Er war sich so sicher, sie war so davon überzeugt: Das ist was Festes. Das hält.
Doch dann geschieht, was so oft geschieht: Das scheinbar so Feste zerfällt, geht in die Brüche statt bis in alle Ewigkeit.
Tränen, Anrufe mit verzweifelter Stimme und SMS mit irre vielen Ausrufezeichen und dann literweise Alkohol, der auch nicht hilft, und Schmerz Schmerz Schmerz, bis in den letzten Winkel der Seele.
Warum ist das so? Warum sind feste Beziehungen so schwierig?
Weil sie nicht nur schwierig sind, sondern unmöglich.
Psychoanalytiker Bernd Nitzschke bringt es auf den springenden Punkt:
„Es gibt keine festen, es gibt nur fließende Beziehungen. Der Wunsch nach einer festen Beziehung ist ein Widerspruch in sich.“
„In festen Händen“ wollen wir sein und vor allem haben, doch der Griff zerquetscht die Beziehung wie der Riese den Schmetterling, den er so gern streicheln und liebhaben und immer bei sich tragen wollte.
Beziehung ist Wandel, Partner und Zusammensein wollen neu entdeckt werden, immer wieder. Liebe muss atmen, immer weiter.
Das ist aber auch eine gute Nachricht: Beziehungen können nicht fest sein, doch sie können ein Fest sein, wenn wir sie nicht für in Stein gemeißelt halten, sondern sie täglich feiern und erkunden.
(Was fest sein kann, was immer wieder gefestigt werden kann, ist der Wille, sich neu auf den Partner zu beziehen, solange es grundsätzlich stimmig ist.)
P.P.S.: Siehe auch Abhängigkeit und Angst vor Nähe – Wie und warum Beziehungen scheitern sowie 10 Gründe, warum wir in kaputten Beziehungen bleiben.
Photo: Thijs Paanakker
Und dennoch vermisse ich die Zeiten als es noch Zettelchen gab mit: „Willst Du mit mir gehen? Ja oder Nein?“ und eine Entscheidung eine Entscheidung war. Füreinander. Für den Moment. Der mit 12 natürlich ewig war. Wenn es auch nur zwei Wochen waren. Aber zumindest war es dann klar. Kein Wischi Waschi. Kein rechts und links schauen. Abwägen. Optimierungswahn dank Internet. Hach war dat schön. Oder glaube ich das jetzt nur?:)
Hey Chris,
das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich finde den Gedanken des fließenden Charakters von Beziehungen zwar wichtig, mindestens genauso wichtig ist mir aber, das möglichst lange mit einem einzelnen Menschen zu haben.
Als Kinder war das wirklich weniger komplex, aber so viel länger haben die Beziehungen da auch nicht gedauert, glaube ich – so richtig leicht ist es vielleicht nie…
Liebe Grüße
Tim
Es darf fließend sein und leicht. Umso wichtiger finde ich dann die Klarheit in einer Beziehung, wenn es halt nicht mal so leicht ist. Ich mag das Bild von „im Feuer stehen bleiben“. Es bleibt das spannend. Das Leben:-)
Liebe Grüße
Chris
Guter Artikel. Und ein Fehler im Link am Ende. Einer der Links geht zum falschen Artikel.
Alles Liebe
Chriss
Merci Chriss, haste Recht – ich hab’s jetzt angepasst. Liebe Grüße, Tim
Wenn der Mensch einmal in einer Routine drin ist, ändert er sich nicht mehr gerne. Deswegen auch der Wunsch danach, dass sich die Beziehung nicht mehr ändert.
Ich finde, dass sich eine Beziehung immer entwickeln sollte, genauso wie man sich selber immer entwickeln sollte. Ansonsten wird die Beziehung langweilig und geht in die Brüche.
Liebe Grüße
Hi Dario,
Danke für Deine Gedanken. Ja, der Mensch sehnt sich irgendwie nach Systemerhaltung, einer vermeintlich entspannenden Art des Stillstands.
Und realistischerweise manchmal muss man diesen Stillstand auch in einem Bereich annehmen für eine Weile, weil man nicht immer an X Fronten wachsen kann, denke ich.
Liebe Grüße
Tim
Natürlich kann eine Beziehung „fest“ sein. Wir verstehen natürlich darunter nicht die absolut unaufweichbare Beziehung, wie sie Nitsche hier provokativ in die extreme Ecke schiebt. Doch eine Beziehung bezeichnen wir für mein Verständnis als fest, wenn sie gerade funktioniert und es entsprechende Absicht von beiden Seiten gibt. In wieweit wir dabei dem Partner auch Freiheit lassen ist wohl eine ganz andere Frage.
So kurz und doch so tief… ein wunderbarer Artikel, der verdammt viel Wahrheit enthält.
Sich jeden Morgen frei für die Liebe entscheiden können, ohne dass Besitzansprüche an mich herangetragen werden, dass nenne ich ein Fest.
Manchmal ist die Liebe so einfach und doch so schwer.
Sich jeden Morgen frei entscheiden- keine Besitzansprüche an mich…. SO kann „Beziehung“ (was für ein blödes Wort für Liebe!) nicht funktionieren. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier viele frustrierte Seelen unterwegs sind. Eine Partnerschaft, „Beziehung“ wie sie hier bezeichnet wird beruht auf Vertrauen, Verständnis und Akzeptanz des Anderen. Es ist ARBEIT eine Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Darauf haben aber die meisten wohl keine Lust und nehmen sich dafür keine Zeit. Das ist traurig. Ich habe noch gelernt, „kaputte Dinge“ nicht wegzuwerfen, sondern sie zu reparieren. So ähnlich sollte man auch mit der Partnerschaft ( der Beziehung) umgehen. Reden, einander zuhören, Verständnis für andere Wünsche aufbringen. So funktioniert Partnerschaft. Aber vielleicht bin ich mit 49 schon von den Altvorderen und heute funktioniert das alles ganz anders…. Bin auch erst seit 22 Jahren in einer FESTEN (sich regelmäßig GEMEINSAM erneuernden Beziehung) Ehe. Traurige Welt hier bei Facebook und mymonk.
Mein Mann und ich haben uns gerade kaputt gelacht, sorry. Nicht jeder Tag kann ein Fest sein. Wer immer nur Kuchen hat träumt recht bald von einem Butterbrot 😉
bin ganz bei Uli – es ist schön, dass mein Mann ein Fixstern ist in meinem Leben. Ich kann mich auf ihn verlassen, ich bin ruhig und glücklich weil ich mich eben nicht täglich neu erfinden, neu beweisen muss.
Hallo Uli,
Ich bin ganz Deiner Meinung.
Zugegeben, ich bin selbst Schuld an meiner Misere. Ich habe über anderthalb Jahre meine Frau betrogen. Die Gründe sind vielfältig. Aber ich habe meinen Riesenfehler eingesehen und würde gerne an meiner Beziehung arbeiten.
Doch ich weiß nicht, ob das noch geht.
Aber ich glaube, dass sich die Leute von dieser Wegwerfmentalität verabschieden sollten. Eine Beziehung wegwerfen, weile nicht mehr passt. Ich glaube, es wird erst richtig interessant, wenn man sich aneinander reibt.
Denn dann kommen die richtigen Themen erst zum Vorschein.
Ich weiß das jetzt. Bin lange genug davor weggelaufen.
Naja,in der Welt ist ja alles vergänglich…Das ist nunmal so.
Und wenn man Beziehungen mit anderen eingeht,weil man denkt,man bräuchte den anderen,um glücklich zu sein,dann hat man gleichzeitig auch immer Angst,dass man denjenigen verlieren könnte.Das ist natürlich auch nicht förderlich für eine Beziehung…
Alles in der Welt hat mal ein Ende.Man kann nicht erwarten,dass hier alles für die Ewigkeit ist.Aber wenn man sich von nichts wirklich abhängig macht,stürzt man auch nicht ab,wenn man irgendwas in der Außenwelt „verliert“.
Funktioniert bei mir auch nicht immer,aber ich arbeite dran…
Ob wir mit diesem Satz Nitzsche in unserer Zeit viel Bedeutung geben, hängt aus meiner Sicht von unserer eigenen Weltsicht ab. Der Satz hat in einer rationalen Denkweise bestimmt Bedeutung. Für Denker von entweder/oder und ja/nein, alles oder nichts. Das männliche Prinzip, das eben besonders in der Zeit von Nitzsche als das einzig Wichtige gesehen wurde.
Genauer hingeschaut, steckt wenig mehr dahinter als eine Auslegung der Wortdefinition in einer extremen Perspektive, womit das Mittel der Übertreibung eingesetzt wird. Wir wissen ja alle, was wir mit einer festen Beziehung ausdrücken wollen. Die Absicht und die Verbundenheit ist eben fester als eine Liebelei und für eine grosse Zeitspsnne gedacht.
Etwas weniger rational gedacht, erkennen wir wohl an einer festeren Beziehung beiderseitig eingebrachtes Vertrauen und Hingabe. Wir geben und öffnen uns für das Gegebene. Besonders allem, was wir mit Liebe bezeichnen. Und mit solcher Verbundenheit entsteht auch eine gewisse Abhängigkeit. Die Beziehung wird damit „fest“. Wie wir aber wissen kann auch etwas festes wieder wenig fester werden. Auch wenn dieser Prozess meist mit Schmerzen begleitet ist.
jooah….was soll ich sagen, der artikel „passt“ schon ein wenig in den heutigen allgemeinen konsens, dass nichts sicher/fest/bleibend, sondern alles im wechsel mit sich, anderen, neuem und altem ist. wer glaubte heterosexuell zu sein, kann einem irrtum unterliegen und sollte ausgiebig prüfen. liebe ist schön, aber gibt es nicht interessantere alternativen für junge menschen? reisen? sprachen und kulturen entdecken? als single zu leben bedeutet nur eines, grenzenlise freiheit, genau wie die nicht FESTgelegte liebe zu/mit einer person. alles ist frei, alle sind frei, es ist ein fliessender strom von wünschen, sehnsüchten, erwartungen, ängsten und hoffnungen. der strom ist grenzenlos, denn alles ist gut, wenn zumindest einer glücklich ist….! in 10 jahren wird die generation der grenzenlosen glücksucher und selbsterfahrer feststellen, dass es dinge gibt, die nicht im reisebüro zu buchen oder bei tinder herbeigewischt werden können. zum beispiel DIE eine person, auf die ich mich immer zu 100% verlassen kann und will, in guten wie in schlechten tagen, auch gerne 3 monate im voraus 😉
Bevor ihr so etwas schreibt
Warum lasst ihr nicht die Leute selbst entscheiden, ob sie an die romantische Liebe glauben? Was soll das? Ich krieg dabei das Gefühl als wird die Liebe materialisiert, das hat leider gar nichts mit wissenschaft zu tun sondern fast schon kapitalistischer Propaganda…hart überspitzt, aber mir gefällt das nicht. Es ist doch irgendwie eine Sache des Glaubens und das sollte jedem selbst überlassen sein
Ich gehöre zu denen, die keine Lust mehr auf Arbeit in der Beziehung haben.
Deshalb möchte ich auch keine „Beziehungen“ mehr.
Liebe gern 🙂
Ja, ich kann mich jeden Tag dafür entscheiden, mit ihr zu gehen, oder eben dagegen.
Es ist nicht fest zwischen uns, aber es ist jedesmal ein Fest.
That’s just me 😀