Teile diesen Beitrag "Kampfansage: Liebe Sorge um die Meinung der Anderen"
Bewusst auf die Regeln zu scheißen
Und sich seinen Frust von der Seele zu schreibenWildwasserwörterfluss
Einzige Mukke, wo man das, was man sagt, auch verkörpern muss– Max Herre feat. Afrob („Rap ist“)
Liebe Sorge um die Meinung der Anderen,
mein Geduldsfaden wurde dünner und dünner, was Dich angeht, und ich fand Dich dümmer und dümmer und mich auch, dafür, dass ich noch immer so fest an Dir hing wie mein Geduldsfaden an irgendwelchen falsch verdrahteten Gehirnzellen.
Wie viele Jahre habe ich Dir geopfert. Dir, der Sorge darum, was die Anderen wohl über mich denken mögen. Zerfleischt habe ich mich wegen Dir und verstellt und versteckt und ich könnte durchdrehen, wenn ich mir das alles überlege.
Du hast mich Sommer meiner Jugend gekostet, in denen ich mich zu dünn fühlte, um an Badeseen rumzuhängen oder wenigstens kurze Klamotten zu tragen. Wochen, in denen ich mich wegen irgendwelcher Zwangsveranstaltungen grämte und hoffte, bis dahin wären ein paar Pickel weniger im Gesicht oder Millimeter mehr an den abgekauten Fingernägeln. Momente, Tage, Zeitalter in Sorge und Scham.
Oder im Studium, als ich mich lieber allein in die letzte Reihe setzte, als mich zu zeigen und unters Volk zu mischen, mit dem ich vielleicht eine gute Zeit hätte haben können.
Du hast mich in einen Job getrieben, den ich nur machte, weil man sich nach dem Studium eben einen Job sucht und die verpestete Anerkennung derer, die oft genauso von Dir gesteuert werden.
Du bist das Schlimmste, was mir je passiert ist. Und das werde ich Dir nicht so schnell verzeihen, und deswegen gibt es diesen Text und irgendwie auch myMONK im Ganzen. Weil ich mich gemeinsam mit jedem, der mitmachen will, noch weiter von Dir befreien will. Der Kampf hat gerade erst begonnen.
Ich werde Dinge tun, die nicht normal sind, wenn ich sie tun will, wie laut zu pfeifen auf einer überlaufenen Straße, pfeifen auf Dich, ich werde machen, wonach mir ist, und nicht, wovon ich denke, die Anderen würden es gut finden, mich gut finden. Ich werde mich kleiden, wie ich Bock drauf hab an diesem Tag, scheißegal, wo ich unterwegs sein werde. Ich werde mir keine Dinge anschaffen, um zu gefallen, und keine Dinge wegwerfen, um zu gefallen. Ich werde die Entscheidungen treffen, die für mich gut sind und mir am Herzen liegen, ganz gleich was die anderen tun, sagen, denken mögen.
Ich werde meine eigene Meinung über mich an der ersten Stelle halten, und Dich weiter und weiter und weiter ins Nichts drängen.
Tim
Photo: Zach Dischner
Einfach Spitze Tim, genau dieses tue ich Jetzt auch….. Fantastisch in Worte gefasst…. Es bereichert mich immer wieder, wenn ich etwas von dir lese 😉 Mein Herz jubelt vor Freude und Ich weiß nun immer mehr, dass ich auf dem richtigen Weg für mich bin . 😀
Hi Moni, dankeschön! :)) Ich freu mich, dass Dir die Texte so gut gefallen – und natürlich auch darüber, dass Du auf DEINEM Weg bist. LG Tim
super text – wie immer, lieber tim!! nur die letzten beiden sätze haben mich zum nachdenken gebracht! denn das problem dabei ist, dass jene menschen, die von der sorge um die meinung anderer getrieben sind, keine eigene meinung über das wohlbefinden haben. sie sind im Zweifel, was sie wollen und wissen nicht, was ihnen guttut! darum hängen sie ja so an der meinung anderer, weil sie selber unsicher über ihre meinung und über sich selbst sind! daher reflektieren sie die umgebung, und messen so ihre wertigkeit und merken gar nicht, dass sie nicht authentisch sind. ja, es ist für manche schwer, zu wissen was man will und was einem gut tut und dann auch noch das zu leben!
Hi Brigitte, da haste Recht! Es sind eigentlich zwei Herausforderungen, die ineinandergreifen: wissen, was einem gut tut – aber das allein reicht noch nicht – und es auch tun, egal was „die Anderen“ darüber denken oder sagen mögen. In meinem Fall war’s so: ich wusste, dass es mir nicht gut tut, mich von der Meinung Anderer abhängig zu machen und permanent darüber nachzudenken … und doch konnte ich mich lange, lange Zeit nicht lösen (und auch jetzt bin ich noch auf dem Weg). LG Tim
Schwierig wird es dann, wenn man nicht mehr weiß, ob man „etwas“, egal ob Ding, Zustand, Verhalten oder was auch immer, wirklich selbst will oder ob man es wegen der anderen will, um ihnen zu gefallen. Womit man wieder bei der Kernfrage angelangt ist, ohne deren Beantwortung doch kein Vorankommen möglich ist: „Was wünsche ich mir vom Leben, was kann ich tun, um es zu verwirklichen?“
Erst wenn man diese Antwort habe, kann man doch wirklich aktiv etwas für mein Vorankommen tun. Bis dahin weiß ich nur, was ich alles NICHT will.
Hallo lieber Tim 🙂
Deine Artikel finde ich immer sehr interessant und oft auch treffend. Ich bin gerade auch auf dem Weg, mich von den Meinungen anderer zu lösen. Es erfordert viel Mut und Selbstbewusstsein-bei mir ist das jedenfalls so,denn ich werde immer wieder irgendwie von meinem Weg gebracht.
Mir geht es genau wie dir: Mir ist zwar bewusst, dass es mir nicht gut tut, ständig darüber nach zu denken, was andere über mich denken, doch ich kann es manchmal kaum abstellen. Es ist etwas, das man meiner Meinung nach ständig trainieren muss, wie einen Muskel, sonst geht es verloren. Aber ich bin auf einem guten Weg. Das Gefühl, wenn du endlich einsiehst, dass es egal ist, was andere von dir denken ist voller Freiheit und Unabhängigkeit- es ist einfach schön und ich empfehle es jedem zu tun: sich einfach von den UNNÖTIGEN Gedanken zu befreien…
Vielen Dank für deine hilfreichen Artikel, lieber Tim! Ich wünsche dir noch viel Erfolg auf deinem Weg 🙂
Liebe Grüße
Hey liebe Anna,
danke Dir! Dann lasst uns einfach gemeinsam durchschreiten durchs Tal der sinnlosen Sorgen in die Freiheit. 🙂
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Tim
Lieber Tim,
Auch wenn ich den Text gut verstehe, möchte ich Dir gern sagen, dass das was Du beschreibst, ein Teil von Dir ist, der dich damals nur beschützen wollte und es mit seiner Übervorsichtigkeit übertrieben hat. Sei nicht wütend, sondern verzeihe ihm, dass er,Dich drangsaliert hat und bitte ihn höflich aber bestimmt gehen. Verzeihe Dir, dass Du auf ihn zu lange gehört hast. Das weiß ich, weil auch ich diesen Teil kenne. Ich habe die Erfahrung gemacht., dass es sich nicht so gut ist ihm Streit mit ihm zu scheiden, denn er gehört ja irgendwie zu mir. Es ist eher wie wenn man zu Hause auszieht und beginnt auf eigenen Füßen zu stehen. Irgendwann passt es einfach nicht mehr, nicht mehr bei den Eltern zu wohnen. Und so ist es mit der Abhängigkeit von der Meinung anderer auch. Ganz am Anfang war Sie nützlich, damit ich Erfahrungen sammeln und lernen konnte.
Grüße
Chris
Hi Chris,
vielen Dank für Deine Zeilen. Der Text war eine Momentaufnahme, entstanden, während ich wutgeladene Musik gehört habe :). Das ist ein wichtiger Punkt, den Du ansprichst, und Du hast sicherlich recht damit, dass dieser Teil von mir nur mein Bestes wollte und eine Versöhnung mehr als angemessen ist. Ich glaube auch, dass ich ein großes Stück der Versöhnung bereits geschafft habe – aber ein Rest ist offensichtlich noch unversöhnt, und der hat sich Bahn gebrochen (was ich wiederum auch total in Ordnung finde).
Liebe Grüße, und Danke von Herzen – Dein Kommentar hat mir geholfen, die Sache noch ein Stück weit klarer zu sehen.
Tim
Das mit der Momentaufnahme ist ein wichtiger Punkt. Und natürlich muss man auch die Wut geschehen lassen. Denn auch die Wut ist eine Teil von Einem, die Einen ebenso schützen will.
Wenn ich mich selbst betrachte, dann finde ich es immer wieder ganz erstaunlich, wie lang es dauert bs man diese im Grunde einfachen Dingen und Erkenntnisse verinnerlicht. Findest Du nicht auch?
Auch überrascht es mich immer wieder, dass die Lösung problematischer Gefühle so unendlich schwierig zu sein scheint und man dann plötzlich doch erkennt, wie man mit sich selbst umgehen muss. Daran musste ich denken als ich Deinen Text über die Menschen gelesen habe, die ihre Träume verwirklichen und dann sagen, dass Sie das auch schon viel früher hätten machen können.
Das ist vielleicht der entscheidende Punkt: Es geht eben nicht früher. Denn all die Gram, die Krisen und die Selbstzweifel auf diesem Weg gehören dazu.
Oder wie Charlie Chaplin mal sagte: „Erst als ich mich selbst zu lieben anfing, merkte ich, dass ich dort wo ich war immer genau richtig war!“
Hi Chris,
ja, ich finde auch, dass die Selbsterkenntnis und das eigene Wachstum ein langer und harter Weg sind, und am Ende steht man dann da und so vieles schien so nahe zu liegen.
LG Tim
PS: Danke für Dein Chaplin-Zitat, hab es zum Anlass genommen, gestern das zugehörige Gedicht von ihm dazu mit einzubauen (https://mymonk.de/10-regeln-wie-du-wirklich-du-selbst-sein-kannst/)
richtig inspirierender Artikel. Ich habe mich in den letzten Jahren auch stark in diese Richtung entwickelt, und doch merke ich jeden Tag immer noch Tendenzen, Anderen gefallen zu wollen…Ich denke mal, das ist ganz natürlich und wird auch niemals komplett aufhören.
Meine Taktik ist es, es einfach zu akzeptieren, als ersten schritt..und dann trotzdem das zu tun, was ich gerade tun möchte!
Grüße Tim
Hi Tim, so seh‘ ich das auch … ohne den Schritt der Akzeptanz kommt man auch dort nicht weiter. Ich find’s grundsätzlich auch okay, wir sind soziale Lebewesen, wir brauchen einander und fühlen uns deswegen verbunden bis abhängig. Nur sollten wir nicht zuviel einstecken, nur um anderen zu gefallen. LG Tim
Mich selbst beschäftigt diese innerliche Fremdsteuerung jetzt sicher schon ein Jahr, und immer wieder ertappe ich mich dabei. Mein erster Schritt um den Kampf zu beginnen war übrigens sich von Facebook abzumelden, hilft sehr, könnt ihr mir glauben 🙂 Jetzt geht es nur noch darum nicht ständig jeden Blick bzw. jeden NICHT-Rückruf zu bewerten. Irgendwann, da bin ich mir sicher, hab ich es geschafft. Sich ständig zu fragen, warum andere sind wie sie sind, was sie denken, wie sie einen bewerten, ist reines Gift für meines (und auch jedes andere) Leben. Danke, für die vielen neuen Denkansätze und vor allen Dingen für das Gefühl als reflektierender Mensch nicht alleine zu sein 😉