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Das Leben ist sehr lang. Frag den Mann, der wegen diesen verdammten zwei Sekunden Schlaf am Steuer ein Kind auf dem Gewissen hat, das ihn Nacht für Nacht heimsucht, bis in die Ewigkeit. Frag die Mutter, die von der Polizei aus dem Bett geklingelt wird und die ihr Kind nie wieder sehen wird, nicht zu seinem Geburtstag, nicht zu Weihnachten, nie wieder. Frag die Frau, die zum fünften Mal im Krankenhaus wiederbelebt wurde, obwohl der Krebs sie längst von oben bis unten zerfressen hat und die einfach endlich sterben will. Frag den Jungen, der Zuhause mehr Schläge als Essen bekommt. Oder das Mädchen, das sogar mit diesem Jungen gern tauschen würde.

Das Leben ist kurz. Frag den Mann im Anzug, der immer nur gearbeitet und nie gelebt und geliebt hat und der mit 50 im Büro zusammenklappt. Frag die Frau, an der die letzten 30 Jahre vorbeigezogen sind wie in Trance. Oder das Kind, das gegen den Krebs kämpft und das wenigstens noch einmal die Kerzen ausblasen will auf einem Geburtstagskuchen.

Das Leben ist sehr lang und das Leben ist kurz. Beides stimmt.

Und noch ein Drittes stimmt. Und das ist, was ich antworte, wenn Du mich fragst:

Das Leben ist lang genug, für die meisten von uns. Lang genug, um eine Menge zu schaffen, eine Menge Träume wahr werden zu lassen. Um noch mit alten Lügen aufzuräumen. Um uns noch zu versöhnen. Um noch vieles, wenn auch nicht alles, zum Guten zu wenden. Und um noch mal neu anzufangen, ganz neu anzufangen.

Lass uns was draus machen.

Was meinst Du – ist das Leben kurz oder lang?

 

P.S.: Der Satz „Das Leben ist der lang“ stammt aus dem Gedicht „The Hollow Men“ von T.S. Elliot.

P.P.S.: Siehe auch Heute den ersten Schritt gehen

 

Photo:  Anastasia Massone