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Ich wollte gern glauben, dass das Leben wie Hollywood ist. Erfolg über Nacht. Entdeckt werden und auf einmal groß rauskommen mit der eigenen Kunst oder dem eigenen Unternehmen. Oder einfach eines Morgens aufwachen und plötzlich Prinzessin sein. Oder muskulös. Oder eine muskulöse Prinzessin.

Aber der Urknall kommt nicht, oder nur ungefähr so oft wie der Millionengewinn im Lotto. Das Geheimrezept gibt’s nicht. Die Realität: Der-Über-Nacht-Erfolg braucht tausend Nächte Arbeit.

Erfolg ist eine Frage täglicher kleiner Schritte – guter Gewohnheiten also, die uns jeden Tag ein paar Zentimeter näher ans Ziel bringen. Weil gute Gewohnheiten aber auch nicht mit einem Fingerschnips kommen und bleiben, können wir hilfreiche Strategien dafür gut gebrauchen.

Ein kleiner Angestellter in der Provinz mit großen Träumen

Vom Blogger James Clear habe ich die Büroklammer-Technik gelernt. Clear wiederrum hat sie von einem Broker namens Trent Dyrsmid. Der war 1993 gerade 23 Jahre alt und hatte seinen ersten Job angetreten in einer Bank mitten im Nirgendwo Canadas, jenseits der Metropolen, in denen die großen Business-Brötchen gebacken wurden. Ahnung vom Geschäft? Hatte Dyrsmid kaum. Kontakte? Auch nicht. Und sonst? Nicht viel. Aber? Einen großen Traum, den hatte er schon. Er wollte erfolgreich werden.

Trotz der wenig versprechenden Ausgangslage hatte der junge Mann innerhalb von 18 Monaten 5 Millionen Dollar umgesetzt, und kurze Zeit später warb ihn eine renommierte Bank an, als 24-Jähriger verdiente er nun 200.000 Dollar.

Von Banken und Bankern kann man nun halten, was man will. Wie Dyrsmid es geschafft hat ist aber auf alle Fälle interessant – und kann uns bei unseren eigenen Zielen sehr helfen.

Also, was hat er getan?

Die Büro-Klammer-Technik

Dyrsmid kam schnell auf den Trichter, dass er schon irgendwie vorankäme, wenn er nur mit genügend potenziellen Kunden sprechen würde.

Er erklärt:

„Jeden Morgen um 8 Uhr stellte ich zwei Becher auf meinen Schreibtisch. Ich begann mit 120 Büroklammern in dem einen Becher. Für jeden Anruf nahm ich eine Büroklammer aus diesem Becher und warf sie in einen zweiten Becher. Dann rief ich so lange Leute an, bis alle Klammern in dem zweiten Becher waren.

Während meine Kollegen Börsennachrichten und Analysten checkten, die Zeitung lasen oder am Wasserspender plauderten, konzentrierte ich mich auf meine einzige Aufgabe: Die Klammern vom einen Becher in den anderen zu bekommen. Wenn Nachrichten wirklich wichtig waren, erreichten sie mich auch so.“

120 Anrufe. Einer nach dem anderen. Jeden Tag. Wieder und wieder.

Mit tausend kleinen Schläge wird das Eisen geschmiedet, und das Glück auch.

Dieser Technik, sagt er, verdankt er seinen Erfolg. Und ich denke, sie kann auch uns gute Dienste erweisen.

Was sie so wirkungsvoll macht:

  1. Sie zeigt uns, was wirklich zählt. Schwammige „Ich-sollte-heute-wirklich-mal“-Vorstellungen weichen etwas Konkretem. Mit dem Becher auf dem Tisch lügt es sich viel schwerer in die eigene Tasche. Mails-Checken macht den Becher eben nicht voll.
  2. Sie hält uns die kleinen Schritt-für-Schritt Erfolge vor Augen, gibt uns kurzfristiges Feedback, das uns bei der Stange halten kann, auf eine gute Weise sogar süchtig macht.

Probier’s aus, wenn Du magst.

Du willst Dein Geschäft aufbauen? Wie wär’s mit zehn Emails an mögliche Kunden am Tag, zehn Klammern vom einen in den anderen Becher, für jede gesendete Mail eine Klammer.

Fitter werden? Dreimal täglich 10 Liegestütze / Kniebeugen / Situps, könnten es bringen.

Mehr Wasser trinken? Was hältst Du von acht Gläsern am Tag.

Blogger werden? Wie wär’s mit täglich drei Absätzen Text.

Müssen natürlich keine Büroklammern sein (Verletzungsgefahr! – ich steche mir damit immer aus Versehen ins Auge). Pfiffige kleine Murmeln oder schwungvoll-motivierend geschnittene Zehennägel tun’s auch.

Mehr dazu im myMONK-Buch 12 Gewohnheiten, die Dein Leben verändern sowie unter Der Akrasia-Effekt: Warum wir so oft nicht tun, was wir uns vornehmen.

Photo: Dean Hochman