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In unserer westlichen Welt und auch gerade im Umfeld von Persönlichkeitsentwicklung gibt’s oft die Erwartung, dass das Leben eine Gerade ist, die möglichst immer bergauf gehen sollte.

Umsätze sollen wachsen, Quartal für Quartal, Jahr für Jahr, das Einkommen, die Länge unseres beeindruckenden Jobtitels – Senior Executive Autorität für Kaffee und Kopie. Unsere ganzen Erfolge, unsere Fitness natürlich auch, scheißegal, dass wir älter werden, man muss auch – und vor allem! – ab 80 den Sixpack seines Lebens haben, machen ja manche vor im Fernsehen. Warum auch nicht, 80 soll doch das neue 20 sein (weshalb ich mir in der U-Bahn vor einer Weile angewöhnt hab, ältere Leute zu bitten, mir den Platz frei zu machen).

Verglichen mit diesem Bild, mit dieser Gerade, ist die Realität – zumindest in meinem Fall – nicht unbedingt immer so cool.

Mich fällt diese Sicht auch oft an und dann bin ich sehr unzufrieden mit mir und wie manches so läuft. Damit, dass es nicht schnell genug bergauf geht oder sogar mal bergab. Dass mir die Sonne nicht 24 Stunden am Tag direkt ins Gesicht scheint.

Die Natur (der Dinge) vergessen

Ich weiß nicht genau, womit das anfing und warum, vielleicht sollte das die Arbeitsmoral stärken, um Unternehmen reicher zu machen, dieser Traum vom ununterbrochenen WACHSTUM ohne Pause und persönlichen ERFOLG ohne Grenzen.

Natürlich scheint mir das allerdings nicht zu sein.

Wir vergessen das, weil unser Leben heute in Boxen stattfindet, in viereckigen Wohnungen und Häusern und Autos und Büros und Fitnessstudios, und weil „Natur“ für uns schon ist, im Freibad n halben Quadratmeter zertrampelte Wiese unter uns zu haben, und weil das Essen aus der Dose kommt, schön portioniert, als würde ein mystisches großes Dosentier alles problemlos in die Supermarkt-Regale kacken.

Doch es gibt die Natur noch und wir sind ein Teil davon, auch, wenn wir uns abzukapseln versuchen. Und alles im Universum wird geboren, altert, stirbt und alles hat seine Zeit.

Mehr als eine Jahreszeit

Es gibt nicht nur eine einzige Jahreszeit, sondern vier und nicht in jeder davon geht’s nur immer weiter bergauf an allen Stellen.

Und vielleicht ist das auch okay so, vielleicht wird nur immer wieder Platz fürs Durchatmen und anschließend für Neues.

Warum sollte es mit uns und unserem Leben anders sein als mit allen Bakterien, Bäumen, Blumen, Tieren, Planeten, Sonnen … warum sollten nicht auch wir unterschiedliche Jahreszeiten haben, die unterschiedliche Voraussetzungen haben und unterschiedliches von uns verlangen?

In der Vergangenheit hab ich so oft versucht, Spargel im Winter aus dem eisigen Boden zu ziehen. Natürlich nur im übertragenen Sinn, wenn Du mich und myMONK und den Podcast ein bisschen kennst, weißt Du, dass ich dafür viel zu faul wäre, egal zu welcher Jahreszeit.

Übertragen heißt hier: Ich hab in Abschnitten meines Lebens versucht, zu „powern“ und „Gas zu geben“ und gigantische berufliche Ziele zu erreichen, obwohl ich gerade einfach wenig Kraft hatte, wenig Kraft dafür. Weil ich mich erst mal wieder erholen oder einen fetten Rückschlag verdauen und verarbeiten musste.

Und das war, als würde ich gegen eine Wand rennen, oder ich bin immer ausgerutscht, wenn ich mich zu sehr beeilt hab, weil’s so glatt war in diesem Winter meines Lebens. Hab mich angestrengt, gegen alle inneren und äußeren Widerstände, und es hat nichts gebracht.

Dann war ich enttäuscht davon, von mir und von den vermeintlichen lausigen Ergebnissen, während andere Leute rechts und links an mir vorbeigezogen sind, als wären da draußen alle außer mir wie Chuck Norris, der sogar schneller stehen kann als ich laufen.

Nur, dass die eben gerade Frühling hatten oder Sommer – und es damit überhaupt keinen Vergleich gibt und damit auch kein „Vorbeiziehen“ von irgendwem, weil wir nicht alle auf derselben Strecke reisen.

Anstrengung hat ihre Zeit und Nicht-Anstrengung hat ihre Zeit

Eine Birke zum Beispiel (oder was weiß ich was es so für Bäume gibt), die bricht sich auch keinen Ast ab, indem sie versucht, rund ums Jahr in voller Pracht dazustehen.

Dasselbe gilt für unser Liebesleben. Klar wär’s in unserer Vorstellung vielleicht manchmal toll, wenn wir von Tag zu Tag mehr Liebe, Verliebtheit und Leidenschaft erfahren würden, wenn Amor uns täglich mit Pfeilen bombardieren würde.

Und klar ist es enttäuschend, wenn wir mit so einer Erwartungshaltung auf die Realität treffen und das kein besonders schönes Date ist. Sondern eher so, wie wenn wir die Frau zum ersten Mal treffen, die bei Tinder echt gut rüberkam … nur dass das Foto 15 Jahre und 55 Kilo alt ist und mit der Realität inzwischen wenig gemeinsam hat.

Nur könnte doch sein, dass auch Single-Sein und Partnerschaft jeweils ihre Zeit haben. Vielleicht ist Dein Liebesleben ein Igel oder ein Bär, der gerade Winterschlaf hält, einfach, weil auch das dazugehört.

Dasselbe gilt, wenn Du gerade irgendwie das Gefühl hast, dazwischen zu hängen, wenn das Alte verblüht ist und Du noch keine Ahnung hast, was an seine Stelle treten soll. Wenn Du gefühlt auf der Stelle trittst ohne Idee, ohne klares Ziel vor Augen oder ohne eine Vision und überlegst und nachdenkst und Ziele-Workshops machst und verdammt noch mal sofort Klarheit haben willst.

Die Klarheit wird kommen, nur kommt sie eben nicht immer sofort, wenn wir sie rufen, vielleicht muss sie irgendwo in unserem Inneren erst noch reifen.
Und vielleicht ist das Leben, jetzt wie’s bei Dir ist, okay, auch mit den Unsicherheiten, wie’s weitergehen soll.

Nichts bleibt immer gleich, alles ist im Fluss und der Fluss ist mal breit und mal schmal, mal kräftig und mal eher wie ein Bach.

Ich glaube, wir können den Fluss und die Jahreszeiten nicht immer unserem Willen oder unseren Wünschen unterwerfen.

Was wir aber tun können, ist sie anzuerkennen und im Einklang mit ihnen handeln.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Podcast mit dem Titel „Die 4 Jahreszeiten Deines Lebens“. Im Rest dieser Folge lernst Du die 4 Jahreszeiten Deines Lebens kennen und kannst einordnen, wo Du Dich gerade befindest:

Photo: Seasons von Pagina / Shutterstock