„Glücksformeln„, so heißt der Film, den ich mir gerade angeschaut habe. In ihm werden Glücksforscher zitiert und Lebensentwürfe portraitiert. Es ist ein schöner Film. Ein sehr schöner. Ich kann ihn Dir uneingeschränkt empfehlen. Dass der Film nicht (die eine) „Glücksformel“ heißt, zeigt schon, was die Macher sagen wollen: es gibt nicht den EINEN, einzelnen Schlüssel zum Glück, nicht die EINE Formel. Die Bestandteile der persönlichen Glücksformeln verschiedener Menschen mögen sich gleichen, die Gewichtungen jedoch unterscheidnt sich. Der eine braucht für sein Glück mehr Freiheit, der andere mehr feste Rituale, der eine mehr Zeit in der Beziehung, der andere mehr in der Arbeit.
In dem, was die Professoren und die portraitierten Schulabsolventen, erwachsene Musiker und Bergbauern und 90jährige Rentner sagen, habe ich vieles bestätigt gesehen, was ich unter Die 12 Dinge, die glückliche Menschen anders machen geschrieben habe. Manche Punkte sind mir durch das Schauen des Films jedoch noch klarer geworden, andere zum ersten Mal bewusst.
Hier neun der Bestandteile von Glücksformeln und aus dem gleichnamigen Film, die ich für die wichtigsten halte:
- Tun, was man liebt. Äußere Anerkennung in Form von Geld oder Lob oder dem Herumturnen auf der Karriereleiter macht nur sehr kurzfristig glücklich. Eine Tätigkeit, die man liebt, kann einen über Jahre und Jahrzehnte immer wieder neu glücklich machen.
- Tun, was man kann. Das zu tun, was man kann, macht glücklich, weil man dann aus der Tätigkeit selbst viele Belohnungen ziehen kann.
- Leben von dem, was man liebt und kann / Freiheit. In den Zwanzigern des Lebens ist man sehr glücklich, in den Dreißigern und Vierzigern geht’s dann durchschnittlich bergab, anschließend wieder langsam bergauf. Glücksforscher sehen den Hauptgrund dafür in der Freiheit: mit 30 beginnt für viele der ernste Ernst des Lebens. Kinder bekommen und ernähren, Karriere, Autos und Häuser abzahlen. Darunter leidet die persönliche Freiheit. Geld dominiert für viele von uns dann die Entscheidung, mit welchem Job wir unsere Lebenszeit zwischen Aufstehen und Abendsaufdercouchliegen verbringen. Es bleibt wenig Zeit für das, was man liebt. Viel Zeit für das, was man liebt, hat man meist nur, wenn man davon lebt, was man liebt.
- Das Leben in die Hand nehmen. Eigenverantwortung und Selbstdisziplin. Eigene Ziele setzen, aber auf den Weg konzentrieren, nicht auf das Erreichen. Lernen, sich dazu bringen zu können, das Richtige zu tun, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.
- Einbettung in eine Gemeinschaft. In Beziehungen stehen. Sich für Beziehungen entscheiden. Und bewusst an ihnen arbeiten. Das Gefühl haben, eine wichtige Aufgabe in der Gemeinschaft zu haben. Sei es in Verein, Freundeskreis oder Familie.
- Rituale. Feste Rituale wie das gemeinsame Familienessen oder der sonntägliche Spaziergang sind ebenso Teil der Glücksformeln wie die Freiheit. Freiheit heißt auch, aktiv Rituale und damit Sicherheiten zu schaffen, die einem gut tun.
- Natur und Bewegung. Unser Gehirn ist nicht für Daueraufenthalte in Autoboxen und Büroboxen und Wohnboxen gemacht, Glückshormone schüttet es leichter aus, wenn wir das tun, was die Menschen schon vor hunderttausenden von Jahren taten. Frische Luft atmen, Grün sehen, den Körper einsetzen.
- Dankbarkeit und Optimismus. Das Schöne erwarten und neben dem oder sogar im Unschönen suchen.
- Arbeit an sich selbst. Dankbarkeit und Optimismus trainieren. Gewohnheiten schaffen.
Eine Aussage, die die 9 Punkte gut zusammenfasst und mich besonders gefangen hat, ist: wer Glück haben und glücklich sein will, muss ein Umfeld schaffen, das ihn glücklich macht. Das fängt im eigenen Gehirn an, betrifft aber genauso auch Beziehungen und die Frage, wie wir unsere Zeit verbringen.
Wie lautete DEINE Glücksformel?
Photo: Nicholas A. Tonelli
Finde der Punkt 6 ist mit Abstand am wichtigsten für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung und um glücklich zu werden. Das gesamte Leben besteht aus Ritualen, auch jeder andere Punkt, in dieser Liste, ist an sich ein Ritual.
Zu wissen, wie man solche Gewohnheiten, richtig und langfristig installiert ist die Basis für für alle anderen Glücksrituale. Disziplin ist hier natürlich ein wichtiges Stickwort, wobei sie natürlich nicht für jeden Punkt (z.B. tun was man liebt – Punkt 1) notwendig ist.
Schöne Aufstellung.
Gruß
Eugen
Hi Eugen,
sorry, dass ich jetzt erst antworte. Ich bin auch ein großer Fan von Gewohnheiten – weil es ja ohnehin kaum Weg an ihnen vorbei gibt.
LG
Tim
Rituale sind gut und wichtig. Aber auch eine zweischneidige Sache. Rituale werden schnell zu Automatismen und dieser große Vorteil ist zugleich ein großer Nachteil.
Automatismen sind das Gegenteil von Achtsamkeit – und Achtsamkeit ist eine Voraussetzung für die meisten Punkte der Liste, insbesondere 4,8 und 9.
Deshalb sollte man Rituale mit Achtsamkeit, gewissermaßen meditativ ausführen um von den positiven Wirkungen zu profitieren.
Gruß Jan
Hi Jan,
ja, das stimmt wohl. Wobei die Gewohnheiten auch der Achtsamkeit zuträglich sein können – wenn man sich etwa daran gewöhnt, achtsam zu sein, bei allem, was man tut. Außerdem finde ich, dass so wie der Alltag Raum für anderes schafft, auch die Gewohnheit Raum für Achtsamkeit als Übung schaffen kann.
LG
Tim
Das Problem ist, dass eben genau das, Rituale und Gewohnheiten aufzubauen manchen Menschen,
die das nie gelernt haben, sehr schwer fällt. Ob durch Krankheit oder aus anderen Gründen kann das eben
nicht jeder. Ich wäre froh, wenn ich Automatismen bilden
könnte. Dann wären manche Abläufe leichter und Erfolg wäre möglich.
Doch so sehr ich mich auch seit Jahren darum bemühe,
immer wieder scheitere ich daran und das ist die Hölle!
Der Misserfolg scheint programmiert und das beim besten Willen und
trotz aller Ansätze positiv zu denken. Selbst das gelingt nicht auf Dauer.
Und dann werde ich auch noch 40! Hervorragende Voraussaetzungen
wirklich unglücklich zu sein! Ich gehe jetzt trotzdem raus in die Sonne,
der klägliche Versuch ein Spazierritual aufzubauen. Manchmal denke ich, mir fiel als Kind
vieles zu leicht. Ich brauchte anfangs für die Schule nicht lernen. War wohl zu intelligent.
Disziplin konnte ich da nicht lernen. Dann andere Umstände verschärften es. Enttäuschungen, Verletzungen, Mutlosigkeit. Wie soll man da glücklich werden können? Vielleicht kann einfach nicht jeder glücklich werden! Es gibt kein Glücks-Versprechen auf dieser Welt! Wir leben im Luxus und sind bekümmert. Weltweit leben Menschen im Elend, sterben vor Hunger oder im Krieg. Da helfen auch keine Rituale!
Hi Sven,
könnte es nicht auch eine Gewohnheit sein, Gewohnheiten wieder aufzugeben, bevor sie sich gefestigt haben?
Vielleicht ist das hier was für Dich: https://mymonk.de/die-heimliche-angst-vorm-erfolg/
LG
Tim
Lieber Tim,
habe mal 10 Tipps die glücklicher machen als YouTube-Video aufbereitet: http://www.youtube.com/watch?v=MVs2-2VMPYQ
Möglicherweise konnte ich den Beitrag dadurch erweitern.
Weiterhin noch viel Inspiration für weiter interessante Beiträge, Tim 😉
Mit den besten mentalen Erfolgsgrüssen,
Swen-William Bormann 😉 Wenn Du es träumen kannst, dann kannst Du es auch: „Einfach tun“!
Merci lieber Swen-William!
Hm… ich finde, man sollte sich nicht von diesen Statistiken beeinflussen lassen.
Ich war zum Beispiel in meinen Zwanzigern kreuzunglücklich.
Jetzt bin ich alleinerziehend und Studentin, mitten in den Dreißigern (bald 25 Jahre) und habe viele Pflichten, es geht ums Geld, ums Lernen, ums Fürskinddasein – trotzdem war ich ehrlich nie glücklicher. Gerade heute war wieder ein totaler Glückstag!
Auch bei meiner Mutter ist es so: Mit den Jahren wird sie immer glücklicher.
Sie ist jetzt 50 und etwa seit zehn Jahren geht es geradewegs bergauf. Aber nicht, weil sie langsam weniger arbeitet und weniger Pflichten hat, nein, sondern gerade weil sie immer mehr beruflich tun kann, was sie liebt.
Sie wird immer hübscher, erfolgreicher und glücklicher.
Ich werde mir den Film sicherlich anschauen 😀
Liebe Grüße,
Sonnentaenzerin
Da bin ich auch dafür. Man sollte nicht diese Altersschubladen hernehmen. Ich bin gerade Anfang 20, mir geht es nicht so rasend und ich habe große Hoffnung, dass das noch besser wird 😉
Klingt toll mit Deiner Mutter – und mit Dir natürlich auch!
Hmmm, scheint einer der typischen Ratgeber zu sein, die selten funktionieren. Ich glaube, sie funktionieren nicht, weil die Reihenfolge anders herum dargestellt ist, als der Schreiber sie durchlebt hat.
Zuerst sollte ich glücklich sein. Dann kann sich auch der Kopf einschalten und die Merkmale feststellen und bewerten.
Bist du glücklich, fühlst du dich auch geborgen und geliebt und dann stellen sich Merkmale ein. Aber fühlst dich geliebt, weil du ein paar von den Punkten angehst?