Teile diesen Beitrag "Ängste und Hypnosen – Interview mit Kevin Rasch"
Wann sind Sie zum ersten Mal mit Hypnose bewusst in Berührung gekommen?
Als ich mir mit 16 Jahren ein Hypnose-Buch zur Selbsthilfe kaufte. Abgeschreckt von den Warnungen anderer, „dies ist gefährlich“, legte ich es für einige Jahre bei Seite. Erst als ich, glücklicherweise auf einen, aus meiner Sicht, der besten Hypnotiseure Deutschlands stieß und bei ihm Hypnose lernte, wurde Hypnose für mich mehr als ein Werkzeug, ein Lebensweg…
Wann haben Sie sich entschieden, als Hypnotiseur zu arbeiten und davon auch zu leben?
Nachdem sowohl im privaten Umfeld, als auch während meinen Ausbildungen die Erfolge zunahmen und ich mir sicher sein konnte, meinen zukünftigen Kunden gezielt und nachhaltig helfen zu können. Denn ich wusste, nur wenn meine Kunden zufrieden sind, habe ich eine Chance, davon auch leben zu können.
Gab es Hindernisse auf Ihrem Weg zum erfolgreichen selbstständigen Hypnotiseur? Wenn ja, was hat Ihnen geholfen, diese zu meistern?
Aufgrund der mittlerweile gesellschaftlichen Akzeptanz der Hypnose, war das Interesse meiner Kunden von Anfang an gegeben. Gerade deshalb war es für mich wichtig, mich öffentlich zu zeigen, z.B. in Vorträgen und auf Messen. Viele Kunden können sich wenig unter Hypnose vorstellen, wissen nicht, wie und wieso sie funktioniert. Deshalb räume ich jedem Kunden ein, mich kostenlos kennenzulernen und alle Fragen zuvor geklärt zu bekommen, um unnötige Ängste abzubauen und Vertrauen zu schaffen.
Wie entstehen Ängste, die der Realität kaum standhalten können – die wenigsten Flugzeuge stürzen ja wirklich ab?
Jede Angst ist vollkommen logisch, wenn Sie verstehen, wann diese entstand. Viele Menschen bemerken Ängste erst im Erwachsenenalter, dann wenn es einen Auslöser dafür gibt. Doch die dahinter stehenden Gefühle (Hilflosigkeit, nicht weg können,…) entstanden schon viel früher im Leben. Manche Male sind dies wirklich frühkindliche Erfahrungen, wie „im Keller eingesperrt wurden sein“, manches Mal „einfach“ nur Befürchtungen eines Kindes „sich nicht helfen zu können“, bspw. wenn es von der Leiter herunterfallen würde (was schon oft genug der Ursprung einer Höhenangst war). Und genau in diesen Situationen hatte die Angst einen konkreten Sinn, eine Bedeutung und Logik. Später können wir diese oft nicht mehr erkennen, bzw. wissen eigentlich gar nicht genau, warum wir in speziellen Situationen Angst haben. Doch unser Unterbewusstsein vergisst nie, es gleicht jede Situation (und vermeintliche Gefahr) mit dem jemals Erlebten (oder Befürchteten) ab. Genau das ist der Grund, warum manche Menschen Gefahren akzeptieren (und sich z.B. aufs Fliegen freuen) können und manche sich mit allen (unterbewussten) Mitteln davor schützen. Das hat dann nichts mehr mit dem Flugzeug, der Höhe, der Spinne,… zu tun, sondern vielmehr mit den damit verbundenen Gefühlen.
Dazu ein kleines Fallbeispiel, um es anhand von (bei uns) harmlosen Spinnen zu verdeutlichen: Eine Kundin kam mit der Angst vor Spinnen zu mir, während der Hypnose stellte sich heraus, dass ihre Mutter schon vor ihrer Geburt Angst vor Spinnen hatte. Die heute erwachsene Frau erlebte diese Angst im Mutterleib und hatte Panik „aufgefressen“ zu werden, sich nicht helfen zu können,… Als sie dies verstanden, die neuen Möglichkeiten damit heute anders umzugehen bewusst erlebte, konnte sie seitdem Spinnen gelassen begegnen.
Nicht jede Angst hat so früh ihren Ursprung, doch auch spätere Erfahrungen im Leben prägten uns nachhaltig.
Was genau passiert bei der Hypnose – werden alte Ängste „gelöscht“, „überschrieben“, „verdrängt“ oder etwas ganz anderes?
Im ersten Schritt finde ich mit meinen Kunden heraus, wann dieses Gefühl der Angst entstand. Dies gelingt Ihnen in einem „gewissen“ Zustand der Entspannung ganz leicht. Dort können Sie sich erinnern, wovor Sie eigentlich Angst hatten, was für Gefühle es sind (Hilflosigkeit, allein gelassen sein,…). Sobald diese Gefühle aufgedeckt sind, können sie durch geeignete neue Gefühle (Vertrauen, Gelassenheit,…) und Verhaltensweisen ersetzt werden. Zum einen durch das bewusste Erleben der neuen Handlungsmöglichkeiten, zum anderen über unterbewusste Strategien (gelassen bleiben, sich selbst vertrauen, Möglichkeiten entdecken,…), die automatisch wirken.
Damit sind Ängste nicht sofort „aufgelöst“, jedoch werden Sie in den entsprechenden Situationen auf ganz neue Art und Weise erleben und handeln können.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Ich hatte einen Kunden bei mir, der Prüfungsangst hatte. Es war die Angst seine Eltern zu enttäuschen, den Erwartungen nicht gerecht zu werden und im letzten Schritt alleine dazustehen, die ihn immer wieder zweifeln ließ. Nachdem er dies erkannte und unterbewusst lernte, dass er auch Enttäuschungen akzeptieren, alleine klar kommen wird und es besser ist, sich auf sein Ziel, als auf das zu konzentrieren, was er nicht möchte, „verschwand“ die Angst.
Dabei geht es weniger um das rationale Verstehen, dies ist Vielen schon lange vor der Hypnose bewusst, sondern vielmehr um das emotionale (unterbewusste) „Verstehen“ in den entsprechenden Situationen.
Wie viele Sitzungen braucht es, eine Angst loszuwerden, und was kostet eine Sitzung?
In der Regel reicht eine Hypnose aus, um die unterbewussten Prozesse in Gang zu setzen, die dazu führen werden, dass die Angst sich nach und nach „auflöst“. Manchmal kann eine weitere Hypnose notwendig werden, wenn das ein oder andere Gefühl noch nicht überwunden wurde. Aus diesem Grund biete ich diese zwei Sitzungen zusammen für 250 Euro an, damit meine Kunden ihr Ziel auch erreichen.
Funktioniert Hypnose auch mit dem geschriebenen Wort – und stimmt es, dass Suggestionen mit der deutschen Sprache etwas schwieriger sind als mit der englischen?
Auch geschriebene Worte (Geschichten, Metaphern, Gleichnisse,…) können Gefühle wecken und unterbewusste Prozesse in Gang setzen. Viele Beispiele finden Sie dazu in der Literatur. Ein wichtiger Teil der Hypnose ist jedoch die Stimme, die Art der Sprache, die Betonung, die Intensität des gesprochenen Wortes, u.v.m. – all dies wirkt verstärkend und teilweise richtungsweisend. Die deutsche Sprache bietet unzählige Möglichkeiten sowohl über den Inhalt, als auch über die Struktur, dem Unterbewusstsein Inhalte zu vermitteln, sodass ich gerne aufs Englische verzichte. Wenn Sie nur diesen Satz lesen: „Und mal an ein richtig gutes Gefühl denken, dass Ihren ganzen Körper erfüllte und Sie mehr davon wollten, während Ihr Unterbewusstsein dies für Sie verstärken kann, Atemzug für Atemzug…“ können Sie vielleicht schon jetzt eine gewisse Veränderung feststellen, die allein durch ein paar Worte ausgelöst, Ihre Gefühle weiterhin verbessern kann.
Wo können die Leser mehr über Sie und Ihre Arbeit erfahren?
Sie finden mich in meiner Praxis in Hamburg (www.hamburger-hypnose.de) und in der Nähe von Magdeburg (www.kevinrasch.com).
Herzlichen Dank!