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Früher fand ich das nur peinlich. Und ich-kotz-gleich-öde, im Deutschunterricht. Jetzt lese ich sie wieder häufiger: Gedichte.

Dabei bin ich auf dieses gestoßen. Es ist von Erich Fried und heißt „Humorlos“.

Die Jungen
werfen
zum Spaß
mit Steinen
nach Fröschen
Die Frösche
sterben
im Ernst

Die Steine können auch Worte sein, die wir Menschen uns gegenseitig an den Kopf werfen. War doch nur Spaß, hahahahaha, jetzt mach doch nicht auf beleidigte Leberwurst, stell Dich nicht so an, ist doch nicht so gemeint.

Nicht so
gemeint
aber
gemein
trotzdem.

Und gefährlich.

Ich weiß noch immer, wie mir jemand vor 10 Jahren zwischen fünf halbfremden Mädchen bei einer Silvesterfeier sagte, ich sehe aus „wie Rudolf das rote Rentier“, weil ich einen fiesen Pickel auf der Nase hatte. Ich weiß auch noch, wie mir damals echt mageren Jungen vor 15 Jahren jemand sagte, ich sei „dünn wie ein Strich in der Landschaft“. (Beispiele aus der harmloseren Ecke.)

Und ich wette, dass der Junge, den ich vor 15 – „im Spa-a-a-ß natürlich!“ – wegen seines Stotterns hänselte, ja, dass der es auch noch weiß.

Ist doch in der Erwachsenenwelt nicht viel besser.

Nicht, dass ich jetzt heulen muss, wenn ich daran denke. Aber wer weiß, welche kranken, unsichtbaren Wurzeln der „Spaß“ im Baum meiner Synapsen geschlagen hat.

Zeit, ein bisschen mehr aufzupassen, was wir anderen an den Kopf knallen. Kann mich selbst da auch nicht von freisprechen.

P.S.: Siehe auch Sprich achtsam: Wie Deine Worte nachhaltig Dein Gehirn verändern sowie Achtsam sprechen oder einfach mal die Schnauze halten.

Photo: José Manuel Ríos Valiente