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Da sitzt Du also, am Ziel Deiner Träume. Du bist am Ende. Angekommen. Genug Geld auf der Kante, Du musst nie wieder einen Finger krumm machen. Feiner Sand unter den Füßen, täglichen Sex on the beach in der Hand und auch sonst, eine Bucht vor Augen, ein Surfbrett neben Dir, die Sonne über Dir, jeden verdammten Tag.

Wie fühlt sich das an, wie stellt sich das vor? Traumhaft, albtraumhaft, höllisch?

Schauen wir uns mal diesen Mann an, der erst vor ein paar Stunden gestorben ist (in der Akte steht etwas von Herzinfarkt während eines Meetings, er war ein strebsamer Mann mit dem großen Traum vom Aussteigen und davon, die Seele so tief baumeln lassen zu können, bis sie fast auf dem Boden schleift).

Nachdem der Mann gestorben war, fand er sich an einem wunderschönen Ort wieder. Ein anderer Mann in edler Kleidung kam auf ihn zu und sagte:

„Ich stehe zu Ihrer Verfügung. Sie können alles haben, was Sie sich wünschen – alle erdenklichen Speisen und alle Besitztümer.“

Der Mann freute sich und genoss die leckersten Speisen und all seinen neuen Besitz.

Nach einiger Zeit wurde es ihm langweilig und er rief den Mann in der edlen Kleidung zu sich.

„Ich mag nichts Neues besitzen und ich mag auch nicht mehr essen. Ich brauche eine Aufgabe. Sag, welche Arbeit kannst du mir geben?“

Da schüttelte der andere langsam den Kopf und sprach: „Es tut mir leid, aber diesen Wunsch kann ich Ihnen nicht erfüllen, denn es gibt hier keine Arbeit für Sie.“

Darauf rief der Mann: „Aber was soll ich denn tun? Ebenso gut könnte ich in der Hölle schmoren!“

Der andere antwortete leise: „Was glauben Sie, wo Sie hier sind?!“

(Nach Margret Stevens, leicht geändert, Gefunden bei: Jürgen Götz)

Ich glaube, so geht’s vielen. Mir würde es auch so gehen. Und im ganz Kleinen – ohne Sand, Surfbrett, Bucht und Dauersonne – ging’s mir auch schon manchmal so. So ohne Job, größtenteils ohne Termine. Nicht das ich auch nur annähernd ausgesorgt hätte, davon bin ich weit, weit entfernt. Aber: ich kann blau machen, wann ich will. Das klang sehr verlockend in meinen Ohren, als ich noch Angestellter war, und ich würde auch nie wieder ins Hamsterrad zurückspringen wollen. Doch bringt es neue Herausforderungen mit sich. Will man sich in dieser Bucht, von der die Rede war, nicht vor lauter Langeweile und Leere totsaufen, braucht man irgendeine Aufgabe – und die Selbstdisziplin, sich ihrer anzunehmen.

Das, wovon so viele von uns regelmäßig träumen … endlich in Ruhe gelassen zu werden, nichts zu tun zu haben, der große Traum vom Aussteigen und Amstrandrumhängen eben … der entpuppt sich bald als Hinterhalt, in dem die Seele und die Lebensfreude restlos aufgefressen werden von einer allmächtigen Öde, die schon so manchen um den Verstand und um die Ecke gebracht hat.

 

Photo: Manuela de Pretis