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Christina Syndikus war lange auf der Suche nach sich selbst und nach Zufriedenheit. Erst als sie auf Byron Katie’s „The Work“ gestoßen ist, fand sie, wonach sie suchte. „The Work“ basiert auf vier einfachen Fragen, mit denen man sich von seelischen Schmerzen und seelischem Leid befreien kann. Heute ist Christina nach einer 800-stündigen Ausbildung zertifizierter „The-Work“-Coach.

 


 

Hallo Frau Syndikus, herzlich willkommen bei myMONK – Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben! Was sehen Sie gerade um sich herum – und wie geht es Ihnen?

Mir geht es gut, danke der Nachfrage! Um mich herum sehe ich gerade mein Büro, und bei einem Blick aus dem Fenster den ersten Schnee dieses Winters. Sieht sehr schön aus, wenngleich es etwas ungewohnt ist, Schnee auf Bäumen zu sehen, die noch gelbe bzw. grüne Blätter tragen.

Auf Ihrer Website schreiben Sie: „Auf meiner Suche nach einem glücklicheren und zufriedeneren Leben habe ich über mehrere Jahre hinweg viele Dinge ausprobiert. Um frei zu sein, hieß es, müsse ich „den Menschen um mich herum vergeben“ und „herausfinden, ob etwas wahr ist“. Nur sagte mir niemand, wie man das macht. Ich hatte das Gefühl, keinen Schritt weiterzukommen.“ In welcher äußeren und inneren Situation steckten Sie in dieser Zeit? Und was haben Sie alles ausprobiert, um einen Ausweg zu finden (bis Sie auf The Work gestoßen sind)?

Seit meiner frühesten Kindheit fühlte ich mich von meiner Familie nicht angenommen, sondern nur geduldet. Heute weiß ich, dass das alles ein Missverständnis meinerseits war, damals jedoch hielt ich das für die Realität, für einen Fakt. Also habe ich mich etwa 2001 auf die Suche nach einem Weg gemacht, wie ich mit dem Schmerz in mir besser umgehen kann. Mehr hielt ich damals nicht für möglich.

Ich nahm an Familienaufstellungen anderer teil, und stellte schließlich meine eigene Familie auf. Die Dinge, die ich dabei zu sehen bekam, waren gleichzeitig befreiend und in neuer Art und Weise schmerzhaft.

Ich las Bücher von Louise L. Hay und Chuck Spezzano. Um inneren Frieden zu finden, las ich, solle ich mich fragen, ob etwas wahr sei. Zudem müsse ich den Menschen in meinem Leben verzeihen. Also schrieb ich lange Listen von Menschen und Situationen, wo ich etwas zu verzeihen hatte. Und dann wusste ich nicht mehr weiter. Was sollte ich nun tun? Wie geht das mit der Wahrheit? Wie verzeihe ich aufrichtig?

Ich besuchte Workshops mit Namen wie „Regulation von Emotionen“ oder „The Journey“ und probierte es auch mit einem Psychotherapeuten. Irgendwie leuchtete mir alles ein, was diese Menschen sagten, allerdings fehlte mir das „wie“. Und so änderte sich für mich nicht wirklich etwas. Ich war weiter auf der Suche.

Äußerlich betrachtet habe ich zu dieser Zeit ein gutes Leben geführt. Ein guter Beruf, partnerschaftliche Beziehung, alles was man braucht um glücklich zu sein, schien vorhanden. Und doch war in mir dieser Schmerz und diese Sehnsucht nach Frieden. Ich fühlte mich nicht glücklich.

Byron Katies „THE WORK“

Wie sind Sie erstmals mit Byron Katie’s „The Work“ in Berührung gekommen? Und worum handelt es sich bei diesem Ansatz?

Im Sommer 2006 unterhielt ich mich mit einer Freundin über meinen Weg, und all die Dinge, die ich vergeblich versucht hatte. Sie empfahl mir, ein Buch von Byron Katie zu lesen. Daraufhin kaufte ich ihr erstes Buch über The Work „Lieben was ist“. Schon auf den ersten Seiten wusste ich: das ist das, was ich schon immer gesucht habe.

The Work of Byron Katie ist ein einfacher Weg, diejenigen Gedanken zu identifizieren und zu hinterfragen, die Leid und Schmerz auslösen. Es beruht darauf, dass uns nicht die Realität unglücklich oder unzufrieden macht, sondern unsere Gedanken über die Realität.

Nach meiner Erfahrung ist The Work ein sehr wirkungsvoller und nachhaltiger Weg zu immer mehr innerem Frieden und Lebensfreude. Ich wende es bis heute regelmäßig an und möchte die befreiende Wirkung nicht missen.

Was macht Menschen unglücklich – bzw. wie machen sie sich selbst unglücklich?

Grundsätzlich kann ich hier nur für mich sprechen, auch wenn ich bei vielen Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, ähnliches beobachten konnte.

Ich mache mich dann unglücklich, wenn ich bestimmte Vorstellungen oder Erwartungshaltungen habe, wie eine Situation ablaufen sollte oder wie andere Menschen sich verhalten sollten. Und wenn es dann anders läuft, ziehe ich negative Rückschlüsse aus den Geschehnissen und aus dem Verhalten der Menschen. Mit diesen Rückschlüssen mache ich mir Angst und verletze mich selbst.

Wenn ich gedanklich erst mal in diesem Zustand bin, bin ich nicht mehr in der Lage, für meine Mitmenschen offen zu sein und ihnen liebevoll zu begegnen. Dann fühle ich mich abgelehnt, einsam und allein.

Die 4 Fragen

Wie kann „The Work“ zu mehr innerer Kraft und Frieden führen? Können Sie ein Beispiel nennen, anhand dessen man die Technik leicht nachvollziehen kann?

Nehmen wir an, eine Freundin sagt eine Verabredung mit mir ab. Fakt ist also, eine Frau sagt zu einer anderen Frau „ich komme heute Abend nicht“. Das ist alles, was tatsächlich passiert ist.

In meinem Kopf entsteht jedoch ein negativer Rückschluss: ich denke ihre Absage bedeutet, dass sie mich ablehnt. Diesen Gedanken untersuche ich mit den vier Fragen von The Work.

  1. „Sie lehnt mich ab“ – ist das wahr? – Ja.
  2. „Sie lehnt mich ab“ – kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? – Nein.
  3. „Sie lehnt mich ab“ – wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube? – Ich fühle mich klein und wertlos. Mache mich von ihrer Zuneigung abhängig, werde bedürftig. Mein Körper spannt sich an, mein Kopf drückt, ich bekomme Kopfschmerzen. Ich denke, ihre Ablehnung hat was mit mir, mit meiner Person zu tun. Ich suche den Fehler bei mir, denke für sie nicht interessant genug zu sein. Ich fange an, mich gedanklich dafür zu kritisieren, wie ich bin. Ich schrumpfe in mich zusammen. Ich mag nicht mehr vor die Tür gehen, erwarte dabei jederzeit auch die Ablehnung anderer Menschen („wenn sie mich schon nicht mag, dann tun andere es auch nicht“). Ich halte mich für nicht gut genug.
  4. „Sie lehnt mich ab“ – wer wäre ich ohne den Gedanken? – Frei. Innerlich im Frieden. Mein Körper ist entspannt, es geht mir gut. Ich bin in meiner Mitte. Ich nehme es nicht persönlich. Ich nehme die Möglichkeiten wahr, was ich mit diesem freien Abend alles anfangen kann! In meiner Welt ist alles in Ordnung.

Dann kehre ich den Gedanken um.

  • 1. Umkehrung: Ich lehne mich ab.
    Indem ich ihre simple Absage persönlich nehme und denke, es hätte damit zu tun, dass ich nicht gut genug oder zu uninteressant sei. Indem ich also ihre simplen Worte „ich komme heute Abend nicht“ dazu verwende, mich selbst klein zu machen und abzuwerten.
  • 2. Umkehrung: Ich lehne sie ab.
    Innerlich messe ich sie an meiner Erwartungshaltung, was gute Freundinnen tun bzw. unterlassen sollten. Ich gestehe ihr die Absage nicht wirklich zu, und dafür, dass sie es doch tut, lehne ich sie ab. Ich unterstelle ihr hohe Maßstäbe bei der Bewertung meiner Person und glaube diese nicht erfüllen zu können, sonst hätte sie ja nicht abgesagt (wirklich?). Auch dafür lehne ich sie ab.
  • 3. Umkehrung: Sie lehnt mich nicht ab.
    Natürlich kann ich nicht wissen, was sie wirklich denkt. Aber ich kann nach Möglichkeiten suchen, was sie bewogen haben könnte.
    Vielleicht war ihr einfach nur nach einem ruhigen Abend, da sie einen anstrengenden Tag hatte. Vielleicht muss sie morgen früh raus. Vielleicht hat sie etwas wichtiges zu tun. Vielleicht hat sie Streit mit ihrem Partner, und möchte diesen erst beilegen.
    Mir ist es in all diesen Fällen lieber, sie sorgt für sich statt nur deswegen zu kommen, weil sie sich aus Angst vor meiner Ablehnung nicht traut, mir abzusagen. Dies käme einer Lüge gleich. Unabhängig davon ist es fraglich, ob sie wirklich gute Gesellschaft für mich ist, wenn sie müde ist oder ihre Gedanken bei einem Streit zu Hause sind.

An diesem Beispiel kann man mehrere Dinge ablesen:

Die Absage meiner Freundin als solches, also die Realität, ist völlig harmlos und in Ordnung. Erst durch meine Interpretation („… und das bedeutet, dass sie mich ablehnt“) wird sie unangenehm. Oberflächlich betrachtet ist diese Interpretation nicht sichtbar, und so erscheint es, als würde die Absage selbst meinen Schmerz auslösen.

Der Unterschied wird bei den Fragen 3 und 4 von The Work ebenfalls sehr deutlich: mit dem Gedanken „Sie lehnt mich ab“ geht es mir schlecht, ohne den Gedanken bin ich im Frieden. Der Unterschied zwischen Frieden und Stress ist also nur ein Gedanke.

Tatsächlich freue ich mich über den unverhofften freien Abend, den mir meine Freundin durch ihre Absage erst ermöglicht hat. In der Realität ist also alles in bester Ordnung! Solange ich jedoch in dem Gedanken „… und das bedeutet, dass sie mich ablehnt“ gefangen bin, bin ich nicht in der Lage, das zu sehen.

Mehr über THE WORK

Welches Buch empfehlen Sie Lesern, die sich näher mit „The Work“ beschäftigen wollen?

Byron Katie hat mehrere wunderbare Bücher geschrieben, die ich grundsätzlich alle empfehlen kann. Leider ist die deutsche Übersetzung an manchen Stellen nicht so glücklich gewählt, sodass ich persönlich lieber die englischen Originale lese.

Für jemanden, der The Work noch nicht kennt, empfehle ich ihr erstes Buch „Lieben was ist“. Natürlich auch in deutscher Sprache.

Was kann ein zertifizierter The-Work-Coach – und wann braucht man einen?

Ein an Byron Katies Institut für The Work (ITW) zertifizierter Begleiter für The Work („Certified Facilitator of The Work“) hat ein 800-stündiges Programm durchlaufen, das unter anderem sehr viel Arbeit mit den eigenen Denkmustern beinhaltet. So jemand hat demnach schon zu vielen Themen eine Innenschau durchgeführt und sieht diese Dinge wesentlich klarer. Diese Erfahrung kann er dem Klienten zur Verfügung stellen.

Das Absolvieren dieses Programms versetzt einen Begleiter in die Lage, verborgene Glaubenssätze und Blockaden gezielt aufzuspüren und sie mit dem Klienten behutsam zu bearbeiten. Er kann dabei unterstützen, den Sinn und die Weisheit in Umkehrungen zu sehen, die auf den ersten Blick bedeutungslos erscheinen.

Ein zertifizierter Begleiter kann den Klienten zu den Fragen zurückbringen, wenn er davon abweicht. Das geschieht durchaus öfters, und führt dazu, dass The Work aufhört zu funktionieren.

Wer also tief liegende Begrenzungen auflösen möchte, und feststellt, dass er beim Beantworten der Fragen immer wieder stecken bleibt oder nicht weiß, wie er ein Thema angehen soll, kann mit einem zertifizierten Begleiter eine wunderbare Unterstützung erfahren.

Wo können die Leser mehr über Sie erfahren?

Auf meiner Website http://www.thework4u.de und meinem Blog http://www.thework4u.de/de/blog/.

Herzlichen Dank!

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Photo: Dan Queiroz