Teile diesen Beitrag "Warum Du das Ende oft nicht kommen siehst (bis es zu spät ist)"
Verkehrsunfall
Knall
Mensch verliert Bein
Schreit
Blut
Sieht sein Ende kommen.
Durchs Dornengestrüpp lange Reise
Leise
Tausend kleine Schnitte
Schreit nicht
Blut
Sieht sein Ende nicht kommen.
So geht Sterben. Menschen, Lieben, Freundschaften, Unternehmen, Träume.
Oft ohne große Dramen und tiefe Einschnitte oder Abschnitte ganzer Gliedmaßen. Dafür mit langen Abschnitten vieler kleiner Einschnitte. Lieblosigkeiten, Vernachlässigungen, Kompromisse, die wir kaum bemerken, um die wir uns „auch später noch kümmern können“, weil sie „schon nicht so schlimm sind“.
Und dann, wenn das Ende auf einmal vor uns steht, dann merken wir:
Sie waren doch schlimm.
Und sind bekümmert, weil man Tote so selten wiederbeleben kann.
Der Ausweg:
- Achtsam bleiben: der schleichende Tod wartet überall.
- Immer wieder auch die kleinen Blutungen wahrnehmen und stoppen und die Wunden pflegen, damit sie gut heilen.
Was in Deinem Leben musst Du besser schützen und verarzten?
Inspiriert von: Seth Godin Photo: ClickFlashPhotos / Nicki…
Einzig allein mich selber!
Na ja, es gibt ja das Unwohlsein. Bist du mental stark ausgerichtet, Versprechen gegeben, aufgeben geht nicht? Macht nichts, für den Fall gibt’s ja Schmerzen. Willst noch nicht hören? Dann gibt’s auch Krankheiten. Und für die ganz schweren Fälle … Na dss Ende. Aber ist ja auch nur eine Pause, bis zum nächsten Leben.
Oder bis in den Himmel oder die Hölle. Oder bis … gar nichts.
Das kann man einfach nicht wissen, und deswegen möchte ich mich ungern davon ausgehen, dass es ohnehin nicht wichtig ist, dieses eine Leben, als eins von Millionen oder Milliarden, die noch anstehen.
Ist auch nur mein Glaubenssystem, das mir so einiges erleichtert. Hab auch nur für mich laut gedacht. Doch von unwichtig ist keine Rede. Du wirst im nächsten Leben ja wieder an diesen Problemen arbeiten, mit denen du (noch) nicht umgehen konntest.
Ich empfinde das auch als schönes Glaubenssystem, auch wenn ich (noch?) nicht darauf vertraue.
Darf ich fragen, wie Du auf diesen Glauben für Dich gekommen bist (bzw. in welcher Lebenssituation)?
Kann ich so nicht festmachen an einer Lebens-Situation. Es ist für mich Teil meiner spirituellen Entwicklung, der ich mich natürlich in schlechteren Zeiten mehr zugewendet habe als in Zeiten der Motivation auf mehr weltliches.
Stationen für mich waren ganz früh Pendelübungen, später Meditation, Tai Chi, Reki, EFT. Umso mehr du wahrnimmst von der Energie und den Eingebungen, umso mehr kannst du glauben. Und umgekehrt.
Da hinter dem Dornengestrüpp aber oft die schönsten unerforschten Plätze liegen, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, ob die Wunden sich lohnen.
Den Tipp mit der Achtsamkeit finde ich gut. Darüber hinaus sollte man sich meiner Meinung aber auch zuerst darüber klar werden was das Ziel der Reise ist, und ob sich der Aufwand lohnt (z.B Karriere machen und an den Stress-Wunden den Burnput-Tot erleiden) um ggf. gar nicht erst im Gebüsch zu landen.
Weiterhin ist es wichtig sich klar zu machen, welche Kratzer eigentlich entstehen und ob sich der Aufwand einer „Heilung“ eigentlich lohnt. Zerrissene Kleidung und ein paar Schürfwunden, werde ich wohl gerne hinnehmen, wenn ich am Ende des Gestrüpps mein Paradies erreiche.
Es ist wohl eher eine Kosten-Nutzen-Rechnung, bei der es abzuwägen gilt, ob sich die Wunden und der eventuelle Tod lohnen. Gibt es eigentlich Dinge für die man sterben wollen sollte?
Liebe Grüße
Norman
Hallo Tim erstmal,
danke für den kurzen aber inspirierenden Artikel. Zufall? Vor nicht mal 2 Stunden hab ich mir ne Wunde am Daumen geholt durch eine gerissene Faser des Bremsseilzuges an meinem Fahrrad. Ich war dabei, es startklar zu machen für eine mehrtätige Tour. Ich hab mich entschieden, erstmal Pause zu machen, in die Wohnung zurück zu gehen, und meine Wunde zu versorgen 🙂 Und das obwohl ich hinter diesem „Dornbusch“ ein Stück Paradies erahne – ich habe einfach schon so oft die Erfahrung gemacht, wie schön es ist, wenn ich dann nach allen „dornigen“ Vorbereitungen auf dem Rad sitze und in die weite Welt hinausrolle. Ich bin froh dass ich mich um das Jetzt (und die Wunde) gekümmert habe, und dem Tourstart erstmal gelassen entgegenblicke statt zu hetzen.
Hallo Norman,
ich seh das anders als du. Dass hinter den Dornbüschen paradiesische Plätze warten, kann man so sehen, das verstehe ich. Aber ist es WIRKLICH das Paradies? Ich sage nein. Ich sage, es sind Verlockungen, die vielleicht so aussehen wie wir uns das Paradies vorstellen. Plätze, von denen wir meinen, sie seien das Paradies.
Aber in Wirklichkeit ist das Paradies IMMER da. Jetzt. Hier. Und während wir mit dem Dornbusch kämpfen, verpassen wir es.
Das, was uns vom Paradies (oder auch von der Liebe) hier und jetzt, trennt, das sind wir selbst. Wir lassen uns nichts aufs Jetzt ein. Selbst wenn wir hinter einem Dornbusch an einen paradiesischen Platz gelangt sind, kommen wir dort nicht wirklich an, sondern denken schon wieder an etwas anderes. Wir wollen nicht fühlen. Weil da Schmerzen sind, seelische Wunden, die wir seit frühen Kindheitstagen mit uns ungeheilt herumschleppen. Wir fühlen nicht, wir flüchten weg vom Jetzt. Und so trennen wir uns nicht nur von unserem Schmerz, sondern auch von der Liebe.
Aber wir brauchen Liebe.
Daher suchen wir Ersatz. Sind geradezu süchtig. Nach allen möglichen Ersatzdrogen. Wir suchen. Zum Beispiel diese paradiesischen Plätze hinter den Dornbüschen. Aber wir finden nie, wir kommen nie an. Finden und Ankommen könnten wir nur im Hier und Jetzt.
Dass wir meinen, wir müssten Dornbüsche in Kauf nehmen (=Kosten), damit es uns später gut geht (=Nutzen), ist zu eng gedacht. In einer gewissen engen Logik mag das stimmen. Aber nur, wenn man diese paradiesischen Plätze hinter den Dornbüschen (diese Kicks und diese Rauschzustände) als das höchste sieht, was man erleben kann. Wenn man noch nicht mit wachem und unbetäubtem Geiste erlebt hat, was das wahre Paradies im Hier und Jetzt ist.
„Es gibt nichts besseres was wir für unsere Zukunft tun können als uns um den gegenwärtigen Moment zu kümmern“ (Thich Nhat Hanh)
Gruß
Timm
Tolle Gedanken! Eine bereichernde Erweiterung zum ursprünglichen Artikel, regt zum Nachdenken an, dieses Jetzt nicht dauernd zu entfliehen sondern wahrnehmen!
Liebe Grüße
Hallo Timm,
ich bin ganz deiner Meinung. So toll zu lesen, das Jemand schreibt, was man schon lange denkt. Danke.
Ich hab aber stets ein heftiges Problem, das mich trotz meiner eigentlichen Haltung, meinem Wissen, vom erfüllteren Leben abhält. Angst vor den Gefühlen im Hier und Jetzt und dem, was sie von mir fordern, an Veränderung. Manchmal denke, ich, wenn ich es nicht wagen kann, sterbe ich eines Tages an den Unfällen, Drogen und Dornen oder aber bin verdonnert so „fast tot“ vor mich hin zu siechen, wie oft. Und doch fehlt mir oft der Mut. Ich frage mich, wieso habe ich solche Angst und wie finde ich den Mut?
Hast du einen Topp für mich.
Hallo Kate, es scheint, du denkst recht viel. Ich glaube es ist nicht die Angst, die dir zusetzt. Angst wird es immer geben und trotzdem sind wir mehr oder weniger zufrieden. Ich glaube du verweigert dich der Angst. Und das kann weh tun.
LG Richard