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Gerhard Milbrat ist Heilpraktiker und Kampfkunst-Lehrer, lebte mehrere Jahre in Asien, wo er Ausbildungen in chinesischer Medizin, daoistischer Energiearbeit, Kung Fu, Qi Gong und Taiji Quan genoss. Außerdem lehrt er Wushu und ist Gründer und Leiter des Dan-Gong Institut für chinesische Heil- und Bewegungskunst Lüdinghausen, zahlreiche seiner Schüler sind – genau wie er selbst – mehrfache Gold- und Silbermedaillengewinner auf internationalen Kampfkunst-Meisterschaften. Im myMONK-Interview spricht Herr Milbrat über innere und äußere Kampfkünste, die Vervollkomnung von Körper, Geist und Seele, über Balance und Selbstverantwortung und das Leben „im falschen Film“.

Was bedeutet Dan Gong?

Dan Gong ist eine Bezeichnung aus dem Qigong bzw. der inneren Alchemie.

Dan bezieht sich auf eine Essenz, welche durch Übung (Gong) in einem alchemistischen Prozess veredelt und zu einer „Unsterblichkeitspille“ verdichtet wird. Dan Gong bedeutet für mich: Mit Übungen praktisch an der Verbesserung seiner körperlichen, geistigen, seelischen Konstitution und Kondition zu wirken und sich selbst zu „veredeln“ bzw. zu vervollkommnen.

Daraus ist die Idee des Dan Gong-Institutes entstanden, den Menschen bewährtes „Know How“ zu bieten mit dem sie an sich selbst Üben können. Also mit bewährten klassischen Methoden lernen sich weiter zu Entwickeln, Körper-Geist-Seele zu einer Einheit zu bringen, sowie Bewusstsein zu fördern und zu sich selbst zu kommen um kreativ sein Leben zu gestalten.

Wann haben Sie gemerkt, dass  Sie einen Teil Ihres Lebens den asiatischen Kampfkünsten und der chinesischen Medizin widmen möchten? Können Sie das Gefühl beschreiben?

Schon in den 1970er Jahren faszinierte es mich, asiatisches Wissen aus den Bereichen Kampfkunst, Medizin, Energiearbeit und Spiritualität zu lernen, weil es sich für mich innerlich stimmig anfühlte und mich neugierig nach mehr machte. Mein Zugang dazu war einfacher als zu europäischen Wegen. Als ich dann Mitte der 1970er Jahre einen Meister fand, der mich ehrlich unterrichten wollte, herrschte ein Gefühl von Freude, Abenteuerlust und Neugier vor. Zu der Zeit war ich nicht wirklich zufrieden mit mir selbst.

Dabei fühlte ich, dass irgendetwas in meinem Leben fehlte und ich mich wie „im falschen Film“. Es reichte mir nicht mehr, in Konfliktsituationen einfach draufzuhauen und Spielball äußerer Bedingungen zu sein. Schließlich wollte ich mich zivilisieren und solche Situationen erst gar nicht entstehen lassen. Schnell wurde mir klar, dass da noch viel Arbeit und Einsicht vonnöten war und der Weg lang und auch bitter werden würde. Aus eigenen Erfahrungen, Literatur und Filmproduktionen, bildete sich bei mir ein Idealbild eines Meisters des Lebens. Dieser vereinigt in sich die Bereiche Kampfkunst, Medizin und Energiearbeit in einem spirituellen Weg und das wollte ich auch so machen.

Sie unterrichten Menschen verschiedenster Berufsgruppen – von Bürokräften, Managern über Sportler bis hin zu Handwerkern, Soldaten und Ärzten. Bemerken Sie, wenn Menschen im für sie falschen Beruf unterwegs sind, wenn ja, woran?

Unzufriedenheit mit sich, seiner Arbeit führt schließlich zu Disharmonien, die sich nicht nur im Lebensgefühl äußern, sondern auch in der Körperhaltung bzw. in seinem gesamten Erscheinungsbild. Dabei geht es gar nicht um den falschen Beruf. Wir Menschen durchlaufen eine Entwicklung. Das menschliche Leben ist ein Entwicklungsweg, auf dem man auch verschiedene Berufe erlernen kann oder in verschiedenen Jobs arbeitet.

Oft erkennt man erst später, dass in einem Lebensabschnitt der Beruf, den man lernte oder ausübt, für die Zeit und den Entwicklungsstand genau der richtige und nötig für seine wirkliche Aufgabe war. Es ist eher selten, dass man gleich die richtige Aufgabe für sich findet. Auf dem Weg durch sein Arbeitsleben mit den gemachten Erfahrungen und Einsichten kommt man erst zu „seiner Aufgabe“.

Problematisch wird es, wenn wir nicht den Zeitpunkt erkennen, wann wir weiter gehen sollten und einen Wechsel durchführen sollten. Verpassen wir die Zeit des Wechsels, spüren wir Unzufriedenheit Über- oder Unterforderung. Trauen wir uns dann nicht dem Wandel zu folgen, steuern wir in Frustration und Resignation.

Hier komme ich auf den Punkt: Oft haben wir einfach Angst. Angst, unser Leben zu leben, Angst vor Neuem, ein Risiko einzugehen, selbstständig zu sein. Nicht selten folgt man den Meinungen anderer über Arbeit, Sicherheit, Geldverdienen, anstatt seinem eigenen Herzen zu folgen. Menschen wollen Anerkennung und Liebe und wenn ich „mein Ding“ mache, könnten ja Familie und Freunde kein Verständnis dafür haben und nehmen entsprechend Einfluss.

All dieses kann man mit offenen Augen erkennen: An der Haltung, der Denkweise, den Emotionen, den Aussagen, eben am gesamten Erscheinungsbild. Wir brauchen mehr Mut unser Ding zu machen, etwas auszuprobieren (auf die Gefahr hin, dass es nicht klappt) und Fehler zu machen.

Sollten wir wirklich immerzu an uns arbeiten, uns verbessern wollen? Wenn ja, warum?

Oops, immer an sich arbeiten und sich verbessern sind für mich Begriffe, die mich eher abschrecken. Arbeit habe ich doch schon genug. Sich immerzu auch Zeit für sich zu nehmen, durch Übungen lernen, sich innerlich mehr Raum zu geben und seine Mitte zu halten, drückt es besser aus. Eine Verbesserung seiner persönlichen Situation wird sich dann oft von selbst einstellen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass mit Einführung einer grundlegenden Körperhygiene die Menschen viel gesünder und länger leben konnten. Diese Hygiene-Revolution, wie ich das nenne, kann bzw. sollte weitergeführt werden. Es ist an der Zeit, Energie-Hygiene anzuwenden, was zu vergleichbaren revolutionären Ergebnissen führen wird. Sich täglich etwas Zeit nehmen, das tue ich auch, um den Wohnraum sauber zu halten.

Auch der innere Raum sollte regelmäßig aufgeräumt werden, was nicht nur zur Verbesserung des Befindens, sondern auch zu einem klaren Geist führt. Mit einem klareren Geist kann man eher die „richtigen“ Entscheidungen treffen.

Einfach regelmäßig, beständig zu sich selbst kommen, bewährtes Know How anwenden, selbst Hand ans Steuerrad seines Lebens legen und alles wird sich über kurz oder lang verbessern.

Was heißt es, Körper, Geist und Seele zu einer Einheit zu bringen? Und woran merkt man, dass man es geschafft hat?

Das Körper und Geist sich nicht in Einheit befinden, erkennt man schnell an bewusst durchgeführten Bewegungen. Oft schafft man es nicht, eine einfach vorgegebene Bewegung auszuführen. Der Steuermann beherrscht sein Gefährt nicht wirklich. Mit Geisteskraft kann man z. B. seine Atmung und damit seinen Herzschlag beruhigen. Für viele ist das nicht leicht. Wir haben Dysbalancen im Körper, weil wir auch Dysbalancen im Geist haben. Unsere beiden Gehirnhälften z. B. sind oft nicht in Harmonie. Die Kinesiologie bzw. die Edu-Kinestetik arbeitet genau an diesem Problem.

Wie fühlt sich ein Fahrgast(Seele), wenn der Steuermann, der mit seinem Gefährt nicht sicher über die Straßen des Lebens fährt? So wird sich auch die Seele „fühlen“, wenn sie sich nicht richtig durch Körper und Geist ausdrücken kann. Hat man diese Einheit, wird sich ein äußerst positives, gelassenes Befinden einstellen. Fehlt die Einheit, ist unser Immunsystem nicht so leistungsstark, man kränkelt herum, jeder Infekt trifft einen und Körper-Geist-Seele fühlen sich nicht wohl. Man sollte sich aber auch fragen, was dessen Einheit stört, warum wir in Disharmonie sind.

Die genannten asiatischen Künste, Verfahren zeichnen ein Bild, aus dem die Mechanismen der Balance bzw. Dysbalance ersichtlich werden.

Wie kann man sich einen Qigong-Meister vorstellen? Und welche Eigenschaften dieser Meister faszinieren Sie besonders?

Uff …. unsere Vorstellungen von einem Qigong-Meister sind oft idealisiert, mystifiziert oder schlichtweg falsch. Wir projizieren wohl unsere Sehnsüchte auf eine solche Person.

Ein wirklicher Meister wird oft als solcher gar nicht erkannt. Er ist eben ein ganz normaler Mensch, der, genau wie wir, seine „up and downs“ hat. Er kann aber damit umgehen und sich selbst verwirklichen. Und das wiederum kann man ihm ansehen.

Gelassenheit, Genügsamkeit, Liebe und Mitgefühl sind Ergebnisse, die ihm anzumerken sind. Geschafft hat man es am Ende seines Lebens. Was man dann geschafft hat, liegt an der eigenen Zielsetzung. Ein Meister wird sein Bewusstsein entwickelt haben, ist aufgewacht, kennt die Mechanismen des Wandels, des Lebens. Wer sein eigens Bewusstsein nicht auf dem Niveau des Meisters hat, wird ihn nicht erkennen. Äußere Kriterien wie Titel, Kleidung, Bewegung und Äußerungen reichen zur Meisterschaft nicht aus.

Ein Meister wird uns nicht nach dem Mund reden, kann sehr unangenehm für einen sein. Ein Meister gibt einem was man gerade braucht: Ein freundliches oder ernstes Wort, einen Klaps, eine Aufgabe zur Kontemplation, eine Übung. Diese Eigenschaft des Erkennens der Mechanismen des Lebens, des Wandels, zu  wissen was fehlt oder zu viel ist, fasziniert mich besonders.

Wenn Sie den Interview-Lesern nur eine Sache mit auf den Weg geben könnten, welche wäre das?

Folgt Eurem Herzen, wartet nicht, bis ihr erlöst werdet. Steht auf, wacht auf. Nehmt Euer Leben selbst in die Hand, habt Freude an Eurem Dasein und lebt Euren Traum und träumt nicht Euer Leben.

Was können wir lernen, wenn wir Ihr Buch „Himmel-Erde-Mensch, Einführung in die Alchemie des Qigong“ lesen?

Das wir selbst tätig werden können und die Mechanismen von Balance und Dysbalance verstehen lernen und die ersten Schritte in die Selbstverantwortung gehen.

Wo können wir mehr über Sie und das Institut erfahren?

Wir haben eine Internetpräsenz: www.dan-gong.de, wo man sich einen Überblick verschaffen kann. Besser ist, dass eine oder andere Angebot wahr zu nehmen. Da kann man sich persönlich kennenlernen, findet Zeit zu einem Gespräch, zum gemeinsamen Üben und kann das, was ich postuliere, durch eigene Erfahrung überprüfen.

Besten Dank!

 

Photo: Cornelia Kopp