Jährlich kehren tausende Deutsche zur Auszeit in ein Kloster ein. FOCUS-Redakteur Gregor Dolak hat’s ausprobiert. In der Benediktinerabtei Plankstetten.
Ein Auszug:
Als die Glocke zum Ende läutet, gehen die übrigen Ich-Sucher zum Frühstück in den Speisesaal der Abtei. Und ich: gehe noch mal schlafen. Eine steinerne Müdigkeit hat mich erfasst, seit ich dieses irdische Gut Gottes betreten habe. Mein schlechtes Gewissen deshalb beruhigt später der Abt: „Die meisten nutzen die Zeit zwischen den Bet-Stunden, um sich hinzulegen. Genau das brauchen ihr Körper und Geist ja.“ Also: Schlafe ich ohne Reue.
Hier geht’s zum FOCUS-Artikel.
Die Erfahrungen von Gregor zeigen: auch ins Kloster nehmen wir uns selbst mit. Da könnte man noch so minimalistisch einpacken, die Schuldgefühle schleichen sich dennoch in den Reisekoffer. Und das schlechte Gewissen, das ihn plagt, weil er nicht ab 03:00 Uhr morgens betet wie ein Berserker, ist nichts anderes als das schlechte Gewissen, das er vermutlich hat, wenn er tagsüber eine Pause machen, am Feierabend sein Handy ausschalten oder einfach mal ein paar Tage unproduktiv sein will.
Du bist auch dann genauso wertvoll, wenn Du nichts tust. Permanentes “Ora et labora”, also Arbeiten und / oder Beten, ist nicht unbedingt die Lösung, denn auch Beten kann zur Arbeit werden, und dann ist man in der Mönchskutte nichts anderes als im maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug.
Glücklicherweise scheinen das die Mönche der Abtei Plankstetten ähnlich zu sehen, weshalb sie Gregor dabei helfen, sich schuldfrei zu fühlen, wenn er seinem Geist und seinem Körper Ruhe gönnt. Und an dieser Stelle erst wird aus dem Klosteraufenthalt eine echte Erholung. Gregor beschreibt auch, wie er im Hof andere Auszeit-Nehmer trifft:
Einer von ihnen, ein selbständiger Architekt aus dem Raum Stuttgart, erinnert sich hier immer wieder an den Gedanken, dass er im Berufsalltag nicht fortwährend 150 Prozent bringen muss, sondern auch mal 80 Prozent Leistung ausreichen. Um nicht auszubrennen. Abt Beda meint: „Die Leute finden hier zu einer Stabilität zurück, die ihnen in ihrem hektischen Leben oft fremd wird.“