit, an andere zu denken? Was ist, wenn ihm/ihr mal nicht geben wollen, was er/sie will? Und vielleicht kann jemand, der immer seinem kurzfristigen Drang nachgibt ohne an die Konsequenzen zu denken (Whisky-Flasche beim Autofahren zwischen den Beinen, Jobverlust nach Masturbation im Meeting) auch den Verlockungen außerhalb einer Beziehung nicht widerstehen?
  2. Wahre Deine gesunden Grenzen. Du hast ein Recht darauf, nicht alles mit Dir machen zu lassen. Und Du bist in erster Linie selbst verantwortlich für Dein Glück. Genauso wie Dein Partner. Er ist nicht da, um Deine ureigenen Probleme zu lösen und anders herum. Wir können uns nur gegenseitig unterstützen. Wer zu viel oder zu wenig vom anderen verlangt, schwächt sich und die Intimität und öffnet damit, wie oben gesehen, die Tore für all die Nymphen da draußen, die nur darauf warten, ihn zu vernaschen.
  3. Bleib immer bereit zu gehen, falls Deine Grenzen zu sehr überschritten werden. Grenzen sind nur Grenzen, wenn ein Überschreiten Folgen hat. Dafür müssen wir uns wenigstens so viel Unabhängigkeit bewahren, dass das Gehen für uns im Ernstfall eine Option bleibt. Andernfalls können wir den Partner auch gleich ins Flatrate-Bordell fahren und im Stillen hoffen, er möge dort aus reinem Anstand noch und noch reinerer Liebe zu uns bitte nur einen Apfelsaft trinken und gleich danach wieder abhauen.

Ist ein großes Glück, einen Menschen zu finden, den man liebt und der einen liebt. So viel wichtiger und erfüllender als ganze Kleiderschrankwände, ach was, Möbelhäuser voller Sexualpartner.

Wenn wir dieses Glück nie für selbstverständlich halten, wenn wir uns an das erinnern, was wir mit unserem Partner haben – oder vielleicht wieder haben können -,  dann ist schon viel geschafft.

Mehr unter Abhänigkeit und Angst vor Nähe – Wie und warum Beziehungen aus dem Gleichgewicht geraten.

Photo: Holding wrong hand von wavebreakmedia/ Shutterstock