Teile diesen Beitrag "Das Geschenk und der lange Weg – Eine kurze Geschichte"
Eine kurze Geschichte:
Auf einer der größeren Inseln vor der Küste lebte ein Schüler, der seiner Lehrerin eine ganz besonders geformte Muschel schenkte.
Sie dankte ihm erfreut und bemerkte: „Ich habe noch nie eine so wunderbare Muschel gesehen, sie ist ganz außergewöhnlich schön! Wo hast du sie denn gefunden?“
Der Schüler erzählte ihr von einer versteckten Stelle am anderen Ende der Insel und dass dort hin und wieder solch eine Muschel angeschwemmt werden würde.
„Ich danke dir nochmals von Herzen. Aber du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen, nur um mir etwas zu schenken.“
Darauf antwortete der Schüler: „Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks …“
Gefunden bei: engelbrecht-media.de
Erinnert mich an den Ausspruch des Dalai Lamas, man solle seinen Erfolg daran bemessen, was man für ihn aufgeben (also auch: leisten) musste.
Oder auch an: es kommt nicht auf den Preis eines Geschenks an, sondern auf den Wert – und der besteht auch aus der gemachten Mühe.
Photo: Ben Salter
Hey Tim,
Die Geschichte ist schön. War es ein weiter Weg bis du sie gefunden hast? 😉
Mir kommt dabei irgendwie in den Sinn, dass die meisten Menschen bei Geschenken immer sagen „das wär doch nicht nötig gewesen“, es aber dann doch liebend gerne annehmen. Ist eher so ne Art Floskel geworden, so wie „how are you?“ im englischen. Das finde ich irgendwie traurig, dass einiges nur noch gesagt und nicht mehr gemeint wird.
Ist wahrscheinlich im Business noch extremer?
Grüße Norman
(http://www.vomleben.de)
Hmmm. Finde ich nichts trauriges dabei. Aus meiner Zeit in USA habe ich durchaus auch Ehrlichkeit gefunden darin. Zumindest wird das Bewusstsein auf den anderen gerichtet mit dem „how are you“ und kaum einer würde seinen Blick nicht richten auf mich dabei. Die Antwort lautet zwar nicht oft „bad“, aber sie variiert von Ok über good bis excellent.
Wobei ich schon so manches deutsche Händeschütteln erlebt habe währen der Blick zur Seite geht. Auch das englische How Do You Do empfinde ich als angenehme Begrüßung. Auch wenn vieles nur eingeübte Floskeln sein mögen, machen diese Umgangsformen doch eine angenehme Atmosphäre.
„Das wäre nicht nötig gewesen“ hat für mich auch einen wichtigen Platz. Drückt es doch meistens aus „ich schätze dich mit oder ohne Geschenk“. Selbst wenn der Mensch zu schwach sein sollte hierfür und im Ernstfall doch unzufrieden ist, drückt es eine Absicht aus, es solle so sein. Dann spielt der Mensch eine Stärke vor, die er gerne hätte.
Natürlich kann ich auch Erbsenzähler sein und alles Lüge nennen, was nicht ganz dem tiefen Blick stand hält. Doch bevorzuge ich hier meistens den „Lügner“ vor dem Erbsenzähler.
Hey Richard,
ich bin der Meinung das Wort sollte immer der Absicht entsprechen.
Ich stimme dir in dem Punkt zu, dass Floskeln wie die obigen die Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner lenken oder ein schmeichelndes Gefühl vermitteln. Aber will ich Aufmerksamkeit von jemandem, der sich gar nicht wirklich für den Inhalt der Antwort interessiert? Möchte ich von diesem umschmeichelt werden?
Ich merke das meistens sofort, auch im Deutschen, wenn so eine nicht ernst gemeinte Frage kommt. Dann bekomme ich auch irgendwie ein unschönes Gefühl beim Antworten und möchte eigentlich nur schnell das Gesräch beenden. Solche Gespräche bringen doch weder mich, noch mein Gegenüber weiter. Außer vielleicht wenn es sich um Smalltalk auf Dinnerpartys handelt um wichtige Kontakte in der Branche zu knüpfen. Allerdings finde ich ein solches Geschleime noch schlimmer.
Wie will man glaubwürdig erscheinen, wenn man nicht seinen eigenen Worten glauben schenken kann?
Ich weiß, dass diese Sichtweise extrem ist, aber nur wegen des guten Eindrucks oder der gewonnenen Aufmerksamkeit, möchte ich meine Glaubwürdigkeit nicht an der Garderobe abgeben.
Grüße Norman
Ich denke es liegt an dir, wie du dem begegnest. Ich vermute, ich würde Ablehnung bei dir spüren, nur weil ich dich anspreche mit „wie gehts?“. Dann wird die Begegnung ungefähr deinen Erwartungen folgen, weil ich auch nicht weiter Lust habe. Ich meine wir können schon über die Schleimer und die Scheinheiligen sprechen und wir sind uns einig, dass wir beide auf Distanz gehen in manchen Fällen. Doch ist dies nicht der Normalfall, jedenfalls nicht in meiner Erfahrung. Hast du andere Erfahrungen, dann wage ich zu behaupten, dass dies an deiner eigenen Haltung liegt.
Es gibt immer mindestens zwei Möglichkeiten. Du kannst auf Oberflächliches schauen, dich unwohl fühlen und mit dem Finger zeigen wenn deine negative Erwartung erfüllt wird. Du kannst aber auch darüber hinweg sehen, trotz allem großzügig mit Akzeptanz und Dankbarkeit antworten (was du vielleicht nicht schaffst wegen deiner Haltung), dein Gegenüber annehmen und mit Achtsamkeit voll gegenwärtig wahrnehmen, und dich dann freuen wenn er in deiner Weise den Kontakt fortsetzt.
Wenn wir hier nicht einen Schritt entgegen gehen, dann ist jedenfalls alles Gerede über Vergebung nur Floskel.
Moin Moin!
@Richard
Ich würde schon ein Gespräch mit dir führen Richard 😉 Ich sprach ja nur von einem Gefühl, nicht davon, dass ich Menschen ignoriere. Das wäre intolerant.
Du hast natürlich damit Recht, dass sich auch aus Smalltalk ein gutes Gespräch entwickeln kann. Man kommt ja heut zu Tage auch nicht mehr drumherum.
Und genau der letzte Punkt, den du ansprichst, das ist auch mein Ansatz. Du kannst die Welt nicht ändern. Darum schaue ich auf mich selbst und beobachte mein Verhalten. Ich versuche einfach wirklich auf andere einzugehen.
@Tim
Mir ist auch die nette Welt lieber. Die möchte ich ja auch behalten. Aber eine in der man mehr nett ist und weniger nur so tut.
Ja das finde auch schade, wie wenig authentisch sich Menschen mitunter zeigen trauen. Doch ist das zuerst etwas der Menschen, die sich damit etwas antun. Sie pflegen damit Kräfte in sich, die gegeneinander arbeiten. Ich brauche dabei ja nicht mitzumachen (und ich tue das recht selten).
Im Grunde ist es wie mit allem, das wir anprangern können. Wir können sofort auf Distanz gehen und die Menschen in die Ecke stellen. Dann machen wir uns allerdings auch selber Stress. Wir würden es uns selber ja nicht vergeben, wenn die Tendenz mal in diese Richtung gehen sollte.
Wir können dies auch gelassen annehmen. Die Menschen sind dann ja wohl nicht auf einem passenden Level der Wahrnehmung, was ihnen selber wenig gut tut. Und wir können trotz allem in der Wertschätzung und vielleicht sogar Dankbarkeit und Liebe bleiben. Wer etwas hellhörig ist, kann es sofort spüren wie es angenommen wird. Natürlich wird es deswegen nicht immer auch gleich offen erkennbar sein.
Was machst du gegen rauhe Wellen, die gegen dich zu arbeiten scheinen? Klar kannst du ein Boot heraus holen mit einem passenden Außenborder. Dann schneidest du durch die Wellen und besiegt sie, fühlst dich momentan gut. Doch hast du enorm Energie aufgewendet und es sind eher noch mehr rauhe Wellen da (ist dir vielleicht egal, sie sind ja hinter dir). Doch kannst du auch ein Surfboard nehmen. Must halt etwas Balance aufbringen und auch riskieren mal nass zu werden. Doch kannst du auch einfach auf den Wellen reiten und über den Wellen einfach dein Ding machen. Schaust du zurück, erkennst du vielleicht, wie die Wellen sich am Strand verlieren und dann einfach vergessen sind.
Für mich ist auch die Frage, ob ich lieber in einer Welt lebe, in der die oberflächlichen Kontakte, von denen der Alltag nun mal gespickt ist, freundlich-geschmeidig sind oder eher unfreundlich-hakelig (wenn auch ehrlicher?).
Nur kannst du die Welt nicht ändern. Du kannst nur deine Wahrnehmung ändern und deine Bereitschaft zu Akzeptanz. Und davon hängt deine Welt ab.
Kommt es nicht auch darauf an wie ich auf eine „Floskel“ reagiere? Wenn mich jemand fragt „Wie geht`s?“ gehe ich erst einmal davon aus, dass diese Frage ehrlich gemeint ist und reagiere dementsprechend. Dann kann sich auf diese Frage hin auch ein ernsthaftes Gespräch entwickeln. Werfe ich aber ebenfalls nur eine Floskel als Antwort in den Raum in der Annahme denjenigen interessiert die Antwort nicht ist eh alles erledigt. Gehe ich auf mein Gegenüber wirklich ein oder blocke ich durch mein Verhalten ab … auch wenn es vielleicht nur als Floskel gemeint war … meine Reaktion darauf beeinflusst den weiteren Kontakt. Vielleicht glaubt derjenige der „floskelhaft“ gefragt hat ebenfalls uns interessiere im Grunde nicht ob er sich für uns interessiert oder nicht 😉
Auf ein Geschenk zu antworten, das wäre aber nicht nötig gewesen würde mir im Übrigen nie einfallen. Ich würde immer den guten Willen sehen … ganz gleich was das nun für ein Geschenk ist 😉
Ja genau Gaby, stimme ich zu. Und es ist immer auch eine Frage der Bewusstheit. Nehmen wir es doch gelassen, auch die Menschen, die auf manche Floskel mit einem Gefühl antworten und denken Hauptsache ich lehne nichts sichtbar mit Worten ab, dann sei ich nicht intolerant.
Ich denke wir wissen es, dass gerade dies eine unterschwellige negative Wirkung hat. Wir müssen es nicht scheinheilig nennen. Das Gefühl ist eben da und ist bedingt durch Bewusstheit. Und wo sollte „schleimig“ beginnen? Bestimmt gibt es Gründe und vielleicht auch Ängste, materiell zu kurz zu kommen oder gar unter zu gehen.
Alles ist eine Frage der Bewusstheit. Und wir können angemessen darüber hinweg sehen. Oder soll ich mir das antun und ablehnend fühlen, wenn sich z.B. Blogger gegenseitig deutlicher loben als andere Leser das tun? Bestimmt ist es ihnen gar nicht bewusst, dass manche Menschen auch dies bereits „lügen“ nennen.